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Nr. 47. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 23. April 1910. Seite 3. Auf der Tagesordnung der Sitzung am Freitag stand zunächst die nationalliberate Int.rvellatwn über das Mülheimer Eisenbahn unglück. Abg. Dr. Semler matl.) begründete die Interpellation. Man müsse sich fragen, ob alles geschehen sei, das Unglück zu ver hüten. Und in welcher Weise sollen die Betroffenen entschädigt werden? Und was könne geschehen, solche Katastrophen zu verhüten? Die Menschenkraft müsse bei der Signalgebung möglichst ausge schaltet werden. Er fürchte, daß hinter der Zurückhaltung der Ver waltung, Versuche mit geeigneten Signal- und Bremsvorrichtungen zu machen, nur Geldsorgen stehen. Präsident des Reichseisenbahn amtes wackerfapp bedauerte das tragische Ereignis. Den Be hauptungen der Presse, als ob bei der Bahnhofsanlage in Mül heim zu viel Sparsamkeil gewaltet habe, müsse entschieden entgegen getreten werden. Die An läge entspricht allen modernen Anforderungen. Eine Ueberlastung des Lokomotivführers müsse verneint werden. Versuche mit mechanischen Vorrichtungen werden seit 10 Jahren ge macht und hätten ein befriedigendes Ergebnis nicht gehabt. Die einzige Garantie liege in e nem zuverlässigen und pflichttreuen Per sonal, denn auch die mechanischen Vorrichtungen müssen letzten Endes von Menschen bedient werden. Die Entschädigungen sollen so weit als möglich erfolgen. In der Besprechung erklärte Abg. Becker- Köln (Zentr.), eine erneute Erörterung des Unfalles erübrige sich. Abg. Freiherr v. Richthofen (kons.) hielt eine Erörterung deshalb für unnötig, weil die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien. Man könne schon jetzt sagen, daß die preußische Verwaltung alles getan habe, was zu tun war. Die Interpellation gebe ihm nur Gelegenheit zu einer Sympathiekundgebung für die Opfer, und er hoffe, daß die Betroffenen reichlich entschädigt werden. Auch Abg. Eickhoff (f. V.) äußerte sich in gleichem Sinne Dagegen machte Abg. Hengsbach (Soz.) die Sparsamkeit der preußischen Verwal tung verarv wörtlich für das Unglück. Präsident tvackersapp widersprach dem entschieden. Den neum Erfindungen werde die größte Aufmerksamkeit erwiesen. Von einer übertriebenen Spar samkeit könne keine Rede sein. Abg, Aölle fn. V.) sah keinen An laß zu Vorwürfen gegen die preußische Eisenbahnverwaltung. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Sevda (Pole), Dr Paasche Mail.), Werner iRefp), Marx lZentr.) und Hengsxach (Soz.) sch oß die Besprechung und das Haus vertagte sich auf Sonnabend. aUsr Heidelberg, 23. April. Gestern morgen 5 Uhr ist in Rosenberg der Halleysche Komet in südöstlicher Richtung bei k arem Himmel mir bloßem Auge gesichtet woroen München, 22. April. (Hochwasser in Bayern.) Das Hydrotechnische Bureau veröffentlicht folgen! e Hoch- wasserwornungen: Für Südbayern und die Donau Hoch wassergefahr. Die Gewässer der Pegnitz und des Main- gebietes werden voraussichtlich mäßig steigen. Aus Traun stein wird gemeldet, daß das Hochwasser in Traunstem den unteren Stadtteil teilweise überflutet hat. Die Flut- regulierungSarbeiten sind zerstört, das Wasser steigt noch. Buch die Isar hat einen ziemlich hohen Stand erreicht. Belgrad, 22. April. (Von derUeberschwemmunng in Serbien.) Der durch die Ueberschwemmungskota- strophe angerichtet Schaden wird setz; auf 30 Millionen veranschlagt. Ein Augenzeuge telegraphiert über die Katastrophe in Kragujewcctz unter dem ersten Eindruck der Katastrophe folgendes: Ein furchtbarer, in dieser Stärke nie beachteter Regen ging hernieder Der Sturm wütete vom Mittag bsir zum Abend, ein Gewitter folgte dem anderen, Wolkenbrüche brachten wahre Wasserlawinen. Von allen Kirchen läuteten die Glocken, als kündeten sie dem Volk', unter dem eine furchtbare Panik ausgebrochen war, ein neues Gottesgericht. Au§ den Kasernen wurden Alarmschüsse abgegeben, ebenso gaben Trompeten Alarm signale auch die Fabrikpfeifen ertönten, um Hilfe her beizurufen. Ganze Straßen der Unterstadt, in der Nähe des Lepenitzaflusses, der die Ueberschwemmung hervorrief, waren in wenigen Minuten bis zu einer Höhe von zwei Metern unter Wasser gesetzt. Zahlreiche Gewölbe und Geschäfte wurden förmlich weggerissen. Militär war fortgesetzt mit Rettungsarbeiten beschäftigt, Die Nacht war furchrbar. Frauen und Kinder weinten, man flüchte.e auf die Dächer der Häuser, auf die Bäume, die Kirchtürme, und das alles im Dunkel der Nacht, nachdem die Be- leuchtungSwerke infolge der Wasserflut ihren Betrieb hatten einstellen müssen. Belgrad, 22. April. Die Flüsse im Innern des Landes führen Teile von Häusern, Leichen von Menschen und Tieren mit sich. Das Vichfulter ist in verschiedenen Gegenden vollständig vernichtet. Die Bauern flüchteten auf die Mros woZ sie die Katastrophe beobachteten. I- verschiedenen Dörfern sind große Verluste an Menschen leben zu beklagen. Auf einer Landstraße hat die Wasser flut einen großen Bauernhaufen, der vom Jahrmarkts zurückkehren wollte, überrascht und ihren Tod herbeige führt. In Kragusewactz wurden die Kranken aus dem überschwemmten Hospital gerettet, auch die Sträflinge wurden zur Nachzeil in Sicherheil gebracht. Die WeltausMung in VrUel. — -— (Nachdruck auch im Auszug verboten.) Belgien ist durch seine zentrale Lage in Europa ganz dazu geschaffen, den Völkern bei sich ein Stelldich ein zu geben. ES ist ein Land hoher geistiger Kultur und großer industrieller Entwickelung und dabei sind die Belgier augenscheinlich ein ausstellungsliebendes Volk. 1894 rief es die Völker nach Antwerpen, 1897 nach Brüs sel, 1905 nach Brüssel, 1905 nach Lüttich und in diesem Jahre wieder nach Brüssel. Die belgische Hauptstadt ist wie selten eine Stadt geschaffen, eine Weltausstellung zu beherbergen. Viele, die längere oder kürzere Zeit in Brüs sel gelebt haben, lassen sich dazu verleiten, die schöne Stadt recht häufig wisd,.r aufzusuchen oder sich gar dau ernd in ihren Mauern niederzulassen. Brüssel ist eine Stadt wahrer Lebensfreude und bildet große Genüsse welt licher und ethischer Art, es läßt sich gut in den Mauern der belgischen Hauptstadt leben, denn das Leben ist hier nicht so aufregend wie z. B. in Paris. Brüssel ist nicht berauschend, es ist die Stadt ruhiger Freude und behag lichen GenießenS, die zum Verweilen emladet Weder in ihrer Größe noch in ihren mondaiven Ausstellungen kann sich die belgische Hauptstadt mit den modernen Großstädten wie Berlin, Paris oder London vergleichen, aber die Stadt bietet viele«, reichliche geschichtliche Ueber- lieferungen der gewaltigsten Art, dis auch den Ausländer interessieren und gefangen nehmen müssen und trotz sei ner veilen mittelalterlichen engen Straßen mit schmalen Häusern und spitzen Giebeldächern bietet es doch allen Komfort der Neuzeit. Das belgische Volk ist gastfreund lich, liebenswürdig und heiter, leichtlebig, wenn auch nicht im schädlichen Uebermaße, dabei g.gen die Fremden stets höflich. Der internationale Verkehr, der über dieses Carrefour Europas sich jahraus jahrein ergießt, hat auf die Bewohner seinen Einfluß nicht verfehlt, sodaß sich Brüssel, auch was seine Einwohner anlangt, für die Aus nahme einer Weltausstellung in besonderem Maße geeig net ist. Auch hat der Besucher der Ausstellung in Brüs sel durch die für eutsche Begriffe unglaublich billigen, kurzfristigen Abonnements bei sämtlichen belgischen Bah nen Gelegenheit, dis große Handelsmetropole Antwerpen, die herrlichen Nordseebäder mit Ostende als Königin an der Spitze der schönen Ardenen aufzusuchen, was eine wohlzubeachtende Annehmlichkeit ist. Bei den ersten Vorarbeiten für die Weltausstellung machte die Wahl eines geeigneten Platzes den Veranstal tern viel Kopfzerbrechen. Schließlich aber fiel die Wohl so aus, wie sie nicht besser sein konnte. Im Südosten der Stadt, direkt an der Grenze des herrlichen Bois du Cambre, dem Bois de Boulogne Brüssels, erhebt sich heute die riesige Ausstellungsstadt. Sie umfaßt mehr als 100 Hektar; der Wald bietet ihr einen wundervollen Hinter grund. Hügel und Täler auf dem Ausstellungsgelände selbst ermöglichten es, daß sie in malerischer Weise aus gebaut wurde. Der Hauptetngang zur Ausstellung liegt an der Südwestspitze dec Geländes am Walde und eine neue großartige Avenue, die Avenue des Nations, führt von der viclgerühmten, von allen Fremden bewunderte Avenue de Louise den Champs ElyseeS Brüssels, dorthin. Wienichtan- derS zu erwarten war, haben die Belgier selbst sich den vorteilhaftesten Nlatz für ihre eigene Ausstellung vorbe- balten. Gleich links am Haupteingang erhebt sich die Halle Belgiens mit rund 70000 qm Rauminhalt, das doppelte der deutschen Abteilung. Der belgische Architekt Acker, der die belgische Abteilung errichtet hat, ist ein prunklisbenbLr Künstler. In der 200 Meter langen Fas sade der belgischen Haupthalle hat er eine nicht schlechte Renassance-Architektur mit reichem Skulptur- und Orna mentenschmuck und v elem Stuck verwirklicht. Auch die übrigen belgischen Baulichkeiten sind wahre Jndustrie- paläste. ganz im Gegensätze zu dem meist auf Ausstel lungen üblichen mehr nüchternen Jndustriehallen. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphischen Bureau. Berlin, 23. April. Der Frieden im Berliner Bauge werbe ist nunmehr geschlossen Der Verband der Bau geschäfte für Berlin und Umgegend nahm in seiner gestern im Architektenhause abgehaltenen Generalversammlung einstimmig den Schiedsspruch des Einigungsamtes des Berliner Gewerbegerichts an. Von den vier Arbeiter'' organisationen, dem Verbands der Maurer, Zimmerer, Bauhilfsarbeiter und dem christlichen Arbciterverband, lagen Erklärungen vor, daß sie ebenfalls dem Schieds spruch zugestimmt hätten. Dem Einigungsamt des Ge werbegerichts wurde heute mittag offiziell dieser Beschluß mitgeteilt. Bochum, 23. April Für den OrtSverband Gladbeck ist gestern eins Einigung im Baugewerbe zustande ge kommen. Den Arbeitern wird eine Lohnerhöhung von 5 Pf. pro Stunde gewährt. Dessau, 23 April. Hier schoß gestern ein unbekannter Mann auf den Militärposten, der am Schießstand bei der Stadt Wache hielt. Die Kugel riß dem Soldaten zwei Finger der rechten Hand fort. Von dem Täter hat man bisher keine Spur. London, 23. April. Nach einem Telegramm aus Hautau ist die Lage in Hunan kritisch. Die Zahl der Flüchtlinge aus Tschangscha wird immer größer. Eine technische Hochschule wurde in Brand gesteckt. 30 Stu denten kamen in den Flammen um. Als die Kriegs schiffe nach Tschangscha kamen, um dis Ausländer zu ret ten, tränkten die Chinesen mehrere Dschunken mit Petro leum und ließen sie brennend den Fluß herunterschwim men, um die Schiffe zu vernichten Petersburg, 23. April. Die hiesigen Blätter veröffent lichen Auszüge aus dem Bericht des Senators Grafen Pahlen über die von ihm vollzogene Revision der Be hörden in Turkestan. Die Revision ergab ein Bild völ liger Verderbnis der Behörden, welche die ministeriellen Befehle ignorierten und die Eingeborenen in schamlosester Weise bedrückten und ausnutzten. Es herrscht eine uner hörte Mißwirtschaft, Willkür und Unredlichkeit bei den Behörden bei völliger Rechtslosigkeit der Eingeborenen. Neben unzähligen Fällen von Bestechlichkeit, Erpressungen, Eigenmächtigkeit und großer Mißachtung der Gesetze sind Malversationen mit Staatsgeldern entdeckt worden. Athen, 23. April. Die kretische Nationalversammlung ist auf den 9. Mai «unberufen worden. Die Parteiblät ter sind sich trotz der türkischen Kundgebung darin einig, daß die christlichen Abgeordneten sofort bei Eröffnung den Eid im Namen des Königs von Griechenland leisten. Die kretischen Schutzmächte haben bisher in der Eides srage nicht interveniert kauptgswinne vsr ftr. S. Lanvsslotterle. 5. Klasse. — Gezogen am 21. April 1910. — Ohne Gewähr. M)00 Mark 100803. 5000 Mark 62864 100181 100972 107575. 5000 Mark 18331 19361 26455 33633 36581 40899 45090 46541 60637 62530 64421 65194 66092 72887 77377 77532 88376 104155 107560. 2000 Mark 7446 8910 18093 31499 33436 35569 52056 58933 62201 76868 78556 79269 80404 84991 85674 87823 89126 91572 93398 94311 100319 102735 106328. 1000 Mark 1233 4836 5380 7738 10093 17201 17335 20401 24397 25525 26271 26397 26873 35507 41074 41759 42290 42746 46744 52022 52058 57867 64484 67376 67700 70126 70292 74262 74303 74801 74865 76045 77655 77764 78877 80362 83230 84052 86745 88821 94306 95718 97076 99026 101482 105152 107048 108852. 500 Mart 1243 2268 2893 3218 10055 10965 11154 14414 16089 16860 26105 28796 32740 33140 33590 34636 38269 41432 41596 43787 48270 52558 53044 55451 55633 56360 57919 58274 61551 66332 70171 73875 74795 76096 78826 81560 82952 89048 90264 90407 94827 97892 98703 103265 107109 107861 108386 108597. Gezogen den 22. April 1910. 15000 Mark 44334 61699. MOO Mark 28048. 5000 Mark 25893 108695. 3000 Mark 2456 6955 17969 25452 26977 28434 31566 36299 39441 43659 44803 61689 62637 69757 71055 78015 81159 82270 92375 94291 102749 103083 103370 103981 104802 106292 106629 107614. 2000 Mark 1885 1891 3731 8963 12576 27047 34884 39489 41630 48494 50035 53225 55688 56242 57878 62616 67306 68213 71346 72835 74159 77884 78805 81988 84418 86688 93766 96224 96311 96454 108471. 100« Mark 2973 3855 4766 5368 11800 12915 15214 17251 1936:: 20119 25028 27481 30103 30925 32928 33187 34025 37261 38695 39513 39956 41206 43066 44010 44344 44433 48L92 49155 50228 53554 56152 57596 57898 63200 63689 651 U 65552 66329 68190 68498 70526 71546 75422 79485 8312! 83335 86304 89943 91421 98344 93786 106527 108603. 500 Mark 1575 3827 4047 5857 8110 9117 11107 11602 13925 14645 19035 19828 23132 23937 23991 24517 25691 27797 28960 32496 33111 34086 34227 35214 42291 48718 50468 53507 56741 59931 61829 67448 68033 72399 72693 73041 73589 74199 79256 82562 84119 88664 89642 91711 9339« 96344 101303 101331 105481 106507 108326. Alls neun! 1. 2. WolilAssekmaek 3. BM-Aksij 4. NSkömmliQkksk L. 6. 7. 8° Ksmksit 9. Hsis ckisss Vor-ÜZS vsnsiniKl in 8,eil ^Lthnsinsts lAsIrkLkkss! Ksins dlLLliLfimuns unck erst rscfitksin!ose„LUS8SW08Snsr" b/I Llrlruffss kommt i fi m ckssknl b suosi nur snnäfistnä klsiefi. Störung, Stockung 6er klutrirkulation be seitigt wein krauenpulver. Durchaus un- scdäälicd, radlreicde OLnkscbreiden. Oa- rsntiescbein siezt bei. trau 1k. sclireibt Oes neulicsi von Isinen beratene prauen- pulver var setir rnkrieäenstellenck, bitte um sokortixe Tusenckunx von rwei Scksckteln. flpotbeke fi. M1Ier, verlin 568, kwaulc- kurter ^Ilee 136. beseitigt sofort radikal „kaorelement" Vortrefflich gegen Schuppen zur Be förderung des Haarwuchses, ä Fl SO Pf. Max Jentsch, Central-Drogerie Met Luck vor jeder Nachahmung der echten Larbol- Leerschwefel - Seife von Bergmann L Lo., Radebeul Schutzmarke: Steckenpferd. 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