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B ei läge firm Pulsnitzer Wochen b la tt Dienstag -4- Ar. 54. 10. Mai 19 io. OerMckss unv SScdslscdes. — Der am Montag vor acht Tagen inBautzen tagende Oberlausitzer Provinzial-Landtag WalpurgiS bewilligte aus den Ueberschüffen der Laadständischen Bank vom Jahre 1909 und aus den Zinsen des Landeskreisvermögens zu gemeinnützigen Zwecken: zur Unterstützung von Ober lausitzer Gemeinden bei Anstaltsbehandlung von heilbaren Kranken 40000 M, von Geisteskranken, Blinden, Taub stummen 61000 M, von Siechen und Unheilbaren 22500 M, von verwahrlosten und verwaisten Kindern 16000 M, zur Unterstützung Lausitzer Schulgemeinden bei Auf bringung der Mittel für das Volksschulwesen 75 000 M, für Rettungshäuser und andere gemeinnützige Anstalten 11200 M, für landwirtschaftliche, gewerbliche und Han delsschulen 8600 M, für landwirtschaftliche Zwecke 3000 M, zu Gewährung von Prämien für landwirtschaftliche Dienstboten und Arbeiter 4000 M, für Unterbringung von Korrektionären 2000 M und weitere Beträge für eine große Anzahl gemeinnütziger Einrichtungen. Seiten der Stände der Ritterschaft erfolgte ferner die Bewilligung zahlreicher Stipendien aus den Spezialkassen und aus Mitteln der der Verwaltung d r Ritterschaft unterstehen den Stiftungen. Dresden, 8. Mai. (Die sächsische Industrie und die Mannesmannrechte.) Der Gesamtvorstand des Verbandes sächsischer Industrieller beschloß in seinerSitzung vom 6. Mai ds. Js. einstimmig, an den Herrn Reichs kanzler eine Eingabe zu richten, in welcher er sich im Anschluß an die Darlegungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller im Interesse der deutschen Gesamt industrie dafür ausspricht, daß die deutsche Mutungsarbeit in Marokko auch ungeschmälert der deutschen Industrie zugute kommt, d. h., daß das Recht der Priorität der Mutung bei den Beratungen über das marokkanische Berggesetz unter allen Umständen ausrecht erhalten bleibt. 8. Dresden, 9. Mai. Eröffnung der 35. Dresdner Pferdeausstellung. In Seidnitz bei Dresden erfolgte am Sonntag die Eröffnung der 35. Dresdner Pserde- AuSstellung. Dieselbe ist außerordentlich reichlich und qualitativ gut besä ickt mit Wagenpferden, Arbeitspferden und hauptsächlich Reitpferden. Der schwere Oldenburger Wagenschlag — Karossiers — hervorragende Ungarn und Russen konkurrieren neben Ostpreußen und irischen Hunters. Unter schweren Zugpferden treten besonders die Ardenner hervor. Graf zu Münster hat prächtige Voll blutaraber meist Schimmel ausgestellt. Dieselben werden auf dem Gestüt Königsfeld bei Rochlitz gezüchtet. Am Sonnabend und Sonntag entwickelte sich in der Aus stellung ein lebhaftes Handelsgeschäft. Zahlreiche aus wärtige Händler und Züchter, darunter der bekannte amerikanische Züchter Crouch sind in Dresden eingetroffen, um größere Ankäufe abzuschließen. 8. Dresden, 9. Mat. Beileidsbezeugungen des Königs Friedrich August. Anläßlich des Todes des Königs Eduard hat König Friedrich Äugt st ein herzliches Beileidstelegramm an den jetzigen König von England übersandt. — Aus Anlaß des Ablebens des Geh. Rates Prof. Curschmann in Leipzig sandte der König aus Tar vis folgendes Telegramm an den Rektor der Universität Leipzig, Professor vr. Hölder: „ES drängt mich, der Uni versität meine aufrichtigste Teilnahme bei dem harten Verlust durch den Tod des Geheimrates Professor vr. Curschmann auszusprechen. Der hochbedeutende Mann, eine Zierde unserer Universität, war mir auch noch als treuer ärztlicher Berater meines lieben seligen Vaters besonders wert. Friedrich August." 8. Dresden, 9. Mai. Der wütende Elefant. Im Elefantenhause im Zoologischen Garten ereignete sich eine SGLoß SGönfeLd. 4- Roman von Franz Treller. e. Nachdruck verboten. „So ist ,» auch. Wir sind an bürgerliche Verhältnisse g«. wöhnt und paffen nicht hierher. Mein Vater ist ein reicher, ein tüchtiger Mann, wenn er auf dem Boden steh», wo er heimisch ist, und verliert in dieser Umgebung als Schloßherr von Schön« feld. Der Adel ist eine berechtigte, ja natürliche Institution; aber e» wär« töricht, wenn der Bürger dessen Vorzüge beneiden oder seine eigenen vaneben unterschätzen wollte." Frau Lehmann sah aufmerksam in da« hübsche Gesicht vor ihr, al» da» junge Mädchen so sprach, und sagte dann nach denklich , „Ja e» hat beide» Vorzüge und Mängel." Sie waren langsam aurschreitend nach der Turmruine ge kommen und trafen an deren Fuße den Gärtner Gottfried. Mehlburger hatte ihn nicht fortgeschickt, denn Else hatte e» für schön gefunden, daß der alte, bärbeißige Mann für da« Mitglied einer Familie ringetreten war, der er fünfzig Jahre gedient hatte. Nun fand e« Herr Mehlburger auch sehr brav, obgleich «r sich heimlich über den Alten, der in ihm den Ein. dringling sah und e« auch merken ließ, ärgerte. Gottfried stand an der Turmtreppe und nahm grüßeud die Mütze ab, al« die beiden Damen nahten. „Wer ist der alt« Mann, Fräulein?" „E« ist der Gärtner Gottfried, der «in Menschenalter hin« durch der Familie Godlberg gedient hat." Frau Lehmann sah «inen Augenblick scharf nach dem alten Manne hin und richtete dann den Blick auf die alter«graue Mauer, vor der er stand. „Wohl ein Ueberbleibsel au« dem Mittelalter?" Statt de» jungen Mädchen» entgegnete der greis« Gärtner in bitterem Tone: aufregende Szene. Ein Wärter war in den Käsig des Elefanten „Lilli" getreten. „Lilli", ein sonst gutartiges Tier war durch die Neckereien des Publikums in Wut geraten und als sie nun des Wärters ansichtig wurde, umfaßte „Lilli" den letzteren mit ihrem Rüssel und warf ihn zu Boden. Der Wärter verlor zum Glück die Geistes gegenwart nicht und befreite sich durch eine geschickte Wendung aus dem Bereiche des wütenden Tieres. Säcksiscber Landtag. Dresden, 7. März. (2. Kammer) Es erfolgen zunächst die Wahlen zum Staatsgerichtshof. Durch Zuruf werden als Mit glieder gewählt Rechtsanwalt Justizrat vr Rudolph in Dresden, Senatspräsident a. D. Thierbach in Dresden und Rechtsanwalt Justizrat vr. v. Petrikowski in Plauen und als Stellvertreter Rechtsanwalt Justizrat Or. Stöckel in Dresden und Reichsgerichts rat vi. Sievers in Leipzig. Das Haus erklärt sich sodann mit dem mittels Dekrets vorgelegten Bericht über die Verwaltung der Landesbrandversicherungsanstalt in den Jahren 1906 und 1907 für befriedigt. Bei Titel 13 des Kapitels 44 des Etats, Akademie der bildenden Künste zu Dresden betr., werden für den Grund wert zur Errichtung von Unterrichtsgebäuden und znr Erbauung eines Ateliers für Tiermalerei für die beiden Finanzjahre je 120000 M nach der Vorlage bewilligt. Bei Kapitel 104, finan zielles Verhältnis Sachsens zum Reiche, werden die Einnahmen (Anteil Sachsens an den Reineinnahmen aus der Branntwein steuer) anstatt mit 14 511503 M mit nur 13384140 M genehmigt und die Ausgaben (Matrikularbeiträge) anstatt mit 18118 370 M mit nur 16991007 M bewilligt. Bei Kapitel H05, Reichstags wahlen, werden die Ausgaben mit 4500 M und bei Kapitel 106, Vertretung Sachsens im Bundesräte, die Ausgaben mit 43898 M bewilligt. Ferner wird der Gesetzentwurf betr. die Feststellung der Unschädlichkeit bei den Landrenten und Landeskulturrenten, der eine Vereinfachung in der Geschäftsführung der Landrenten- und Landeskulturrentenbanken beabsichtigt, genehigt. Weiter werden bei Kapitel 91, Universität Leipzig betr., die Einnahmen mit 656100 M und die Ausgaben mit 3924869 M, darunter 556634 Mark künftig wegfallend, bewilligt. Abg. Löbner (Natl.) äußert Wünsche wegen des Reubaues bezw. Ausstattung der Poliklinik Es folgt die Schlußberatung über das Königliche Dekret betr. die höhere Mädchenschule. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wird ein Antrag des Abg. Brodaus (Freis.), diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen, weil der Bericht erst gestern den Abgeordneten zugegangen sei, gegen wenige Stimmen abgelehnt. Das Votum der Deputation ist geteilt. Abg. Seyffert (Natl.) ver tritt den Standpunkt der Mehrheit der Deputation. Seine Partei freunde sprächen sich gegen solche Bestrebungen aus, die auf eine Kopierung des Knabenbildungswesens hinausliefen. Abg. Lange (Soz.) erklärt sich namens seiner Partei für den Entwurf unter der Voraussetzung, daß nicht nur sogenannte höhere Schulen ge gründet würden. Richtiger müßte das Bildungswesen von unten herauf reformiert werden, anstatt von oben. Abg. Böhnre (Kons.) vertritt den Standpunzt der Minderheit der Deputation und ver wirft insbesondere den von der Mehrheit verlangten Wegfall der drei unteren Klassen der zehnstufigen höheren Mädchenschule. Red ner lehnt ferner die Gemeinschaftsversicherung ab und spricht sich dagegen aus, daß die Leitung einer Schule durch eine Direktorin erfolgen könne. Staatsminister Dr. Seck erwidert: Er habe schon wiederholt den programmatischen Standpunkt der Regierung zur Frage der höheren Mädchenbildung dargelegt und könne sich da her jetzt kurz fassen. Der Minister dankt allen Beteiligten für die fleißige Mitarbeit, sucht die in Sonderheit von dem Abg. Lange (Soz.) erhobenen Bedenken zu zerstreuen und betont, der Gesetz entwurf sei auf einer mittleren Linie aufgebaut und sei in den weitesten Kreisen sehr freundlich ausgenommen worden. Man habe ihm nachgerühmt, daß er viele Nachteile des preußischen Gesetzes glücklich vermieden habe. Die Abgg. Aaiser und Seyffert (Natl.) begründen nochmals den Standpunkt ihrer Partei bezw. der Deputationsmehrheit. Nach weiterer Debatte wird der Gesetz entwurf mit den von der Deputation bezw. deren Mehrheit bean tragten Abänderungen angenommen. Die Anträge der gesamten Deputation finden einstimmige Annahme, die der Mehrheit der Deputation, welche die Zulassung weiblicher Direktoren, die Strei chung der drei unteren Klassen und die Gemeinschaftserziehung betreffen, gegen die Stimmen der Konservativen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Bei der Festsetzung der nächsten Tages ordnung kommt es zu einer Geschäftsordnungsdebatte, doch bleibt es beim Vorschlag des Präsidenten. Nächste Sitzung Montag 2 Uhr. Dresden, 9. Mai. (2. Kammer.) Präsident Vr. Vogel er öffnet die Sitzung mit der Mitteilung, daß, wenn die Tagung am Freitag, den 13. Mai, geschlossen werden soll, das Präsidium es für wünschenswert halte, hinsichtlich einer großen Anzahl Petitionen „Ja, drr letzt« Rell ein«r «h«maligen Herrlichkeit." Schweigend betrachteten die beiden Damen die ephruum» rankten Trümmer. Frau Lehmann wandte sich dann Gottfried zu. „Sie dienen schon lange hier, wie ich höre?" „Einundfünfzig Jahre, gnädige Frau", entgegnete der Alt« ehrerbietig und blickte ihr in da« faltige Gesicht. Er war er fahren genug, um wirklich vornehme Haltung von nachgeahmter unterscheiden zu können, und er wußte, daß er in der so ein fach gekleideten Frau eine Dame vor sich habe. „Eine lange Zeit und sie faßt sehr viele Menschenschicksale in sich." »Ja", sagte Gottfried, „ich habe manche« gesehen und er lebt in diesen Jahren. ,E« ist ein weitverzweigte» Geschlecht, da« der Godtberg«, nicht wahr?" „War einmal so. Alle autgestorben bi« auf di« beiden Junker und Fräulein Mathilde." „Autgestorben? Ja, Geschlechter kommen und gehen. Alle autgestorben", wiederholte ste leise. Sie ging mit Else weiter, und der Gärtner folgte. Frau Lehmann lobte die Parkanlagen. In der Biegung eine« Seitenwege« stand eine verwittert« Bank, die au« Eichenästen zusammengefügt. Im Gegensatz (zu der Frische und Sauberkeit aller anderen Gartenmöbel fiel die morsche Bank auf. Die jAest« einer uralten Buche beschatteten sie. Frau Lehmann blieb hier flehen und sah nachdenklich zur Erde nieder, griff dann zu ihrer Lorgnette, hielt sie vor ihr« Augen und blickte im Kreis« herum. Tiefe Stille herrschte in diesem abgelegenen Teil de« Park«, und nur die Blätter säuselten im leichten Winde. „Nach einer Weile sagte die alte Dam«: „Ein lauschig«« Plätzchen. „Der Lieblingrplatz unsere« Herrn Gärtner»", erklärte da» und einiger Eisenbahnangelegenheiten eine Abstimmung ohne vor herige Debatte stattfinden zu lassen. Es wäre dies der einzige Weg, um diese Petitionen rc. noch an die 1. Kammer zu bringen; andernfalls würden sie in den Papierkorb fallen. Abg. Günther (Fortschr. Vp.) widerspricht dem Vorschlag des Präsidenten. Abg. Langhammer (Natl.) erklärt sich im Hinblick auf die Lage der Verhältnisse damit einverstanden. Abg. Sindermann (Soz.) er klärt sich ebenfalls mit dem Anträge einverstanden, bittet aber den Präsidenten, jetzt die Abstimmung über den Vorschlag auszusetzen, da er sich erst mit seinen Fraktionsgenossen besprechen müsse. Der Präsident war hiermit einverstanden und die Kammer trat in die Tagesordnung ein. Zunächst wird das Dekret betr. Aenderung der Verggesetzgebung sowie die hierzu eingegangenen Petitionen, ferner ein Antrag Bär (Fortschr. Vp.) und Gen., die Wahl von Vertrauensmännern zur Unterstützung von Revierbeamten bei der Kontrolle der Betriebsverhältnisse der Bergwerke sowie die reichs gesetzliche Regelung des Bergrechts betr., und weiter ein Antrag Drescher (Soz.) und Gen., die Zuziehung von Sicherhettsmännern zur ständigen Ueberwachung der Sicherheit der Vergwerksbetriebe und deren Belegschaft betr, in Schlußberatung genommen. Das Dekret enthält drei Entwürfe und zwar einen solchen über die Ein führung von Sicherheitsmännern, weiter einen Entwurf über die Abänderung des Vergschadenrechts und drittens einen solchen betr. die einheitliche Neuredaktion der gesamten Landesberggesetzgebung. Abg. Arause (Soz.) begründet die Notwendigkeit der Einrichtung von Sicherheitsmännern. Seine Partei befürchte aber, daß die neuen Sicherheitsmänner, wie sie der Regierungsentwurf vorschlage, nur wieder eine Geisel für die Arbeiter bedeuten würden. Abg. Langhammer (Natl.) widerspricht als Mitglied der Deputation den Ausführungen des Vorredners, soweit die Sicherheitsmänner in Frage kommen. Die Gesamtdeputation sei von dem Wunsche beseelt gewesen, noch in dieser Session das Dekret zu verabschieden. Sie wisse, daß noch eine große Menge Fragen ungelöst bleibe. Um aber wenigstens die Einrichtung der Sicherheilsmänner und die Bergschädenfrage zum Abschlusse zu bringen, habe die Depu tation sich mit dem Dekret einverstanden erklärt. Finanzminister Dr. v. Rüger erklärt, daß die Negierung den Anträgen von sozial demokratischer Seite, daß die Wahl der Sicherheitsmänner in einem öffentlichen Lokale und als Kuvertwahl stattzufinden habe, und daß die Sicherheitsmänner nach Ablauf ihrer Wahl wieder gewählt werden können, absolut ablehnend gegenüberstehe. Vize präsident Mpitz (Kons.) begrüßt die Vorschriften des Entwurfes als einen Fortschritt. Den Anträgen der äußeren Linken könne er nicht zustimmen. Vizepräsident Bär (Fortschr. Vp.): Für uns ist gerade die vom Minister abgelehnte geheime Wahl eine unbe dingt notwendige Bedingung für die völlige Unabhängkeit der Sicherheitsmänner. Auch von der Forderung der Wiederwählbar keit der Sicherheitsmänner können wir nicht abgehen. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen und das Dekret wird nach den Anträgen der Deputation einstimmig genehmigt. Die Anträge der Linken werden abgelehnt. Der Entwurf zu einem Gesetze, die Grundrenten, und Hppothekenanstalt der Stadt Dresden betr., wird einstimmig in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der 1. Kammer angenommen. Es folgt die Beratung über den Antrag des Abg. Clauß und Gen. um Vermehrung der für die Wahlen zum Lai,deskulturrat bestehenden Wahlkreise. Die Mehr heit der Deputation beantragt, die Regierung zu ersuchen, den, nächsten Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, der das Gesetz über die Umgestaltung des Landeskulturrates vom 30. April 1906 dahin abändert, daß' künftig in jeder Amtshauptmannschast ein ordentlicher Vertreter in den Landes!,ilrurrat gewählt wird. Die Minderheit beantragt, die Negierung zu ersuchen, sich mit den, Landeskulturrat über diese Frage ins Einvernehmen zu setzen, ob und inwieweit es zweckmäßig ist, daß die Zahl der durch die land- und forstwirtschaftlichen Betriebsunternehmer gewählten Mitglieder des Landeskulturrates zu vermehren. Nach einer längeren leb haften Debatte lehnt die Kammer mit 54 gegen 22 konservative Stimmen den Antrag der Minderheit der Deputation ab und nahm mit demselben Stimmenverhältnis den Antrag der Depu tationsmehrheit an. Sodann nahm die Kammer den Bericht zu den Verordnungen, die Ergänzung des Gebührenverzeichnisses zum Kostengesetz vom 30. April 1906 betr., in Schlußberatung. Nach Erledigung einiger weiterer Punkte der Tagesordnung werden Wahlprüfungen vorgenommen Für gültig erklärt wurde die Wahl des Abg. vr. Roth (Fortschr. Vp.), 13. städt. Wahlkreis. Ueber die Gültigkeit der Wahl des Abg. Schmidt-Chemnitz (Soz.), 14. ländl. Wahlkreis, findet wegen Stimmengleichheit bei der Ab stimmung in der nächsten Sitzung eine nochmalige Abstimmung statt. Nachdem noch die Wahl des Abg. Linke (Soz.), 6. ländl. Wahlkreis, für gültig erklärt worden war, erledigte die Kammer nach den Anträgen der Deputation die Petitionen um Erbauung bezw. Wiedererichtung von Amtsgerichten und vertagte sich als dann auf Dienstag nachmittag 2 Uhr. Mädchen und lächelte Gottfried zu; „der duldet nicht, daß di« alt« Bank fortgrschafft wird, und wir haben un« fügen müssen- „O Fräulein I* warf der Gärtner ein. „Gottfried hat mir, al» wir hier herau»gezogen, verraten, daß ihm langjährige Erinnerungen diese Bank wert machen; deutlich wollte er freilich nicht mit der Sprache heran«, aber ich habe dennoch sein geringe« Vertrauen dadurch gerechtfertigt, daß ich mich zur Beschützerin diese« Plätzchen« aufwarf." „Und ich bin Ihnen dankbar dafür, Fräulein", sagte der Gärtner. Frau Lehmann spielt« mit ihrem Stock« auf der Erde, sah sich dann noch einmal um und ging langsam weiter. „Ein Plätzchen, w'e für Erinnerungen gemacht." „Wahrscheinlich hat Gottfried einst mit seiner Herzaller liebsten hier gesessen", äußerte munter da« junge Mädchen, „und schwelgt noch in Erinnerung." „Nein Fräulein", erwidert« der Gärtner ernst, „da« nicht. An eine Dame erinnert mich freilich diese Bank, an da« edelst und beste Wesen, welche« je im Schatten dieser Bäume geweilt hat, und sie ist da« einzige, wa« hier noch an sie erinnert, und ich bin der einzige, der noch an sie denkt. E« war ihr Lieb- ling«plätzchen". Frau Lehmann schien, ob e« gleich warm war, zu frösteln, denn sie zog ihren leichten Mantel fester um sich „Ich respektiere Ihre Pietät, Gottfried, und die Bank soll bleiben, so lange ste aurhält." „Ich habe mir etwa« zu viel zugemutet", sagte, al« sie einige Schritte gegangen waren, Frau Lehmann, „mein Fuß be ginnt zu schmerzen. Führen Sie mich auf dem kürzesten Weg zu meinem Wagen, liebe» Kind." Die» geschah, und man «reichte bald da» Schloß, wo neben der Droschke der Diener der alten Dame stand. Mit einer ge wissen Eilfertigkeit sagt« dies«, zum Wagen tretend, dessen Schlag der Diener geöffnet hielt: „Empfehlen Sie mich Ihren Eltern iebe» Fräulein, und vermelden Sie meinen verbindlichsten Dank aber ich muß eiligst fort, ein langjährige» Leiden macht sich