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100 Die chemischen Vorgänge Derselbe besteht aus einer Glasglocke, welche oben offen und so auf eineu flachen Teller gesetzt ist, daß zwischen Teller, Glocke und deren oberer Oeffnung ein Luftstrom circuliren kann. Auf dem Teller steht ein flaches Schälchen, welches Platinmetall in höchst fein vertheiltem Zustande, sogenannten »Platinmohr«, enthält. Durch einen Trichter, welcher durch die obere Oeffnung der Glocke eingesenkt wird und unten in eine Fig- 4. Haarseine Spitze ausgezogen ist, kann man verdünnten Alkohol auf den Platinmohr tropfen lassen. — Wenn man den ganzen Apparat auf eiue Temperatur von 30 — 35° bringt und durch das Trichterrohr ver- dünnteu Alkohol, der aus den gleichen Wärmegrad gebracht ist, zutropfen läßt, so nimmt man in kurzer Zeit wahr, daß sich an der Oberfläche des Platinmohres Dämpfe entwickeln, welche sich an der Wand der Glas glocke zu Tropfen verdichten, die - herablaufen und sich auf dem Teller zur Flüssigkeit ansammeln. Diese Flüssigkeit besteht aus wasserhaltiger Essigsäure. Wenn man die Nase der oberen Oeffnung der Glocke nähert, gewahrt man neben dem saueren stechenden Geruch der Essigsäure noch einen ganz eigenthümlichen fremdartigen, der vom Aldehyd herrührt. — Wenn man die auf dem Teller angesammelte Flüssig keit kurze Zeit nach ihrer Entstehung chemisch untersucht, so läßt sich in ihr in der That die Gegenwart von Aldehyd nachweisen; nach längerer Zeit ist dies nicht mehr möglich, da das Aldehyd, wie erwähnt, sehr energisch Sauerstoff aus der Luft anzieht.