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fine« Im Umherzlehen verkaufen zu müssen. Selbstverständlich sind diese Praktiken der Händler im Umherziehen geeignet, das Geschäft der ansässigen Ladeninhaber zu unterbinden. Die Tatsache, daß es leider überall so ist, kany freilich nur ein kleiner Trost sein. Jetzt scheint der Hausierhandel in Autos übrigens an der Tagesordnung zu sein. Im Erzgebirge wird vo allem in Stossen tüchtig ge arbeitet. Der Umsatz jüdischer Händler soll außerordentlich bedeutend gewesen sein. Inter- essant ist es, zu lesen, daß die Kaufmannschaft der Manufaktur-, der Stoff- und Konsektions- branche in den an Italien gefallenen Gebieten Oesterreichs einen erbitterten, aber schier aus sichtslosen Kampf gegen die italienischen Hau» sterer führen, die in großer Zahl mit vollbe packten Autos die neuen Provinzen durch queren. Früher stifteten die Bosniaken mit ihrem Handel keinen großen Schaden. Jetzt ist dies nun auch anders geworden. * * * Daß auch Jungen das Zeug in sich haben, die unscheinbarste Ware an den Mann zu bringen, bewies ein „Standinhaber" auf dem Markte in Zwickau. Mit viel Geschrei lenkte der Knirps das Interesse auf die vor ihm aus gebreiteten Aepfel. „20 Pfg. kostet das Pfund, genau so viel kosten se mich selber." — „Also nor nich gefackelt, bei mir müssen se kaufen." Nach einer Weile bot er die Aepfel, die sehr unscheinbar aussahen, für 15 Pfg. das Pfund an. „Sonst bleim mir die „Kriebel" liegen," sagte er entschuldigend. Wahrscheinlich waren diese Worte an die Adresse der Käufer gerich tet, die bei einem höheren Kursstand gekauft hatten. Der Junge macht sich. * * * Zu den Versteigerungen in den Amtsgerich ten stellen sich jetzt sehr viele Leute ein. Das Interesse für „billige und noch möglichst neue Möbel," für Stosse und sonstiges ist augen blicklich gewaltig zu nennen. Trotz der Geld knappheit. Es kommt oft vor, daß Waren teu rer erstanden werden als sie in den Geschäften zu haben sind, nur weil die Frau M'da dem Herrn H'tex die „billigen" Gegenstände nicht gönnt. Hin und wider kommt es vor, daß der versteigerte Gegenstand ein zweites Mal der Zauberformel „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten!" verfällt, weil derjenige, der den Zuschlag erhalten hatte, „versehentlich kein Geld mitgenommen hat." Auch entgegenge setzte Fälle traten ein. Mit erhobenem Ham mer waltete der Gerichtsvollzieher seines „ein träglichen" Amtes, das Objekt, ein schönes Büffet, war nur noch vom Hammerschlag ab hängig, als der „Leidtragende", der ursprüng liche Besitzer, in die Stätte der „Nöte" sprang und zwischen dem „Zum zweiten und " das Geld dem unerbittlichen Gerichtsvollzieher übermitteln konnte. Die Gedankenstriche hat ten das Möbelstück gerettet. Nicht selten findet die angestzte Versteigerung gar nicht oder nur zu einem Teile statt, weil die Schuld in letzter - »emblt wird. Wer daran zweifelt, kana sich an de« Tagen der Versteigerungen im Amtsgericht einfinde». Mch. Schellenberg. Der Sorte« im Februar. Die Wintermonate» auch der Februar, brin gen für den Kleingürtirer noch nicht allzu viel Arbeit. Oft hindern auch Schnee und Eis dar an, dem Garten Pflege anzutun. Immerhin laßt sich bei offenem Wetter auch in dieser Zeit mancherlei nützliche und notwendige Arbeit vornehmen. Ziersträucher kann man einkürzen, und lebende Hecken werden unter die Schere genom men. Bei günstiger Witterung beginnt man auch mit den Gehölzpflanzungen. Soweit dies noch nicht schon im Januar geschehen ist, putzt man die Obstbäume aus und beschneidet die Beerensträucher. Dabei gebe man sich gewissen haft Mühe, Raupennester zu entdecken und zu entfernen, was sich reichlich belohnt machen wird. Ebenso vernichtet man abgestorbenes Holz; denn auch darin finden sich Brutherde von Schädlingen aller Art. Don fruchttreiben« den Obstsorten schneidet man Edelreiser und schlägt sie ein. Das Erdreich unter den Baum kronen und den Sträuchern gräbt man tief um. Für Neupflanzungen von Obstbäumen wirft man bei günstiger Witterung die Pflanzlöcher aus. Im Gemüsegarten gibt es nur dann etwas zu tun, wenn der Gartenfreund Mistbeete und Kästen zum Treiben von Gemüse angelegt hat. Man sät und verstopft dann fortdauernd das junge Treibgemüse. Selbst Erdbeeren können schon getrieben werden. In günstigen deutschen Landstrichen werden, wenn das milde Wetter anhält, am Schlüsse des Monats die ersten Saatbeete gegraben und besät, so mit Spinat, Feldsalat, Schwa-zwurzeln und Möhren. Erb sen und Puffbohnen können mitunter auch schon gelegt werden. Jedoch muß sich der Garten freund immer darüber klar sein, daß allzufrüh die Gefahr des Mißerfolges infolge eintreten den starken Frostes in sich birgt, selbst wenn man die jungen Triebe durch Strohmatten zu schützen sucht. Im Garten gucken im Monat Februar dis ersten Frühlingsblüten, vor allem Schnee glöckchen und Krokus, aus der Erde her vor. Das ist eine Mahnung, nun auch dis Beete mit den etwas späteren Frühlings blumen nach und nach von ihren Winterhiillen zu entlasten, wenn sich der Winter nicht doch noch in seiner Eigenart mit stärkerem Frost und reichlichem Schnee zeigen sollte. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Lieblinge jedes Garten- und Blumenfreundes, die Nosen. Ihre Zweige werden von der schützenden Papierhülle oder dem Strohmantel befreit oder ihre Kro nen, falls sie umgelegt und in die Erde gebettet wurden, aufgerichtet. Wie das ganze Jahr hindurch, muß sich der Kleingärtner besonders im Winter angelegen sein lassen, den Schädlingen des Gartenbaues zu Leibe zu gehen. Vorbeugende Arbeit in der kalten Jahreszeit macht sich für die Zeit der Ernte reichlich bezahlt. Ebenso ist an gelinden Wintertagen die beste Zeit, schadhafte Einfrie dungen und schlechte Wege in einen guten Zu- Sport »md Spiel. Da« a« 1. Kebruar, nachm. > Ubr auf dem ö. k. L.-Platz« ftattftutknü« Hanüballlptel Turn, verein Svgftenbrnn- 1—Tv. ckhemnib 1, mubt« leide» wenen Sulclunfätziakett des PlavcS auSfallcn, obgleich dl« Entscheidung des Schiedsrichter« nicht ganz eUi. wandsret war. stand zu bringen. P r e d i. „ „ Gteuerkalenber für Februar 1S2S. Nus schneiden! Slufbewabre« l Zeit Steuerart Zahlstelle Anmerkungen 1 Bi» 5. Februar Bis S. Februar Steuerabzug vom Ar beitslohn Finanzamt Zugleich Einreichung der Bescheinigung über die Steuerabzüge für Jan. L Arbeitgeberabgabe Gemeindliche Steuer» Bis 5. Februar hebestellen 8 Aufwertungssteucr Dieselben von den Eigentümern be» Bis 7. Februar (Mietzinssteuer) oanter Grundstücke 4 Getränkesteuer 5 Bi» 10. Februar Einkommensteuer» Finanzamt. zugleich Abgabe einer Vorauszahlung für Für Hohenstein.Er. u. Voranmeldung für Ja» Januar Oberlungwitz bet Bar- mhlungen am 16. und 17.2. nur die Hebeftelle im Fremdenhof „Drei nuar Bi» 10. Februar Schwanen" in Hohen- stein-ErnstthaÜ 6 Körperschaftssteuer» Finanzamt zugleich Abgabe einer Voranmeldung für Ja» Vorauszahlung für Bi» 10. Februar Januar nuar 7 UmsatzstenervorauS- Finanzamt Zugleich Abgabe einer Voranmeldung für Ja» zablung (allgemeine, er» höhte n. für Leistungen nuar, und zwar zweck» besonderer Art) für mäßigerweise auch dann, Januar wenn nur umsatzsteuer- freie Entgelte verein» nahmt worden sind. Steuerpflichtige, die aus nahmsweise inl Januar überhaupt keinen Umsatz erzielt haben, teilen dies Bis 10. Februar zweckmäßigerweise dem Finanzamt ebenfalls mit 8 Börsennmsatzsteuer Finanzamt Chemnitz- Einreichung der Anmel- für Januar West i düng für Januar in 2 Stücken von Steuer» schuldncrn, die zum Ab» rechnungsverfnhren zu- Bis 10. Februar gelassen sind V Wasscrstener kür ge- Stadtkasse Hohenstein- iverblickie Großbetriebe Ernstthal 10 Bis 10. Februar Lnndeücuiiurrats- Gemeindliche Steuer- beitrüge Hebestellen 11 Bis 15. Februar Gewerbesteuer 1024 (2. Rate 2.Teilzahlung) Finanzamt. Für die Orte Hohenstein-Er., Lichtenstein-C-, Ober- lungwltz, Gersdorf nnd Hohndorf die gcmeindl. Steuerhebestellen 12 Bis 15. Februar Vorauszahlung der Landwirte auf die Ein- wie bet lfde. Nr. 5 kommensteuer 1925 13 Bis 15. Februar Steuerabzug vom Ar- beittzlohn Finanzamt 14 Bis 15. Februar Arbeitgeberabgabe Gemeindliche Steuer- Beträge unter 10 Mark Hebestellen können mit Anfang März entrichtet werden. 15 Bis 15. Februar Vermögenssteuer 1925 (ein Viertel der Jahres- Finanzamt stener 1924) 16 Bis 25. Februar Steuerabzug vom Ar bcitslohn Finanzamt 17 Lis 25. Februar Arbeitgeberabgabe Gemeindliche Steuer- Beträge unter 10 Mark Hebestellen können mit Anfang März entrichtet werden. Piefke sich endlich entschlossen, den ver- .-rerischen Leib in eine schwarze Toilette zu hüllen. Wer sie aber sah, sagte bestimmt nicht mehr: „Schwarz ist meine Lieblingsfarbe." Was es nur irgend gab an schwarzem Flitter, Pailetten, Perlen und Besatz war auf die Toi lette gepackt, sodaß Astrid, als ihr Anna Piefke beifallheischend die Toilette vorführte, sehn suchtsvoll an Frau Piefkes „Apfelsinenfarbs- nes" dachte, zumal die voluminöse Dekolletage nicht so schreiend ins Auge fiel wie hier in der schwarzen Toilette. Lolotte glänzte in „Rosaröschenspcise" mit viel jugendlichem „Tüterrütiill", um den kur zen dicken Hals eine Perlenkette, die gut und gern die Schuldenlast einer kleineren Stadt hätte decken können. Und Astrid, die müde und abgehetzt aus sah, hatte kurz vor Beginn der Massenabfütte rung nur eben so viel Zeit, um sich ihr ein faches, vornehmes Abendkleidchcn überzuziehen, und sah mit dem blassen, feinen Gesicht aus wie eine Dame, wenngleich Mama Piefke das „Fähnchen" entschieden verächtlich betrachtete, das ihre Gesellschafterin trug. Man hatte außer dem Küchenpersonal noch zehn Lohndiener engagiert, Lie alle unter demselben Regiment eines „Zeremonien- meistcrs" standen und arbeiteten. In der geräumigen Diele waren Garde robenständer ausgestellt, und Lisette war als Garderobiere tärig. Hans, der Ehauffeur, hatte den Auftrag, die beiden wichtigsten Gäste mit dem Auto ab- zuholen, den Herrn Baron und dann Robby Wehler, und dann Befehl erhalten, Lisette m ihrem schweren Stand zu helfen, zur höchsten Wonne Lisettes, zur weißglühenden Wut Minnas. Dag Souper hatte schon seinen Anfang ge nommen. Robby, der zur Rechten Anna Pief kes saß, kam so langsam wieder zur Besinnung, die ihm der Anblick Annas geraubt hatte. Nur mit unmenschlicher Anstrengung war es ihm elungen, seinen Gefühlen nicht freien Lauf zu lassen und in den Ruf auszubrechen: „Beim wundervollen Gott, das Weib ist schön!" - Doch noch immer schwamm es ihm vor den Augen, sah er auf Annas aufreizende Er scheinung. Am Ende der langen Tafel saß Astrid zwischen zwei weniger reichen, unbedeutenden Güsten. Ein Schwan zwischen all den Gänsen und Hühnern. Wenn sie von ihrem Teller aufsah, konnte sie sicher sein, daß die un heimlichen frechen Augen des Barons mit ver zehrendem-Blick auf ihr ruhten, wars ihr ein Gefühl physischen Unbehagens schaffte. Anna Piefke, die entweder essen oder reden konnte, hatte sich jetzt angesichts des servierten Hummers entschlossen, dem Schwall ihrer Worte, der sich auf den armen Robby ergoß, Einhalt zu gebieten und einmal den Hummer zu versuchen, den, wie sie bemerkte, Robby mit sichtlichem Behagen verspeiste. Aber, o Tücke des Objektes — anstatt des Hummerbrechers kam ihr das kleine Dessertmesser in die ^.nd, tapfer und munter fing sie an zu essen. Doch sie verzog das Gesicht; das schmeckte ihr nicht. Sie konnte es sich nicht erklären, warum die Menschen so gern Hummer essen, was wohl daran lag, daß sie ausgerechnet das gegessen hatte, was die Menschen im allgemeinen am Hummer verschmähen und liegen lassen. Dank der tagelangen Mühe Astrids und des wachsamen „Zercmonienmeisters" verlief da» Souper glänzend, zumal es Astrid gelungen mar, Emil Piefke auszureden, daß er bei Tisch eine Rede hielt und die Verlobung seiner Tochter publizierte. Astrid hatte vorgeschlagen, es beim Mokka zu tun, und dann glasweise Sekt servieren zu lassen, damit die Gäste mit dem Brautpaar anstoßen könnten. Nach langem Hin und Her und Für und Wider hatte Emil denn auch Astrids Vorschlag angenommen und konnte so in Ruhe und Be schaulichkeit genießen, und zwar reichlich? Hans hielt sich während des Essens in der Diele auf. Lisette war von der findigen Minna mit verschiedenen Leckerbissen fort gelockt worden. Und es sei schmerzvoll gemel det, daß es den Leckerbissen gelungen war, in Lisettes Seele das Uebergewicht davonzu, tragen über die Liebe zu dem schönen Ehauffeur. Hans stand zwischen den Garderobenstän dern verborgen an der geöffneten Tür eines kleinen Salons, der am Ende der offiziellen Wohnräume lag und fast immer still und un benutzt war. In diesem Raum hatte Hans gesehen, daß Konfektschalen und Knallbonbons standen. Er rauchte eben still und heimlich eine Zigarette, als er in dem kleinen Raum Schritte hörte und gleich darauf eine heisere, erregte Männerstimme, die er als dem Baron gehörig erkannte. Regungslos stand er still und lauschte, deutlich jedes Wort ver stehend. „Warum fliehen Sie vor mir? Fürchten Sie, daß Sie mir doch erliegen? Sie sind so schön! Sie bringen mich noch um meinen Ver stand mit ihrer abweisenden Kühle." Nanu, dachte Hans amüsiert bei sich, sollt« sich Lolotte so geändert haben? Doch bei dem nächsten Wort ging es wie ein elektrischer Schlag durch den Körper. „Astrid, schöne Astrid," krächzte der Ba ron weiter, „ich muß Ihren stolzen, abweisen den Mund küssen, koste es mich, was es wolle." „Unverschämter! Lassen Sie mich los!" Schon stand Hans in dem kleinen Raum, packte den gänzlich verdutzten Baron im Ge nick, beutelte ihn hin und her mit seinen kräf tigen Armen und sagte ruhig: „Das wird Ihnen gar nichts kosten, denn Sie werden es nicht tun." Dem Baron war es gelungen, sich aus den Eisenfingcrn zu befreien; denn er war ge schmeidig wie ein Aal. Wütend sah er Hans an, indem er seine verrutschte Kravatte wieder in Ordnung brachte. „Was erdreisten Sie sich, Chauffeur? Ich werde Ihre Unverschämtheit sofort Herrn Piefke melden." „Das werden Sie hübsch bleiben lassen, Herr Baron," sagte Hans ganz ruhig und wandte sich an Astrid, die mit todblassem Gesicht an der Wand lehnte. „Verzeihung, gnädiges Fräu lein, daß ich mich hier einmische — ich sah, daß Sie diesem Flegel gegenüber hilflos waren." Astrid sah ihn nur groß an und winkte ihm stumm ab. „Sie unverschämter Lümmel!" fuhr jetzt der Baron wieder dazwischen. „Wie erlauben Sie sich von mir zu sprechen?" Hans ging ganz nahe auf ihn zu, sah ihn verächtlich von oben bis unten an und sagte schneidend kalt: „Mit Leuten Ihres Schlages macht man keine Umstände — Sie Hoch stapler!" Der Baron hob die Faust und wollte auf Hans losgehen. Ein ängstlicher Ruf der War nung kam von Astrids Lippen. Hans packte mit einem Griff die Faust des Barons, preßte sie, sodaß der Baron vor Schmerz mit de» Zähnen knirschte, und sah mit strahlenden Blicken zu Astrid. „Keine Sorge, gnädiges Fräulein, dieser Wicht ist gleich erledigt. Ruhe, zum Donner wetter," zischte er den Baron an, der wieder auf ihn losgehen wollte. „Raus jetzt mit Ihnen, aber schnell!" „Ich werde sofort Herrn Piefke rufen und — " „Sie werden die Wohnung verlassen. Sonst sehe ich mich genötigt, dort drinnen die Affären vom U.-Regimentskasino und vom V.-Klub in Hannover zu erzählen!" Grün wurde der Baron und stierte Hans mit ganz verglasten Augen an. „Also schnell — kommen Sie! Hier ist Ihr Hut und Mantel, und nun raus!" Ohne Widerede folgte der Varon Hans, der ihm die Wohnungstür öffnete und hinter ihm abschloß. Des Barons Erdenwallen im Hause Piefke war damit beendet. (Fortsetzung folgt.)