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VsOrDWsr»««v. K. L.«r. 901. »l Rei^evrotmarken. I. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 14. Mat 1919 — Sir. 789 iU — wer den die vrtUehvrden ersucht, die am 30. Juni 1919 etwa dort vorhandenen R»if«dr»trmnr<« altm Muster» hierher zmückzusenden unter gleichzeitiger Beifügung der üblichen Abrechnung, welche sich die», «al ausnahmsweise aus die Zett vom 1S.—30/6. 1S erstreckt. Die Abrechnung 1.—15 /7. 1v ist am 15./7. 1v gesondert eiuzuretcheu. II. Jnsolg« Betrteb»stvrungeu ist bei der Druckerei in Berlin ein Teil der neue» Retsebrot- »«km ohne Durchlochung geliefert worden. Die llmlaus»zeit dieser nicht durchlochteu Reisebrotmarken ist aus die Zett bi» zum 3. August 1919 einschließlich beschränkt. Nur bl» zum 3. August dars also von Bückern und Händlem aus undurch- lochte Reisebrotmarken Mehl vergütet werden. GUmcha«, am 24. Juni ISIS. AmtShauptma«« Aretherr v. » «ls. Auf Blatt 38S de» hiistgen HandelLregister» für die Stadt, die Firma Wofil«- L Eo in iH-Vs«steI« Gs«ftthal betreffend, ist heute kiugrtragrn worden r Die Gesellschaft »st aufgelöst. Der Obermouteur Richard Trust Müller iu Crimmitschau ist außgeschieden. Der Elektrotechniker Max Wostlu» in Hohenstein-Ernstthal führt da» HaudelSgeschüft unter der bisherigen Firma allein sort. den 25. Juni 1SIV. Last Amtsgericht Ottvsvöl, jede Perlon 50 e — 2,30 Mk. 1—130: Wolf, Zeißtgstr., 131—325: Meusel, Bismmckftr., 326—475 r Schubert, Lichtensteiuerstr., 476—635: Bretschneider, Bismarckstr., 636—795 r Straß, Karlstr., 796—1000: Baumgärtel, Zillplatz, 1001—1120: Lederer, Ltmbacherstr., 1121—3170: «agner, Teutralstr., 3171—3350 r Wetzel, Marktstr., 3351—3480: Reinhold, Bahustr., 3481-3700: Türschmann, Aktleustraße, 4001—5850 r Konsum »Verein. Aale, bi» 2 Personen Pfd., über 2 Personen ^/, Psd. 1 Psd. stark 17 50 Mk., groß 16,00 «k., mittel 13,00 Mk., klein 10,25 Mk. 1811—1920: Reinhard, Wtinkllerstr., 1921—2005: Hofmann, vchubertstr, 2006—2090: Hofmann, Lungwitzerstr., 2091—2190; Hofmann, Ceutralstr. Uttdeltt, jede Person Pfd. ---> 17 Pfg. 1—200: Loreuz, Hütteugrund, 201—630: Floß, »eiukellerstr, 631—1005: Schubert, Lichtensteiuerstr., 1006-1510: Starke, Altmarkt, 1511—1770: Koitzsch, Waisenhausstr., 1771-2370: Uhlig, Pfarrhain, 2371—3220: Türke, Hohepr., 3221—3700: Nestler, Oststr., 4001—5850 r Konsum-Verein. Gemüsekonserve« bet Schneider, Altmarkt, Baumgärtel, Zillplatz, Heinze, Schützeustr., Wag. »er, Oststr., Bretschneider, »ttmarckstr., Winter, Karlstr., Uhlig» Schubertstr., Wetzel, Marktstr., Müller, Kg. Albertstr, und im Konsum-Berein. Prtma Krabbe« i« Gelee. 1—1000 r Groschopp, Weinkellerstr., 1001—2000: Reinhardt, Wetukellerstr., 2001—3000: Hosmann, Schubertstr., 3001—4000: Hofmann Lungwitzerstr., 4001 bi» 5900: Hofman« Teutralstr., 5001—5850: Horu Nenmarkt. Fre1ba«k r Donnerstag abeud 7—8 Kalbfleisch, roh, 1 Pfd. 80 Pfg. Ltbewtmittelkarteu Nr. 891—935. Fletschmarken mitbringen. Morgen Freitag vachm- 3—5 Uhr Markevausgabe, . Karten Nr. 673-861 und 1—168. Warenverkauf. Freitag, de« 27. d. M. aus Lebensmittelkarte Nr. 55 r/, Pfd. Marmelade für 70 Pfg., Nr. 56 Psd. Graape« oder Grütze für 22 Pfg., Nr. 57 >/» Pfd. kochsertige Sappe für 90 Pf., Nr. 58 50 g «argartae für 24 Pfg., Nr. 59 35 g Tafelöl für 1.61 Mk. Ja allen »erkauftstell-n Gemüsekonserve«, Griebe«brota«s-rich, 1 Dose 3 Mk., cheri«ge, 1 Pfd. 3,60 Mk., Harzer Käse, 1 Stück 52 Pfg. Vo««abe«d, de« 28. d. M im Tonsumverein I, bei Förster und im Eousumvereiu Haushalt je ^/, Pfd. Rei- für 83 Pfg., für stillende und «erdende Mütter, sowie in ärztlicher ve- Handlung befindliche Kranke, soweit ihnen diese Zulage zusteht. Die vezugskarten hierzu find im Rat haus — Zimmer Ne. 2 — am Sonnabend vormittag zu entnehmen. vberlnngwitz, am 26. Jaui 1919. Der Gernei«devorsta«d. Die Auszahlung der MietbeihUfe für Kriegerfamilir« ersolgt Freitag, de« 27. J««i 1818, vachm. von 4—5 Uhr im Rathaus — Zimmer Nr. 7. Oberlungwitz, am 26. Junt 1919. Der Gemeindevorsiand. gestern vormittag dauerten die Schießereien fort; Flintenschüsse wechselten mit Hiandgrjanaten-De- tonationen ab. Ueber die Zahl der Verwunde ten und Toten ist nichts bestimmtes zu erfah ren, man schätzt 6 bis 12 Tote und 30 Schwer verletzte. Der Hauptbahnhof den Spartakisten wieder entrissen, Di« Spartakisten hatten sich im Laufe der Rächt in den Besitz des Hauptbahnhofes ge setzt, nachdem sie die dort postierten Abteilungen der Dolkswehr entwaffnet hatten. Dadurch in den Besitz von Gewehren, Maschinengewehren imd Munition gelangt, unterhielten die Spar takisten die ganze Nacht ein lebhaftes Feuer. Gegen 2 Uhr wurde der Hauptbahn Hof von der Einwohnerwehr wieder genom men. Genügend Truppen zur Verfügung. Wie die Kommandantur mitteilt, ist dank des zielbewutzten Vorgehens der Regierungstruppen, der Volkswehr und Ein wohnerwehr die weitere Umgebung des Rat hauses und des Hauptbahnhoses von den Spar takisten gesäubert, wobei es Verletzte und Schwerverletzte auf beiden Seiten gab. Es wur den viele Gefangene gemacht., bewaffnete Zivilisten festgenommen und eine große An zahl Plünderer aus den Läden herausgeholt. Von den 12 Maschinengewehren, welche die Spartakisten aus dem Hauptbahnhofe jortge- bracht hatten, sind ihnen bereits 11 wieder ab genommen worden. Spartakistische Angriffe auf verschiedene Polizeiwachen wurden abgewiesen. Es bestätigt sich, daß Teile der Volks- wehr ihre Wassen an die Sparta kisten abgeliefert haben. Wie der Kommandant von Groß-Hamburg milteilt, sie hen genügend Truppen bereit, um einen: wei ter« Umsichgreifen des Putsches vorzubeugen. Der Kommandant von Groß-Hamburg, Lampl, ist durch einen Streifschuß am Hinterkops ver letzt worden. Er wird seinen Dienst weiter versehen. In Ergänzung und teilweiser Ueberbolung obiger Nachrichten wird uns dazu auf dem Drahtwege noch folgendes mitgeteilt: Hamburg, 26. Juni, abends. Die Stad befindet sich in den Händen der bewaff neten Arbeiter. Alle Regierungsverbände Hamburgs sind durch die Aufständischen lesctzt. Ein militärisches Einschreiten ist zzt. nicht gut möglich, da nicht genügend Truppen zur Ver fügung stehen. Im Nathause hat sich cm Zwölferrat gebildet, der die Negierungs gewalt über Hamburg ausübt. Es schweben Verhandlungen, um Ruhe und Ordnung aus- rechtzucrballen, damit die Reichswehr nicht in Hamburg einzurücken braucht. Bon Seiten der Aufständischen sind von den Gefängnissen Geschütze aufgefahren. Die politischen Gefange nen wurden befreit und alle Iustizakten ver brannt. Der Hauptbahnhof ist besetzt. Mit Berlin ist der Eisenbahnverkehr vorläufig noch intakt. Einzeln« Angehörige der Reichswehr wurden ermordet. Die Kämpfe haben auf beiden Seiten schwere Opser gefordert. Hamburg, 26. Juni. Zur Lage in Hamburg wird im „Vorwärts" feitzeiteUt, daß Hamburg sich in Spartakisten- Hand befindet. Da die Kräfte der Hambur ger Volkswehr nicht ausreichen, ist General v. L^ttowgBorbeick beaMragt wo'rden.mü einer größeren Abteilung nach Hamburg zu rucken, um die Ruhe wiederherfa st e l l e n. Lik WM WM »kl NWWMMrMWS. Der E i s e n b a h n e r st r e i k ist nach allem, was man von unterrichteten Kreisen er fährt, ein politischer Streik. Ebenso wie in Erfurt und Breslau rein wirtschaftliche Forderungen in den Hintergrund treten, io handelt es sich in Berlin um Ausstände, die durch Aufwiegelung gewissenloser Agitatoren ins Leben gerufen worden sind. Als unmittel bare Ursache der Bewegung wird von Ken nern der Verhältnisse die vorgestern erfolgte Verhaftung jenes Jeske bezeichnet, der im Februar den bekannten Putsch gegen die Eisen bahndirektion ins Werl gesetzt hat. Nach den letzten Nachrichten aus Breslau Hai sich dort die Lage gebessert. Gestern sollte eine Unter redung der Abgesandten der streikenden Eisen bahnarbeiter mit dem Staatskommissar Hör- sing statlfinden. von der man ein günstiges Ergebnis erhoffte. Die Forderungen der Eisen bahner, über die bekanntlich verhandelt vird, sind wirtschaftlicher und politischer Natur. Diese Lohnforderungen erfordern eine M e h raus- gäbe von rund 2 Milliarden. Der Lohnetat der Eisenbahnverwaltung, der für 1919 auf etwa 2,4 Milliarden Mark geschätzt wird, würde sich also verdoppeln. Das Defi zit der Eisenbahn wird für 1919 auf 3,5 Mil liarden Mark schon jetzt geschätzt. Das L o h n- einkommen eines Eisenbahnar - deiters für den Durchschnitt des ganzen Be triebs der Staatsbahnen wird nach dem jetzi gen Lohne aus 4200 Mk. berechnet. Bei Er füllung der neuen Forderungen würde es auf 8000 M k. steigen. Das Einkommen eines Berliner Eisenbahnarbeiters beträgt jetzt rund 6200 Mk., es würde künftig 9 000 Mark betragen. Politisch« Forderung«« find Ue berstunden über die Normalzeit von 48 Stun den wöchentlich dürfen in keinem Falle itati- finden, volles Mittbeftimmungsrecht der An gestellten und Arbeiter in jedem Zweige der Verwaltung. AnMkMnung der Jenauer Richt linien, Einführung des. RäteWems, Anerken nung des sogenannten Zentralrates, der jedoch nur von einem Teil der Arbeiter, nämlich von den im Deutschen Eisenbahneröerbande haupt sächlich vereinigten Werkstättenarbeitern einge setzt wird. Die „B. Z. a. M." meldet u. a. von: 25. Juni: Heute morgen wurde der Gör- litzer Bahnhof von Regierungstrup- pen besetzt. Heute mittag findet eine Versammlung der Ausständigen statt, zu der auch Abgesandte anderer Bahnhöfe eingeladen sind. Vom Verlause dieser Versammlung wird es abhängen, ob der Streik noch an Ausdeh nung gewinnt. Auf dem Schlesischen Bahn hofe wird der Verkehr noch aufrechterhaiten. Die Züge nach Schlesien verkehren" aber nur bis Sommerfeld—Sagan. Auf dem Stettiner Bahnhofe ist der Versuch, die Arbeiter zum Streik zu veranlassen, bisher vergeblich gewesen. Auch dieser Bahnhof hat eine Wache von Ne- gierungstruppen erhalten. Der Streik hat unterdessen weitere Ausdehnung genommen. Die Arbeiter der Haupt- und Betriebswerkstätten in Grune wald bei Berlin haben ebenfalls die Ar bei niedergelegt. Es handelt sich Labei um 3—4000 Arbeiter. Der GörIitzer Bahnho f, den die Regierungstruppen be setzt halten, ist noch geschlossen. Auf den übrigen Berliner Fernbahnhöfen wird der Zug verkehr vorläufig noch planmäßig aufrecht- erhalten. Die Organisation Ser Eisenbahner, der Allgemeine Eisenbahnerverband, hat seine Miß billigung über den Streik in folgendem Aus ruf ausgesprochen: „Eisenbahner! Ver bandskollegen ! Bon unverantwortlichen Quer treibern wird versucht, Euch in den Streik zu Hetzen. Gs wird Euch oorgespiegelt, daß es sich um eine Erkämpfung Eurer wirtschaftlichen Forderungen handelt. Diese Vorspiegelung ist bewußt irreführend. Zur Vertretung Eurer wirtschaftlichen Forderungen ist Eure Be rufsorganisation da. Ueber den Kopf Eurer Berbandsleitung hinweg dürft Ihr Euch un ter keinen Umständen in einen Streik hineintrei ben lassen. Wir erwarten von unseren Kolle gen, daß sie sich nicht zum Totengrä ber d-er deutschen Zukunft und des deutschen Volkes machen lassen." Kein Eisenbahnerstreik in Sachsen. Unser Dresdner Vertreter erfährt an maßgebe«' der Stelle, daß entgegen der umlaufende» Gerücht« ein Gtsenbahuerstreik^in Sachsen nach vorliegenden Nachrichten nicht zu befürchten fei. Allerdings werde die sächsische Staatsetseubahu durch di« gefährliche Lage von Erfurt und Breslau stark eingeklemmt. MllMS UM WM Akw. Die Pariser Abendblätter von: Sonntag sprechen fast ausnahmslos von dein bevorste henden NüsHtriti Clemence aus, so bald der Friede unterzeichnet ist. Wie erinner lich, tauchten diesbezügliche Gerüchte bereits nach Unterzeichnung des Waffenstillstands auf, wurden aber später dementiert. Clemenceau hatte zu diesen Gerüchten selbst Veranlassung gegeben, um Fühler auszustrecken. Es war ihm ein Leichtes, stichhaltige Gründe für sein Ausschei den aus dem politischen Leben zu geben. Als aber von allen Seiten in ihn gedrungen wurde, die Zügel in der Hand zu behalten, gab er gnädigsi nach. Heute aber liegen die Dinge anders. Die S o z i a l i st e n betrachten Cle menceau wieder, wie vor 20 Jahren, als ihren größten Feind, die Armee fängt an, ihn zu hassen, und schließlich haben Se nat und Kammer die Wahlresor m mit großer Mehrheit angenommen und zwar g c - gen den Wunsch der Regierung. Die Seöaft.:- pol- und Odessa-Affäre tat das übrige, aie Strablen seines Glorienscheins erbleichen zu las sen. Clemenceau wird das Risiko nicht wagen, über die Neuwahlen einen unrühmlichen Abgang zu nehmen, sondern sich beizeiten unter Hin weis auf sein hohes Alter zurückziehen. So gar seine Freunde raten ihn: dazu, und in ver dächtiger Weise mehren sich seine eigenen Aeuße- rungen Politikern und Journalisten gegenüber, er habe sein Lebenswerk vollendet. Mit die sem Rücktritt Llemenceaus wird die Aera der politischen Auseinandersejß- unge n in Frankreich anfangen; wo und wie sie enden wird, weiß noch keiner, aber schon messen sich die Parteien mit feindseligen Blicken Clemenceaus Befriedigung. Oer Ministerpräsident Clemenceau hat Montag nachmittag einige Zeit in der Wohnung des Präsidenten Wilson verbracht. Nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, er fuhr er um 5 Uhr durch den Fernsprecher die Annahme des Friedensvertrages durch Deutsch land. Er drückte darauf den in seiner Woh nung in der Rue St. Dominique versammelten Ministern und Mitarbeitern die Hand und sagt: „Meine Herren, auf diesen Au genblick habe ich n e u n u n d v i e r z i g Jahre gewarte 1." Dann eilte er in das Invalidenhaus und wohnte der Lösung des ersten zur Feier des Friedensschlusses abgege benen Kanonenschusses bei. Als er sich daun in das Haus des Kriegsministers begab, wur de er von der Menge lebhaft begrüßt. Wandalismus französischer Truppe« beim Abzug. Aas Fraukfvrt wird der .«»ff. Ztg.* berichtet r v«t ihre« Rückmarsch auf Maut habe» die Trau' zoseu Ihrer Freude über deu Abschluß des Friedens >u vaudaltscher Weise Ausdruck gegeben. Auf den Laudstraßeu wurden die Bäume abgehauen und die Obstbäume zur Ausschmückung der Truppen uud Geschütze geplündert. Obst, gärten und Vorgärten tu Dorf und Stadt gleichen verheerten Schlachtfeldern. Der Stadlpark i« Höchst ist vollständig demoliert. Korn» und Kar- tofself « lder gibt es für 1919 im Gebiet der Rückzugsstraße nicht mehr. Die Kuxhavener Fischdampfer fahren wieder aus. Die Koxhavrner Ftschdampserslotte hat ihre, infolge der unsicheren politischen Verhält, uiffe am Montag unterbrochene Fangtättg. keil, nachdem nunmehr der Friede gesichert er» scheint, wilder ausgenommen. Die zu« Auslaufen fertigen Schiffe haben den Hafen bereit» verlassen. Die übrigen Dampfer rüsten sich, um diesem ersten Transporte zu folgen, so daß durch die eingetretene Betriebsstörung eine größere Unter brechung in der Fischzufuhr kaum eiutrrteu wird, da außer von deu Fischdampfern täglich größere Zufuhren von dänischen Fischen an den Markt komme«. Die am Montag ergangen» Order, die hier liegenden Feuerschiffe und Lüsen- schiffe von Koxhaven fortzuuehmen und nach Ham- bürg oder einen Ostseehafen tu Sicherheit zu bringen, ist wieder zurückgezogen worden. m «»IM künstlerische Schaubühne. e. „Das Tute bricht sich Bahn!" unter diesem Zeichen stand die gestrige leider letzte Aufführung der „Schaubühne", denn der .Schützenhaus"-Saal wies, besonders im „Parkett" eine wesentlich besser« Besetzung auf, als in den ersten beiden Tagen, ein Beweis dafür, daß wirklich gute Darbietungen auch in unserer Stadt gewünscht und geschätzt werden, ein Hoffnungsstrahl vielleicht auch dafür, daß Hohen stein-Ernstthal auf der Liste der zu bereisenden Städte bleibt, und wir im Herbst und Winter noch öfter die Kreude haben werden, die geschätzten Dresdner Künstler in den Mauern unserer Stadt begrüßen zu können. Gespielt wurde „Nur ein Traum* von Lothar Schmidt, von dem wir vorher von einem Herrn aus einer andern Stadt gehört hatten, es sei ein Lhebruchsstück nach pariser Art und er hab« es deshalb auf der Bühne seiner Stadt nicht auf- sühren lassen: Grund genug für uns gestern, mit einem gewissen Vorurteil und Bangen -, was wirb wohl unser „Provinz"-Publikum dazu sagen, nach dem Theater zu gehen. Nun, wir find angenehm enttäuscht worden: gewiß, Lothar Schmidt behände« den Ehebruch, sogar den mehrfachen, aber in einer dezenten niemals abstoßend wirkenden Art, daß selbst diejenigen, die sonst die Nase rümpfen, wenn ei« Dichter Eheirrungen in offenbarender Verhüllung oder in verkleideter Nacktheit auf die Bühne bringt und dadurch die Möglichkeit schafft, vergiftend aus die Jugend einzuwirken, sich nicht verletzt fühle« konnten. Denn es ist Aufgabe und Absicht des po etisch Schaffenden reinigend zu beeinflussen, und im Himmel wird mehr Kreude sein über einen Sünder, «der Buße tut, als über dd Gerechte, die — — weiter sündigen, vor allem kommt aber als „strafmildernd* für den Dichter in Betracht, daß er die ehelichen Verirrungen nicht in dem Gewand eines ernsten Schau spiel» oder Dramas bringt, sondern in einem Lust spiel, wodurch sie von den Strahlen des goldene« Humors umspielt werden, was den Zuschauer mit dem ganzen behandelten Problem versöhnt. Dazu kommt noch als sehr wesentlich, wie so heikle Dinge dargestellt werden, ob grobsinnlich oder vor nehm. Daß für die Künstlerschar de» Herrn Direk tor RenL nur da« Letztere in Betracht kommt, be darf wohl nach ihrem Auftreten an den beiden ersten Tagen nicht erst der Versicherung, und wir hörte« auch gestern von allen Besuchern über das Gesamt- wie das Einzelspiel nur Urteile des Lobes, ja der Bewunderung Die Zimmereinrichtung, die Beleuch tung, die stets so wechselte, wir dec Tageszeit an gemessen war, alles dies versetzte schon zu Begin« in die richtige Stimmung, und der Beifall, der nach dem ersten Akt bald verklang, wurde nach den beiden anderen so lebhaft und herzlich, daß die Künstler sich nicht ost genug zeigen konnte::. Die Darstellung war hervorragend, ja glänzend. Herr Direktor RenL als betrügender und betrogener Ehemann entwickelte ein Mienenspiel von der Angst und Zerknirschung bis zum (vermeintlichen) Zorn so gut, wie wir es, vor allem im dritten Akt, selten bei einem Schauspieler beobachten konnten, Krau Direktor Renä-Hrlpert war eine so liebreizende Gattin, daß man weder ihr noch ihrem Gatten jemals „Seitensprünge" zuge traut hätte, aber „die Liebe, die dumme Liebe* und das stürmische Werben des als so unschuldig ange sehenen „Hausfreundes" des Herrn Max Jähnig brachten auch diese „Mustergattin" so weit, wenn er auch „nur ein Traum" war. Der betrogene Gym- naftalprosefsor Hausmann, für den außer seiner Phi losophie andere Erwägungen „vollkommen aus der Debatte" ausscheiden, er wurde durch Herrn Robert Zimmermann so dargestellt, wie dieser ver knöcherte Büchermann nach der Schilderung seiner jungen Krau sein mußte, deren kleinere Nolle Hrl, Charlotte Kriedrich ebenso gut durchführte, wie Krl. Anna Tettenborn und Herr Carl Zimmermann die ihrigen. Heute nun verläßt die .Künstlerische Schau bühne" unsere Stadt wieder, hoffentlich mit der festen Absicht, uns bei ihrer zweiten Gastspielreise, für die schon jetzt neue literarisch wertvolle Werke einstudiert werden, mit zu besuchen, denn, trotzdem der Besuch noch nicht so war, wie er hätte sein können und sollen, ist doch der Boden vorbereitet, sodaß es mit Hilfe einer entsprechenden städtischen Subvention und durch nachhaltige Aufklärung der Einwohnerschaft über die Bedeutung eines so künstlerisch wertvnolle