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Nr- 104. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 1. September 1823. Seit« 3. nach ihrer Ortschaft zurück. Inzwischen war die Lan despolizei telephonisch um HUfe gebeten worden, die am 28 August früh das Gehöft umzingelte und die 20 Mann nach dem Polizeipräsidium sistierte, von wo aus sie später dem Gericht wegen Landfriedens bruch zugewiesen wurden. Politische Rundschau Deutsches Reich. — (Die Programmrede des neuen Wirtschaftsministers,) die Herr von Raumer am Freitag im Reichswirtschaftsrat hielt, brachte nichts wesentlich Neues zu Tage. Es mutz jedoch als erfreulich festgestellt werden, datz der neue Reichs- Wirtschaftsminister sich nicht gescheut hat, an die ge heiligten Dogmen der sozialistischen Presse zu rühren, und der Arbeitnehmerschaft vorzuhalten, datz durch Ueberforderung von ihrer Seite, die deutsche Pro. duktion derart verteuert wird, datz sie schon heute selbst bei abgleitendem Markstand nicht mehr ton« kurrenzsähig auf dem Weltmarkt ist. Auch der an- gekündigte Abbau der Außenhandelskontrolle würde, wenn er von dem Kabinett Cuno versucht worden wäre, alle Gewalten der sozialistischen Opposition entfesselt haben, nunmehr darf man wohl hoffen, daß die mitregierende Sozialdemokratie sich ihrer Verant wortung etwas mehr bewußt ist und notwendigen Matznahmen keinen Widerstand leistet Die Wirt schaftslage Deutschlands zeigt trotz der schönen Hoff nungen, mit denen das Kabinett Stresemann die Regierung übernahm und von der ihm ergebenen Presse begrüßt wurde, noch keinerlei Entspannung, wenn auch die leichte Erholung der Mark auf der Freitagbörse schlimmste Befürchtungen wieder etwas in den Hintergrund treten läßt. Berlin, 3 t August. (Drohender Zusam menbruch von Industrie und Handel) Der Reichsoerband der Deutschen Industrie, dis Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels und der Zentralverband des Deutschen Großhandels haben eine gemeinsame Eingabe an das Reichswirt schaftsministerium gerichtet, in der erklärt wird, daß es auf der Basis des jetzigen Währungssystems über- Haupt unmöglich sei, einen geordneten Wirtschafts verkehr fortzuführen. Es sei einfach keine Zeit mehr, dieses Problem behutsam anzufassen, sondern binnen wenigen Tagen müßten die notwendigen Maßnahmen durchgefühct sein, soile es nicht zu einem völligen Zusammenbruch des Wirtschaftslebens kommen. Die Verbände bitten deshalb das Reichswirtschaftsmini- sterium, unverzüglich mit ihnen in Verhandlungen darüber einzutreten, in welcher Form in den nächsten Tagen der Goldkontenverkehr und der Goldkcedit- verkehr eingerichtet werden können. Statten. Mailand» 30. August. (Die italienische Flotte kriegsbereit.) Der „Secolo* meldet, datz die italienische Flotte in Tarent Befehl zur so- fortigen Mobilmachung erhalten habe. Zwölf Kriegs schiffe sind bereits in voller Kriegsausrüstung mit versiegelten Befehlen nach dem Piräus adgegangen. Sollte Griechenland nicht innerhalb der gestellten Frist, Man spricht von 48 Stunden, antworten, so werde Italien vorgehen — Nach dem genannten Blatt ist in diesem Falle die Besetzung einer Insel oder grie chischen Gebietes zu gewärtigen Nach der „Epoca" sind ferner ein Infanterie Regiment sowie Sanitäts truppen und Karabiniers Abteilungen im Hafen von Tarent zur Einschiffung bereit gestellt worden. Die Regierung mahnt die Preise in Anbetracht der Lage zur Zurückhaltung. Es dürfen keine Nachrichten mehr über Truppen- und Schiffsbewegungen veröffentlicht werden. Die Lage in den besetzten Gebieten. Blutiger Zusammenstotz auf einer Ruhr-Zeche. Herne, 81, August. Auf der Zeche .Friedrich der Große" ist «S vor einigen Tagen, wie erst jetzt b«> kannt wird, zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Ein vetriebtinspektor wurde von Zechenarbeitern, weil er sie zur Arbeit aufgrfordert hatte, mit einer Eisen« stange schwer mißhandelt. Die Direktion ordnete dis Entlassung der Arbeiter an. womit die Aufrührer nicht einverstanden waren und passive Resistenz an drohten. Sie löschten di« Feuer unter den Kesseln aus und besetzten die ganz« Zechenanlag«. Arbeits willig« wurden schwer mißhandelt. Streikposten, mit Knüppeln und Etsenstangen bewaffnet, zerstörten die Zecheneingäng«. Mit Hilfe der Polizei wurde schließ lich di« Räumungsaktton durchgeführt, wobei rin Mann getötet und vier verwundet wurden, Gewaltmatznahmen gegen die Eisenbahner im besetzten Gebiet. vis zum 11. August wurden über die Eisenbah ner de» besetzten Gebietes 841 Jahre Freiheitsstraf« verhängt. Die Zahl der Verhaftungen betrug 1877, von denen 1818 auf das »«»besetzt« und VS9 aus das altbesrtzte Gebiet entfielen. Die Zahl der verurtei- langen betrug S6S, davon entfielen 10» auf da» neu- besetzte und 164 auf da» altbesetzte Gebiet. Bi» zum oben angegebenen Zeitpunkte find ausgewiesen wor den: 16 69» Beamte, Angestellte und Arbeite^ davon 2987 au» dem neubesetzten Gebiet, 18 708 au» dem altbesetzten Gebiet. Unter Einrechnung der Familien- angehörigen betrügt die Zahl der Ausgewiesenen 69 355, davon 9948 au» dem neubesetzten Gebiet, 49 407 au» dem altbesetzten Gebiet. Insgesamt find in der Zeit bi» zum 11. August aus den Wohnungen vertrieben worden: 72 797 Personen, davon 11470 au» dem neubesetzten G-biet, 61827 au» d«m altbe- setzten Gebiet. Mißhandlungen find in 248 Fällen vorgekommrn, davon 118 im neubesetzten und 133 im altbesetzten Gebiete. Gelötet wurden 9 Eisenbahner, und zwar 3 Mann im neubesetzten und 6 Mann im altbesetzten Gebiete. Zranjöfische Offiziere voran! Münster, 30. August. In einem Wäldchen bei Schee im unbesetzten Gebiete wurde am 26. August «in 17 jähriges Mädchen aus Elberfeld von einem französischen Offizier überfallen und vergewaltigt. Der Raubzug der Zranzosen. Düsseldorf, 30. August. Die Franzosen beschlag nahmten Heute städtischer Notgeld in Höh« von 1300 Milliarden Mark. Desgleichen beschlagnahmten sie in Vohwinkel 55 Milliarden. Außerdem verlangten fi« bi» morgen von der Stadtverwaltung in Vohwinkel di« Zahlung von 311 Milliarden, dis im Laufe de» Jahre» von den Zollbehörden der Stadtverwaltung überwiesen worden seien. Aus aller Wett. Berlin, 28. August. (Die Verhandlungen mit den Spttzenorganisationen) der Reichs arbeiter führten heute zur Festsetzung der Lohngrund- zahl auf 1800 mit Wirkung vom 26, ds. Mts. ab. Hiernach wird der Vtundenlohn für Handwerker in Ortsklasse 540 000 betragen. Berlin, 30. August. (Vor einem neurn Streik in der Reichsdruckerei?) Am Don nerstag fand eine bis in die späten Abendstunden hinein dauernde Versammlung der Funktionäre des graphischen Gewerbes der Notendrücke! und der pri vaten Druckereien statt. Außerdem waren Vertreter der Buch, und Gteindrucker sowie der Hilfsarbeiter anwesend. Di« Versammlung nahm einen sehr erreg ten Verlaus. Zahlreiche Teilnehmer verlangten, daß der Streik gleich für Sonnabend beschlossen werde. Di« Organisationsvrrtreter konnte» nur mit Müh« einen Beschluß durchsetzen, wonach ein« von der Ver sammlung gewählt« Kommission sich mit den Spitz«», organisationen (Ufa und DGB) in Verbindung setzen soll und daß, falls eine letzte Einigung noch scheitern sollte, der Beginn de» Streik» der Notendrucker und der Angestellten der Retchsbank beschlossen werden soll. 8m Freitag trat bereit» der Hauptvorstand de» Afa- Bundes zusammen, um zu dem Beschluß der Noten drucker Stellung zu nehmen. ReichSbankdirektor Ha- venstein verhält sich noch jedem Etnigungsoersuch geg«nüber ablehnend. Berlin, 30. August. (Erfolgreiche Jagd nach Devisenhändlern in Berlin.) Heute wurde von zahlreichen Beamten de» Polizeipräsidium» in der Seenadterstraßr «ine umfangreiche Suche nach Devisenhändlern vorg«nommen. Im ganzen wurden 692 Personen verhaftet, von denen 81 in Hast behal» r«n wurden. Eine größere Menge Devisen wurde be- schlagnahmt. Berlin, 80. Aug. (Abgelehnter Schied», spruch im Bankgewerbe.) Wie un» der Deutsche Bankbeamtenverein mitteilt, find di« heute im Reich», arbeitsministerium geführten Tarifoerhandlungrn im Bankgewerbe ergebnislos abgebrochen word«n, nachdem die Bankleitungrn e» abgelehnt hatten, in «in« den Friedensgehältern der Bankbeamten in gewissem Ver» hältni» sich anpaffenden Regelung der Bezüge einzu- willigen. Beim R«tch»arb«it»mlntster ist daraushin vom Deutschen Bankbeamtenveretn die Einsetzung eine» Schlichtungsausschuffe» beantragt worden. Hamburg, 80. August (Dr. Cuno wieder in der Hapag.) Der AusfichtSrat der Hopag wird, wie d«r Norddeutsche Nachrichtendienst meldrt, in d«r nächsten Generalversammlung beschließen, den früheren Reichskanzler Dr. Cuno in den AusstchtSrat zu wäh len. Dr. Cuno würde dann in da» Präsidium de» «uffichtsrate» eintreten, da» demnach aus den Herren Ma, von Schinkel, Freiherr« von Schröder und Dr. Cuno bestehen wird. In dieser Eigenschaft soll Dr. Cuno al» Delegiert«« de» AusstchKrate» sein« weitverzweigten Kenntnisse und Erfahrungen wieder in den Dienst der Gesellschaft stellen. Dr Cuno be- absichtigt zunächst di« persönlichen Beziehungen zu seinen amerikanischen Freunden durch «inen Besuch in den vereinigten Staaten wieder auszunehmen. Hannove», 29. August, (Die hohen Koh len preise.) Der Magistrat der Stadt Hannover hat an da» Reichswirtschaft»minist«rium folgende» Tel«, gramm gerichtrt: Di« d«n Weltmarktpreis weit üb«r- steigend« Erhöhung d«r Kohl«npk«ist hat katastrophal« <> - 's (Wertbriefe und Wertpakete) die G« Für Wertsendungen beträgt bei Wertbriefen und versiegelten Wertpaketen: für 2 000000 M. einschließlich 150 000 000 biS 200 000 000 30 000 , Auslandsgebühren. 100 000 000 bis 150000000 150 000 000 bis 200000000 2000 000 M. 5000000 , 10000 000 , 20 000 000 , 30000 000 , 50 000 000 „ 70000 000 , 100000000 , bis über 1000 000 M. 1000 000 bis 2 000 000 bis 5 000 000 bis 10 000 000 bis 20 000 000 bis 30 000 000 bis 50 000 000 bis 73 000 000 bis 5 000 000 M. 10000000 , 20000 000 „ 30 000 000 , 50 000 000 , 70000 000 , 100 000 000 „ 150000000 , 75000 M. 100000 , 120 000 , 140 OM , 45 000 M. 75 000 , 90 000 , 200000 40000 80000 75 000 M. 90 000 . 110 000 „ mindestens Warenproben für je 50 Gramm jede weiteren 20 Gramm . . Drucksachen für je 50 Gramm . Gcschäftspapiere für je 50 Gramm Oie erhöhten Postgebühren. F über 2 000 000 biS , 5 000 000 bis , 10 000 000 bis , 20 000 000 bis , 30000 000 bis , 50 000 000 bis , 75 000 000 bis , 100 000 000 bis bühr für eine gleichartige eingeschriebene Sendung (bei un-> versiegelten Wertpaketen wird die Einschreibgebühr aber nicht erhoben) und die Versicherungsgebühr; dies« (zugelaffen bis 50 Millionen Mack): 1000 M. Postanweisungen 120 000 Akt . 90000 , j . 200000 .^ 200000 M., jedoch nach England, den britischen Kolonien und den britischen Postanstalten im Ausland für jod« weiteren 49 Millionen Mack 400 000 M. -M < L , . . . SOlXN Bf so 000 M. ? 45 000 , 75000 , 90000 , Postkarten im Ortsverkehr , Fernverkehr Briefe im Ortsverkehr LiS 20 Gramm . . , 200 000 0-00 bis (unbeschränkt) Für bargeldlos beglich „ . selbe Gebühr, höchstens jedoch 50 000 M. für eine Zahlkarte, für Barauszahlungen mit Postscheck 2 vom Tausend des Scheckbo»! träges, Mindestgebühr 100 M. Meistbetrag eines Postschecks 2 Milliarden Mark. je 100 000 M. der Wertangabe oder einen Teil von 100 000 M. 2000 M-, Lei unversieg^lten Wertpaketen (Meistbetrag ist von 50 Millionen auf 200 Millionen M. erhöht.) Die Einschreivegebühr ist ans 75 000 M., die Vorzeigegebühr! für Nachnahmen und Postausträge auf 37 000 M. festgesetzt. Ferntclegramme Grundgebühr . . . und außerdem für jedes Wort Ortstelegramme: 120 000 M. 60 000 , f 30 000 M. 40 000 , 70 000 , 100 000 , 140000 , 180000 , > 220000 , ! 260000 , ! 300 000 , ' 350 000 , s 400 000 , bis 250 Gramm über 250 bis 500 Gramm „ 500 Gr. bis 1 Kgr. Warenproben bis 100 Gramm . . über 100 bis 250 Gramm , 250 bis 500 Wer 20 bis 100 Gramm , 100 bis 250 , , 250 bis 500 , Briefe im Fernverkehr bis 20 Gramm . . über 20 bis 100 Gramm , 100 bis 250 , , 250 bis 500 10000 M. 20000 , , 30 000 , s 40 000 , ? 50 000 , s 60000 » S 70000 , !j 80 000 , 90000 , - AL 1. September. Die wesentlichsten Gebühren, die vom 1. GeptembSt bst im Post-, Postscheck-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr Innerhalb Deutschlands gölten, sind folgende: Postkarten im Ortsverkehr , . 1S0MM, Postkarten . 7 ^ ? Ungarn und Tschechoslowakei .... Briefe bis 20 Gramm jede weiteren 20 Gramm (Meistgewicht 2 Kgr.) Ungarn und Tschechoslowakei bis 20 Gramm 60 000 M. 30 6,00, 450000 , . . . . 100000^ ... - 120 000 .1 ene Zahlkarlen die* 5 mindestens . . Postanweisungen dis 20 Millionen Mack 200 OM M-, über 20 Millionen Mack bi- 40 Millionen Mark 400 000 M., jede weiteren 40 Millionen M. Für nicht oder unzureichend freigemachte Postkarten und Briese wird das Eineinhalbfache des Fehlbetrags, unter Auf« rundung auf eine durch 1000 teilbare Marksmmne nach erhoben. Drucksachen bis 25 Gramm . . . . 15 000 M. über 25 bis 50 Gramm . . 30000 „ , 50 bis 100 , . . 45 000 , , 10O bis 250 , . . 75 000 , , 250 bis 500 , .. 90000 , „ 500 Gr. bis 1 Kgr. . . 110 000 „ Gcschäflspapiere und Misch sen düngen Nicht freigemachte Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben werden nicht befördert. Für unzureichend sreige-, machte Sendungen dieser Arten wird das Eineinhalbsache de» Fehlbetrages, unter Aufrundung auf eine durch 1000 teilbare Marksumme, nacherhoben. Päckchen bis 1 Kilogramm 150 000 M. Grundgebühr und außerdem für jedes Wort - . . . Vorausbezahlung der Eilbestellung (Xk) Stundung der Telegrammgebühren- 2 v. H. des Rechnungsbetrages, außerdem für jedes Telegramm Vom 1. Oktober an: abgekürzte Telegrammäw» schriften jährlich 18 Millionen Mark, regelmäßige besonder Zustellung 18 Millionen Mack. "E ' 100 00 , - 150 000 , 10OO0O, 40000 , j 40000 , 1. Zone 2. Zone 3. Zone (biS (über (über 75 Km.) 75-375 Km.) 375 Km.) M. M. M. bis 3 Kilogramm 180 000 350 000 350 000 ' über 3 bis 5 Kgr. 250 MO 500 000 500 000 7 , 5 biS 6 , 300 000 600 000 900 000 ' , 6 bis 7 , 350 000 700 000 1050 000 '. , 7 bis 8 , 400 OM 800 000 1200 000 „ 8 bis 9 , 450 000 900 000 1350 000 > - 9 bis 10 , 500 000 1000 000 1500 000 - und so sock bis über 19 Lis 20 Kgr. 1000 000 2000 000 3060 000