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Nr. 167. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 21. Juli 1931. Seite 2. Aber die Kvnierenz Hai sich auf die letz > ere zu ksnzen - j trteren. Man müsse berücksichtigen, daß aus der einen Seite Hemmungen der öffentlichen Meinung da sind, daß aber aus der anderen Seite auch niemand erniedrigt werden darf. Man muß also ein Kompromiß finden, das allen Par lamenten genehm sein würde. Der Wille zum Erfolg muß die Konferenz beseelen. MacDonald empfahl zum Schluß größt möglichste Beschleunigung der Konferenz Jeder Tag vergrößere die Gefahren eines völligen Zusammenbruches, der sich mensch licher Kontrolle entzöge. Oertüches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) — O ri g i na l-R o d e r a-S ch au. Im Menzelschen Gasthofe gab am vergangenen Dienstag, 14. Juli, der Hell seher und Telepath Rodera eine ExPerimentalDorstellung, die Lurch die Reichhaltigkeit und Vorzüglichkeit des Programms außerordentlich ansprach. Rodera, ein Bruder des vor Jahren hier gastierten Fred Rodera, führte interessante Experimente im Hellsehen, auf dem Gebiete der Autosuggestion und der Telepathie vor, die überall stärkstes Interesse und größten Beifall auslösten. Einzel- sowie Massen?uggestierungen wur den an sich bereitwilligst zur Verfügung gestellten jungen Leuten vorgenommen, die die tollsten Sachen fertigbrachten und dafür sorgten, daß die Zuschauer nicht aus dem Lachen herauskamen. Hypnotische Experimente konnte Rodera nur an Tieren vornehmen, da diese a„ Menschen nicht gestattet sind. 2m zweiten Teile folgten u, a. die Behandlung von Kranken Lurch eine auf Autosuggestion beruhende seelische Heilmethode, deren Heilwirkung nach Roderas Angaben nicht nur eine vorübergehende ist. — Den Schluß bildete ein Spitzentanz Ler kleinen Marianne von der Oper in Dresden, der besonders auch durch die prächtigen Lichteffekte vollste Wirkung erzielte. Es wird an dieser Stelle nochmals darauf aufmerksam ge macht, daß Rodera mit seiner Künstlerschar noch eine zweite Vorstellung am Sonnabend, 25. Juli, hier gibt und mit einem neuen erstklassigen Programm aufwartet. Eine besondere At traktion versprechen die indischen Fakirkünste und heimatlichen Tänze seines Regers zu werden. Ein Besuch Lieser interessan ten Darbietungen kann nur bestens empfohlen werben. — Unzustellbare Postsendungen. Das Post amt teilt mit, daß die Zahl der endgültig unzustellbaren Post sendungen ständig zunimmt. Dies ist vor allem darauf zurück zuführen, daß vielfach die Anschriften nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt geschrieben werden. Sehr oft werden in den Briefkästen Postkarten ohne Anschrift vorgefunden. Ebenso häufig fehlen, besonders bei Sendungen nach größeren Orten,, die Angaben von Straße und Hausnummer, so daß solche Sendungen nicht zugestellt werden können. Damit sie wenigstens Len Absendern zurückgegeben werden können, ist es erforder lich, daß sowohl bei Briefen als auch bei Postkarten — ins besondere bei unterwegs aufgegebenen Ansichtskarten' — die genaue Anschrift des Absenders nach Ramen, Stand, Wohn ort und Wohnung vermerkt wird. Weiter wird darauf hin gewiesen, daß in jedes Paket ein Doppel der Aufschrift oben auf zu legen ist, damit die Pakete beim Abfallen aüfgeklebtev Aufschriften ufw. ihrem Bestimmungsorte zugeführt werden können. — Die Gewinnlisten der Bayerischen Volkswohb- Geldlotterie sind eingetroffen und liegen in der Lottertest Geschäftsstelle des Herrn Max Greubig, Pulsnitz, zur Einsicht nahme aus. Dieselben sind da elbst auch käuflich zu erwerben. Bischofswerda. Jmkererfolg. Durch den 1. Landes verbandsvorsitzenden Sächsischer Bienenzüchtervereine, Ober lehrer i. R. Lehmann-Raufchwitz, wurde am Sonntag erstmalig Preisstandschäu im hiesigen Bienenzüchtervereine und bei Len Mitgliedern der Landorte nach den Richtlinien des Wirtschafts ministeriums vorgenommen. Die den Vereinen Burkau, Elstra und Frankenthal angehörenden Pveisrichtergruppen fanden die Bienenstände gut bis sehr gut, einzelne besonders tüchtige Imker erreichten dabei weit über die Höchstpunktzahl 80. Lieber die Verteilung der Preise entscheidet der Landesverband erst später. Seelingstädt bei Werdau. Eine Henne als Katzen mutter. Bei einem hiesigen Gutsbesitzer hat eine Gluckhenne auf einem Heuboden zwei junge Kätzchen unter ihre Obhut genommen und betreut sie aufs sorgfältigste. Wenn jemand auf Len Heuboden kam, um Lie jungen Katzen zum Füttern zu holen, gebärdete sich die Henne wie wild. Als die alte Katze selbst ihre Jungen holen wollte, setzte ihr die Henne mit Schnabel- und Flügelhieben dermaßen zu, daß sie die Flucht ergriff. Bereits im vorigen Jahre hatte sich bei dem Guts besitzer eine Henne eines Wurfs junger Schweine liebevoll! angenommen. Taura. Vogeltragödie. Auf dem hiesigen Taura stein wurde ein Finkenweibchen beobachtet, das sich, mit dem Kopf nach unten hängend, auf dem Wipfel eines Baumes verfangen hatte und einem grausamen Tode verfallen war. Vermutlich war das Tierchen vorher in einem Gartengrundstück gewesen, in dem man Schutze des ausgestreuten Samens feine Fäden gezogen hatte. Diese Fäden dürften sich dem Tierchen um die Beinchen gewickelt und beim Sitzen auf Lem Daum wipfel um den Ast geschlungen haben. Die Spaziergänger nahmen sich sofort Les 'ängstlichen Tierchens an und ver mochten es auch nach langer mühsamer Arbeit von dem sicheren Tode zu erretten. ' '. Leipzig. Ein fanatisch gründlicher Einbrecher. Der Kaufmann Kurt Kürbis hatte in der Rächt zum 15. Mai eine Gastwirtschaft in dem Durchgang in der Grimmaischen Straße vollständig ausgeräumt. Er drang im Laufe der Nacht sechsmal in diese Wirtschaft ein und entwendete für 2300 DM Genuhmittel. Beim Verkauf seiner Beute wurde er festgenom men. Das Leipziger Schöffengericht verurteilte ihn wegen schweren Rückfalldiebstahls zu zwei Jahren Gefängnis. Plauen. Trauersitzung für den ver storbenen Oberbürgermeister. Die Mitglieder des Nates und des Stadtverordnetenkollegiums mit Aus nahme der kommunistischen Fraktion fanden sich im Sitzungssaale des Rathauses zu einer gemeinsamen Trauerfeier für den verstorbenen Oberbürgermeister Georg Lehmann zusammen. Bürgermeister Dr. Schlotte wür digte in längerer Rede die Verdienste des Heim gegangenen, wobei er besonders darauf hinwies, daß Oberbürgermeister Lehmann das Ruder des Gemeinde- schiffcs in geschickter Weise geführt habe. — In einer vorausgegangenen Sitzung des Gesamtrates war be schlossen worden, die Flaggen auf Halbmast zu setzen und die Kosten der Beerdigung auf die Stadtkasse zu über nehmen. Schöneck. Leichen fund nach zwei Jahren. Im Walde von Arnoldsgrün und Marieney wurde von zwei Pilzsuchern das Skelett eines Selbstmörders auf gefunden. Neben der Leiche lag ein Trommelrevolver. Allem Anschein nach hat die Leiche schon etwa zwei Jahre an der betreffenden Stelle gelegen. Bremens führende Bank hat ihre Schatter geschloffen Die Schröder-Bank in Bremen, eine der führenden deutschen Privatbanken, die infolge der Wirtschaftskrise ihre Schalter am Montag hat schließen müssen. Die Bank, mit der das gesamte bremische Wirt schaftsleben aufs engste ver knüpft ist, wird voraussichtlich wieder saniert werden. — Oben rechts Bankier S.ch.r öder. Bremen. Im Zusammenhang? mit Lew Zusammenbruch- Ler „Norddeutschen Wollkämmerei" (Nordwolle) hat jetzt Lie I. F. Schröder-Bank, Bremern ihre Schalter schließen müssen. Die Bank gab folgende Erklärung, ab: „Die allgemein be kannte schwere Wirtschaftskrise, die sich in jüngster Feit be sonders verschärft hat, hat sich auf unser Unternehmen so ausgewirkt, daß wir uns gezwungen sehen, unsere Kaffen für diese Woche zu schließen. Wir stehen in ernsten Verhand lungen mit bremischen und auswärtigen Wirtschaftskreisen zur Durchführung einer Stützungsaktion." Die Schröder-Bank ist aufs engste mit ihrem heimischen Wirtschaftskreis verbunden. Die Krisis dieser Bank ist die Krisis der bremischen Wirtschaft. Kaum jemals ist die Stadt von einer solchen. Katastrophe bedroht worden, wie jetzt, wenn die Schröder-Bank ihre vorübergehende Zahlungsein stellung wider Erwarten nicht überwinden sollte. Es aibt Dresden. Das Schicksal der Darmstädter und Nationaldank. Zu der für die gesamte Volks wirtschaft und in Sonderheit auch für die mehr als 7O6O Angestellten so ernsten Frage, ob die Danatbank liquidieren oder wieder aufgerichtet und fortgeführt werden soll, teilt der deutsch« Bankbeamtenverein mit, das aus Veranlassung eines Aufsichtsratsmitgliedes bei diesem Institut eine Konfe renz der Staatskommissare Dr, Bergmann und Dr. Schippel mit einer Abordnung des Betriebsrates stattsand, der auch der Geschäftsinhaber Dr. Boheim-Schwarzbach beiwohnte Hierbei erklärte Dr. Bergmann, daß die Bank nach seiner Ansicht nicht untergehen dürfe, da ihr Verschwinden, ganz abgesehen von den höchst beklagenswerten Folgen sür die Angestellten, einen ganz ungeheuren Schaden für die Volks wirtschaft bedeuten würde. Die Ausgabe der Staatskonnmssare sei es nicht, das Institut zu zerschlagen, man hoffe vielmehr, daß die Bemühungen um seine Erhaltung von Erfolg beglei tet sein würden. Fast alles aber hänge gegenwärtig von den Verhandlungen in Paris und London ab. Auch liege der Status der Bank noch nicht in vollem Umfange vor. Chemnitz. Flngtag. Vor vielen Tausenden von Zu schauern fand, veranstaltet von der Sächsischen Segel fliegerschule, ein Flugtag statt, der ganz neuartige Flug vorführungen brachte. Neben Kunstflügen mit Leichtflug zeugen zeigte der besonders durch seinen aufsehenerregen den Flug über Newyork bekannte Segelflieger Wolf Hirth zwei längere Segelflüge über die Stadt, wozu er sich mit einem Leichtflugzeuge in eine größere Höhe schleppen ließ, und einen ebenfalls gut geglückten kürzeren Flug mit einem neuartigen Start, bei dem er sich durch ein Auto mobil ziehen ließ. Im Anschluß daran sprang die Chem nitzer Fallschirmpilotin Schröter mit einem manuellen Fallschirme aus etwa 1000 Meter Höhe ab. Meerane. Ein tödlich Verunglückter er mittelt. Dieser Tage war, wie gemeldet, ein Unbekann ter auf der Landstraße Meerane—Gößnitz in der Nähe des „Dreierhäuschens" von einem Stettiner Auto an gefahren und zu Boden geschleudert worden. Der Schwer verletzte war im Krankenhaus 24 Stunden später ge storben. Wie festgestellt wurde, handelt es sich um den er werbslosen Tischler Münch aus Schmölln in Thüringen, der Frau und vier Kinder hinterläßt. Mühltroff. Schuljungen als Diebes bande. Hier ist man einer aus acht Schuljungen im Alter von acht bis dreizehn Jahren bestehenden Diebes- gesellschasl aus die Spur gekommen, die wiederholt Dieb stähle seit April d. I. in hiesigen Geschäften verübt und Bargeld, Lebensmittel, Musikinstrumente, Rauchwaren usw. gestohlen haben. Sie fragten in den Geschäften nach Zigarettenbildern und beim Entfernen des Geschäftsinha bers benutzten sie die Zeit zum Stehlen. Schwere Verkehrsunfälle -ei Glauchau. Zwei Tote, mehrere Verletzte. Das Motorrad des 25jährigen Kurt Sänger wurde aus unbekannter Ursache gegen den Basteifelsen geschleu dert. Der Motorradfahrer und seine Schwester, die sich auf dem Wege zur Arbeitsstätte befanden, erlitten Schädel- und Genickbrüche. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der Unfall trifft die Familie besonders hart, da der Vater bereits lange arbeitslos ist und die beiden Verunglückten die einzigen Ernährer waren. Das Auto eines gewissen Richter aus Meerane, das mit drei Glauchauer Nationalsozialisten besetzt war, raste am Schafteich in den Mühlgraben. Alle Insassen haben schwere Knochenbrüche erlitten. Unter den Verletzten be fand sich der Ortsgruppenführer der Glauchauer NSDAP. kaum einen bremischen Wirtschaftszweig, für den die Bank sich nicht interessiert hat. Inwieweit dos Institut mit auslünüischen Banken in engerem Zusammenhang steht, ist zahlenmäßig nicht ersichtlich. Schließlich hat die Schröder-Bank auch unter der Abziehung von Auslandskrediten zu leiden gehabt, wodurch sie schließlich illiquid geworden ist. Es schweben schon Verhandlungen nicht nur mit bremischen Wirt- schastskreisen, sondern auch mit ausländischen Gruppen wegen einer Stützung des Instituts, Los vor allem recht. Mündliche Beziehungen mit dem Londoner Platz gehabt hat. Me Schröder-Bank selbst wurde Ende 1920 gegründet. Sie ist aber in Wirklichkeit ein älteres Haus, denn sie ging ms der Bremer Bankfirma. Schröder.. Heye L Weyhausen hervor. Versuchter Kirchenraub in Leipzig. In Leipzig stellte die Polizei nachts einen Mann, der aus einer offenen Türe der Matthäi-Kirche kam. Nach vergeblichem Fluchtversuche wurde sr auf die Wache ge bracht und man fand bei ihm außer einem geladenen TroMmelrevolver auch Nachschlüssel und Dietriche. Es stellte sich heraus, daß man es mit dem in Bochum ent sprungenen Kurt F. aus Cainsw s bei Zwickau zu tuw hatte, der mit einem Komplizen inen Einbruch in die Kirche versuchte. Wie sich ergab hatten die Täter noch! nichts gestohlen, der Fang war Iso rechtzeitig geglückt. Oer Zahlungsverkehr am WocherrVeginn. Befriedigende Entwicklung bei den Banken. Der Wochenanfang brachte die beschränkte Wiederauf nahme des Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen. Dom 20. bis 23. Juli hat die Regierung eine Zwischennotverord- nung erlassen, wonach Kreditinstitute an ihre Kontoinhaber ohne besonderen Nachweis des Zweckes 5 Prozenchihres Guthabens, h ochsten s aber 100> R M, a uszah len können. Für Sparkonten beträgt der Höchstsatz 20 RM. Bei den Berliner Gr oßbanke n hat sich, der Zahlungs verkehr reibungslos abgewickelt. Die Filialen waren reichlich mit flüssigen Mitteln versehen, aber es bestand hier nicht die Notwendigkeit, auf diese Summen zurückzugreifen. Wie die Mehrzahl der Großbanken mitteilt, war schon am Freitag und Sonnabend eine unverkennbare Beruhigung zu beob achten, die sich in einer erheblichen Zunahme der Einzahlungen ausdrückte. So berichtet eine Großbank, daß am Freitag die Einzahlungen 70 Prozent der Auszahlungen ausmachten, daß sich dieser Prozentsatz am Sonnabend noch verbesserte, und daß die Lage heute etwa so zu beurteilen war, daß sich Ein- und Auszahlungen die Waage hielten. Bei der Darm städter und Nationalbank, die ihre Schalter eben falls geöffnet hat, werden Auszahlungen nur für Zwecke der Lohn- und Gehaltszahlung vorgenommen. Sonst entscheidet in Einzelfällen der Treuhänder. Nach Maßgabe dieser Ge nehmigung werden dann ebenfalls Auszahlungen geleistet. Bei den Privatbanken ist das Geschäft außerordent lich ruhig. Auszahlungen sind kaum erforderlich, aber an dererseits sind auch hier Einzahlungen festzustelleu. Lebhafte Klage geführt wird über die augenblickliche Handhabung des Wechseloerkehrs, der eine Sonderregelung erfahren hat. Die Wechselpro teste haben erheblich zu genommen. Vielfach wird die Annahme von Schecks verweigert mit der Bemerkung, daß nur bares Geld angenommen würde. Würde solches nicht herbeigeschafft, gingen die Wechsel eben zu Protest. Es ist wünschenswert, daß man sich an maßgebender Stelle mit den vielleicht zunächst noch unvermeidlichen Härten der Verord nungen im Interesse einer glätteren Abwicklung des Ge schäftsverkehrs befaßt, um auch hier bald wieder zu einem normalen Wechselverkehr zurückzukommen. Bei den Sparkassen brachte der Wochenbeginn in dessen einen sehr lebhaften Verkehr, der eindeutig davon zeugte, daß bei dem kleinen Sparer die an anderer Stelle zu beobachtende Beruhigung noch nicht im gewünschten Umfang eingetreten ist. Im übri gen haben Sparkassen in ganz besonderen Fällen, die sich durch Atteste oder sonstige Ausweise bekräftigen ließen, mehr als die in der Verordnung festgelegte Höchstgrenze ausbezahlt. Keine Befreiung von der Ausreisegebühr Berliv, 20. Juli. Die Durchsührungsbesnmmungen zu der Verordnung über die Ausreisegebühr dürsten noch im