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Pulsnitzer Tageblatt Beilage zu Nr. 167 Dienstag, 21. Juli 1931 83. Jahrgang lUKNktt - Ll>OK7 > 5l>Ikl. Turnverein Pulsnitz M. S. DT. Handball Ergebnisse vom Donnerstag, 16. Juli: Pulsnitz M. S. 2. gegen Bretnig I. 12:4. Pulsnitz M. S. Turnerinnen gegen Großröhrsdorf Turnerinnen 3:0. — Zu einem Wochenspiel hatte Pulsnitz M. S. 2. Bretnig zu Gaste und muhten sich letztere unverdient hoch, geschlagen bekennen. Bretnig als Neuling entpuppte sich als guter Gegner und konnten sich selbige in der ersten Spielhälfte sehr gut halten, was der noch nicht p:Ilzu überzeugende Halbzeitstand von 4:2 für Pulsnitz M. S. beweist. Jedoch in der zweiten Spielhälfte setzte sich das reifere Können von Pulsnitz M. S. durch und reihten sie in gleichen Zeitabständen Treffer an Treffer, deren Bretnig nur 2 Tore entgegensetzen konnte. — Einen sicheren Sieg als im Vorspiele holten sich die Turnerinnen in Grohröhrsdorf vor zahlreichem fremden Publikum. Der eingestellte Ersatz sowie die vorgenommene Umstellung bewerteten sich gut und war die Halblinke der Schütze aller 3 Treffer. Grohröhrsdorf kam in diesem Treffen noch weniger zur Geltung, so dah sie zeitweise kaum aus ihrer Spielhälfte herauskamen. Die we nigen. dem Torhüter von Pulsnitz M. S. zugedachten Bälle wurden sicher unterbunden. Arbeiter-Turn- und Sportverein Obersteina Handball Obersteina 1. gegen Kötzschenbroda 2. 5 :4 (3 :3). — In der Vorschau muhte es Kötzschenbroda 2. heihen, nicht 3. Vor rund 100 Zuschauern trugen beide Mannschaften ein hartes, aber flottes äuherst spannendes Spiel aus. Was die Zu schauer hier sahen an Leistungen beider Mannschaften, hatten sie bisher in Obersteina noch nicht gesehen. Wer hätte an einem Sieg von Obersteina geglaubt? Wohl niemand! Es kam aber anders: Kötzschenbroda hatte Anwurf. Nach längerem hin und her übernahmen sie mit 2:0 die Führung. Ein gut durchdachter Durchbruch brachte Obersteina ein Tor ein. Bis zur Halbzeit erhöhten dann beide auf je 3 Tore. In der zweiten Spielzeit immer flotte Angriffe auf beiden Seiten. Obersteina muhte hier sein Können restlos unter Beweis stellen, was auch gelang. 2 weitere Tore waren die Ausbeute schnell und gut durchspielter Sachen. Das Spiel nahm immer mehr an spannenden Momenten zu, bis es dem Gegner gelange kurz vor Schluh auf 4 Tore zu erhöhen. Bald darauf erfolgte der Schlußpfiff. Dieses Spiel stellte an den Schiedsrichter große Anforderungen, die er zu meistern verstand. — Sonntag,I 26. Juli, ist spielfrei. Prager Schach-Olympia. — Deutschland gegen Frankreich 3 :1. Beim Prager Schach-Olympia galt der Montagvormittag der Erledigung der zahlreichen Hängepartien. Dabei konnte Deutschland das Ergebnis gegen Frankreich aus der ersten Runde auf 3:1 verbessern, da Wagener die Partie gegen Gromer, die bei gleicher Stellung abgebrochen worden war, -roch gewann. l « Mirag-Aebertragung des Kreisschwimmfestes der DT. in Bischofswerda. Das Kreisschwimmfest der sächsischen Turner schaft DT. in Bischofswerda am 26. Juli wird in Form einer unmittelbaren Berichterstattung über den Leipziger Sender zu hören sein. Die Mirag hat für diesen Hörbericht, der um 18 Ahr gegeben wird, den ausgezeichneten Kenner des Schwimmsportes Theo Nolte, Sportschriftleiter der „Zeiher Neuesten Nachrichten" in Zeitz, als Sprecher gewinnen können. Landeskirche nnd Giaaisleifiungen. Klage beim Staatsgerichtshof. Der Vertrag zur vorläufigen Ablösung von Staats cistungen an die Landeskirche, der mit Wirkung vom l. 'April 1928 an in Kraft treten sollte, ist zwischen der Ltaatsregierung und dem Evangelisch-Lutherischen Landeskonsistorium am 15. Januar 1929 abgeschlossen worden. Voraussetzung für das Inkrafttreten des Ver lages ist die Zustimmung des Landtages und der Landes- chnode. Bisher ist bekanntlich die Zustimmung des Land- iages nicht erteilt worden. Der Landtag hat vielmehr bei ser Erledigung des Staatshaushaltplanes für 1931 die Ltaatsleistnng an Pfarrbesoldungszuschüssen, die darin jum ersten Male in der durch den Ablösungsvertrag vor gesehenen Höhe eingestellt war, wieder nur mit demselben Betrage wie in den letzten Jahren bewilligt. Hiernach kann auf das Wirksamwerden des Vertrags aicht mehr gerechnet werden. Da sonnt der Landeskirche :hr Recht auf Staatsleistungen im reichsverfassungs- mätzigem Umfange vorenthalten wird, und infolgedessen ihre finanzielle Existenz gefährdet ist, will das Landes konsistorium nunmehr den Staatsgerichtshof um eine Ent scheidung ersuchen. Dabei handelt es sich um dieZuschüsse jur Besoldung der Geistlichen und uni die Fortführung des Rechtsstreites wegen Weitergewährung gewisser der Landeskirche zustehender fester Renten. Die Verpflichtung des Staates zur Gewährung von Psarrbesoldungszuschüssen ist grundsätzlich bereits durch Schiedsspruch des Reichsgerichtes vom 17. Februar 1926 festgestellt worden, während in dem Rentenprozeß die Verpflichtung des Staates schon am 15. Oktober 1927 vom Staatsgerichtshofe dem Grunde nach fest gestellt worden ist. Vor einem deutsch-österreichischen Wirtschaftszusammenschluß. Auf Grund von Besprechungen, die der geschäfts führende Vorsitzende der Sächsischen Einzelhandels- Gemeinschaft, Rechtsanwalt Prof. Dr. Kastner, M.d.L., kürzlich in Wien mit führenden Persönlichkeiten öster reichischer Handelsorganisationen sowie der Wiener und der deutschen Handelskammer führte, ist in Aussicht genom men, zu Beginn des Herbstes in einer gemeinsamen Aus sprache prominente Vertreter des österreichischen und des deutschen Handels zu einer Erörterung über die Wirt schaftslage und die Angleichung des Wirtschaftsrechtes und zwar voraussichtlich in Dresden zu vereinen. Oie sächsische Regierung schafft Ruhe. Scharfe Maßnahmen gegen politische Ausschreitungen Die sächsische Regierung halte, so schreibt die Nachrichten- stelle der Staatskanzlei, nach Erscheinen der Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitun gen vom 28 März 1931 eine liberale Handhabung der darin enthaltenen Bestimmungen zugesagt in der Hoffnung, daß die Verordnung schon durch ihr Dasein zur Beruhigung beitragen werde. Tatsächlich ist auch eine Zeitlang dieser Erfolg festzu stellen gewesen, seit geraumer Zeit aber haben sich die poli tischen Gegensätze wieder außerordentlich verschärft. Fast bei jeder politischen Veranstaltung, namentlich aber aus Anlaß sogen. Propagandafahrten, haben in zunehmendem Maße Zu sammenstöße Andersdenkender, verbunden mit Opfern an Leben und Gesundheit, aber auch schwere Zusammenstöße mit der Polizei stattgefunden. Die zahlenmäßig beschränkten Polizeikräfte find in einem unerträglichen Ausmaße in Anspruch ge nommen worden. wodurch überdies sehr erhebliche Kosten entstanden sind. Es muß versucht werden, vorbeugend Abhilfe zu schaffen, damit besonders auch die friedliche Bevölkerung vor fortgesetzter Be unruhigung geschützt wird Die Regierung vertritt den Standpunkt, daß zurzeit mit den Mitteln, die die Reichspräsidcntenverordnung den Polizei behörden an die Hand gibt, im allgemeinen auszukommcn ist, wenn nur diese Mittel schärfer als bisher angewandt werden, und daß daher auf ein allgemeines Dcmonstrations- oder Ver sammlungsverbot, das ja auch harmlose und einwandfreie Ver- an^'tnn"--« treffen würde, noch verzichtet werden kann. Da- zegc» reicht die Neichspräsidcntcnvcrordnung nicht aus, um Propagandafahrtcn, durch die namentlich jetzt auch die Er holung suchende Bevölkerung stark beunruhigt wird, zu verhm- hindern. Dementsprechend hat das Gesamtministerium durch .»ine Verordnung Propagandafahrtcn aller Art, die von Mit gliedern politischer Vereinigungen oder zu poli tischen Zwecken auf öffentlichen Wegen unternom men werden, bis einschließlich 15. September d. I. verböten and Zuwiderhandlungen unter Strafe gestellt. Das Verbot erstreckt sich aus Propagandafahrtcn aller Art (also nicht nur solche mittels Lastkraftwagen), bei denen oder mittels deren Findruck auf andere gemacht werden soll oder kann. Es ist weiter eine Anweisung an die Polizeibehörden ergangen, daß künftig mehr als bisher geschehen ist, von den Befugnissen Ge brauch gemacht wird, die nach der Reichspräsidentenverordnung ihnen übertragen worden sind. In erster Linie sollen öffcnt- sche politische Versammlungen sowie Ansammlungen und Auf- lügc unter freiem Himmel verbaten werden, bei denen Zuzug ortsfremder Personen n Aussicht steht, da erfahrungsgemäß gerade durch solche die iffeMliche Sicherheit und Ordnung gefährdet wird. Wo mit Finzelverboten nicht auszukommcn ist, wird von allgemeinen Verboten Gebrauch gemacht werden müssen. Die Regierung erwartet, daß die von ihr getroffenen An- trdnllngcn ausrcichen werden, die unbedingt notwendige Be< riedung herbcizuführcn und daß sic nicht zu noch chärferem Vorgehen gewüngen werden wird. Tagungen Landesverband sächsischxr Ziegenzüchter. In Hohenstein-Ernstthal fand die Tagung des Landes verbandes sächsischer Ziegenzüchter statt. In einer groß zügigen Landesziegenschau, der eine Produkten- und Ge räteausstellung angegliedert war, waren insgesamt 144 Edelziegen ausgestellt, und zwar von 92 Einzel züchtern aus sämtlichen Landesbezirken, sieben Zucht genossenschaften (Anerbach, Bautzen, Hohburg, Leipzig, Ottendorf, Wurzen und Zwickau) und vier Vereinen. Die Behörden hatten zahlreiche Preise gestiftet. — Nach einer vorausgegangenen Landcsausschußsitzung fand eine Be grüßungsfeier statt, der u. a. Amtshauptmann Freiherr von Welck (Glauchau) und Oberlandwirtschaftsrat Dr. Marx (Dresden) beiwohnten. Der Landesverbands vorsitzende Oberlehrer Burgkhardt (Zwickau) wurde zum Ehrenmitglied des Bezirksvcrbandes Glauchau ernannt. Oberlandjvirtschaftsrat Dr. Marx bezeichnete die deutsche Frau als die Trägerin einer gesunden Weiterentwicklung der Ziegenzucht und überbrachte später die Grüße der Landwirtschaftskammer und betonte, daß es hoffentlich Möglich sei, die Staatspreise voll zur Auszahlung zu bringen. Es müsse aber damit gerechnet werden, daß in Anbetracht der finanziellen Notlage des sächsischen Staates nur 50 Prozent zur Auszahlung kommen. Dann hielt Landwirtschaftsrat Seifert (Leipzig) einen interessanten Vortrag über die deutsche Ziegenzucht unter besonderer Berücksichtigung der sächsischen Weißen und bunten Edel ziege. Als Tagungsort für 1932 wurde Freiberg bestimmt. Kamps um Loseuvurg «omaa au» oberschlesie« von Zoha«»«« Hollstein „Aber gern!" Willfried blättene in den Noten. „Ah ... die Ber ceuse ... die habe ich früher gern gespielt. Hoffentlich geht sie auch heute noch." Es ging wirklich. Willfried fand sich auf dem schönen Instrument, das einen edlen, vollen Ton hatte, wundervoll zurecht. Mit leuchtenden Augen sah ihn Katja an. „Es geht doch! Wir müssen oft zusammen spielen. Bitte, tun Sie mir die Freude." Er ergriff die kleine Hand und küßte sie. „Wenn ich Ihnen eine Freude damit bereite, herzlich gern." Mit halbgeschlossenen Lidern sah sie ihn an. Es gleiste und funkelte in den Augen. Sie spielten nicht weiter. Sie unterhielten sich ge dämpft, und das Sprechen wurde zum Liebesspiel. Die Art Katjas lockte und rief, und der Mann war nicht un empfindlich. Es ging ein feines Fluidpm von dem Weibe aus. Will fried fühlte, wie es sich langsam auf ihn legte. Unbekannte Gefühle erwachten in ihm. Am liebsten hätte er nach dem Weibe getastet und es in seine Arme gerissen. Als er mit ihr aus dem Musikzimmer schritt, leuchteten neben ihm die nackten, elfenbeinfarbenen Schultern. Ein süßer Duft stieg zu ihm empor und die Augen winkten so verlockend. Da riß er sie plötzlich in seine Arme und küßte sie. Ganz ruhig lag sie in seinem Arm und ließ die Lieb kosung ohne Wehren über sich ergehen. „Kleine, süße Katja!" sagte er leise. Da umschlang sie ihn mit beiden Armen, schnellte wie eine Katze an ihm empor und küßte ihn in verzehrender Glut. Sein Atem ging schwer. Er fühlte es wie einen wilden Rausch über sich kommen. Doch ... er fand sich wieder. Das Mädchen aber sah ihm ins Auge. Sagte lachend, mit girrender Stimme: „Sie . . . fürchten . . . das Feuer nicht?" „Ich fürchte es nicht! Ich suche es!" entgegnete Will fried leise mit bebender Stimme. . * Als sie dann wieder einander gegenübersaßen, da merkte man Katja nicht das geringste einer seelischen Verände rung an. Willfried war nicht ganz so Meister in der Beherrschung seiner Gefühle. Hellmer sah wohl, wie seine Augen stärker, kraftvoller leuchteten. Er ahnte, daß die Liebe über ihn gekommen war. Und von dem Augenblicke an trieb er, daß man gehe. „Morgen heißt's zeitig auf den Beinen sein!" sagte er. „Allons, Will! Wir wollen reiten! Die Nacht ist sowieso kurz und ich trommel' dich morgen früh auch aus den Federn." „Selbstverständlich! Morgen geht die Ernte los." Waslewski warf ein: „Ich freue mich, daß Sie einen so ausgezeichneten Nachfolger für Brucks gefunden haben." „Ich denke, er wird sich schon machen!" sagte Willfried und warf Hellmer einen lustigen Blick zu. Gothe lachte und tat sich dicke. „Will ... ich bin der beste Inspektor des Weltalls! Merk dir das!" Waslewski lachte mit. „Dann Glück zu! Ich halte den Daumen, daß alles klappt. Meine Hochachtung kann ich Ihnen nicht verbergen. Sie haben die Situation wirklich gemeistert." Dann verabschiedeten sie sich. Katja gab ihnen noch ein kleines Stück das Geleite. Als sie am Feldrain Willfried die Hand reichte, sagte sie leise: „Kommen Sie bald wieder?" „Bald, Katja!" flüsterte der Mann leidenschaftlich. „Die Sehnsucht wird mich zu dir treiben." Ein heißer Blick des jungen Weibes traf ihn. Dann trabten sie los. Schweigend ritten sie wohl eine Viertelstunde, „Junge!" „Was hast du, Hellmer?" „Darf man gratulieren?" Willfried war überrascht. „Du . . . weißt?" „Nichts! Ich ahne nur und dann ... ich habe ebenso scharfe Ohren wie Augen. Ein hübsches Mädel, ein kapri ziöses Weib!" Willfried sagte nichts. „Willst du sie heiraten? Oder ist es nur eine . . . Liaison? Schauspielerinnen sind manchmal . . . launen haft." „Hellmer!" begann Willfried wieder. „Deine Augen haben recht gesehen. Wir sind uns heute nähergekommen. Katja . . . und ich. Wie ein Rausch kams plötzlich über mich und ... ich weiß nicht mehr, wie das alles geschah . . . Sie lag in meinen Armen. Und . , . küssen kann sie!" „Wie eine Polini"