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William John war auf der Stelle tot, alle am Um Winkel, der so mit giftigen Gasen getränkt war, schreit er und fällt besinnungslos nieder. Im ihre Apparate nichts genutzt hatten. Es ist ihm u. a. gelungen, eine Strecke Augenblick sind seine Retter mit Sauerstoffap paraten zur Hand, die meisten, die diese Schutz mittel tragen, sind insolge der Hitze halb be täubt; da stopfen sich zwei in den Mund, stürmen in ten die beiden ohnmächtig andere Taschentücher das Dunkel und ret- Gewordenen, denen von 100 Kilometer in der Zeit von 50 Minuten zu durchfliegen. Bei einem der letzten Stierge- sechte in der Nähe von Madrid flog der Jnfant mehrmals über die Arena und landete darauf in elegantem Gleitfluge, von den zahlreichen Zu- und sich herabsenkt. Wie ein Dunst liegt er über einem und jeder weiß: wenn dieser so harmlos deren mutzten damit rechnen, in der nächsten Se kunde das gleiche Schicksal zu finden, aber nicht einen Augenblick ward die Arbeit unterbrochen, nicht einen Augenblick gab es ein Zögern, denn alle diese rutz-und rauchgeschwärzten! Helden dort unten beherrscht nur die eine Vorstellung, datz weiter drinnen in der Tiefe noch Menschen am Leben sein können und hoffen. Nach 5 Minu ten war der Leichnam des Erschlagenen aus einem Berg von Stein und Schutt befreit, wurde zurückgetragen, aber die andern blieben an Ort und Stelle und arbeiteten fort. Ich glaube, datz ich gegen Hitze sehr un- ausschende Dunst mit einem Funken in Be rührung kommt, oder wenn nur die Hitze aus einen Augenblick ein wenig höher emporwogt, dann wird sich die Katastrophe wiederholen, dann wird eine neue Explosion einsetzen, aus der kei ner der Männer, die hier an der Rettung ihrer Kameraden arbeiten, lebend hervorgehen wird. Mittags gegen 3 Uhr war die Hitze so ge stiegen und die Gaswolke so gewachsen, datz es fast wie Wahnsinn schien, diesen Helden zu ge statten, datz sie noch weiterhin ihr Leben aufs Spiel setzen, aber keinen Augenblick kommt der Gedanke an einen Rückzug. In einen kleinen Sei tenstollen sind, mit Sauerstoffapparaten ausge rüstet, 18 Männer eingedrungen, haben das Feuer umgangen und gerieten dabei in einen spielte mit einen, dünnen Lpazierftöckchen. Seine Züge find scharf geschnitten und hart, seine Augen farblos und tief hinter buschigen Brauen versteckt, dein strähnigen grauen Haar ist nicht Memstrs vom Lage * Grotzstadtelend. Eine geradezu unheimliche Statistik über das Elend in der Weltstadt London wurde jüngst veröffentlicht. Soll man es für möglich halten, datz jeder 34. ' um Zoll, Schritt um Schritt ab. Der Rauch und die Hitze sind so grotz, datz meine Kleider versengen und meine Schuhsohlen anbrennen; und mitten in dieser Atmosphäre richten die Ret ter sogar Holzstämme auf, um die Decke zu stützen, damit sie noch zwei, noch drei Meter weiter vorrücken können, um den Flammen bes ser zu Leibe zu gehen. Aber die größte Gefahr ist dabei nicht ein mal diese Hitze, nein, sie kommt aus dem tiefer liegenden, ebenfalls brennenden Nebenstollen: sie kommt aus den Gaswolken, die von hier aus gehen, emporziehen und alles ringsum zum Herd einer furchtbaren Explosionsgefahr machen. Wenn man empordlickt, sieht man über sich die-' - hin und wieder ein blitzartiges Zucken. Tiefe Falten durchfurchen die Stirn des Königs, der nicht den Eindruck eines Geisteskranken, sondern den eines müden und verbitterten Mannes macht. König Otto von Bayern wurde am 27. April 1848 in München geboren, steht also im 66. Lebensjahr. Sein Vater, König Maximilian der Zweite, starb 1864, seine Mutter Marie, eine geborene Prinzessin von Preuhen, 1889. Der junge Prinz zeigte hohe geistige Gaben. Nach Absolvierung seiner Gymnasialstudien erhielt er seine militärische Ausbildung und hörte Vorlesun gen an der Münchner Universität. Er wurde 1866 Hauptmann und beim Ausbruch des fran zösischen Krieges im Hauptquartier des Königs Wilhelm von Preußen einer Abteilung des Ge neralstabs zugeteilt. Bereits hier traten Unklar heiten seiner geistigen Funktionen zutage, 1872 wurde Geistesstörung und später unheilbare Geisteskrankheit sestgestellt. Der Prinz wurde daraus im Schlosse Nymphenburg, später in Schleitzheim und endlich im Schlosse Fürsten- riüd untergebracht, wo er heute noch weilt und wo er am 13. Juni 1886, nach dem tragischen Tode seines älteren Bruders, Königs Ludwig des Zweiten, im Starnberger See, Bayerns König wurde, ohne je seine königlichen Rechte ausüben zu können. mehr anzusehen, datz es einst blond war. den festgeschlossenen, schmallippigen Mund ging Und doch ist mchts daran zu deuteln. Noch 'chrecklicher ist es, datz in den ersten sechs Mona ten dieses Jahres in England und Wales die Zahl der Armen um 9609 auf 662 000 stieg, und 124 000 davon sind geisteskrank! In- den letzten vierzig Jahren, d. h. von 1872 bis 1913 nahm in England und Irland die Zahl der armen Iren um 148 Prozent zu! — Was für eine unheimliche Sprache reden solche Zahlen. * Der verliebte Millionär. Große Heiterkeit erregte in Newyork die Klage, die eine junge und hübsche Lehrerin Mc. Jntyn gegen ihren ehemaligen Bräutigam, den 70 Jahre alten Millionär William Hughes aus Brooklyn, wegen Bruchs des Ehegelöbnisfes angestrengt hat. Die Klägerin bestand bei der Verhandlung darauf, daß dem Gerichtshof alle Briese vorzu lesen seien. Die drastischen Ausdrücke, dieser Schreiben riesen minutenlange stürmische Heiter keit im Publikum hervor. Die Klägerin brach bei Anhörung der Liebesworte in Tränen aus, während die vier anwesenden Töchter Hughes' ihrer Entrüstung und Empörung über das Ver halten ihres Vaters Ausdruck gaben. Das Ur teil wird erst in der nächsten Woche ausgespro chen werden. Es ist aber anzunehmen, daß Herr Hughes sich mit seiner ehemaligen Braut gütlich einigen wird. * Ein spanischer Jnfant als Flieger. Gute Leistungen als Aviatiker hat der Jnfant Alfons von Kastilien zu verzeichnen, der sich erst seit kurzem dem Flugsport gewidmet hat. C gehalten; diese Männer schauten nicht rechts und lig niedersanken und herausgetragen werden nicht links, mit ihren Löschapporatenstampfen sie mutzten. Eine Stunde später kommt einer aus weiter, stolpern inmitten des Rauches, richten dem Gange gestürzt: „Holt zwei Mann . . sich wieder auf und ringen dem Elemente so Zoll schreit er und fällt besinnungslos nieder. empfindlich bin, aber ich hätte es an dieser Stelle nicht links, mit ihren Löschapparaten stampfen sie! daß trotz der Apparate 9 der Männer ohnmäch- schauern lebhaft begrüßt, in unmittelbarer Nähe Bewohner Londons Armenunterstützung genießt?!des Kampfplatzes. Teil der Umfassungsmauer des Parkes war kämpfen sie jetzt, an der gestern morgen Milliam sen Gasschwaden, der unaufhörlich dichter wird zwecks Erweiterung abgerissen worden und ge-' John durch einen Einbruch der Decke getötet ' ' " "" stattete Einblick in den Park, in dem der König wurde. Die Menschheit müßte erfahren, was an der Seite eines Arztes promenierte. Der Kö- dann geschah; denn es zeugt von einem Helden- nig trug einen einfachen blauen Anzug und mut, dem Worte nicht gerecht werden können. Wen Wler ras. Ein erhebendes Bild von dem wortlosen Heroismus, mit dem in den Tiefen des brennen den Kohlenbergwerkes bei Cardiff die Männer der Rettungsabteilung den Kanipf mit den Flam men führen, hinter denen die eingeschlossenen Gefährten vielleicht noch der Erlösung harren, gibt der bekannte englische Parlamentarier Cle ment Edwards, der sich den Rettern anschloß, mit hinabfuhr zum brennenden Schachte und so Augenzeuge dieses Ringens mit dem feindlichen Elemente wurde. „Ich fuhr mit Oberst Pearson, dem Minen inspektor und anderen am Mittag hinab, und wir drangen durch den Hauptstollen vor bis zu der Stelle, wo das Feuer wütet. Was wir hier sahen, war erschütternd und ließ doch wiederum das Herz höher schlagen. Hier arbeiteten die Männer, die seit drei Tagen ohne Unterbrechung in höchster und unmittelbarer Lebensgefahr die Flammen bekämpfen, um, wenn möglich, den unglücklichen 368 Kameraden Hilse zu bringen, die jetzt vielleicht jenseits der Brandstätte ver schmachten. Die Hitze ist unerträglich, alle 20 Minuten müssen die Männer, die dort vorne das Feuer niederzuzwingen suchen, abgelöst werden, da sie sonst erschöpft zusammenbrechen. Ein Teil der Decke ist eingestürzt, überall bröckelt über den Rettern die Steinwand herab, knirschend bilden sich Risse, und jeden Augenblick können die von dem Feuer erfaßten Gesteinsmassen einstürzen und alle Retter unter eine Lawine von glühen den Kohlen begraben. Das sind Verhältnisse, die wie kaum andere geeignet erscheinen, Mut und Unerskchrockchrheit in Zagen und Furcht zu verwandeln, aber über diese Männer hier unten scheinen sie keine Macht zu haben, ununterbrochen arbeiten sie weiter und achten nicht die Gefahr. An derselben Stelle Von der Einwrihn>M des Völkerschlnehtdenkniats bei Leipzig. Der Vater sagt: * sie zu des Christkinds Herrlichkeit geführt hatten Inzwischen trägt der Schnellzug eine blasse gewesen, weil sie wußten, daß des ganzen JaH- Eine unbezwingliche Unrast spricht aus jeder res schönste Zeit nun nahe war. Als der Morgen sein fahles Licht ins über zur Schwester. Aber der glaubte ihnen nicht. Er kannte auch wirklich immer da?' die Augen aus die Schwe ter sich die fernhalten. Mit der Zeit vielleicht die Erinnerung verlieren, so hoffte man. Verwandten zum Vater. Und bleibt sie dann Aengstlich heften sich ster. Eine tiefe Freude jauchzt aus den Worten. „Ach, Hans, ich glaub's nicht eher, bis sie sqhe!" Herzenslust, und sanft streichelt eine weiche Hand über ihr Haar, und eine liebe Stimme nennt ihre Kosenamen, die sie lange, ach so lange nicht vernommen haben. Die Sträußchen haben sie in dem Jubel sollen lassen. Der Vater sieht's und lächelt . . . Alls tut sich die Tür ... da steht die Mut- vor ihnen und breitet die Arme aus, beugt nieder — und mit seligem Aufschrei fliegen! Kinder an ihre Brust. Und Hans und Eva küssen sie wieder nach ins Leben gekommen sind, schrankenlos zu ge nießen, sondern gar oft zu endsagen. von der Kindesseele würden die Kleinen an die Mutter ganz So auch sagten die Bewegung der einsamen Frau. Wie öde und lang sind ihr in diesen letzten ' "" ! Einer wie der an- „Aber Hans! Muttels bleiben immer so wie sie waren, steht doch im Märchen!" „Ach, Eva, wenn's bloß schon Mittag wäre- feelen und schuf hohe Wellen freudiger Erregung. Zur brausenden Lohe entfachte er das heimliche Flämmchen. Wie es denn eigentlich gekommen, was ge schehen war, die Kinder fragten nicht danach. Sie glaubten an die frohe Botschaft, weil sie aus des Vaters Munde gekommen war. Daran ließen sie sich genügen. Voller Unruhe hatten sie die Nacht ver bracht. Es war ihnen zu Mute wie früher, wenn der Weihnachtsengel den Tannenbaum angezündet und die weichen Hände der Mutter Hans!" „Ja, fein, Eva; was? Freust je vergessen könnten. Er allein verstand das Ge-,jben. Vielleicht sagen wir das Gedicht her wielnen! müt seiner KirMr recht. Darin glühte eine zu Tantes Geburtstag ..." , Diese Jahre haben freilich an ihrer Lebens-' lingen auftürmen, als gönnte ihr dc Schicksal Da waren die Bäckchen erglüht und die Herzen Frau immer näher und näher der Stadt, wo sie hatten hastig geschlagen, und es war vor der einst die glücklichsten Stunden verlebt hat. Ner- seligen Stunde eine tiefe Bewegung in ihnen vös spielen die Hände mit dem Taschentuch. Hans und Eva stechen wie versteinert an der Tür des Kinderzimmers und halten sich ganz fest an den Händen. Vor fünf Minuten hat es draußen geschellt — ihnen erscheint es schon stundenlang — und eine Stimme ist an ihrs Ohren gedrungen, bei deren Klang sie sich mit glückseligem Lächeln angesehen haben, die Stim me der Mutter! Ja, sie haben sie gleich wieder erkannt. Hundert schöne Erinnerungen hat sie in den Kindern wachgerufen. Nun ist der Vater mit der Mutter allein drüben im Herrenzimmer. „Eva, hat denn die Mutter dem Vater gar so viel zu erzählen?" „Na, natürlich! Vaters haben mit Mutters immer viel zu reden, wenn Mutters auf Reisen gewesen sind." Nun wird sie der Vater wohl bald rufen. Die Blumen in den Keinen Händen zittern, so schlägt ihnen das Herz. Jetzt geht eine Tiir — nun naht des Va ters Schritt . . . Jetzt nimmt er sie bei der Hand und führt die Zagenden hinüber in sein Zimmer. M W WzeilSW! Skizze von Georg Müller-Heim. (Nachdruck verboten.) Heute sollten sie Wiedersehen feiern . . . Ein trübes Geschick hatte die Familienbande zerrissen. Jahre waren darüber hingegaygen, seitdem die Mutter zum letzten Male ihre bei den Kiirder, den Hans und die Eva, an's Herz gedrückt hatte, als sie Gatten und Kinder ver ließ. Das alte Lied von der unverstandenen Frau — der kurze Rausch — und dann die Er nüchterung, die Reue. Später hatte sie bei der Tante in der Nach barstadt angeklopft und als Pslegerin für deren alte Tage Aufnahme gefunden. In treuer, schwe rer Pflichterfüllung hatte sie ihr gedient, alle Launen der Gebrechlichen ruhig ertragen. Nun war die Greisin entschlafen. Die Kinder hatten anfangs oft und lebhaft nach der Mutter verlangt. Aber der Vater wurde jedesmal streng, wenn der Name genannt wurde. Da unterließen sie es fortan. Sie wußten nicht warum, sie ahnten nichts und hätten's auch nicht begrifsen. Aber sie empfanden es. Man sprach in der Verwandtschaft nicht mehr von der Mutter, man mied absichtlich jede Andeutung, damit die Kin der umso schneller darüber hinwegkamen. Die Mutter war „verreist". Das Märchen vom Tode hatte man lieber nicht erzählen wol len, aber man suchte sie totzuschweigen. Man wollte ja auch das Beste damit: bange Zweifel und wehmütiges Grübeln - ist's srüh,'dere! Aber heute ist es ihr, als ob die Zeit !überhaupt still stände, so schnell mich die dicht- Du Dich?" j belaubten Bäume da draußen u n terfliegen. „Ob wir schon aufstahen dürfen?" Ihre Kinder soll sie ja heute von neuem „Ach, wir tun's eben. Wir schlafen ja doch In ^ie Arme schließen dürfen. Da besck "eicht ihr nicht!" Schon krabbelt der kleine Hemdenmatz! Herz wieder die lähmende Angst, als könnte sich aus seinem Bettchen und trippelt barfuß hin-!noch ein Hindernis zwischen ihr und ihren Lieb- Zimmer sandte, tönte ein Seufzer der Erleich! Jahren die Tage erschienen! terung von Evas Lippen: „Nun ist's srüh.'dere! Aber heute ist es il ja wie keiner dir Liebe dieser Mutter. Und ihm . wollte es nicht in den Sinn, daß die Mutter sie' Wir können ihr doch nicht bloß die Blumen ge- Buße muß doch eine Schuld wie die ihre süh-! Blumen decken den Boden — wie am Hochzeits- " - . . . . !tag! geschweige denn der Menschen kalte Berechnung macht hat, wenn sie uns recht lieb hatte? Aus löschen. tdie Fußbank hat sie sich gesetzt unid mich in den Und heute sollten sie sich Wiedersehen! Da einen Arm und Dich in den anderen genvm- fwhr der erste gewaltige Sturm über die Kinder-!men, und dann haben wir sie abgeküßt und dann . . ." „Und dann hat sie uns gestreichelt und uns ihre lieben, guten Huschels genannt. — Ob sie noch so gut ist?" IFlamme, die war nichr erloschen in all der Zeit. „Gar nichts brauchen wir zu sagen, Hans.!kraft gezehrt, aber auch eine ernste Frau aus 'Die Flamme der Kindesliebe, die lodernde Sehn- Die Mutter freut sich doch genau so wie wir.!ihr gemacht, die eingesehen hat, datz wir nicht sucht nach der Mutter kann nicht einmal der Tod/Weißt Du noch, wie sie es immer mit uns ge-.ins Leben gekommen sind, schrankenlos zu ge- Heut' kommt die Muttel wieder, Eva!" diesen Tag nicht. — Aber dann wieder beruhigt sie der Gedanke ich datz sie in langen Jahren das Schwerste ertra' j gen hat, was einer Frau geschehen kann: sich „Der Vater hat's doch gesagt. Dann kommt unwürdig zu fühlen, in der Nähe ihrer Kinder sie auch. Was sagen wir denn zuerst zu ihr? zu sein, an der Seite ihres Gatten! So harte