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an einer Unwahrhaftigkeit leide insofern, daß viele zur Kirche gehören, die deren Bekenntnis nicht teilen. Uber das war doch immer so, stets gab es unter dem Weizen viel Spreu, unter den guten Zischen viel faule, und die Kirche und Gemeinden haben die Ausgabe, Erzieher zu sein, sollen Helferdienste tun, damit die Ungläubigen zum Klauben kommen, aus verlorenen Errettete und damit auch Bekenner Christi werden. An statt sich nun, was doch so naheliegt an die zu wenden, denen das Bekenntnis ein Dorn im Auge ist und sie zu bitten, versucht es doch ein mal ernstlich mit dem Christus der Schrift und sicherlich werdet ihr dann aus eigner Erfahrung bekennen, was vor euch schon Millionen erfahren haben: „Gerade so, wie das Bekenntnis auf Grund der Schrift Gott und Christum vor Auge und Herz hinstellt, entspricht er meinem tiefsten verlangen, gerade als solcher hat er mich ge heilt", anstatt diesen einfachen weg zu wählen, um die Wahrhaftigkeit herzustellen, löst Herr Pastor Ende die Kirche überhaupt auf und for dert die Abschaffung des Bekenntnisses. Weil viele das Bekenntnis nicht teilen und von dem Zentrum des Bekenntnisses, von dem lebendigen Christus nichts wissen wollen, ist das Bekennt nis abzuschaffen. Obgleich sich das Bekenntnis in der Geschichte der Völker und im Leben der Einzelnen ungezählte Mal« als Wahrheit bewährt hat, ist es doch zu beseitigen, weil das Urteil der ungläubigen Nasse dagegen ist. Mag sich etwas noch so oft als Wahrheit bewährt haben, wenn es aber die Zustimmung der Menge nicht hat, ist es abzuschaffen, sonst wäre das Unwahr- Hastigkeit. Das ist die Meinung des fHerrn Ende. Aber dann mag er wenigstens konsequent sein. 2m roten Königreich Sachsen hat die Mehrzahl bei der Reichstagswahl sd03 sozial demokratisch, d h. aber antimonarchisch gewählt, dann ist es nach Herrn Pastor Endes Meinung auch eine Unwahrhaftigkeit, wenn die Monarchie weiterbesteht; sozialdemokratisch wählen heißt aber auch sich gegen die Kirche und Religion erklären, dann ist es aber eine llnwahrhaftigkeit, daß die Kirche überhaupt noch besteht und es ist auch eine Unwahrhaftigkeit gegen den Willen der Menge, daß Herr Ende in der Kirche als Pastor tätig ist, denn der maßgebende Wille der Menge will weder Kirche noch Prediger. Sb es denn da nicht richtiger wäre, daß Herr Ende zuerst für seine Person der Unwahrhaftigkeit gegenüber dem Herdenwillen ein Lude machte und sein Kirchenamt ausgäbe, dann kann er eher von andern verlangen, daß sie sich auch nach der Menge richten. Aber von andern fordern, was man für seine Person nicht tut, wirkt bis chen komisch, lleberhaupt, wenn der Grundsatz des Herrn Ende, daß das Urteil der Menge zu entscheiden habe, durchgeführt wird, dann be kommen wir ja beneidenswerte Verhältnisse und Zustände im deutschen Vaterlands. Dann gilt z. B. auch: weil sich die Menge des Volkes, besonders auch unter der akademischen Jugend, der Unsittlichkeit zugewendet hat und das Gebot der Sittlichkeit nicht mehr teilt, ist es eine Un wahrhaftigkeit, die Sittlichkeit als das Rechte hinzustellen, nur die Unsittlichkeit hat ein Recht usw. Jeder kann diesen Satz weiter auf die niederen Begehrnisse der Menge anwenden und wird dann sehen, in welchen Sumpf wir ge raten. Reiu, das Urteil der Menge, die wohl im Kirchenbuche steht, sich aber um Kirche, Christentum und christliches Leben nicht küm mert, kommt nicht in Betracht. Kragen wir die wahren Glieder der Kirche, die sich in Leben und Wandel als Jünger Christi betätigen. „Wollt ihr weggehen von dem Christus der Schrift und damit auch des Bekenntnisses, wollt ihr euch nicht länger zu ihm bekennen?" Lie werden antworten: „Wir bleiben bei ihm, wir lassen nicht von dem Bekenntnis zu ihm." «Schluß folgt.) Ansprache beim 5ahresfest öer Sächsischen Hauptbibelgesellschast m Dres-en an die mit Bibeln zu beschenkenden Kinder von Pastor vr. ZwerMert, am 3. September s9s2. Gott grüße euch, liebe Kinder. Die Säch sische Hauptbibelgesellschaft hat euch heute ein geladen, um euch eine Bibel zu widmen. Sie tut das jedes Zahr an ihrem Bibelfeste. Und jedes Jahr ist die Zahl der Kinder gewachsen. Diesmal sind es s38. Ich will euch nun die Bibeln übergeben. Aber ihr laßt euch gewiß gern auch ein gutes Wort dazu sagen. Ich möchte nämlich, daß ihr an diese Stunde recht gern und lange zurückdenkt und die Bibel, die ihr bekommen sollt, recht lieb gewinnt. Wir haben in der letzten Zeit viel festliche Tage gehabt. Heute vor acht Tagen war die Stadt wunderbar schön geschmückt. Da wollte der Kaiser seinen Einzug halten an der Seite unsers geliebten Königs. Aber er kam nicht, denn er war krank geworden. Das habt ihr gewiß alle bedauert, ihr hättet den Kaiser gewiß so gern einmal gesehen. Ich habe es auch sehr bedauert. Denn ich muß euch sagen , ich verehre unsern Kaiser außerordentlich hoch. Und wißt ihr warum? Ich habe viele Gründe dafür. Aber heute will ich bloß einen nennen: weil der Kaiser so fromm und gottesfürchtig ist. Was mag denn der Kaiser von der Bibel denken? Run, das kann ich euch ganz genau sagen. Er hat sich nämlich vor einiger Zeit selbst einmal darüber ausgesprochen. Der Kaiser hat die Bibel in feinem Schlafzimmer neben seinem Bett auf dem Nachttisch liegen und liest oft und gern darin. Man sieht es auch seiner Bibel an, denn die köstlichsten Sprüche unterstreicht sich der Kaiser, damit sie ihm immer gleich in die Augen fallen, wenn er die Bibel aufschlägt. Er Hal gesagt, er könne es nicht begreifen, daß es fo viele Menschen gibt, die sich so wenig mit dem Worte Gotles -beschäftigen. Za, warum küm mern sich so viele Menschen nicht um die Bibel? Weil sie denken, sie wissen selber genug, ja sie wissen sogar alles viel besser, als es in der Bibel sieht. Was ist das für ein törichter Hoch mut. Da muß man den Kaiser bewundern und lieben. Dieser Mann, der doch einen so scharfen Geist und eine o feine Bildung besitzt, hat so große Ehrfurcht vor der Bibel. Er, der mächtige Kaiser und König, hört auf die Stimme des Königs aller Könige, der durch die Bibel zu uns redet. Darin kann er uns allen ein rechtes Vorbild sein. Er möge es auch euch sein. Laßt j es euch recht ans Herz legen: Die Kidei Mtttz man «rrkte». Die Bibel muß euch ein Hei ligtum sein, vor dem ihr Ehrfurcht habt. Seht, wenn man in ein Gotteshaus tritt, wird man weihevoll gestimmt. Denn man weiß es: hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. So muß es einem auch sein, wenn man die Bibel zur Hand nimmt. Da muß man sich sagen: durch dieses Buch will Gott der Herr, der Allerhöchste und Heilige, zu dir reden; aus diesem Buche blickt dich das Auge Gottes an. Vergiß das nie, liebes Kind! Wer sich an der Bibel durch Mißachtung ver sündigt, versündigt sich an Gott selbst. Die Bibel muß man achten! Uud die Kibrl kann man brauchen. Vorgestern war der Sedantag. Da haben wir wieder an die große Zeit vor -s2 Jahren zurück gedacht. Gott der Herr hat damals Großes an uns getan, er hat uns ein einiges, starkes Vater land geschenkt. Darum danken wir ihm am Sedantage von Herzen. Wir danken aber auch den tapfern Soldaten, die damals ihr Leben eingesetzt haben für ihr Vaterland. Wißt ihr, was vielen den Mut und die Kraft gegeben hat, fürs Vaterland zu sterben? Mancher hatte im Tornister etwas, was sonst nicht hineingehört: ein Neues Testament. Am Cage vor Sedan wars, beim Sturm auf Beaumont, da siel ein preußischer Soldat, von einer Kugel tödlich ge troffen. Lein Sffizier springt herbei, ihm bei zustehen. Aber er sagt: „Lassen Sie mich, ich sterbe, halten Sie sich mit mir nicht auf". Der menschenfreundliche Gffizier möchte aber doch dem Sterbenden noch eine Liebe erweisen. Er fragt: „Kann ich Ihnen etwas Wasser geben?" „Lassen Sie mich, ich sterbe." „Sder haben Sie etwas zu bestellen an Ihre Lieben daheim?" „Ich habe niemand , antwortet der Schwer- verwundete. Doch da fällt ihm noch etwas ein. Ach greifen Sie doch, bittet er, in meinen Tor nister, da steckt das Neue Testameut, und lesen Lie mir aus dem Evangelium Johannis, cs kommt am Ende des sH. Kapitels wohl ein schöner Spruch vom Frieden vor." 'Der Vfsizier las: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frie den gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt; euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht". „Ich danke Ihnen," sagte der Soldat mit friedlichem Antlitz und verschied. Seht, liebe Kinder, die Bibel kann man brau chen. Auch ihr werdet sie brauchen können. Auch ihr uürßt in den Krieg hinein, ich meine den Krieg gegen die Sünde, in den Kampf der Versuchung, in das Ringen um die Existenz, in Nöte und Trübsal. Wohl euch, wenn ihr dann wie dieser Soldat eure Bibel bei euch habt und wie er recht viel Bibelworte in euch habt. In solchen bösen Zeiten ist der Mensch für sich allein nichts; denn seine Kraft ist viel zu klein, und sein Herz verzagt zu leicht. Da muß er einen Helfer haben. Und das ist die Bibel. Ja, vergeßt es nicht, man kann die Bibel brauchen. Und noch eins, vo« der Kibei darf man nicht lass»«. Mit dem Bibelfest im September ist jedesmal das Missionsfest zusam men. Nan fragt sich manchmal: wie können nur die Missionare so freudig zu den wilden Völkern, in das gefährliche Klima der südlichen Länder ziehen? Die Antwort ist: sie verlassen sich auf die Bibel und lassen von ihr nicht bis in den Tod hinein. Vor kurzem las ich von dem Tod des Missionars Allen Gardiner. Er war auf einer feuerländischen Insel von aller Welt abgeschnitten und ohne alle Nahrungs mittel. Alle seine Genossen starben vor Hunger, er zuletzt. Später fand man die Leichen der Verhungerten. Und was lag neben Gardiner? Seine Bibel und sein Tagebuch, aus dem zu entnehmen war, daß er bis zum letzten Augen blick von ihr nicht gelassen hatte. Das ist er greifend. Möge es euch, liebe Kinder, eine Mahnung sein: laßt nur von eurer Bibel nicht! Ls werden schlechte Menschen euch die Freude an eurer Bibel verleiden wollen, es können in euch selber Zweifel entstehen, es kann euch man ches in der Bibel unverständlich und schwer er scheinen — laßt trotzdem von der Bibel nicht, niemals! Dann wird euch auch der nicht ver lassen, der in der Bibel sich offenbart, sondern wird die herrlichen Verheißungen, die in der Bibel stehen, an euch erfüllen. So laßt diese drei Worte in eurem Herzen sortksingen. Die Bibel muß man achten, die Bibel kann man brauchen, von der Bibel darf man nicht lassen. Sott segne euch dies teure, heilige Buch! Amen. Druck uod Verlag vou I Auhr Nachfolger, Lr. Albau Krisch, HvhtvfieimLlnflthal