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wordev, wir feie» durch deu Ausbruch des Krieges überrascht worden und hätten sogar durch übertriebenen Optimismus audere zu sehr in Sicherheit gewiegt. Darauf könnte ich erwidern, daß selbst die Vertreter Japans in Europa, in Paris und anderweit, von dem Kriege überrascht worden find, ebenso andere nicht japanische Staatsmänner. Hätten wir pessimistischer gesprochen, als andere, so hätten wir damit den ver dacht der Kriegstreibern erweckt, Mißtrauen in Peters burg oder sonstwo erregt. Wir mußte» also ebenso ruhig bleiben, als andere Zentren der europäischen Politik, vielleicht sogar noch ruhiger, da wir nicht in- teresfiert waren. Mau hat uns auch zum Borwur gemacht, daß wir uns sür die Neutralität Chinas in teressierten. Aber ei liegt im Interesse aller Mächte, so auch der deutschen Politik, daß sich nicht ein Welt krieg entwickelt, und dazu trägt eS bei, wenn China neutralisiert' wird. Was die kirchenpolitische« Krage« angeht, so wird, wer an dieser Stelle stehen mag, wo ich stehe, wohl immer bemüht sein müssen, eine Politik zu treiben, die über dem Hader der konfessionellen Parteien steht- Herr Sattler hat eine Reihe Angriffe gegen mich und gegen das Ver halten der Regierung auf kirchenpolitischem Gebiete gerichtet; ich möchte ihn doch bitten, seine Vorwürfe näher zu spezifizieren. Ich bestreite, daß ich irgend eine Konzession an den UltramontaniSmuS gemacht hätte, die das Reich schädigte, oder die ein Unrecht wäre gegen die evangelische Kirche. Wenn Herr Sattler ein Mittel weiß, die Gejchäste versassungSge- mäß zu führen ohne Rücksichtnahme aus die größte Partei im Reiche, so soll er eS mir sagen. Heraus mit deinem Rezept! Sonst erinnert er mich au den König, der seinen Ministern befiehlt, sie sollten sein Bol: glücklich machen, aber wie, sagt er ihnen nicht. (Heiterkeit.) Herr Sattler hat auch von Vorgängen im Bundesräte gesprochen, er hat angedeutet, eS seien Gegensätze hervorgetreten, die Minderheit überstimmt, vergewaltigt worden. Ich erkläre dagegen aus das Bestimmteste, daß die vertrauensvollen Beziehungen im BundeSrate in keiner Weise verletzt oder erschüttert worden sind. Daß 25 Regierungen nicht immer einig sind, ist natürlich, aber weder Preußen noch Bayern haben den Regierungen ihre Abstimmung verargt, noch ist das umgekehrt der Fall gewesen. Daß ein Teil sich dem anderen fügen muß, ist schon früher dagewesen, ich erinnere da nur an die Errichtung des Reichsgerichts in Leipzig. Herr Sattler hat endlich von den Vorgängen in Südwestafrik« gesprochen. Darin schließe ich mich seinen Ausführungen an. Bon dem Boden, auf den wir unseren Fuß gesetzt haben, geben wir keinen Fußbreit wieder auf. Wir werden alles tun, um den Aufruhr niederzuschlagen, der Wiederkehr solcher Vorkommnisse vorzubeugeu und auS den Erfahrungen zu lernen, sodaß diese jetzige Krisis der Beginn einer neuen besseren Aera sein wird. Wie Herr Sattler, so gedenke auch ich mit Be wegung der Toten, mit Anerkennung der Bravour und des Heldenmutes unserer dortigen Kämpfer. Unsere Landsleute dorr können unserer Anerkennung, unsere! Dankes und unseres Bertrau-nS sicher sein. (Beisoll.) Morgen 1 Uhr: Fortsetzung. Schluß 5^ Uhr Veber die MtteLmeerfaürt des Kaisers liegen heute folgende Telegramme vor: Malta, 12. April. Nach dem Lunch bei dem Admiral Domville besuchte Kaiser Wilhelm die Messe der Artillerieosfiziere. Zu 5 Uhr hatte der Kaiser eine große Anzahl Einladungen zum Tee auf der „Hohenzollein" ergehen lass-n. Das Diner wurde auf dem Boulevard beim Admiral Domville ein genommen, wo nachher Empfang stattfand. Die Ab- fahrt deS Kaisers e. folgte um 10 Uhr abends, wobei die Scheinwerfer der Flotte in Tätigkeit trwen. Der Kaiser wurde hier ständig aufs sympathischste begrüßt, er äußerte sich üb:r seinen Aufenthalt in Malta seh, befriedigt und zeigte unausgesetzt große Frische und Elastizität. Syrakus, 13. April. Die Dicht »Hohen- zolle,»" mit dem Kaiser an Bord ist mit den Begleit- Wffen „Friedrich Karl" und „Sleipner" heme früb Uhr hier eingetrrffen. Eine große Volksmenge, welche die Molen besetzt hielt, brachte dem Kaiser stürmische Huldigungen dar. Die Stadt ist mit deutschen und italienischen Flaggen geschmückt. Der Bürgermeister Hot eine Kundgebung erlassen, in welcher er die Bevölkerung auffordrrt, den deutschen Kaiser, de» aufrichtigeu Freund Italien-, festlich zu eropfaogen. Lis «MchmM-e M«««. * Der Text deS vielberusenen Abkommens ist jetzt in Loudo« veröffentlicht worden. Mit demselben wird eine Depesche deS Minister» des Auswärtigen Lord LanSdowne an dem englischen Botschafter in Pari» bekaontgegebeo, in welcher ersterer ausführlich auSeinandersetzt, daß da« Abkommen sich stützt auf die Anerkennung der vorherrschenden Stellung Englands in Egypten durch Frankreich. Sodann wird der neue Erlaß deS Shedive beigefügt, welcher von Frankreich bereit« gut geheißen worden ist und der, wenn ihn auch die übrigen Mächte gebilligt haben, Egypten die reie Verfügung über seine Einnahmrquellen gewährt. Die Funktionen der Kaffe der öffentlichen Schuld werden streng beschränkt auf die Erhebung der Ein- küofte, welche bestimmt sind zur Zahlung der Kou- wnr. Die Kassenverwaltung wird nicht mehr das Recht haben, in die allgemeine Beratung des Landes einzugreisen. Der Reservefonds, welcher sich gegen- wärtig auf 5'/, Millionen Pfund beläuft, wird der egyptischen Regierung überlassen. Man bat, wie Lord LamSdowne ausführt, die berechtigte Hoffnung, daß >er Inkraftsetzung d?S Dekretes keine amtlichen Schwierigkeiten gemacht werden durch andere Mächte deren Staatsangehörige TitreS der egyptischen Schuld besitzen. Sollten sich unerwartete Hindernisse n deu Weg stellen, dann wird England aus die d i p- omatische Hilse Frankreichs rechnen önnen, sie zu beseitigen. Lord Croner sei der An- icht, daß die Zeit noch nicht gekommen sei, die ge- etzgeberischen rechtlichen Verhältnisse in Egypten zu modifizieren. Wenn aber der Zeitpunkt gekommen sei eine Abänderung herbrizusühreu, dann werde England genügend Grund haben, auf die Mitwirkung Frank reichs zu rechnen, um die erforderlichen Aenderuvgen vorzunehmen. Betreffs Marokko« sagt Lord LanSdowne, obwohl Frankreich in keiner Weise wünscht, das Land vom Sultan zu annektieren odei eine Autorität zu untergraben, sucht eS doch seinen Einfluß in Marokko auszudehnen und ist bereit Opfer zu bringen und die Veravtwortlichkeit aus sich zu nehmen, um dem anarchischen Zustande ein Ende zu machen, welcher an der algerischen Grenz; herrscht. Die britische Regierung ist nicht in der Lage, solche Verantwortlichkeit zu übernehmen oder solche Opfer zu bringen und gab daher bereitwillig zu. daß, falls wirkuch eine europäische Macht vorwiegenden Einfluß in Marokko haben sollle, Frankreich diese Macht ist. Die aus- reichende und zufriedenstellende Würdigung der politi- ichen und territorialen Interessen Spaniens ist von Anfang an nach der Ansicht der Regierung von Großbritannien ein wesentliches Element bei jeder Regelung der marokkanischen Frage gewesen. Die französische und die britische Regierung stimmen darin durchaus überein. Vom englischen LohLenerport. * lieber deu Empte», einer Deputut ou der eng lischcu Kohlruiniercssente» b:im Finaozmioister Allstes Chamberlain wird au« London vom 13. d« folgende« berichtet: Clifford Cory, ein Kohleogrubeuwerk«befitzei und Exporteur, wie« auf die verhängnisvolle» Folgen hin welch:» die Steuer auf deu Kohleuhaudel für das gauze Land vach sich z eh.» müsse, da die brutsche and andere Kohle die englische verdrängt habe. All'iev Chamberlaiu trat in se ner Entgegnung der Ansicht entgegen, daß die Entwickelung der Kohlcvproduktiov durch die aulcrlegte Steuer herbe ge'ührt »ordru sei ES erscheine ihm gauz klar, daß Deutschland seine Kohlenavibcute steigern müsse and daß die« eine Seite der große» mbustrievcn Entwicklung darftclle, welche eine der bedeuteabstea Erscheinung«» der Neu zeit gewesen sei Deutschlands Aarfuhrhavdel sei viel mehr durch da« Daru cberliegea der Geschäfte im Land orzirrt wo den, aber mchi eine Folge des englischen Fitkal'ystem«. das Attentat ans dm spanischen Ministerpräsidenten. * Wir berichteten gestern noch telegraphisch über ein Attentat, dem in Barcelona der spanische Ministerpräsident Manra, der im anarchistischen Lager ganz besonders verhaßt ist, zum Opfer gefallen ist. Der offizielle BertuschungSapparat, der eS gerade in Spanien zu ganz besonderer Virtuosität gebracht hat, versuchte zunächst, einen SttentatSversuch abzuleugnen, aber schließlich wurde doch zugegeben — wahrscheinlich waren zuviel Augenzeugen da — daß ein Anarchist aus den Minister ein Dolchattentat verübt habe. Wir lassen die darüber eingegangrnen Meldungen in chro nologischer Reihe folgen: Madrid, 12. April. Nach weiteren Meldungen auS Barcelona hat sich der heutige Vorfall wie folgt abgespielt: Ein junger, gut gekleideter Mann stürzte sich mit g e b al lter Faust auf deu Wagen des Ministerpräsidenten und versuchte, diesen zu treffen. Er wurde sofort verhaftet. Barcelona, 12. April. Das Gerücht, Minister präsident Maura sei durch einen Dolchstich verwundet worden, entstand in der Panik, die sich bei dem Vor fall der umstehenden Volksmenge bemächtigte, welche schreiend auSeinandcrstob. Die Menge beruhigte sich aber bald, als sich herauSstrllte, daß der An- grefer keine Waffe gehabt hatte und sah, ooß Maura unbeschädigt davon fuhr. Barcelona, 12. April, 7 Uhr abend«. Die ersten Meldungen, weiche besagten, auf den Minister- Präsidenten Maura sei rin Anschlag verübt worden, wobei er verwundet wurde, werden jetzt offiziös auf recht erhalten. Es wird »e ter Folgende« berichtet: Der Täter hielt in der Hand ein Küchenmesser, m t welchem er Maur, zu stechen versuchte. Die Waffe glitt an der Stickerei der Kleidung de« Minister. Präsidenten ab uod verursachte nur einen leichten Riß von 2 Zentimeter Länge läng« der 6. Rippe. Der Arzt, welcher Maura untersuchte beschränkte sich darauf, dem Ministerpräsidenten einige Stunden Ruhe zu verordnen. Der Tä:er ist der Bediente Johann Michel Arial- Er wehrte sich bei seiner Verhaftung, rief, e« lebe die Anarchie urd stieß sich seinen Kopf an einer Mauer blut-g. Barcelona 12. April- Der König stattete dem Ministerpräsidenten Maura einen Besuch ab Zahlreiche Personen trüge» ihre Namen in eine Liste ein, in welcher die Entrüstung über da« Attentat zum No« »ruck gebracht wird. Der Präsident de« Proviu- z allaudtage« hielt eine Rede, in welcher er da« Attentat verurteilte und ein Tedeum zu celebrieren vorschlug, Dem Vorschlag wurde uuter BeifalKkund- gebungen von allen Seiten zugestimmt. Madrid, 12. April. Arial, der Urheber des Anschlages gegen den Ministerpräsidenten Maura, ist Bildhauer, da er aber seit einiger Z-it ohne Arbeit war, hatte er eine Stelle als Bedienter angenommen. Arial leugnet, Mitschuldige zu haben und behauptet, auS eigenem Antriebe gehandclt zu Haden. Die Presse sowie die öffentliche Meinung verurteilen m voller llebereinstimmung die Tat ArtalS. Der Ministerral trat heute abend iusolge des Vorfalles in Barcelona zusammen. Hervorragende Vertreter offizieller und politischer Kreise begaben sich in das Ministerium des Innern, um ihrem Abscheu gegen das verbrechen Ausdruck zu geben. Auf sm WMtN MMmM wird der Fortpang der Operationen außerordentlich durch die Wittcruugsunbtlde« gehemmt. Wil mttdrtrn gestern schon, daß in der ganzen Mandschurei durch starke Regelfälle die Eisenbahnen überschwemmt Straßen unwegsam gemacht und die Feldtclegraphen unterbrochen sind, sodaß der ganze Verkehr lahmgelegt ist. Heute kommen ähnliche Nrchrichtcn auS Liao- javg. Durch Regen und Hochwasser ist die Baha linie südlich von Söntschen teilweise beschädigt und Vit Linie nach Shanhaikwau steht an vielen Stellen unter W sser. Die Wege io Nordkorea sind oufgcwricht und für alle Truppen unpassierbar. Jü Port Arthur «urve sür die Osternacht sei tev« »er Russen ein Angriff ber Jopaaer erwartet, E« worben energische Gchvtzawßrcgkln getroffen, Vz-.' idmirA Makarow w- ch-r bi: getroffraeo Vordere,- tuvger, bie Japaner würdig zu empfangen, per'öulich übrrwackte, verbrachte bie Nacht «»feinem Wachtboote, aber »icht« regle sich Die japanische Flotte hat sich feit brm letzten Branderangnsf nicht Wieler vor Port Arthur seh » lassen uub man mcirt wohl mit R cht, »aß sie zum Schutz: ber japanischen TruppenirauSporte an ber koecavifchco Kiffte kreuzt. In Korea ist es dagegen wieder zu einem klemeu Zusammenstotz gekommen, b.i welch m b>e Russe» nach ihren Meldungen siegreich gewesen sind oub «ehr al« fünfzig Japaner oiebergemacht haben. Die Melbuo, welche uns diesen Erfolg übermittelt, lautet: Petersburg, 13. April. Nach eioem amtlichen Drahtbericht vom 12, April des General- Kuro, patkin an den Kaiser schickte iu der Nacht vom 8. April General KaschtalinSki eine Abteilung Jäger auf da- linke Ufer de- JalufluffeS, Widfch « gegenüber. Die Jäger setzten unter de« Befehl des Leutnaut- Dimidowitsch und de- Uuterleutnant- Potemkin über. Auf der Insel Somalin (?) faßten sie eine japanische Aus klär ungS-Pa trouille, welche 50 Gewehre stark war, in dem Augenblick ab, als diese an der Ostküste der Insel mit 3 Booten anlegte. Die Russen ließen die Japaner landen und gaben alsdann Feuer. Fast alle Japaner wurden erschossen, erstochen oder ertranken, ihre Fahrzeuge wurden in dir Lust gesprengt. Die Russen hatten keine Verluste, besonders ausgezeichnet haben sich die Unteroffiziere Luluschkin und Ssumaschedow. Am nächsten Tage wehte die japanische Flagge Halbmast, die vorher be merkten Posten hatten sich in der Nacht aus den S. April zurückgezogen. 4 russische Jäger setzten b«i Ienampho über und begaben sich in das Dorf- vort hielten sie sich zwölf Stunden lang auf. Al fie sich dann von Koreanern verraten sahen, waren sie gezwungen, schleunigst wieder ihr Boot zu besteigen. Dieses fuhr auf eine Sandbank auf, wobei ein Mann ertrank. Die Japaner, w.lche die Verfolgung der Russen aufnahmen, wurden von einer russischen Barke angegriffen, welche den im Wasser treibenden Jäger» zu Hilfe geeilt war. Die Japaner wurden sämtlich niedergemacht und ihre Boote versenkt. Man wird abzuwarten haben, wie die Japaner den «n sich unbedeutenden Vorfall darstellen; bekanntlich be sagten bisher die Berichte der beiden Kriegkparteien über ein und dasselbe Ereignis regelmäßig das Entgegen gesetzte. Der Nachschub russischer Truppe« nach vem fernen Osten dauert fort. lieber die bevorstehende Absendung einer größeren Kavallerietruppe aus dem KaukasuS-Gebiere unterrichtet ein Telegramm, das auch Nachrichten über weitere Personaloeränderungen in den russischen Kommandostellen enthält, wie folgt: Die abermalige Vermehrung der der japanische» ohnehin an Zahl weit überlegenen ru fischen Reiterei durch die Bildung einer kaukasische« Rcitcrbri» gade ist nicht ohne Bedeutung. Die amtlichen AuS- tührungSbestimmungen des russischen KriegLministeriumS geben nennenswerte Gesichtspunkte. Die Brigade wird auS drei Regimentern bestehen, von denen zwei au- nicht zum Heeresdienst verpflichteten sich freiwillig meldenden Gorzen zusammengesetzt sind; al- dritte- ist ihr das zur Linienrciterei gehörende Dagestansche Reiter-Regiment beigegeben. Auch von den beiden neuzubildenden Regimentern ist ausdrücklich gesagt, daß sie zur Linienreiterei gehören, d. h. nicht zu den Kosaken. Die Freiwilligen werden im Alter von 21 bis 40 Jahren, und zwar ausschließlich unbestrafte, angenommen; die Bedeutung dieser Brigade liegt nicht in der Verstärkung der ostasiatrschen Reiterei um 18 Ssolnien, sondern in der Auswahl der Mann- ichaiten. Zunächst werden Asiaten gegen Asiaten kämpfen; denn wenn der Kaukasus auch amtlich zu Europa gehört, so kann man gerade die um Kaspischen Meer stehenden Dagestaner wie auch dir Gorzen geo graphisch sowohl wie dem Charakter nach zu den Asiaten zählen. F-rner wird die Brigade in dem christlichen russi-chen Kciegsheere frst ausschließlich au» Mohammedanern bestehen. Htt doch erst kürzlich da« in Orenburg residierende geistliche Oberhaupt der russischen Mohamundauer dem Zaren bie uvbedingte Hingebung seiner mohammedanischen Untertanen aus gesprochen und darum gebeten, diesen Gelegenheit zu geben, sie vor dem gemeinsamen Feinde bewähren zu können. Die Gorzin gelt als der kriegStüchtigste Siamm de- Kaukasus. G.ößtenteilS auS ihnen war bie Leibwache SchomylS gebildet, und sie waren die letzten, die sich den Rassen ergaben. DaS Dag-stanjche Reiterregiment war srüher auch ein „irreguläres", wie sie russische amtliche Bezeichnung lautet, tat sich aber -n Krieg und Frieden derart hervor, daß eS der Linienreiterei zugeteilt wurde. Die Japaner werden in diesen von Kindheit an zum Kriege erzogenen Kubolins Erste. Kriminalroman aus der russischen Gesellschaft von Hreistau G. v. Schlipprustach. (Herbert Kioulet.) (8. Horts. (Nachdr. verboten.) „Kolja," sagte sie einmal, »was denkst Du jetzt? Ist es eine Erinnerung, die Dich quält? Eben warst Du so heiter, und jetzt ist Deine Stirn umwölkt. Ich habe schon o't das Gefühl gehabt, baß Du mir etwas verbirgst, daß Dich etwas quält. Lage es mir, bitte.' Subotin zwang sich zu lächeln. .Ich bin früh verwaist," sagte er, „meine Fugend war nicht heiter, ist es da nicht begreiflich, wenn dieser Schatten sich nicht bannen läßt?" „Armer Aolja" sagte Natascha warm, „erzähle mir etwas aus Deiner Vergangenheit, ich weiß gar nichts, und Du hast doch gewiß manches erlebt, bist gereist und hast viele Menschen kennen gelernt." „Ich spreche lieber von der Gegenwart, mein Seelchen," entgegnete Subotin lächelnd, . mein Glück, meine Zukunft liegt ja strahlend vor mir, bald bist Du meine geliebte Krau, die ich auf Händen tragen will." Er umarmte sie leidenschaftlich und überschüt tete sie mit den zärtlichsten Namen. „Ich habe Dir auch etwas mitgebracht," sagte er, „dieser Ring wird auf Deinem weißen Kinger schön aussehen." Der Graf zog einen Goldreif hervor, ein blut roter Rubin in Herzform funkelte daran. Natalia stieß einen Ruf des Entzückens aus, wohlgefällig betrachtete sie den Schmuck." „Hier ist ein seltsames Zeichen angebracht,' rief sie, „in der Innenseite sind zwei ineinander laufende Kreise eingraviert, hast Du es bemerkt?" „Ia, es soll nur ein Symbol sein." „So hast Du diese Zeichen vom Goldschmied eingravieren lassen, Kolja?" „Gewiß. Auch unsere Lebenskreise greifen in einander, mein Lieb, wir gehören fortan zusammel." Seiner Ritte gemäß hatte Michail von seinem Herrn einen achttägigen Urlaub erhalten. Akulina lobte den Diener, wenn mit sie Subotin sprach, die eitele Alte dachte im Ernst, daß sie die Krau des so viel jüngeren Mannes werden würde. Michail gab an, eine kleine Erbschaft erheben zu müssen. Als der Schreibtisch des Grafen eines Tages wieder unverschlossen war, bemächtigte sich der Spürhund Blokowins Brief, der unter einer Menge von Sportberichten, Rechnungen und Ge schäftepapieren lag. Bei der ängstlichen Art, wie Subotin das Geheimnis des Koffers hütete, war seine Sorglosigkeit in anderen Dingen unfaßlich. Eines Abends ritt der Graf ziemlich spät von Kraßlo nach Hause. Er war bei rosigster Laune, endlich war der Hochzeitstag festgesetzt worden, nach sechs Wochen holte er seine junge Krau heim. Der Herbst brachte Iagden, und Subotin ward überall eingeladen. Er war ein guter Schütze und liebte das edle Weidwerk sehr. Er mußte sich revan chieren, deshalb beschloß er, noch heute mit Diedrich- sohn Rücksprache zu nehmen. Nirgends war der wildbestand so gut wie in den Wäldern des Grafen Nicolaj Petrowitsch, die reich an Küchsen, Elchen und Klugwild waren, nirgends war die Jagdbeute ergiebiger. Man freute sich schon seit lanK' die Einladung. Als sich Subotin dem Korsthause näherte, sah er eine schlanke Zrauengestalt im Gärtchen. Das fünfjährige Töchterchen Diedrichsohns hielt die Hand der Kremden. Es war jetzt beinahe ganz dunkel geworden, aber aus den Kenstern fiel ein Heller Schein. Nicolaj war vom Pferde gestiegen und redete die junge Dame an. „Ist der Körster zu sprechen?" Die Kremde stutzte, dann sagte sie: „Nein, mein Bruder ist nicht zu Hause." „wo habe ich dieses weiche Vrgan gehört?" dachte Subotin. „Lie sind Diedrichsohns Schwester?" fragte der Traf. Lie wandte den Kopf, ein Helles Streiflicht der Lampe fiel auf das Gesicht des Schloßherrn von Antonowka. „Heodor!" rief das junge Mädchen erschreckt, „hier — hier finde ich Dich wieder!" Auch ihre Züge waren jetzt deutlich zu erkennen. Sie starrten sich an, sprachlos — entsetzt. „Lie irren, mein Hräulein," sagte Subotin ruhig, „ich heiße nicht Keodor, „ich bin der Graf Nicolaj Petrowitsch Subotin.-' Er trat in den Schatten zurück und bestieg sein Pferd. „Entschuldigen Sie," stammelte das junge Mädchen, „ich weiß nicht — die Aehnlichkeit war srappant — ich muß mich geirrt haben." „D bitte! Ls tut nichts. Zch habe ein Ge ¬ sicht, das s : oft mit diesem oder jenem enschen verwechselt wurde," versetzte der Gr lachend. „Bitten Lie Ihren Bruder morgen früh aufs Schloß zu kommen. Adieu." Das Pferd bäumte sich unter des Reiters Sporen und jagte davon Lange stand die Schwester de» Hörsters am Lattenzaun, seltsame Gefühle bestürmten sie. Lie hatte soeben den Mann wiederzusehen geglaubt, den sie geliebt, und mit dem sie sich heimlich verlobt hatte. Seitdem waren Zähre verstrichen, sie hatte einst schwer an dem Schmerze ihres Lebens getragen, erst nach und nach beruhigte sie sich. Heute war die Vergangenheit wieder lebendig geworden. Marie Hoffmann war die Stiefschwester Died richsohns, sie war verwaist und stellte sich, endlich bei ihrem Bruder eine Heimat gefunden zu haben, nachdem sie in abhängiger Stellung bei Kremden gewesen war. Ihre Aufregung mühsam beherr schend, schritt sie im Garten auf und ab. „Ich muß ihn bei Tage sehen," dachte sie, „beim Hellen Licht der Sonne verliert sich vielleicht diese beängstigende Aehnlichkeit, die mich soeben er schreckte " Subotin kehrle erst in der Nacht heim. Er mußte viele Stunden umhergejagt sein, ziellos, plan los, das Pferd war in Schweiß gebadet und lahmte. „Der Graf ist wahrhaftig geritten, al« sei der Teufel hinter ihm hergewesen," sagte Zwan zu Michail, „und wie finster sah er aus, wie das böse Gewissen." Hortsetzung folgt.