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Pulsnitzer Tageblatt — Montag, 7. März 1932 Seite 2 Im Dienste der Ausfuhr. Die 1967. Leipziger Messe eröffnet. — Der deutsche „Ober- rarif" gegen sinnlose Absperrmaßnahmen. — Die Ent wertung der Handelsverträge. — Verlorene Auslandsmärkte. Die L e i p z i g er F r üh j a h r s m e s s e hat am Sonn abend wieder ihre Tore geöffnet. Urkundlich ist es die 1967. Man kann von ihr mit Sicherheit sagen, daß sie nicht eben unter einem günstigen Stern steht. Mit aller Eindringlich keit zeigt sie sowohl dem Inländer wie dem Ausländer, daß wir ein schwer um unsere Existenz ringendes Volk sind. Denn in dieser Zeit, in der im Inland so viele Arbeitsstätten stilliegen und das Ausland durch den zollpolitischen Wirrwarr als Käufer deutscher Waren größtenteils ausfällt, ist es schwer, Geschäfte abzuschließen, und kein einziger Aussteller ist in der Erwartung nach Leipzig gefahren, hier goldene Perge zu finden. Wirtschaftswunder geschehen nicht, und so wird der Umsatz mindestens den des Vorjahres nicht über steigen. Allen Anzeichen nach wird aber das Bestreben der Industrie, die Preise der gesunkenen Kaufkraft wenn irgend möglich anzupassen, und zwar nicht durch Verminderung der Qualität, sondern durch Vereinfachung der Typen und nationelle Herstellungsmethoden, einige Wirtschaftserfolgs sichern. Anerkennung finden muß vor allem auch der A u f - bau der Messe veranstalt ungen selbst. Wie all jährlich, findet auch in diesem Jahr die bekannte Zweiteilung der Messe statt, auf der einen Seite „die M u st e r m e s s e", auf der anderen Seite „die große technische Messe und Baumesse". Von der Textilmesse bis zur Kunst gewerbeschau, von der Elektrotechnik bis zu den Werkzeug maschinen, ist hier wiederum alles zu finden, was deutscher Erfindungsgeist und deutscher Fleiß geschaffen haben. Recht zeitgemäß sind auch die Sonderveranstaltungen der Messe. So wird im Rahmen der Rcklamemesse in einer Sonder schau die zweckmäßige Verpackung von Waren gezeigt, die den Interessenten vor Augen führt, wie man durch Zweckmäßigkeit auch in den kleinsten Dingen Zeit und Geld spart und Kundendienst übt. Als besonders zeitgemäß wurde von weitesten Kreisen die Abhaltung einer Bau sparkassentagung begrüßt und die in Gemeinschaft mit dem Neichsverband des deutschen Handwerks abgehalteye Handwerksveranstaltung, auf der vor allem auch die Exportinteressen des Handwerks berücksichtigt werden. Das eine jedenfalls ist sicher: Es wird in diesen Tagen in Leipzig ein Stück deutschen Schicksals bestimmt, denn gehen den ausstellendsn Firmen genügend Aufträge zu, so ist für die nächste Zeit Arbeit für viele Hände gewonnen. Ist das Messsergebnis ein ungenügendes, so werden noch mehr Industrien, noch mehr Fabriken, noch mehr Handwerksstätten als bisher stillgelegt werden müssen. Was erwarten wir volkswirtschaftlich nun eigentlich von der Leipziger Messe? Für den Inlands markt vor allein den Beweis, daß inzwischen eine gesunde Preissenkung durch geführt ist, die Auftragserteilungen möglich macht. Bezüglich unserer A u s fuh r mö g l i ch k e i te n soll sich erweisen, wieweit deutsche Erzeugnisse auf Grund ihrer Qualität trotz des wachsenden Protektionismus, trotz Devisenschikanen, trotz sinnloser Absperrmaßnahmen aller Art sich in der Welt un entbehrlich gemacht haben. Gerade das h a n d e l s p o l i t i s ch e C h a o s ist in der letzten Woche Anlaß zu der Festsetzung eines neuen deutschen Zolltarifs gewesen, der als sogenannter „Ober- tarif" bezeichnet wird. Er gilt für Waren, die aus Ländern stammen, mit denen das Deutsche Reich nicht in einem handelsvsrtraglichen Verhältnis steht oder welche d i e deuts ch'e n W aren u n g ü n stige r behandel n, als die Waren eines dritten Landes. Dieser Tarif soll als Waffe Deutschlands in dem Kampf um die Verteidigung seiner berechtigten Ausfuhrinteressen angewandt werden. Ermächtigt wurde die Neichsregierung zu einer derartigen Aenderung unserer bisherigen Zollpolitik durch die Notverordnung vom 18. Januar, die ausdrücklich besagt, daß dis Neichsregierung für den Fall eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses berechtigt sei, die Zölle für eine beliebige Anzahl von Waren zu erhöhen, und zwar durch Dalutaausgleichs- zölle und durch sogenannte Vergeltungszölle. Nach dem Tarif, der jetzt — leider etwas sehr verspätet — in Kraft gesetzt worden ist, werden im allgemeinen die bis dahin gültigen Zollsätze verdoppelt. Diese neuen Zölle m ü ssen nicht angewandt werden. Sie können in Kraft treten, wenn sie geeignet erscheinen, andere Länder zur Auf hebung ihrer Boykottmaßnahmen gegen die deutschen Er zeugnisse zu veranlassen. Von den Staaten, die voraus sichtlich schon in nächster Zukunft in handelsvertragliche Be sprechungen mit uns eintreten werden, um den erhöhten Zoll sätzen zu entgehen, sind vor allem die Schweiz zu nennen, die mit dem 4. Februar den deutsch-schweizerischen Handels vertrag aufgekündigt hatte, ferner Polen und Kanada. Ihnen wird voraussichtlich Frankreich in Kürze folgen, dessen Kontingentsystem sich immer mehr als eine völlige Entwertung des deutsch-französischen Handelsvertrages erweist. Wie denn überhaupt zurzeit das Schlagwort von der Entwertung der Handelsverträge im Wirt schaftsleben sozusagen letzte Mode ist. Tatsächlich haben, sich seit Januar die Handelsvertragsänderungen überstürzt. Frankreich allein hat es fertiggebracht, in dieser kurzen Zeit 32 deutsch-französische Kontingentsabkommen festzusetzen, das heißt Abkommen, nach denen der bisherige Umfang der deutschen Ausfuhrmengen auf ein Mindestmaß herabgesetzt worden ist. Die deutschen Industrien haben diese Abkommen unterzeichnen müssen, um ihre Betriebe vor weiteren Still legungen und damit breite Massen des deutschen Volkes vor weiterer Arbeitslosigkeit zu schützen. England ist end gültig vom Freihandel abgegangen und hat einen Zollgürtel um das Imperium gelegt, durch den vor allem die deutsche Fcrtigwarenindustrie so gut wie völlig von der Ausfuhr nach England ausgeschlossen wird. Die Niederlande, die in den letzten Jahren dauernd Nutznießer der Krisen in anderen Ländern waren, haben trotz aller Erfolge der letzten Jahre seit dem 1. Januar dieses Jahres alle ihre Einfuhrzölle er höht und daneben ebenfalls gegen Deutschland gerichtete Kontingentsätze festgesetzt. Schweden setzte im Januar ebenfalls erhöhte Zölle auf sogenannte Luxuswaren fest, die die deutsche Industrie ebenso bedrohlich treffen wie die fran zösischen Kontingente. Die Tschechei verlangt seit dem Januar für Importwaren jeweils die Einholung einer Ein fuhrbewilligung. Am rücksichtslosesten ist wie immer Polen vorgegangen, das seit dem 1. Januar nicht nur neue Zoll erhöhungen eingeführt hat, sondern Einfuhrverbote erlassen hat. die sich in erster Linie gegen deutsche Fertigwaren richten j und von denen ein Regierungsvertreter klipp und klar er klärte, daß man diese Einfuhrverbote besonders streng gegen Deutschland durchführen müßte. Es würde zu weit führen, noch die Absperrmaßnahmen zu erwähnen, die in der gleichen Zeit Norwegen, Dänemark, die Randstaaten, vor allem Lettland, und die Türkei gegen uns ein geführt haben. Das eine steht fest: es ist in diesen Monaten ein großer Teil der bisherigen ausländi schen Absatzmärkte uns verlöre »gegangen. Wir werden alle Kräfte daransetzen müssen, diese Märkte zurückzugewinnen oder, wenn das scheitert, neue an ihrer Stelle zu erwerben, denn ohne Ausfuhr geht's einmal nicht! Oertttches «nd Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) — Steuerpflichtige, die ihre Vorauszahlungen auf die in der öffentlichen Mahnung bekannt gegebenen Steuer termine, sowie ihre Abfchlußzahlung zur Vermögenssteuer 1931 (s. Steuerbescheid) noch nicht entrichtet haben, werden auf die öffentliche Mahnung des Finanzamts Kamenz im amtlichen Teil der heutigen Ausgabe hingewiesen. Für verspätete Zahlungen werden 1,5 v. H. Verzugszuschläge halbmonatlich berechnet. Es ist daher dringend zu raten, die fälligen Steuer- beträge alsbald an die Finanzkasse abzuführen oder zu über weisen. — Wirtschaftswoche. Die Reichsregierung hat mit der Aufstellung des Obertarifs zum allgemeinen Zolltarif endlich die Maßnahmen ergriffen, ohne die Deutschland der handelspolitischen Angriffslust der anderen Länder wehrlos gegenübergestanden hätte. Von einer Angriffslust der anderen Länder läßt sich wirklich reden, auch dann, wenn 'Zollerhöh ungen und Einfuhrbeschränkungen sich ausdrücklich gegen die Ueberschwemmung mit deutschen Waren richteten. Diese Ueber- schwemmung Ist doch nur eine Folge der Tributpolitik, die Deutschland aufgezwungen worden ist, die es nur ausführen kann, wenn es ohne Rücksicht auf volkswirtschaftlichen Ge winn seine Ausfuhr steigert. Der allgemeine Zolltarif, der in seiner Anlage aus dem Jahre 1902 stammt, ist zwar während des Krieges und in der Nachkriegszeit mannigfach verändert worden, aber er enthält trotzdem noch so viele Unzulänglich keiten, daß er für die neue Form der internationalen Handels politik nicht mehr geeignet war. Zolltechnisch gesehen bedeutet die Aufrichtung des Obertariss den Uebergang zum Doppel tarif, wobei der Obertarif in gewisser Hinsicht auch als Kampftarif gedacht ist. Wenn die anderen Länder fortfahren, so weit sie mit Deutschland in vertraglichen Bindungen stehen, diese Verträge zu kündigen, um freie Hand zu Einfuhr beschränkungen zu erhalten, so kann Deutschland diese Länder nicht mit den Sätzen des allgemeinen Tarifs behandeln. Zum Zoll- und Handelskrieg überzugehen, besteht nicht immer Ver anlassung, denn auch Deutschland erkennt grundsätzlich an, daß sich die anderen Länder zum Teil auch in einer gewissen Zwangslage befinden. Verwickelt wirb die ganze Sache nur dadurch, daß die Meistbegünstigung als solche fortbesteht, so daß die Länder auch weiterhin in ihrem Genuß bleiben, die uns zollpolitisch schlecht behandeln. Deutschland wird auch seine handelspolitische Waffe weiter durch Einfuhrbeschränkung ergänzen müssen, was wohl auch sicher kommen wird, wenn etwa Februar und März ein gleich ungünstiges Ergebnis des Außenhandels liefern, wie der Monat Januar. Ohne Aus fuhrüberschuß wird es der Reichsbank nicht gelingen, den Devisenbestand zu erhöhen, was dringend notwendig ist, da die eigenen Mittel nur noch 450 Millionen Mark betragen. Es macht die Lage nicht besser, daß der Rediskontkredit für die Reichsbank endlich verlängert worden ist. Denn auf unbe-, grenzte Zeit kann sich die deutsche Währung nicht auf ge borgten Krücken stützen. Daß die Finanz- und Kassenlage des Reiches außerordentlich gefährdet ist, weih auch die Reichs- regierung. Es ist aber ein Erfolg, daß der Bierstreik abge blasen worben ist, zumal dieser Streik tatsächlich parteipolitisch vorgetrieben war. Einen Ausfall von Steuern kann die Regierung nicht ertragen, auch wenn es fich um verhältnis mäßig geringe Summen handelt. Aber die Reichsregierung wird trotzdem nicht umhin können, ernstlich in eine Prüfung darüber einzutreten, ob zur vielberufenen Ankurbelung der Wirtschaft nicht auch eine Lockerung des Steuerpanzers dien lich ist. Es ist allzu fiskalische Auffassung, bei einem Rück gang der Steuereinnahmen an den überhöhten Steuersätzen sestzuhalten oder gar daran zu denken, neue Steuerquellen anzubohren. Solche Steuerquellen sind überhaupt nicht mehr vorhanden, wie ja schon die Erhöhung der Umsatzsteuer ge zeigt hat, der dre Schuld daran beizumessen ist, daß die Preis senkung nur geringe oder gar keine Ersolge erzielt hat. Die Schuld daran trägt nicht der Preisdiktator Dr. Goerdeler, sondern vor allein die überhöhte Steuerlast, unter derem Druck die Wirtschaft unbedingt weiter einschrumpfen muß. Gerade darum ist wenig Hoffnung vorhanden, daß mit dem Eintritt des Frühjahrs die ungünstige Entwicklung Les Ar beitsmarktes rückläufig werden wird. Die Reichsregierung, die doch in Form von Steuern und Abgaben über 60 v. H. des Volkseinkommens erfaßt hat, wird Mittel und Wege finden müssen, um einen großen Teil der Arbeitslosen dem Produktionsprozeß wieder zuführen zu können. — Zur Ost Hilfe im rechtselbischen Sachsen. Wie die Pressestelle der Landwirtfchaftskammer mitteilt, ist zur Stellung von Entschuldungsanträgen eine letzte Frist bis Fzum 31. März 1932 festgesetzt worden. Eine formlose An meldung genügt nicht. Vielmehr müssen bis zu diesem Tage die endgültigen Entschuldungsanträge auf den vorgeschriebenen Formularen Lei Len Amtshauptmannschaften eingereicht sein. Es wird empfohlen, im Bedarfsfalls die nötigen Formulare bei Ler zuständigen Amtshauptmannschast rechtzeitig anzu fordern. — Brüderanstalt Moritzburg. In weiten Krei sen ist es leider noch zu wenig bekannt, daß die Brüderanstalt in Moritzburg neben ihren altbewährten Erziehungsheimen für Schulkinder und junge Männer in den letzten Jahren mehrere Pflegeheime eingerichtet hat. In diesen finden Auf nahme nerven- und gemütskranke, schwachsinnige und idio tische, gebrechliche und epileptische Knaben, Jünglinge und Männer. Bettlägerige Pfleglinge können zur Zeit noch nicht ausgenommen werden. Die Pflege geschieht durch heilpäda- gvglsch geschulte Diakonen unter Mitwirkung eines Facharztes für Nerven- und Gemütskrankheiten. Durch kleine Gruppen ist individuelle Behandlung möglich. Mit Rücksicht darauf, daß die Angehörigen solcher Kranken bei der heutigen Wirt schaftslage meistens nach einem billigen Heime Ausschau halten müssen, ohne Gefahr zu laufen, ihren Pflegebefoh lenen eine sorgfältige, sachgemäße, christliche und liebevolle Behandlung vorzuenthalten, wird der Pflegsatz so niedrig als möglich berechnet. Beratung und Auskunft durch Lie Geschäfts stelle der Drüderanstalt Moritzburg (Dez. Dresden). Kamenz. Lieber den Stand von Tierseuchen in Sachsen am 1. März 1932 verzeichnet der amtliche Bericht des Landesgesundheitsamtes für den Bezirk der Amtshaupt mannschaft Kamenz die Maul- und Klauenseuche in 3 Gemein den und 4 Gehöften und die Schweinepest in 1 Gemeinde und 1 Gehöft. Schirgiswalde. Verlegung des Herb st Marktes. Der Stadtrat zu Schirgiswalde hat um die Genehmigung zur Verlegung des Herbstjahrmarktes vom ersten Sonntag und Montag im Oktober auf den zweiten Sonntag und Montag im Oktober nachgesucht. Er hat seinen Antrag damit begründet, daß die Stadt Löbau den Herbstjahrmarkt vom Jahre 1932 ab auf den ersten Sonntag und Montag im Oktober gelegt hat. Die Industrie- und Handelskammer Zittau hat der Hauptmannschaft Bautzen mitgeteilt, daß sie gegen die Ver legung des Herbstjahrmarktes in Schirgiswalde keine Be denken geltend zu machen habe. Dresden. Spuren Ler P o l i z i st e n m ö r L e r. Wie die Kriminalpolizei meldet, yat sie bereits einige Spuren von den mutmaßlichen Tätern — einer politischen „Schmierkolonne" — entdeckt. Tie Kolonne ist von einem Zeugen beobachtet worden, der sie kurze Zeit später auch hat flüchten sehen, und der von zwei Dazugehörigen eine eingehende Personalbeschreibung hat liefern können. Un weit des Tatortes wurde weiter ein kleiner gelber Mar meladeneimer gefunden, in dem sich noch Farbreste be fanden, mit der an die Bretterslanke gegenüber dem Tat ort die Buchstaben „R.F.B." gemalt worden waren. Aus eiuigen weiteren Funden glaubt man die ungefähre Flucht richtung der Kolonne bestimmen zu können. Dresden. Jugend von heute. Ein 14 Jahre alter Schüler aus Dresden lernte in der Kanalgasse eine dort wohnhafte Frau kennen, aber später bereute er, sein Geld für sie ausgegeben zn haben und faßte den Entschluß, sich das Geld evtl, unter Anwendung von Gewalt wieder zuholen. Er ging zu der Frau uud nahm ein Korbmacher eisen mit, schlug plötzlich aus sie ein und verletzte sie am Kopfe. Ter Hausmann des Grundstückes eilte auf die Hilferufe der überfallenen herbei und übergab den Jungen der Polizei. Neustadt. Schwerer E i u b r u ch s d i e b st a h 1. Nachts wurde im Obcrgasthof Langburkersdorf eir schwerer Einbruch verübt. Aus dem Laden stahlen die Ein brecher außer dem in der Kasse befindlichen Wechselgeld ein großes Quantum Kaffee, Zigarren, Zigaretten und ein halbes Schwein. Die Täter dürften im nahen Grenz, gebiet zu suchen sein. Lichtenstein - Callnbcrg. Keine Gas- und W a s s e r p r e i s s e n k u n g. Ten Stadtverordneten teilte Bürgermeister Hübener mit, daß die Kreishauptmannschaft Chemnitz eine Senkung der Gas- und Wasserpreise infolge der gespannten Wirtschaftslage der Stadt für unzulässig erklärt habe. Das Kollegium beschloß, hiergegen Be schwerde zu erheben. Chemnitz, überfall aus Nationalsozia list e n. Morgens gegen 6 Uhr wurde ein auf dem Heim wege begriffener Nationalsozialist in der Nähe des Körner platzes von einem politischen Gegner durch zwei Schüsse schwer verletzt, so daß er dem Krankenhaus zugesührt werden mußte. Sein Zustand ist bedenklich. Die beteiligten Personen flüchteten. Strehla (Elbe). Bürgermeister wiederge wählt. In der Stadtverordnctcnsitzung wurde Bürger meister Reinhardt ans sechs Jahre wiedergewählt, uni zwar mit elf Stimmen (sieben Sozialdemokraten und viel Bürgerlichen) gegen die Stimme des Kommunisten uni bei fünf Stimmenthaltungen der anderen bürgerlichen Vertreter. Oie Leipziger Frühjahrsmesse eröffnet. Leipzig. Die Leipziger Frühjahrsmesse wurde am Sonn tag eröffnet. Ein buntes, farbenfrohes Bild. Aus fast allen Teilen der Welt strömten viele Zehntausende von Besuchern in Leipzigs Mauern. Dicht gedrängte Menschenmassen, über füllte Verkehrsmittel und häufig wechselnd« Reklamcbiider verkündeten Leipzigs großen Tag. Die Zahl der Aus steller aus fast allen Ländern der Welt ist wieder erheblich, und die Tatsache, daß Dänemark, Kanada und die Türkei neben den großen Weltindustrien zum ersten Male um die Palme des wirtschaftlichen Erfolges ringen, zeigt, daß auch sie trotz der Schwere der Zeit die Notwendig, keit erkannt haben, an der großen Paradeschau der Welk industrien beteiligt zu sein. In 37 Meßpalästeu der Innenstadt zeigt die große Musterschau die vielen neuen Errungenschaften auf dem Gebiete der Gebrauchs- und Luxus waren. Am Fuße des Völkerschlachtdenkmals stellt sich dis Schwerindustrie der Welt seinen kritischen Besuchern zum Wettstreit. Hier pulsiert das Leben der Arbeit, mächtige Stahlbauten ragen zum Himmel, große Krane und Bagger schleppen ihre Lasten, und zwischendurch behämmern schwere Rammer die eisernen Träger. Eine einzigartige Schau der Spitzenindustrien. In dem Lärm dieser Giganten der Technik surrt in den Hallen leise Lie gebändigte Kraft der Elek trizität. Daß auch an dieser Frühjahrsmesse die große Wirtschafts, not nicht spurlos vorübergehen konnte, ist verständlich. So manche Firma, die früher noch zum eisernen Bestand der Messe gehörte, ist verschwunden, aber an ihrer Stelle sind wieder neue erschienen. So bleibt die Zahl der Aussteller gegenüber der Frühjahrsmesse von 1931 nurum 15 Pro - zent zurück. Dies ist ein gutes Zeichen uud spricht mehr als anderes dafür, für wie notwendig die Abhaltung der Leipziger Messe gerade in dieser schweren Zeit empfunden wird. Leipzig. Der Messe-Sonntag. Das Mehamt teilt mit: Die am Messe-Sonntag aus dem Ausland, besonders aus Holland, England und Frankreich und aus dem Inland eingetroffenen L-M-Sonderzüge weisen eine gute Besetzung auf. Auch Lie fahrplanmäßigen Züge und die von der Reichs bahngesellschaft eingelegten Sonderzüge waren durchweg gut belegt. In Ler Zusammenstellung der Ausstellerschaft nach ihrer Herkunft haben fich keine wesentlichen Veränderungen gegen Lie Vorjahre gezeigt. Unter den 7622 befinden sich 1091 ausländische Aussteller aus 26 verschiedenen Ländern. Rach der Zahl der vertretenen Aussteller haben sich Lie alten Messebranchen als am widerstandsfähigsten erwiesen. Das gilt insbesondere für Metallwaren, Haus- und Küchengeräte, Glas, Porzellan, Steingut, Tonwaren, Kurz- Galanterie- und Spielwaren, deren Ausstellerzahl um weniger als 10 v. H. zurückgegangen ist. Die Grohe Technische Messe und Bau- messe zeigt trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ein geschlossenes Bild der deutschen Produktionsmittek- Jndustrie. Besonders erfreulich ist die starke Beteiligung der elektrotechnischen Industrie, die nahezu im gleichen Umfange I wie im Frühjahr 1931 vertreten ist.