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Nr. 17. >er Wranoalpreye zur Verbreitung zu übergeben. Als die ver- ingsttgie Frau nichts mehr besaß, beschloß sie, die Sache zur Anzeige zu bringen. Der Kavalier, der etwa zehnmal mit when Zuchthaus- und Gefängnisstrafen vorbestraft ist. wurde im Heiligabend verhaftet. Nach geheimer Sitzung wurde der Angeklagte zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis ver- rrteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf drei Zahre aberkannt. Der Staatsanwalt hatte Zuchthaus gefordert, >as Gericht hatte aber als mildernde Umstände bewertet, daß >ie Frau ihm sein Tun reichlich leicht gemacht habe. „Rechtsresormer." Dresden. Der Schriftsteller Georg Müller-Heim, der Leiter ines„Bundes der Rechtsreformer", suchte bekanntlich vor einigen fahren nach Verübung verschiedener Straftaten das Weite. Lein Nachfolger wurde ein erst 22 jähriger Kaufmann Richter Auch dieser „Rechtsreformer" ist bereits mit dem Gesetz in tonflikt gekommen und erhielt unlängst wegen Untreue ein Fahr Gefängnis zudiktiert. Zu der vor der Strafkammer des Landgerichts angesetzten Berufungsverhandlung zog Richter wr, nicht zu erscheinen. Wie verlautet, ist er, genau wie sein Norgänger, ins Ausland geflohen. Ein „kaustischer" Trunk. Zwönitz. Vom Schöffengericht wurde der Heizer Beck aus Thalheim wegen fahrlässiger Tötung zu drei Monaten Gesüug- ns verurteilt, weil er dem Maschinisten Schotte anstatt Fitronenwasser kaustischen Soda, der zum Kesselrcinigcn Ver- vendung fand, zum Trinken angeboten halte. An den Folgen nnerer Verbrennung starb Schotte nach qualvollem Leiden. Ztraferschwerend wirkte, daß Beck Sanitäter ist und als solcher ne Wirkung dieser Säure kennen mußte. Das Motorradunglück bei Tauneberg. Dresden. Das Schöffengericht, das im Gasthof zu Tanneberg bei Wilsdruff tagte, verurteilte den Autoschlosser Vogel aus Wilsdruff wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Monaten Ge sangnis. Nach dem Gange der Beweisaufnahme — es waren etwa 20 Zeugen, darunter mehrere Gastwirte, geladen — sah das Gericht den Angeklagten nur zur Hälfte für schuldig an Tode seines Freundes, des Schuhmachermeisters Westphal, an der bei einem Kraftradunglück verstarb. Das Kraftrad Haitz Vogel gesteuert. Der Verdacht, daß Vogel betrunken war, wurdi durch die Beweisaufnahme nicht bestätigt. Westphal hatte dar auf gedrungen, daß Vogel ihn in Siebenlehn auf das Rad steigen ließ, obwohl Vogel ihm sagte, daß das leichte Rad ein« derartige Belastung nicht aushielte. Bei Tanneberg ereignet, sich dann das Unglück, wobei Westphal den Tod sand. Das MMonen-Testament angeblich gefunden Breslau. Im Betrugsprozeß um die angebliche LOO-Millionen-Hinterlassenschaft eines in Paramaribo in Holländisch-Indien verstorbenen Schiffs» kapitäns Bänsch gab es am Mittwoch eine große lleberraschung. Der angeklagte Rechtsanwalt vr. Stiller machte vor Gericht von seinen neuesten Nach forschungen im Ausland Mitteilung. Danach ist rin Nachfahre des Kapitäns Bänsch ermittelt wor den, dessen Vater das Grab des Kapitäns kennt. Ferner sei festgestellt, daß ein Juwelier Peisker in Lasel sämtliche Erbschaftsakten besitze. Der Juwelier wisse auch, wo sich die Erbschaft befinde, aber er habe sich geweigert, seine Unterlagen vorzu legen, wenn ihm nicht eingroßerTeildesErbes als Belohnung gegeben würde. Beweisaufnahme im Kaphengst-Prozeß. Altona. Zn der Mittwochverhandlung wurde in die Beweisaufnahme eingetreten. Der erste Zeuge, Herbert Schmidt, der zur Zeit seine Strafe im Zucht haus Celle verbüßt, widerrief seine früheren Aussagen über eine Beteiligung Kaphengsts am Attentat in Niebüll. Er will damals diese Angaben nur gemacht haben, um seinen Bruder, der seinerzeit ver dächtigt war, zu retten. Von dem Attentat in Itzehoe will Schmidt überhaupt nichts wissen. Dann äußerte sich Landgerichtsdirektor Or. Masur-Berlin eingehend iiber die Aussagen Schmidts in der Vorunter suchung zum Großen Bombenlegerprozeß. Schmidt hat da nach die Beteiligung Kaphengsts am Umschlag in Niebüll zugegeben. Auch Kavbenast habe später nach seiner Pulsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 21. Januar 1932 Seite 6 Auslieferung erklärt, daß er iu Niebüll betei ligt gewesen sei. Regierungsrat I)r. Haid von der Che misch-Technischen Reichsanstalt in Berlin ist als Sach verständiger der Uebsrzeugung, daß die Sprengkörper von einem Mann her gestellt worden sind, der ge- lern ter Elektrotechniker sein mußte. Aus aller Welt. Berlin. Feuerüberfall auf Nationalsozia- listen. Ein Toter, ein Schwerverletzter. Wie die Polizei mitteilt, wurde am Montag gegen Mitternacht in Berlin- Reinickendorf ein Trupp Rationalsozialisten aus dem Hinter halt beschossen. Ein Rationalsozialist wurde getötet und ein zweiter schwer verletzt. 50 Personen wurden in Haft genommen. Cuxhaven. Rissige Heringsschwärme vor der Clbmündung. Hiesige Fischer, die mit großen Herings sängen eintrafen, berichten über riesige Heringsschwärme, die seit Ende vergangener Woche vor der Elbe stehen. Nach der Schilderung der Fischer sind die Schwärme teilweise so stark gewesen, daß es unmöglich war, mit den Netzen hindurch zukommen. - Memmingen. Seine Familie und sich selbst n i e d e r g c st o ch e n. In der Nacht erstach hier ein Hilfs arbeiter aus bisher noch unbekannten Gründen seine 16 Jahre alte Tochter nieder, die nach einigen Minuten starb. Dann wandte sich der Rabiate gegen seine Frau und seinen 14jährigen Sohn, die er schwer verletzte. Schließlich brachte sich der Täter selbst einen Schnitt am Halse bei. Mann, Frau und Sohn mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Augsburg. 50 Dynamitpat'ronen gestohlen. In der Nacht wurde in Wemding in Schwaben das Spreng stoffmagazin der Wemdinger Hartsteinfabrik erbrochen. Die Täter stiegen Uber einen Zaun und sprengten die Schlösser auf. Gestohlen wurden etwa 50 Dynamitpatronen, Zünd schnüre und anderes Sprengmaterial. München. Beim Fensterln erschossen. In Werhartsreuth statteten mehrere junge Burschen nachts der Tochter des Landwirtes Witter einen Besuch ab. Der Vater des Mädchens vermutete aber in den Burschen Diebe und schoß auf die jungen Leute. Dabei wurde ein LOjähriger Ar beiter so schwer getroffen, daß er noch im Laufe der Nacht starb. Der unglückliche Vater hat sich sofort freiwillig der Gendarmerie gestellt. Bromberg. Selbstmord eines Großindu striellen. Der deutsche Großindustrielle vr. jur. Behring hat sich infolge finanzieller Schwierigkeiten erschossen. Am Tage seiner Beisetzung schied die Gattin durch Einatmen von Gist gleichfalls freiwillig aus dem Leben. Budapest. Ein eigenartiges Eifersuchrs- drama hat sich in Bukarest abgespielt. In Abwesenheit ihres Mannes lockte die eifersüchtige Frau ihre Nebenbuhle nm m öw,Wohnung, ließ sie dort von zwei Freunden errt- meiven, sepem und knebeln. Dann prügelte sie die Frau mit einer Reitpeitsche mehrere Stunden und brachte ihr schließlich mit einem glühenden Bügeleisen schwere Brandwunden am ganzen Körper bei. Washington. Der Dollar Millionär Präsi- dentHoover. Die Bermögcnsverhältnisse Prästdent Hoo vers kamen im amerikanischen Repräsentantenhaus im Laufe der Beratung des Gesetzentwurfs für Landwirtschaftshilfe zur Sprache. Der republikanische Abgeordnete Wood schätzte da bei Präsident Hoovers persönliches Vermögen auf etwas we niger als eine Million Dollar. Hochwasser verursacht Explosion und Feuersbrunst. Oslo. Bei Vadheim in der Nähe von Bergen führt der dortige Fluß H o ch mass e r, das in die Elektrochemische Fabrik von Badheim eindrang. Die Kellerräume wur den überschwemmt. Als die dort lagernden großen Mengen von N a t r i u m m e t a l l mit dein Wasser in Be rührung kamen, explodierten sic. Im ganzen sind 62 000 Kilogramm Natriummetall explodiert. Der Fluß riß die brennenden Natriummengen mit sich und spülte sie durch den ganzen Ort, wodurch andere Häuser ebenfalls in Brand gerieten und die Gasentwick lung so stark wurde, daß die gesamte Bevölkerung in die Berge flüchten mußte, um nicht zu ersticken. Eine Holzwaren- und eine Tonnenfabrik sind ebenfalls in Brand geraten. Der Schaden ist nicht abzuschützcn. Südwestlich von Kvitsö ist der deutsche Fisch dampfer „Offenbach" aus Cuxhaven im Sturm ge strandet. Die Lotsenstation, die von der Besatzung des Fischdampfers durch ein Notfeuer von dem Unglück verstän- digt worden war, schickte ein Boot. Unterwegs stieß das Ret tungsboot auf ein t re i b e n d c s B o o t der „Offenbach", in dem sich ein Mann befand. Außerdem konnten noch zwölf Mann der Besatzung des Fischdampfers gerettet werden. Ein Matrose wird vermißt. In England blühen die Rosen. London. In England herrscht zur Zeit außergewöhnlich mildes Wetter. Das Thermometer sinkt selbst in den Nächten kaum unter 12 Grad. Im Süden Englands blühen Rosen, Schneeglöckchen und Krokusse. Keuergefechi zwischen Polizei un- Autofahrern. Grimmen. In der Nähe von Triebsees hat ein schweres Feuergcfecht zwischen Landjägern und Autofahrern stattgefunden. Die Oberlandjäger Beer bohm und Uckel aus Grimmen trafen auf einer Dienstfahrt von Grimmen nach Triebsees ein Auto, das anscheinend eine Panne hatte. Als die Beamten nach mehreren Stunden die Heimfahrt anttaten, trafen sie das Auto nochimmer an derselben Stelle. Im Auto sah man mehrere Perso nen, die anscheinend betrunken waren. Auf die Frage des einen Landjägers erwiderte der Chauffeur des betreffen den Wagens, daß mau uach einer längeren Fahrt müde sei lind sich nusruhen wolle. Als der Landjäger den Führerschein forderte, hielten Mei der im Wagen sitzenden Personen den Beamten Pistolen vor. Den Beamten gelang es noch, aus dem Lichttegel der Auto- scheinwerser zu springen und sich hinter ihrem eigenen Wagen in Sicherheit zu bringen. Die Perbrecher eröffneten das Feuer und gaben über 30 Schüsse ab. Das Feuer wurde von den Beamten erwidert, die ihre Munition verschossen, so daß sie schließlich in ihrem Wagen .'liehen mußten. Als sie Verstärkung an die Stelle des Ge fechts geholt hatten, war das fremdeAutoverschwun- d e n. Es wurde bei Röddersdorf nahe Rostock ver lassen aufgefunden. kkOKlätt von SSkir krornsSttQ LlarUn keuLLLvaoLer,? Halle (Laalv) s36 Und heule abend würde er sie-sehen, würde sie er kennen! Seit sie wußte, daß er hier war, hatte sie ihre unauf fälligen Erkundigungen eingezogen, hatte mit größter Ab sicht das heutige Bekanntwerden mit seinem Freunde her beigeführt. Jawohl, so weltgewandt und sicher war die kleine Eva geworden. Eva lächelte ihren» strahlenden Spiegelbild wehmütig zu. „Was nützt aller Ruhm, alle Schönheit der Welt? Was nützen Reisen und Verehrer? Solange mir die Liebe meines Gatten unerreichbar, ist alles andere wertlos, das habe ich einsehen müssen, als ich das erstemal wieder sein geliebtes Gesicht sah", dachte sie. Die Familie von Volkmar war in Evas Geheimnis eingeweihl, und die erfahrene Firau Volkmar konnte Evas Plan nur gutheitzen. Niemals war ein Mann wie Kardorf mit Tränen und Bitten zu gewännen. Niemals würde er in ein Heim zurückkommen, wo eine abgehärmte Frau aus ihn mit Vorwürfen wartete. Er mußte ganz anders an- gefaßt werden, Und sein kluger, gütiger Vater hatte recht daran getan, Eva ven Weg zu zeigen, auf dem allein sie den Gatten für sich gewinnen konnte. Frau von Volkmar hatte in diesen Monaten alles ge tan, um Eva zu einer vollendeten Dann von Welt zu machen. Sie war mit dem Resultat sehr zufrieden. Und was das beste war: Eva hatte die tiefe Innigkeit ihres Wesens behalten; sic war durchaus nicht oberflächlich ge worden, trotzdem sie nun eine schöne, elegante Frau war, die die Mode beherrschte und sichwirbeten ließ. * * * An demselben Abend nun gingen die beiden jungen Damen in Begleitung Georgs^ von VoPmar-in die Spiel sale. Frau von Volkmar konnte das Nachtleben nicht gut vertragen. Sie mußte etwas Rücksicht auf ihre Gesundheit nehmen, wollte aber doch die jungen Damen nicht um das Vergnügen bringen und schickte sie in Begleitung ihres Neffen Georg fort. Auf den konnte sie sich verlassen. Der wachte wie ein Zerberus über die beiden ihm anvertrauten jungen Geschöpfe. Eva, in einem silbern schimmernden Kleide, das sich wie ein schillernder Panzer um ihre schlanke Gestalt legte, erschien wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Eingläser und Lorgnetten richteten sich auf sie, die wie die Elfen königin selbst unter den Menschen stand. Das goldblonde Haar sprühte auf im Licht der vielen elektrischen Kerzen. Die kostbare Kette um den schlanken Hals schmiegte sich an diese Frauenschönheit, und die wundersamen blauen Augen waren weit geöffnet. Eva wußte nicht, welches Aufsehen sie erregte. Ihre Blicke suchten die Reihen ab, glitten zum Spieltisch hinüber. Dort saß die schöne, rotblonde Frau; doch Harald Kardorf war noch nicht da. Aber er würde kommen; denn wo die Rotblonde war, war er doch sicherlich auch. Ein paar Bekannte gesellten sich zu ihnen. Man hatte sich an der gemeinsamen Tafel angefreundet. Eva stand da, plauderte in ihrer liebenswürdigen Art, die so sehr bezauberte. Uud immer mehr Menschen drängten sich heran. Eva lachte einmal hell auf über eine drollige Be merkung. Gerade in diesem Augenblick betraten zwei Herren den Saal. Der eine blickte sich suchend um. „Oh, Frau Eva Hellberg ist schon anwesend. Wir sind doch zu spät gekommen", sagte Vanderfelde. Kardorf sah hinüber und — zuckte im gleichen Augen blick heftig zusammen. Das war doch - Narrte ihn denn ein Spuk? Das war doch Eva? Aber sie tonnte es doch nicht sein? Diese schöne schlanke Frau dort? Dicht schritt er an Vanderseldes Seite dahin. Jetzt waren sie angelangt. „Gnädige Frau, mein Freund Kardorf! Kardorf, Frau Eva Hellberg, von der ich dir heute so viel erzählt habe." Eva reichte Vanderfelde die schmale Hand, an der nm der matte Goldreif war. Vanderfelde küßte diese Hand. Kardorf aber blickte mit seinen dunklen Augen wie gebannt in das schmale, rosige Gesicht des jungen Weibes. Dann ging sein Blick auf den Trauring. Das war doch der gleiche Ring, wie er daheim in irgendeinem Behälter lag? Was war nur mit ihm? Wurde er vielleicht wahn sinnig? Das tonnte doch Eva nicht sein? Er küßte die kleine Hand, die sich ihm entgegenstreckte. „Ich freue mich, Sie begrüßen zu können, gnädige Frau. Darf ich um ein paar kurze Worte unter lsier Augen bitten?" Mitten in seine Gedanken hinein war jäh die Erkennt nis gekommen: „Es ist ja doch Eva!" Ein winziges Leberfleckchen oberhalb des rechten Hand gelenks hatte ihn aus allen Zweifeln befreit. Es war Eva! Wie aber sollte er das verstehen? Und er bat um diese Unterredung. Eva war darauf nicht gefaßt, hätte aber doch damit rechnen müssen, daß er sie erkannte. „Bitte!" Eva sagte es mit leiser Stimme und schritt in ihrer graziösen Anmut auf die Ecke zu, in der unter einer breit auslangenden Palme rote Korbmöbel standen. „Sie wollten mich etwas fragen?" Kardorf antwortete nicht. Zorn war in ihm. Wie kam Eva dazu, diese Komödie mit ihm zu spielen? Und Eva Hellberg? Wie kam sie zu dem Namen? Es war doch ganz unmöglich, daß sie die Verfasserin des Buches war? Und wenn? Dann war er es tatsächlich, der ihr das geistige Modell zu ihrem Werk gewesen war? Das Modell zu dem rücksichtslosen Gewaltmenschen? „Was soll die Komödie, Eva? Ich habe dich erkannt!" Die weißen Hände schlangen sich nicht verzweifelt i... einander. Eva senkte auch nicht scheu den Blick. (Fortsetzung folgt.)