Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Tageblatt Beilage zu Nr. 17 Donnerstag, 21. Januar 1932 84. Jahrgang ivk^ci» - rpoiri - ;p>ki Turnverein Niedersteina DT. Handball Ergebnisse vom 17. Januare Niedersteina 1. gegen Puls- niy 3. 2 :2. 2ciedersteina Jugend gegen Pulsnitz Jugend 2 : 1. Für nächsten Sonnabend, 23. Januar, ist ein Zusammen- treffen von Niedersteina komb. und Realschule Kamenz in Aussicht genommen. Anwurs 3,15 Ähr am Waldschlöhchen. er nach seiner Landung erklärte, hätte er über Davos ge> nügend Auftoinde gehabt, um noch längere geitin der Luft zu bleiben, doch wäre ihm mit zunehmender Flugdauer die Kältezu hinderlich geworden. Groenhoff hofft, im Alpengebiet noch weitere Segelflüge durchführen zu können. Turnverein DT. Friedersdorf Fußball Ergebnis vom 17. Januar: Friedersdorf 1. gegen Groß- grabe 1. 2:2. Zum ersten Male stand Friedersdorf einem Gegner gegenüber. Es wurde ein flottes Spiel geliefert Halbzeit stand es 0:2. Turn- und Sportverein „Freiheit" Lichtenberg Handball Spiele am Sonntag, 24. Januar: Lichtenberg 2. gegen Ottendorf-Okrilla 2. Anstoß 14 Ähr dort. Lichtenberg I. gegen Ottendorf-Okrilla 1. Anstoß 15 Ähr dort. Abfahrt per Rad 12,30 Ähr vom Niedergasthof, Turner und Spieler bei gemeinsamer Arbeit. Bei den am 31. Januar in Dresden stattfindenden Gaulehrstunden im Männer- und Frauenturnen des Turngaues Mittelelbe- Dresden werden erstmalig die Spieler mitwirken. Durch zwei Kurzreferate „DT. und Turnspiel" sollen die Vorturner und Vorturnerinnen mit der Spielbewegung in der DT. bekannt gemacht werden. Nun en-lich Revanche Schmeling - Sharkey. Der deutsche Weltmeister Max Schmeling hat angekündigt, er werde seinen Schwergewichtstrtel gegen Jack Sharkey verteidigen, wenn er es wolle. Dit Austragung des Kampfes werde dem Ver anstalter übertragen werden, der den höchsten Preis dafür zu zahlen bereit ist. Weiterhin ist Schmeling bereit, im September dieses Jahres gegen Zack Dempsey anzutreten, um seinen Titel zu verteidigen. Jack Sharkey äußerte sich zu dem bevorstehenden Kamps gegen Max Schmeling um die Weltmeisterschaft im Boxen: „Ich habe den festen Glauben, daß ich den Deutschen innerhalb eines gehnrundenkampfes entscheidend schlagen werde. Es ist mein höchster Ehrgeiz, den Weltmeistertitel wieder für Amerika zurück- zu gewinnen.* Sharkey brennt offensichtlich darauf, gerade mit Max Schmeling um den Titel anzutreten, da Schmeling im ersten Kampf mit ihm den Weltmeistertitel durch Tiefschlag Sharkeys gewann. Seit dieser Zeit hatte Sharkey immer wieder Revanche von dem Deutschen gefordert. Moiorloser Klug über den Alpen. Davos. Der Segelflieger Günter Groen > hoff landete am Dienstagnachmittag mit seinem Segckflug zeug „Fafni r" auf dem Davoser See. Groenhoff, bei sich bereits seit einigen Wochen in der Schweiz aushalt, un hier, wie im Vorjahre, wieder Segelflugstudien zu betreiben kam von Zürich, von wo er sich im Schlepp des Schweizer Piloten Fretz nach Davos hatte bringen lassen. Auf seinen Fluge erreichte Groenhoff eine Höhe von 3700Meter. Nachdem das Schleppseil gelöst war, konnte Groenhoff eine Weile über dem Kurort Davos segeln. Wie Rundfunk-Vortragsfolge Leipzig (259,3) Zwischensender: Dresden (319) Eleichbleibendes Werktags-Programm. 6.30: Turnstunde. — anschl.: Frühkonzert. « 10, 15.35, 1730: Wirtschaftsnachrichten (So. nur 10. u. 15.45). » 10.05: Wetter, Verkehr, Tagespi. O 10.10: Was die Zeitung bringt. » 11: Werbenachrichten. O 12: Wetter, Wasserstände. » 1230: Konzert. O 13: Wetter, Presse, Börse, Schallplatten. * 1730: Witter, Zeit. * ca. 22—22.30: Nachrichten. Freitag, 22. Januar. 14.00: Kunstberichte. 14.15: Arbeitsmarktberichi des Landesarbeitsamtes Sachsen. 14.30: Studio des Mitteldeutschen Rundfunks. Werke von Stiehl Lohse. Mitw.: R. F. Schmidt (Bah), P. Podehl lMoline). Am Flügel: Die Komponisten. 15.15: Christine Sachse: Desinfektion in milchwirtschaftlichen Betrieb. 16.00: Forstmeister Meins: Das Muffelwild im Harz. 16.30: Zur Kaffesstunde. Das Sinfonieorchester spielt Werke von Suppd, Zeller, Leoncavallo, Godard, Kalman, Raff, Lacombe Keil. , ,, 17.30: Wissenschaftliche Umschau. 18 .00: Sozialverstcherungsrundfunk. 18.25: Englisch. 18.50: Wir geben Auskunft . . - , 19 .00: Reichskunstwart Dr. Redslob spricht. 19.30: Unterhaltungskonzert. 21.00: Tagesfragen der Wirtschaft. 21.10: Meister des Feuilletons: Heinrich von Kleist. Einleitung: Erhard Göpel. 21.40: Klavierkonzert. H. Beltz spielt Werke von Schubert, Chopin, Debussy, Ravel. Anschl. Tanzmusik des Edenclub-Orchesters. Rundfunk-Bortragsfolge Deutsche Welle (I6SS) Deutsche Welle. Glcichbleibendes Werltags-Progeamm. 6.30: Gymnastik. » 6.45: Wetter für die Landwirtschaft. » ca. 6.50: Frühkonzert. » 1035, 1330: Nachrichten. » 12: Weiler für den Landwirt. » 12.05: Schallplatlen bezw. Schulfunk. » 12.55: Nauener Zett. « 14: Konzett. « 15.30: Wetter, Börse. « 18.55: Zett, Wetter für den Landwirt. Deutsche Welle: Freitag, 22. Januar. 11.30: Ob.-Landw.-Rat Dr. Wrede: Wie ernähre ich iin Winter bas Rindvieh zweckmäßig und billig? 15.00: Jungmädchenstunde: Jugend hilfi der Jugend. 15.40: Jugendstunde: Dr Noelle: Milchbakterieu und Heubazillen. 16.00: Schulrat D Eberhard: Religionsunterricht und Konfirmanden unterricht. 1630: Leipzig: Nachmittaaslonzert. 17.30: W. Deubel: Goethes kulturrevolutionäre Bedeutung für die Krisis der Gegenwart. 18.00: Volkswirtschaftstunt Dr. Crolt: Die Schuldenkrise 18.30: Pros Dr. Mersmann: Hausmusii. 19.00: Wissenschaftlicher Vortrag für Tierärzte. 19.30: Erika Dernburg: Das Kind gestaltet feine Welt. Wetter für die Landwirtschaft. A-00: Washington: K E. Sell: Worüber man in Amerika spricht. A verkaufte Braut Komische Over von Friedrich Smetana. Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. für die Winterhilfe. , Anschl. Unterhaltungsmusik des Nolstandsorchesters des Arbeitsamtes Berkin-Mitte. Aus dem Gerichtssaal io Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrenrechtsberlust wegen Stromgeld-Änterschlagung (Ausführlicher Bericht) Pulsnitz. Vor dem Schöffengericht Pulsnitz kam es gestern zur Hauptverhandlung gegen den Stromgeld-Kassierer der Aeberlandkraftwerke in Pulsnitz Albert Danizek, der wegen Unterschlagung angeklagt war. Als Bevollmächtigter zum Einkassieren von Stromgeldern und sonstigen Rechnungsbe trägen hatte er von Oktober bis Ansang Dezember 1931 Stromgeldrr in Höhe von rund 3800 AM einkasfiert und nicht abgeliefert, sondern für Privatzweckr verwendet. Außerdem war ihm noch ein Kommissionslager überlassen gewesen im Werte von 305 RM. das er auch verkauft hatte, ohne die Gelder abzuliefern. Danizek führte zu seiner Verteidigung an, ihm sei ein Darlehen in Höhe von rund 3800 RM in Aussicht gestellt worden. Ferner habe er die Gelder aus dem Berkaus des Kvmmissionslagers zurückbehalten, da seine Gegen ansprüche auf Zahlung von Provision höher seien, Das Gericht gelangte zu der Äeberzeugung, daß die Schuld Dani- zeks an der Änterschlagung der 3800 RM einwandfrei fest- gestellt sei, da Danizek selbst zugibt, daß er die Gelder verbraucht habe. Wenn er auch um ein Darlehen nachgefucht habe, sei ihm doch von keiner Seite eine bestimmte Zusage, gegeben worden. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft wies darauf hin, daß selbst dann, wenn Danizek ein Darlehen in Aussicht gestellt worben wäre, er noch nicht berechtigt gewesen sei, ohne Zustimmung der Äeberlandkraftwerke die Gelder einfach für sich zu verwenden, Am Ende seiner Ausführungen beantragte der Vertreter der Staatsanwaltschaft eine Ge fängnisstrafe nicht unter 1 Jahre auszuwerfen, da eine Geld strafe den Strafzweck nicht erreiche. Er stellte außerdem ins Ermessen des Schöffengerichts, ob es von der Befugnis Ge brauch machen wolle, die das Gesetz im Falle der Änter schlagung vorsieht, dem Angeklagten mit Rücksicht auf die Schwere der Tat und mit Rücksicht auf seine Stellung im öffentlichen Leben der Stadt Pulsnitz die bürgerlichen Ehren rechte abzusprechen. Das Schöffengericht verurteilte Danizek zu 10 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust mit der Begründung, daß sein Berteidigungsvorbringen ihn nicht entlasten könne, und daß deshalb bei der Höhe des unterschlagenen Geldbetrages und in Anbetracht der Ver- trauensstsllung, die der Angeklagte bei den Äeberlandkraft- werken als Kassierer der Stromgelder genossen habe, eine milde Strafe nicht am Platze sei. Rückfälliger Sittlichkeitsberbrecher Dresden. Der schon zweimal wegen Siltlichkeitsvrrbrechens vorbestrafte 32 jährige Schriftsetzer Friedrich Rihm hatte für die letzte ihm vom Amtsgericht Ludwigshafen auferlegte Strafe eine Bewährungsfrist erhalten. Änmittelbar nach diesem Gnadenakt verging sich Rihm wieder an kleinen Schulmädchen in Radeberg. Er wurde in Mannheim verhaftet und erschien jetzt vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden, das ihm nach geheimer Verhandlung eine Gefängnisstrafe von einem Jahre auserlegte, l In Erpresserhand. Dresden. Die Gattin eines Zahnarztes lernte im April v I n einem Tanzlokal einen „slotten Kavalier* kei nen n.i, dem ie sich sofort in ein Liebesverhältnis e uli^ ste »erstand es der Galan, der weniae »on« »aus Waldheim verlassen hatte md Schmuckstücke zu entlocken WeGer.» n, Mark Geld nohn ihrem Garten das Verhälmi^r>^»,m^ ihr ge- und die Sache -l G/i Z0d4/ldi VON 6CK7 KOIttSCKO Lvpvrlaüt vv klsrtia kvuct>t«sn8er, Nslls (Lssle) s35 „Du wirst dich hier noch ruinieren, Harald*, meinte Vanderfelde besorgt. „Das wäre ja schließlich auch egal — wenn mein Vater nicht wäre." „Eben. Um seinetwillen darfst du nicht mehr spielen. Hätte ich bloß nicht auf diesem Teufelsfleck bestanden. Mir fällt deine Spielleidenschaft langsam auf die Nerven. Doch sag' mal: Wie verhält sich dein Vater eigentlich deiner Ehe gegenüber? Wird er nicht den Wunsch haben, daß auch du Kinder hast? Man hinterläßt sein Geld doch nicht gern fremden Menschen oder lieblich lächelnder Verwandt schaft?" „Mein Vater hat seinen Willen — ich habe die kleine Hagen geheiratet. Mehr zu verlangen, hatte er kein Recht bis zum heutigen Tage.* „Ich will nicht anVergangenes rühren — doch wie dach test du dir eine Ehe mit Gräfin Gallen?" „Diese Ehe sollte mich für alles entschädigen. Doch ich wurde gerade zur rechten Zeit aus meinem Wahne ge- risse». Diese Frau wäre auch keine Mutter meiner Kinder gewesen. In dieser Hinsicht hätte sie mich sicher für un- erklärt", sagte Kardors. ^Äber du bist fertig mit dieser Angelegenheit?* sah ihn ganz erstaunt an. Dann sagte er: »Ich war fertig mit ihr in dem Augenblick, als ich er fuhr, daß pe mich betrogen hatte. Sie hatte jeden Wert für mich verloren. Es war bei mir nur die tiefe Ent täuschung darüber, daß ich mich so an diese Frau hatte verlieren können." Vanderfelde entgegnete nichts, und jeder hing eine ganze Zeit lang seinen Gedanken nach. Dann fragte Vanderfelde: „Und — wie stehst du eigentlich mit Etelka Stand- hassh?" Ein harter Zug lag um Kardorfs Mund. „Frauen wie Etelka Standhasst) heiratet man nicht." „Der Ungar hat es getan!" „Der hat sich vielleicht auch nichts vergeben. Ich habe Frau Standhassy nicht im unklaren gelassen über meine Ansichten, und sie hat nur dazu gelacht und hat gemeint: .Das Leben ist ja viel zu köstlich und zu kurz, als daß man es sich auch nur eine Minute lang durch dumme Ge- danken verbittert. Ich will lachen und lieben, will mein Leben genießen. Ich fürchte mich nur vor dem Tode. Fürchte mich, wenn ich einst kalt und starr bin. Und wenn ich daran denke, dann lacht mich die warme, schöne Gegenwart an, dann pulsiert das Blut noch einmal so Heitz durch meine Adern.'" „Ein Prachtweib! Sie hat mit jedem Worte recht. Meinst du nicht auch?" Kardors zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Doch wollen wir nicht frühstücken gehen? Bei Stervient gibt es erstklassige Austern. Ich hätte Appetit." „Ich auch." In ihren weißen Anzügen gingen dre beiden Herren dann in das bekannte Hotel, wo schon einige Herren saßen, die man kannte und die sie nun mit fröhlichem Hallo be grüßten. Es wurde eine sehr fidele Frühstückssitzung. * * * Eva Kardors oder Eva Hellberg, wie sie sich hier mit ihrem Künstlernamen nannte, stand am breiten, weit ge öffneten Fenster ihres Zimmers und sah auf den großen, schönen Platz hinab. Die Palmen wehten sacht im Winde. Die Blumen erfreuten durch ihren Duft und ihre bunte Schönheit. Dort drüben lagen die berühmten Spielsäle. Dort würde sie heute abend wieder hingehen. Würde wieder ihren Mann an der Seile der rotblonden Frau sehen, würde wieder die tausend Qualen verschmähter Liebe erdulden. Eva wandte sich ins Zimmer zurück. Die taubettblaue eEteL«Lbid-s rauschte leise, und ein feiner Dust lange Perlenkette um den schlanken Vermögen wert. Sie war ein Ge- vy? Schwiegervaters. Wie reinstes Gold glänzte das Haar, das m Weichen Wellen den Kopf umgab. ."Oww ging Eva durch das Zimmer, schritt in ihren Ankleideraum, betrachtete sich in dem hohen Spiegel. denn das nur möglich sein? War sie das wirklich. Was hatten diese Monate aus ihr gemacht? Wo waren die schüchternen Bewegungen, die etwas unkleio- famen, einfachen Toiletten? Wo war ihre Angst, sich mit fremden Menschen zu unterhalten? Frei und sicher be wegte sie sich überall. Und man umschwärmte sie, ver götterte sie. Und Harald Kardors wußte cs nicht! Er wähnte sie vielleicht noch immer in dem kleine» Badeort, den sie ihm als Ziel ihrer Reise angegeben hatte. In letzter Zeit standen sie nicht einmal mehr im Brief wechsel. Sie erfuhr nur durch ihren Schwiegervater, wo sich Harald aufhielt. Eva senkte den blonden Kopf. Und nun war sie ihm nachgereist! Ja, richtig nach gereist war sie ihm. Wenn er es wüßte! Ob er sie da ver achten würde? Evas Herz schlug plötzlich wieder seit langer Zeit zum ersten Male laut und ängstlich. Wie schön er war! Und wie alle Frauen sich an ihn drängten! Und wie die schlanke Frau mit dem gefärbten Haar so selbstverständlich an seiner Seite blieb! Hatte sie ein Recht an Harald Kardors? Das war die Frage, die immer wieder in ihr auf tauchte. Harald haue sie, Eva, nicht gesehen. Sie aber hatte ihn beobachtet, hatte jeden Zug des braunen, geliebten Gesichts in sich ausgenommen und wußte mit grausamer Deutlichkeit, daß sie diesen Mann immer, immer lieben würde. Mochte das Leben sie auch auf die besten Wege führen - die Liebe zu Harald Kardors würde immer da sein.