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vtr. 173 Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, dm 27 Juli 1929. Seite 7. zubereiten, den zu gewinnen ihm mehr Mühe kostete, als in dem Ergebnis 6:1, 3:6, 6:4, 7:5 zum Ausdruck kommt. Der erste Satz war mehr oder weniger ein Walkover für den Franzosen. Im zweiten Satz kam der glänzende Auf schlag Lotts wirkungsvoller zur Geltung. Der Amerikaner spielte sich allmählich auf seinen Gegner ein. Bei heiß um strittenem Satzball gewann Lott den zweiten Satz. Der dritte Satz brachte herrliche Kämpfe am Netz, die Borotra zumeist zu seinen Gunsten entschied. Lott leistete sich mehrere Doppel fehler und verlor den dritten wie den vierten Satz durch un genaue Drives. Begrüßt vom brausenden Beifall der 12 000, die den Tennisplatz umsäumten, erschienen Tilden und Lochet, die alten Widersacher. Ein Tilden in bester Form und ein Lochet, der alles in den Schatten stellte, was in den letzten Jahren an Kunst des Tennisspiels gesehen wurde. Die Vielseitigkeit, Sicherheit und Leichtigkeit des Franzosen war einfach überwältigend. Nach dreizehn Minuten war der erste Satz mit 6:3 ge wonnen. Nach weiteren vierzehn Minuten der zweite mit 6 :1 und in wenig mehr als fünfzehn Minuten der dritte mit 6 :2. Tilden zeigte hervorragende Leistungen, die immer wieder stürmisch bejubelt wurdem Gegen die Kunst Cochets aber ist wohl vorläufig noch kein Kr :t gewachsen. Länderkumps der Frauen. Am 18. August findet im Düsseldorfer Station der erste leichtathletische F r a u s n - Länderkampf Deutschland — England statt, zu dem jedes Land 14 Teilnehmerinnen stellen darf. Jeweils zwei beteiligen sich an einem Wettbewerb. Auf Grund der bei den Meisterschaften in Frankfurt am Main ge zeigten Leistunacn nehmen deutscherseits hieran teil: 180 Me ter: Gelius und Kellner (beide München); 2 80 Meter: Lorenz-Frankfurt, Schmidt-Bremen; 866 Meter: Dollinger- Nürnberg, Stramm-Leipzig; 8 6 Meter Hürden: Becker- Berlin, Haupt-Frankfurt; Kugelstoßen: Heublein-Barmem Fleischer-Frankiurt; Diskuswerfen: Heublem-Barmen, Fleischer-Frankfurt; Speerwerfen: Jakobs-Charlottenburg, Hargus-Lübeck; Hochsprung: Braumüller-Berlin, Gricme- Bremen; Weitsvrunq: Grieme-Bremen, Hargus-Lübeck. Lotte Mühe, die Hildesheimer Brustschwimmerin, schlug die Olympia, siegerin Hilde Schrader. Studentische Sportinternnti anale in Darmstadt. Die Internationalen Weltmeisterschaften der Studenten, die vorher in Rom und Paris ausgetragen worden sind, finden im August 1930 in Deutschland statt. Die „Tonfsderation internationale des öbudiants", der die Organisation der Ver anstaltung obliegt, wird im nächsten August in Budapest tagen und dort die Mitteilung der deutschen Delegation entgegen» nehmen, daß Darmstadt der Schauplatz der nächstjährigen Wett kämpfe sein wird. Dämm Künstler. Roman von Magda Trott. Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 7. Fortsetzung. Wie er jetzt in seiner ganzen stattlichen Schönheit vor Professor Lambert stand, da war freilich nichts Ver träumtes an ihm zu bemerken, da sprach aus dieser hohen Stirn, über der sich reiches dunkles Haar leicht lockte, harte Entschlossenheit. Ruhig und vollkommen sicher gab er auf die gestellten Fragen Antwort, um dann plötzlich, von wildem Weh durchschüttelt, auszurufen: „Warum tat er das?" „So können auch Sie mir nicht die geringste Auf klärung geben, Herr Rechenberg?" Der Geigenkünstler schloß sekundenlang die Augen und sagte dann mit leise vibrierender Stimme: „Wir standen uns als Brüder niemals sonderlich gut. Aber der gestrige Abend, den wir gemeinsam verlebten, hatte alle Disharmonien beseitigt. Er war so glücklich, so ganz erfüllt von dem Bilde seiner Braut, er erwartete noch so mei von der Zukunft. — Sie können sich denken, wie furchtbar es mich traf, als man mir heute telephonisch die entsetzliche Botschaft übermittelte. Zu einem Freudenfeste kam ich her, nun stehe ich an der Bahre meines em sigen Bruders." - . Er wandte sich ab und wischte sich mit einem hoch feine^ Seidentuch über das blasse Gesicht. hat es den Anschein, als sollte dieses Rätsel nie- gelöst werden, denn selbst der Brief, den Udo uns yrntttiasjen, gibt keine Aufklärung." Augen des Künstlers flammten auf. Brief hinterließ er, einen letzten Brief?" „^9 trage ihn bei mir." „Darf ich darum bitten?" Professor Lambert nahm das Schreiben aus seiner BrustktLche und reichte es dem Virtuosen hin. Dessen mraScurisches Turnerbundfest. In Klagenfurt fand das S. Akademische Turnerbund fest statt, zu dem 3000 Turner aus Deutschland und Oesterreich zusammengekommen waren. In den ersten turnerischen und sportlichen Ausschei» dungswettkämpfen konnte der Akademische Turnverein zu Ber» lin beachtenswerte Erfolge erringen. Börse und Handel Amtliche sächsische Aotierunaen vom 26. Mi. Dresden. Die Haltung der Börse war uneinheitlich. Für Rentenwerte bestand nach wie vor nur geringes Interesse. Auf dem Aktienmarkt sanden bei keramischen Werten Beach tung: Steatit mit plus 4,25, Deutsche Tonröhren mit plus 1,75, dagegen stellten sich Somag um 2 und Triton und Siemens Glas um je 1,5 Prozent niedriger. Bei den Aktien der Papier fabriken interessierten Ver. Photo-Genutzscheine, die plus 3, Thode-Stammaktien, die plus 2, und Mimosa und Heidenau, die mit je plus 1,5 Prozent Käufer fanden, während Ver. Photo-Aktien 4, Dr.-Kurz-Aktien 3,5 und Dresdener Albumin- Genußscheine 3 Prozent zurückgingen. Maschinenaktien blieben vernachlässigt, bei Banken und Baugesellschaftsaktien erzielten kleinere Besserungen: Darmstädter Bank um 2, Leipziger Kredit um 1,75, Reichsbank um 1 und Residenzbaubank um. 2 Prozent. Von Textilwcrten und Diversen gewannen Dres dener Nähzwirn 1,75, Polyphon 2, Gehe und Steiners Para diesbetten je 1 Prozent. Erpreßstammaktien erzielten eine Aufbesserung von 2,5 Prozent. Leipzig. Es herrschte weiter Geschäftsstille, die Kursver änderungen waren zahlreich, hielten sich aber im allgemeinen in müßigen Grenzen. Nennenswert gebessert gingen Erz- gebirgische Steinkohle mit 3, Polyphon mit 4, Zwickau-Ober- bohndorf mit 5 Prozent höher, während Paradiesbelten Steiner um 3 Prozent cinbützten. Am Anleihemarkt war das > Geschäft jedoch unverändert. Chemnitz. Am Wochenschluß war die Börse etwas freund licher und zuversichtlicher gestimmt. Zahlreiche Papiere konnten sich bis zu 2 Prozent aufbessern, während nur geringe Kursabstriche bis zu 2 Prozent zu verzeichnen waren. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. Kartosfel- flocken Futtermehl Weizen 77 Kilo Roggen 73 Kilo Sommergsi Wintergers Hafer, inl. Raps, tr. Mais Laplata Cinqu. Rotklee Trocken schnitzel Zucker- 26. 7. 22.7. Weiz.-Kl. 26. 7. 13,6—14,0 22.7. 13,6—14,0 254—259 251—256 Rogq.-Kl. 13,9—14,9 13,9—14,9 195—200 199—204 Kaiseraus- zugmehl Bäcker- 48,0—49,5 48,0—49,5 185—190 185—190 mundmehl 42,0—48,5 42,0—43,5 199—204 330-340 201—206 Weizen nachmehl 17,0-18,0 17,0—18/) 230—232 26,5-23,0 230—232 26,5-28,0 Fnland- weizenm. Type 70 N 37,5—38,5 37P-38H 13,6—13,8 Roggen mehl 0 I Type 60 32P—33P 33,0-34,« 19,6—200 15,0—16,0 19,6—20,6 15,0-16,0 Roggen mehl I Type 70 A Rogaen- nachmehl 31,0—32,0 17 5—18,5 31,5—32,8 17P—18P Berliner Börse vom Freitas. Die Börse eröffnete ohne Anregung und überwiegend etwas schwächer. Effektenmarkt. Anleihen hakten kleinste Umsätze. Von Banken gaben Draubank um 2 Prozent nach. Der Montan markt war gut gehalten. Kaliwerte rückläufig. Ehemiewerte bröckel ten eine Kleinigkeit ab. Der Elekdromarkt war nicht ein heitlich. Berliner Produktenbörse: Lebhaftere Getreideumsaye. Erneut kabelte das Ausland infolge ungünstiger Wettsrnach» richten feste Getreiden« tierungen. Der Berliner Mark konnte sich ihrem Einfluß nicht völlig entziehen, wenn gleich man hier nur zögernd dieser Bewegung folgt» Maßgeblich für die Tendenz beeinflußte die knappe Versorgung sowie di« geringe Iufuhr greifbaren Inlandsweizens den Markt. Die be zahlten Weizenkurse waren fest und uneinheitlich. Hafer ward« teurer gefordert, aber nur vereinzelt höher bezahlt. Amtlich« Notierung der Mittagsbörse ad Stativ«. Mehl und Klei, brutto» einschl. Sack frei Berlin. MSI, W-ir. 26 7. 29 25. 7. 29 100 u« Mehl 70 »/. 26 7. 29 25 7.29 mark.') 256.0-259.0 254.0-267.0 Weizen 31.0-36.0 30.7-35.7 Juli 276.0-277.0 274.0 Roggen 26.2-29.2 26.2-29L Sept. 272.5-273.6 268.5-270.7 Weizenkleir 12.7-13.0 12.7-13.0 Okt. 272.5 270.0-271 Roggenkleie 12.2-12.7 12.2-12.7 R»gg. Weizenkleie- mrk.') 191.0-193.0 lSO.O-192.0 Melasse —— — Juli 212.0 208.5 Raps (1000 kg) 330.0-350 S30-3SS Sept. 220.0 2180-219.0 Leinsaat (do.) —— —— Okt. 222.0 218.5-219.5 Erbsen, Viktoria — — Gerst« Brau Fun-, Indust. Wint. Kl Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.« Futtererbsen 21.0-23.0 21.0-23.0 Peluschken 26.0-29.0 26.0-29.0 179.0-190.0 179.0-190.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-26.6 28.0-32.0 22.0-25.0 28.0-32.0 Lupinen, blau 21.0-22.0 21.0-22.0 Hafer 181.0-190.0 . gelb 29.0-31.0 29.0-31.0 mark. 181.0-1904 Seradella. neue Juli — 202.0 Rapskuchen 19.30 19.30 Sept. —— 207.5 Leinkuchen 23.2-23.7 23.2-23.7 Okt. 210.7 209.0-269.5 Trockenschnitzei 11.4-11.6 11.4-11.6 MaiS Soya-Lxtrakt. 20.2-20.8 Berlin 231.0-232.0 231.0-232.0 Schrör 20.2-20.7 Plata — — Kartoffelflocken 16 5-17.2 16.5-17.2 1 Hektolitergewicht 74LV bg. 1 do. KL Ug. Amtlicher Berliner Schlachtviehmarkt. Auftriebe 1758 Rinder, darunter 415 Ochsen, 367 Bullen, 946 Kühe und Färsen, 1330 Kälber, 8424 Schafe (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehmarkt 942), 6449 Schweine (MM Schlachthof direkt seit letztem Mehmarkt, 561 Anslandsschweine. Verlauf: Bei Rin dern in guter Ware glatt» sonst ruhig; bei Kälbern ruhig, gute schwere Kälber gesucht; bei Schafen und Schweinen glatt. Preise: Ochsen: a1) 61—63, b1) 57—60, c) 51—56, d) 42—60; Bullen: a) 55—57, b) 50-54, c) 48—50, d) 40-^7; Kühe: a) 46—49, b) 34—41, c) 27—31, d) 22—26; Färsen: a) 55—57, b) 49—54, c) 40—47; Fresser: 38—46; Kälber: b) 75—83, c) 65—74, d) 50 bis 60; Schafe: a2) 69—73, b1) 65—68, b2) 57—62, e) 57—62, d) 44—55; Schweins: a) 85, b) 84—86, c) 84—86, d) 83—84, e) 81—82; Sauen: 73—74. (Ohne Gewähr.) Die Viehmärkte der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtjchaftsrat, Berlin.) Rinder Kälber vchafe Schwein« Augsburg . . . 23—60 63—78 — 83—88 Beäin . . . . 22—61 50—82 40—71 72—84 Bremen . . . 28-60 68—76 50—66 67—80 Breslau . . . 20—54 45—75 35—65 80—90 Dortmund. . . 25—60 50—84 —— 70-87 Danzig (Gulden) 18—50 35—75 25—44 70—77 Dresden . . . 26—61 58—80 52—72 75—88 Chemnitz . . . 22—57 60—78 —— 78—91 Düsseldorf. . . 20—64 45—100 —— 72—90 Elberfeld . . . 20—63 40—80 — 75—88 Essen . . . . 30—62 50—106 45—60 70—88 Frankfurt a. M. 30—58 55—76 — 78—85 Hamburg . . . 15—58 60—84 20—65 70—84 Hannover . . » 24—56 40—85 45—65 68—83 Karlsruhe. . . 19—61 69—78 — 68—90 Kassel . . . . 22—02 55—75 — 70-80 Kiel 22—55 32—71 43—65 60-81 Köln . . . . 22—63 50-105 » 72—88 Leipzig . . . 25—62 55—74 40—65 76—87 - Magdeburg . . 24—58 50—80 35-62 70-82 Mannheim . . 16—61 68—80 50—54 72—87 München . . . 20-61 54—85 50—95 68—91 Nürnberg . . . 22—68 70—98 — 86—93 Plauen.... 24—60 72—86 58-68 80—92 Regensburg . . »10—62 »70—100 80-100 »75—118 Stettin . . . 15—54 30—73 20—62 70—82 Stuttgart . . . 17—58 46—78 —- 61—87 Wiesbaden . . 25—64 50—76 — 80—8» s Zwickau L - . 20—58 65—78 45-60 76-87 ! * Schlachtgewicht. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogen« Tiere uni! schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall und Fracht, Markt- und Verkaufsspesen, Umsatzsteuer sowie den natürliche» Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stalb preis« erheben. (Ohne Gewähr.) , Antlitz war vielleicht noch um einen Schein blasser ge worden. Die Nasenflügel zitterten leise, die bartlosen Lippen preßten sich zusammen. Mehrmals las er das Schreiben, dann reichte er es schweigend dem Professor zurück. „Es ist sein eigener Wunsch, nicht weiter zu forschen, Herr Professor, ich glaube, es ist unsere Pflicht, ihm den letzten Wunsch zu erfüllen." „Glauben Sie nicht, daß das eine Qual fürs Leben ist?" „Wir müssen uns damit abfinden. Er nahm das Ge heimnis mit ins Grab, dort möge es bleiben." Als dann Professor Lambert abschiednehmend dem Künstler die Hand reichte, zuckte er leicht zusammen, denn diese feine Künstlerhand war eiskalt, auch hatte das Antlitz Bernhards einen so gequälten Ausdruck und seine Stimme einen mühsam beherrschten Klang. Gedankenvoll wanderte der Professor heim, seine Ge danken flogen von Udo hin zu Sigunde und. beschleu nigten seine Schritte, denn eine nagende Angst war m ihm, eine Angst, die er sich nicht erklären konnte. — — Drei Tage später trug man Udo Rechenberg zu Grabe. Ein großes Gefolge begleitete den Sarg. Srgunde, die noch immer keine Träne vergossen hatte, bestand daraus, daß auch sie den Verlobten auf seinem letzten Wege be gleitete. Ihr frisches, lachendes Gesichtchen war in den wenigen Tagen völlig verändert. Nichts als abgrundtiefes Leid stand in diesen Augen, ihre Züge waren wie im Jammer erstarrt, ihre Bewegungen hatten das Frische verloren, — müde schlich sie dahin. Die wenigen Tage hatten sie um Jahre altern lassen, und wenn sie sprach, dann klang aus ihren Worten eine stille Qual, ein so leidenschaftlich unterdrückter Schmerz, daß man sich der Tränen nicht erwehren konnte. Selbst am offenen Grabe wurden ihre Augen nicht feucht, aber es war ein solch verzweifelter Blick, den sie dem versinkenden Sarge nachschickte, ein Blick, der allen kund tat, was sie litt. Sigunde drückte unzählige Hände, hörte alle die Bei leidsworte, hatte aber keinen Blick für alle die, die be reit Waren, ihr ihren Schmerz tragen zu helfen. Sie sah auch nicht, daß Bernhard Rechenberg dicht neben ihr stand, daß seine brennenden Augen auf ihr ruhten. daß sich sogar hier, am offenen Grabe sein leicht emp fängliches Herz an diesem seltsamen, vom Schmerz noch verschönten Frauenantlitz festsog und daß er den Blick nicht mehr von ihr wandte. Er hatte die Braut seines Bruders bisher noch nicht gesehen. Er hatte wohl von Udo eine Beschreibung er halten, hatte geglaubt, sie unter Hunderten herausftnden zu können. Als lachender Frühlingsmorgen war sie ihm geschildert worden, und eine geknickte Maienblüte sah er jetzt vor sich, ein gramzerfurchtes Antlitz, Augen, aus denen jede Hoffnung geschwunden war. Länger als üblich hielt er ihre Hand in der seinen, drückte sie in aufflammendem Interesse und nahm sich vor, schon in den nächsten Tagen bei Lamberts vor zusprechen und diesem eigenartigen Mädchen gegenüber zusitzen, um aus ihrem Munde Worte zu hören. Wie- viele Frauen hatten seinen Lebensweg schon gekreuzt, wie- vrele hatten sich ihm in den Weg geworfen. Ueber so manche war sein Fuß dahingeschritten. Er pflückte lächelnd mit siegessicherer Künstlermiene alle die Knospen, alle die voll erblühten Rosen, ließ sie kurze Zeit an seinem Herzen ruhen und warf sie dann, wenn ihr süßer Duft abnahm, wieder von sich- Immer kam er als Sieger, wo er sich auch zeigte! Er wünschte manchmal nichts sehnlicher, als daß eine Frau den heißen, liebeswerben den Blick seiner Augen kühl aushalten könne, wünschte es, weil ihm das Erobern Freude machte, weil ihn Schwierigkeiten reizten. War es nicht eine interessante Ausgabe, diese beinahe im Leid Erstarrte zu neuem Leben zu führen? Sollte er an ihr die ganze Macht seiner Persönlichkeit erproben? Mit seiner wohlgepflegten Hand strich er sich über die Stirn. Hier, am offenen Grabe seines Bruders solche Gedanken! Die konnten nur im Hirn eines Künstlers entstehen. Gedanken, die um die Braut des eben Dahin gegangenen krochen, die sich immer fester und fester um sie herumschlängelten — — fort damit! (Fortsetzung folgt.)