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Nr. 141. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 20 Juni 1929. Seite 2. Eheschließung Urkunden, wie Staatsangehörigkeitsausweise, Heimatscheine, Einbürgerungsurkunden, Scheidungsurteile usw., die die Inhaber auf die Dauer nicht entbehren können von Standesbeamten nicht zurückgegeben, sondern zu den Sam melakten genommen werden. Die Standesbeamten haben die Urkunden, dir nicht unbedingt, wie zum Beispiel Ehe fähigkeitszeugnisse, bei den Sammelakten verbleiben müssen, alsbald an die Beteiligten zurückzugeben. — (Keine Vorschußzahlung bei Urlaub.) Wie ein Dresdner Blatt meldet, hat die außerordentlich ge spannte Kassenlage des sächsischen Staates dazu geführt, daß die übliche Vorauszahlung des Gehalts bei Urlaubsbeginn in diesem Jahre nicht durchzuführen sein wird. Lichtenberg. (Schulausschuß.) Man nimmt Kenntnis von den Anstellungen der Herren Hoppe als stän diger und Augustin aus Milstrich als nichtständiger Lehrer. Von feiten des Vorsitzenden wird der Bericht des Schul arztes Dr. Haufe, Pulsnitz, vom Schuljahre 1928/29 ver lesen. Es wird beschlossen, die Zahl der Ausschußmitglieder ab Ostern 1930 von 12 auf 8 zu verringern. Die Ver gebung der Neuanfertigung einiger Jnventargegenstände sowie nöliger Rcparaturarbeiten wird vorgenommen. Unter Ver schiedenem nimmt man Kenntnis von einem Schreiben des Bezirksschulamtes, die Verlegung der Berufsschule nach Puls nitz betr. und von der Anfertigung des neuen Ortslehrplanes. Großröhrsdorf. (Das seltene Fest der Goldenen Hochzeit» beging am Sonnabend das Alwin Gräubig'sche Ehepaar im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder in körperlicher und geistiger Frische. Herr Pfar rer Hahn segnete das Jubelpaar ein. Die zahlreichen Ge schenke und Glückwünsche, die dem greisen Paare zuteil wur den, zeugten von der Wertschätzung desselben. Möge Gott dem Jubelpaar einen gesunden und sonnigen Lebensabend schenken! Bautze«, 19. Juni. (Die SPD zur Regier ungsbildung.) Eine Funktionärversammlung der sozial demokratischen Ortsgruppen von Bautzen und Bischofswerda hat sich nach einem längeren Referat des Abg. Wehle für die Bildung einer Koalitionsregierung ausgesprochen unter der Bedingung, daß der SPD. sowohl der Posten des Ministerpräsidenten als auch die Posten von drei weiteren Ministern überlassen würden Die Versammlung beschloß weiter mit 1 gegen 5 Stimmen die bisherige Haltung des Abg. Wehle zu billigen und forderte, daß Abg. Wehle auch in Zukunft dafür eintrete, die Stärke der SPD. im Land tage in eine rege Beteiligung an der Staatsmacht umzusetzen mit dem Ziele, die Deutschnationale Volkspartei, die Wirt schaftspartei und die Nationalsozialisten von der Mitarbeit an der Regierung auszuschließen. Zittau. (Todesopfer eines Raubüber- fallcs.) Ein Einw'ohner aus Habendorf wurde in Rosenthal von unbekannt entkommenen Männern über fallen, zu Boden geschlagen und völlig ausgeplündert. Er starb kurze Zeit darauf, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Dresden, 19. Juni. (Die Gültigkeit der Landtagswahlen vom Prüfungsausschuß be stätigt.) Nach Art. 7 der Verfassung des Freistaates Sachsen entscheidet der Landtag selbst über die Gültigkeit der Wahlen. Die Prüfung im einzelnen ist durch die Geschäfts ordnung dem Prüfungsausschuß übertragen. Dieser hat in seiner heutigen Sitzung die entsprechenden Beratungen durch- gcführt. Für die Wahlkreise Dresden und Chemnitz wurden die Wahlen ohne weiteres für gültig erklärt. Bezüglich der Wahlen im Leipziger Bezirk führte ein Vorgang in einem kleinen Landort zu einer längeren Aussprache. Der Bürger meister, der zugleich Wahlleiter gewesen ist, hatte ein Par teiplakat im Treppenaufgang zum Wahllokal entfernen lassen. Der Ausschuß vertrat allgemein die Ansicht, daß hier die Bestimmungen des Wahlgesetzes mißverstanden worden seien. Das Wahlresultat ist durch den Vorgang aber nicht beein flußt worden, sodaß auch für diesen Bezirk die Wahlen für gültig erklärt wurden. Da von keiner Fraktion Einspruch angemeldet wurde, steht zu erwarten, daß der Landtag dem nächst geschlossen die Gültigkeit der Wahlen aussprechen wird. Dresden, 19. Juni. (Straßensperrung) Die Staatsstraße Löbau —Zittau Abt. 3 in den Fluren Herrnhut und Großhennersdorf wird vom 24. bis mit 30 Juni 1929 für allen Durchgangs-, Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Der Durchgangsverkehr wird auf die Straßen über Oberrennersdorf und Großhennersdorf verwiesen. Pirna. (Um ein paar Glas Bier.) Am Freitag abend war ein Gastwirt am Steinplatz mit einem Gast wegen Bezahlung einiger Glas Bier in Streit geraten, in den sich auch andere Gäste einmischten. Im Verlaus erhielt ein Krastwagensührer eine derartige Ohrfeige, daß er taumelte und besinnungslos liegen blieb Als er auch am Sonnabend noch nicht wieder zum Bewußtsein gekommen war, wurde ärztliche Hilfe herzugezogrn. Doch ist der Unglückliche am Montag nachmittag, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, an den Folgen einer Gehirnblutung gestorben, die er sich bei dem Sturz zugczogen hatte. Döbeln. (Zusammenstoß zwischen Auto bus und Kraftwagen.) In der Kurve vor der Villa Selma in Großbauchlitz b. Döbeln stießen ein in Richtung Zschepplitz fahrender Postomnibus und ein aus Leisnig kommender Personenkraftwagen zusammen. Der Personenwagen wurde auf die Seite geschleudert und schwer beschädigt und fünf Fahrgäste wurden verletzt. Ebersbach i. Sa. (Nach Unterschlagung ge flüchtet.) Der 19jährige Handlungsgehilfe Reisewitz, der bei einer hiesigen Speditionsfirma angestcllt war, ist mit einem Betrage von 135 000 tschechischen Kronen flüchtig geworden. Er sollte mit diesem Betrage bei dem tschechischen Zollamt in Georgeswalde einen Waggon mit zollpflichtigen Waren auslösen. Es wird vermutet, daß er ins Ausland geflüchtet ist. Hartha. (H e i m a t f e st in H a rt h a.) Hartha, das Schmucke Städtchen, das sich einer lebhaften Industrie er- Bayerische Verbände gegen Tributplan. München. Der Vorsitzende der Vereinigten Vaterländi schen Verbände Bayerns hat an den Herrn Reichspräsiden ten und an die Reichsregierung folgendes Schreiben gerich tet: „Aus Erwägungen, die Ehrlichkeit und wirtschaftliche Vernunft uns diktieren, fordern die Vereinigten Vaterlän dischen Verbände Bayerns vom Herrn Reichspräsidenten und der derzeitigen Reichsregierung Ablehnung derPari- ser Abmachungen. Die beabsichtigte Verteilung der Tributleistungen auf 60 Jahre bringt zwar gegenüber den Forderungen des unmöglich gewordenen Londoner Abkom mens eine geringe Erleichterung, die aber im Hinblick auf die 2 Milliarden übersteigende Durchschnittsleistung wert los ist. Wir fordern die Ablehnung der neuen Tributregslung und Einstellung jeder weiteren Tributzahlung mit dem Hin weise darauf, daß durch die gewaltigen bisherigen Leistungen des schaffenden deutschen Volkes die uns durch den Versail ler Vertrag auferlegte Erstattung der Kriegsschäden längst abgegolten ist und mit dem weiteren Hinweis darauf, daß uns die Ehre des deutschen Volkes viel zu hoch steht, als daß Vertreter dieses Volkes einen Wechsel unterzeichnen könnten, von dem sie wissen, daß sie ihn niemals einlösen können." Für die englisch-amerikanische Flottenabrüstung. London. Bei dem Essen, das die Pilgrimsgesellschaft zu Ehren des neuen amerikanischen Botschafters in London, General Dawes, gab, brachte der englische Staatssekretär Henderson den Trinkspruch auf den General Dawes aus und erklärte u. a.: Ich hoffe und glaube, daß unsere beiden Länder von der wahren Kameradschaft des Friedens erfüllt, und daß beide bestrebt sind, gemeinsam mit den anderen Nationen einen neuen und erfolgreichen Versuch zu unternehmen, das Ziel endgültiger Abrüstung zu erreichen. Die Welt braucht Abrüstung, die Völker sehne« sich danach, die ^Regierungen würden sie begrüßen. Die Völker der Welt erwarten, daß ihre Regierungen entschlossen die Schwierig keiten in Angriff nehmen, und sie aus das Hochplateau des Friedens, der Freundschaft und der Zusammenarbeit führen werden. Nach der Ansprache Hendersons antwortete General Dawes mit einer längeren Rede, in der er u. a. aus führte: Ein baldiges Abkommen über eine Ver minderung der Flotten sei von größter Be- deutung und erscheine als der nächste Schritt, der in der Richtung auf den Weltfrieden getan werden sollte. Ein Maßstab müsse gefunden werden, um den Gefechtswert ein zelner Schiffe zu bestimmen. Dawes schlug vor, einen solchen Maßstab durch einen Ausschuß von Staatsmännern auf der Grundlage der von den Flottensachverständigen gegebenen Definition festsetzen zu lassen. Herabsetzung der amerikanischen Besatzungskosten? New Port. Wie aus Washington gemeldet wird, will die amerikanische Regierung, sobald der Kongreß der Herab setzung der Befetzungskosten zugestimmt hat, eine Note nach Berlin richten, in der mitgcteilt werden soll, daß sie mit der Ermäßigung einverstanden ist. Gegen die Ratifizierung des ^Doung- abtommens dur<y Amerika Newyvrk, 20. Juni. In seiner Senatsrede forderte der Demokrat Kellas, daß Amerika das Noungabkommen nicht ratifiziere. Es sei Amerikas Pflicht, die Schulden abkommen nicht in die Kriegsentschädigungsfrage hineinziehen zu lassen. freut, in der allein gegen 2000 auswärtige Personen, hauptsächlich aus den Nachbarstädten Waldheim und Ge ringswalde, Beschäftigung finden, feiert in den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli sein erstes Heimatfest. Das erste Heimatfest dürfte für Hartha zu einem bedeutungsvollen Ereignis werden. Oie Emlagenbestän-e -er sächsischen Sparkassen. Während am Ende des Jahres 1928 der Einlagen bestand der sächsischen Sparkassen sich auf 449,8 Millionen Mark belief, bezifferte er sich am Ende des ersten Quartals 1929 auf rund 513 Millionen Mark. Es ist mithin ein Zuwachs um 63,2 Millionen eingetreten. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug der Zuwachs 56,6 Millionen Mark. Er ist also im laufenden Jahre nicht wesentlich größer. Trotz der an sich erfreulichen Zu nahme bleibt der Abstand von der Vorkriegshöhe, die rund zwei Milliarden Mark betrug, noch sehr beträchtlich und er erweitert sich durch den Unterschied in der Kaufkraft noch wesentlich. Im Zusammenhang mit der Z u n a h m e d e s E i n - lagenbestandes bei den Sparkassen ist wiederholt die Frage aufgeworfen worden, ob es sich hierbei um echten Kapitalzuwachs handelt. Eine sehr wertvolle Klärung hat in dieser Beziehung eine Äußerung des Leiters der volkswirtschaftlichen Abteilung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dr. Hoffmann, gebracht, der darauf hingewiesen hat, daß die heutigen Sparein lagen anders als die von 1913 bewertet werden müssen. Es wurde darauf hingewiesen, daß ein beachtlicher Teil der heutigen Sparkasseneinlagen aus einmaligen Einkünften, so Auswertungserlösen, Schenkungen, Erb- ansällen, stammt. Es liegt hier also nicht die Anlage eines Vermögenszuwachses, sondern die veränderte Anlage eines Vermögensrestes vor. Darüber hinaus hat die Korre spondenz für Kommunalwesen, „Das kommunale Leben", vor einiger Zeit in diesem Zusammenhänge mit Recht darauf hingewiesen, daß wir gegenüber der Vorkriegszeit eine Zunahme der Erwerbstätigen um vier Millionen Köpfe zu verzeichnen haben, so daß auch aus diesem Grunde das Tempo des Anwachsens der Einlagen beschleunigt wird, ohne daß man insgesamt von einer ge steigerten Intensität der Kapitalbildung sprechen könnte. Es ist daher die Annahme berechtigt, daß der an sich er freuliche Zuwachs an Sparkasseneinlagen nicht lediglich als Zeichen einer Wohlstandszunahme gedeutet werden darf, wie dies beispielsweise der Reparations agent in seinen Berichten verschiedentlich zu Unrecht getan bat. Sie Aoi der älteren Angestellten. Vom Landtagsabg. Hermann Voigt, Mitglied der Landessynode. Im Sommer 1924 richtete der deutsch-evangelische Kirchentag von Bethel aus seine „Soziale Bot schaft" an unser Volk. Im Mittelpunkt steht die Würdi gung der sozialen Spannungen der Gegenwart. „Wir haben volles Verständnis für die äußere und innere Not der Arbeitnehmerschaft, die vieles zerrinnen sieht, was sie geglaubt und erhofft hat, und nun auch noch von Arbeits losigkeit und drückenden Sorgen bedroht ist." Dieses Dokument evangelisch-sozialer Aktivität fand allenthalben freudigen Widerhall. Erhielt doch mit dieser Kundgebung des höchsten Organs des deutsch-evangelischen Kirchenbundes die Entwicklung sozialen Geistes auf evan gelischer Seite eine feste Richtschnur und überhaupt kirch lich-soziale Arbeitspflicht eine offizielle Bestätigung. Seit jener Zeit haben die einzelnen evangelischen Provinzial- und Landeskirchen beachtliche Kräfte und Mittel aufgeboten, soziale Gesinnung und Tatbereitschast zu wecken und zu pflegen. So bildet die nach der am 1. Okober 1926 in Kraft getretenen neuen Verfassung gewählte Synode der evangelisch-lutherischen Lan - deskircheimFreistaatSachsen sofort nach ihrem Zusammentritt einen Sozialen Ausschuß, um den neuzeit lichen sozialen Notwendigkeiten innerhalb des Kirchen parlaments gerecht werden zu können. Bereits im Frühjahr 1927 trat die sächsische Landes- shnode mit einer allgemeinen Kundgebung zugunsten der Erwerbslosen hervor, betonte die Schicksalsgemein- schaft des deutschen Volkes und die sich hieraus ergebenden sittlichen Verpflichtungen gegenüber jenen Volksgenossen, denen die Entwicklung Arbeit und Verdienst genommen hat. Vor kurzem bot eine Eingabe des Deutschen Bank beamtenvereins Anlaß, sich mit den Nöten der älteren Ange st eilten zu befassen. Hierzu legte nack langen und gründlichen Beratungen der Soziale Ausschuß die bereits veröffentlichte Entschließung vor, die von der Landessynode gutgeheißen und ohne Aussprache ein stimmig zum Beschluß erhoben wurde. Der Vorgang erhält sein besonderes Gewicht durch die Tatsache, daß sich hier die gewählten Kirchenvertreter des evangelischen Sachsenvolkes der Not eines Standes annehmen, der in seinen besten Teilen zu versinken droht. Auf der vorjährigen Tagung hatte sich die gleiche Körperschaft bekanntlich zu den Jugend schutzfordc- rungcn des Neichsausschusses der deutschen Jugsndvcr- bände bekannt und sich namentlich für gesetzlich geregelte Jugendfreizeiten entschieden und warmherzig eingesetzt. Endlich sei die kirchliche Wohnungssürsorge genannt, auf deren Ausgestaltung die Synode größten Wert legt. Aus ihren hierauf bezüglichen Verhandlungen War zu entnehmen, daß die evangelische Kirche im Freistaat Sachsen sich nach Kräften an der Überwindung und Linde rung der Wohnungsnot zu beteiligen gesucht hat. In weit gehendem Blaße sind in Pfarrhäusern und kirchlichen Ge bäuden notleidenden Familien Wohnräume zur Ver fügnng gestellt worden. Ein großer Teil von Kirchen- gemcindcn hat Lehnsland für Wohnungsbau und An legung von Siedlungen vor allem an Baugesellschaften hergegeben und dadurch die Schaffung von Wohnungen fördern helfen. Insonderheit haben Geistliche und kirch liche Vertretungen auch als Mitglieder und Förderer ver- schiedener Ballgesellschaften der Wohnungsfürsorge zu dienen sich bemüht. In freier kirchlicher Verbindung ist ein Fachmann im Wohnungswesen bei seiner Arbeit der Beratung von Wohnungsbedürftigen unterstützt worden. Vor allem ist der evangelischen Heimstättengesellschaft das Interesse der kirchlichen Kreise zugewendet worden. Schlechte Zinanzlage des sächsischen SauHM. Im Haushaltsausschuß H gab der Finanzminister in längeren Ausführungen einen überblick über die Kassen- und Finanzlage des Landes. Die im Staatshausplan für 1929 vorgesehenen Einnahmen beruhten hauptsächlich auf Schätzungen. Für das lau fende Etatsjahr habe Sachsen mit folgenden Minde rungen zu rechnen: 10,6 Mill. M. aus Einkommen steuer, 1,1 Mill. M. aus Körperschaftssteuer. Demgegen über dürften Mehreinnahmen stehen bei der Um satzsteuer 1 Mill. M., Kraftfahrzeugsteuer 0,8 Mill. M., t Rennwettsteuer 0,15 Mill. M., so daß mit einer Minder einnahme von rund 10 Mill. M. zu rechnen sein werde. Zu berücksichtigen sei ferner die demnächste Erhöhung der Staatsarbeiterlö-Hne und die unumgängliche Steigerung des Zinssatzes für verschiedentliche Staatsverpflichtungen. Bis Ende Juni seien übrigens beträchtliche Posten von Schatzanweisungen einzulösen. Der A.-G. Sächsische Werke soll ein weiteres Aktienkapital in Höhe von 15 Mill. M. zur Verfügung gestellt werden. Zinsendienst und Amortisation für Anleihen erforderten ebenfalls ansehnliche Beträge. Zu den etwa 36 Millionen, die die Staatshauptkasse bis Ende Juni zur Verfügung zu stellen habe, würden noch Gehälter und dergleichen hin zutreten, so daß es sich demnächst um einen Geld bedarf von rund 62Mill. M. handelt. Die Kassenlage sei äußerst angespannt. Angesichts der schweren Finanzlage im Reiche seien die gewohnten Steuerüberweisungen von dort zurzeit durchaus nicht gewährleistet. Sachsen habe gegen die Auffassung des Reichsfinanzministers, Länder und Ge meinden hätten zurückzutreten, ernsten Protest erhoben, zumal das Eigentumsrecht der Länder und Gemeinden am Steueraufkommen unbestritten sei. Für die Auf- nähme von Schatzanweisungen seien zwar Vor bereitungen getroffen, der Geldmarkt liege aber sehr schwer, und der Auslandsmarkt sei fast völlig verschlossen. Die Inanspruchnahme der sächsischen Sparkassen und der Girozentrale werde kaum zu umgehen sein. Leider fehle es zurzeit an einer gesetzlichen Bestimmung,