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um Ihren Schiedsspruch, ob die Gründe, welche die Zellstofffabrik für die Nichtlieferung geltend macht, stichhaltig sind. Papierfabrik Im Kaufvertrag wurde vereinbart, die Papierfabrik sei zur Abnahme von nur 4 Doppelwaggons verpflichtet, wenn sich der Bedarf für 1900 nicht höher stellt, die Zellstofffabrik müsse jedoch bis 6 Doppellader liefern, wenn 4 nicht ausreiohen. Auf diesen Abschluss hat die Papierfabrik bis 13. September 1900 5 Doppellader abgerufen und erhalten, nicht wie sie be hauptet 4, denn der im November 1899 gelieferte Doppellader ging schon auf Rechnung des Abschlusses. Am 11. Dezember rief die Fabrik weitere 2 Doppellader ab, lieferbar Mitte Januar und Anfang Februar. Die Zellstofffabrik war im Recht, die Lieferung zu verweigern, denn der Abschluss war erledigt, der Bedarf für 1900 gedeckt. Die Papierfabrik hat zwar später den Abruf dahin geändert, dass die Waare noch im Dezember 1900 ver sandt werden soll. Für solche Verfügung ist jedoch die Abrufs frist zu kurz, überdies ist dadurch nicht widerlegt, dass solcher Zellstoff doch nur für den Bedarf des Jahres 1901 dienen würde. Neuer Mitbewerber im Buntpapierfach Prag, 10. Dezember 1900 Die Einsendung mit obiger Ueberschrift in Nr. 97 veranlasst mich zu folgender Aussprache. Der Verfasser vertheidigt darin die An fertigung gestrichener Papiere seitens Papierfabriken. Es ist ja richtig, dass die Fabrikation gestrichener Papiere für Papierfabriken wichtig ist, jedoch nicht die von eigentlichen Buntpapieren. Buntpapier, welches in der Hauptsache auf gewöhnlichstem Streichpapier hergestellt wird, braucht wieder eine Fabrik, die sich mit der Herstellung gewöhn lichster Stoffe beschäftigen kann. Ausserdem sind die Preise für Bunt papiere derart gedrückt, dass sich Niemand danach sebnen muss, sich auf diese Waare zu werfen. Das für diesen Zweck nöthige Arbeits personal ist nicht leicht herbeizuschaffen, da die Fabrikation von Buntpapier Arbeiten der verschiedensten Art verlangt. Anders steht es wohl mit der Herstellung der für den Druck be stimmten gestrichenen Papiere, der sogen. Chromo- und Kunstdruck- (Illustrations-) Papiere. Diese eignen sich wohl zur Erzeugung in Papierfabriken. Ihre Herstellung erfordert eingehende Kenntniss der an das fertige Produkt beim Druck gestellten Anforderungen, und diese sind dem Fabrikanten gut drucktähiger Rohpapiere bekannt. Dieses Feld wird aber bei uns in Oesterreich bereits seit den letzten Jahren von grösseren Papierfabriken gepflegt. (Auch in Deutschland! Red.) Zugleich werden aber auch von verschiedenen Bantpapier fabriken Chromo- und Kunstdruckpapiere mit wechselndem Erfolge hergestellt, und gerade dieser Zweig hat in den letzten Jahren be deutende Fortschritte gemacht. Die in Nr. 97 hervorgehobenen Vor theile der Papierfabriken werden zum Theil dadurch aufgewogen, dass die Buntpapier Fabriken meist in der Nähe grosser Städte mit grösseren Druckereien liegen, was ihnen den Absatz erleichtert und sonstige Vortheile bietet. Im Grossen und Ganzen darf man annehmen, dass die Fabrikation von Chromo- und Kunstdruckpapier dereinst in die Hände der Papierfabrikanten übergehen wird, zumal deren Her stellung trotz verschiedener Schwierigkeiten bei richtiger Hand habung noch einen guten Gewinn abgiebt. Der Verbrauch dieser Papiere ist in steter Zunahme begriffen, Oesterreich bezieht heute noch bedeutende Mengen von Chromo- und Kunstdruck aus Deutsch land. Sollte allerdings eine schon seit Jahren von österreichischen interessirten Kreisen angestrebte Zollerhöhung auf gestrichene Papiere eintreten, so wäre wohl deren Einfuhr in der Hauptsache unterbunden und für die einheimische Industrie ein bedeutender Mehrabsatz ge sichert. taltie Leinwand auf Holz kleben Können Sie mir eine billige Leimung nennen, welche man zur Verbindung von Holz und Schirting verwenden kann? Ich habe zum Kleben von Holzstäbchen auf Leinwand versuchsweise weissen Leim genommen, finde aber, dass dieser zwischen den beiden Mate rialien nicht genügend bindet, indem sich die Leinwand vom Holz wieder abziehen lässt, was nicht sein soll. Pappenverarbeiter Wir bitten erfahrene Fachleute um Aussprache, müssten jedoch von Leimstoff-Fabrikanten ausgehende Anpreisungen ablehnen. Red. Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt Fortsetzung zu Nr. 97 v. Js. Nachdruck verboten In Nr. 97, Seite 3641, im Abschnitt c, 7. Zeile, muss es heissen statt über dem Herde: über der Mischmaschine. * * * 22. Stärkepräparate (Fortsetzung) Der grosse Bedarf an Stärkepräparaten, nicht nur für Bunt papier, auch für viele andere Zwecke, hat seit mehreren Jahren besondere Geschäfte und Fabriken gezeitigt, die Kunstleim und Kunstgummi unter allen erdenklichen Namen anpreisen. Einige davon eignen sich als Leimersatz ganz gut, die meisten aber nicht, wenigstens nicht für Buntpapier. Der grösste Uebelstand aller dieser flüssigen oder kleisterartig dicken Stärkepräparate war und bleibt stets der, dass sie nach einiger Zeit sauer oder schim melig und dann unbrauchbar werden. Erst seit einigen Jahren hat die Breslauer Firma Kantorowicz & Co. Einrichtungen ge troffen, um derartige Fabrikate, die sie unter dem Namen Tra gantine anbietet, in trockenem Zustande zu erzeugen, und damit die oben angeregten Uebelstände beseitigt, sie erspart aber gleichzeitig den Beziehern die Fracht für Wasser und Fass. Die für Buntpapierzwecke geeignetste Marke Tragantine T. K. kann nur durch längeres Kochen bis zu 15 oder 20 Mi nuten nach vorherigem heissem Aufbrühen gelöst werden, diese schwere Löslichkeit hat zur Folge, dass die mit T. K.-Lösung gemischten Farbstriche nach dem Trocknen sich mit kaltem Wasser fast ohne Schaden waschen lassen. Gewöhnlich weicht man 10 kg T. K. in etwa 30 1 lauwarmen Wassers ein, rührt gut um und giesst die Masse in 70 1 kochenden Wassers, worauf noch 1/ Stunde gekocht wird. Auf die Anwendung der Tragantine-Lösung T. K. als Leim oder Leimzusatz komme ich noch zurück und erwähne hier nur, dass T. K.-Lösung infolge ihrer ausgezeichneten Klebkraft zum Kartonkleben jeden anderen mir bekannten Klebstoff dieser Preislage übertrifft und ungefähr zweimal so ausgiebig ist wie Stärke. Das weiter oben erwähnte Stärkepräparat Dextrin (Nr. 97 v. Js. S. 3640) wird zur Buntpapier-Fabrikation in kräftiger Lösung als Ersatz für Gummi arabicum zumGummiren verwendet. Mit Gummi arabicum lässt sich Dextrinlösung zwar mischen, die Aufstriche sind dann aber nicht mehr glänzend, was jedenfalls daran liegt, dass Dextrinlösung das Licht nach rechts, Lösung von Gummi arabicum aber nach links ablenkt, also die beiden Wirkungen im Gemisch sich aufheben. Eine jedenfalls auch mit der ver schiedenen Lichtstrahlenbrechung im Zusammenhang stehende merkwürdige Erscheinung tritt zu Tage, wenn man ein ein seitig mit Farbbrühe schwach’gestrichenes halb geleimtes Esparto- gras-Papier an der Rückseite erst mit Dextrin und dann nach dem Trocknen noch einmal mit schwacher Gummi arabicum- Lösung streicht. Das nach dem ersten Gummistrich nur wenig eingerollte Papier mit sonst ganz glatter Oberfläche zieht sich nach oder beim Trocknen des zweiten Gummistriches zu einem ledernarbenähnlichen Muster zusammen, nicht etwa einzelne Stellen, die ganzen Aufhänge sind durchweg äusserst natürlich gemustert. 23. Lackirmittel. In Nrn. 16, 17, 19, 20 v. Js. wurden die gebräuchlichsten Lackirmittel: Schellack, Kasein und Albumin besprochen. Äusser diesen giebt es viele Lacke und Mischungen solcher, die hier und da zur Buntpapierfabrikation Verwendung finden können, hier aber unmöglich alle aufzuführen sind. In Nachfolgendem sind nur einige sehr zweckmässige Mischungs- Rezepte gegeben, welche mehrfach von Nutzen sein dürften. a. Schwarz Lederlack für Kalblederpapier. In einem hart gebrannten Gefäss werden 2 kg Blauholzextrakt mit 1/ 1 starken Salmiakgeistes in 22 1 Wasser 24 Stunden geweicht. In einem zweiten Gefäss zugleich 2 kg Schellack mit 2 1 Salmiakgeist in 6 1 Wasser geweicht. Nach 24 Stunden löst man den Inhalt des ersten Gelässes auf und in dieser Lösung dann den ein geweichten Schellack. Nach dem Erkalten in zugedecktem Kübel wird der Lack vom Bodensatz abgezogen und in einem Glasballon zum Gebrauch aufbewahrt. b. Seidenschwarz ist eine Lösung, welche für nur einmaligen seidenartig glänzenden Strich, also ohne Untergrund, berechnet ist. 10 kg Blauholzextrakt in 50 1 Wasser lösen, diese Brühe nach mehrtägigem Absetzen in ein reines Fass giessen und unter jedesmaligem Umrühren der Reihenfolge nach zusetzen: 1,875 kg venetianische Seife in 15 1 Wasser gelöst, 2 kg Dextrin in 4 1 Wasser, 880 g chromsaures Kali in 6 1 Wasser und 3 bis 5 kg Schellack mit gleichen Gewichtstheilen Salmiakgeist in 15 bis 20 1 Wasser gelöst. Nach dem letzten Zusatz wird noch 1/ Stunde gerührt, und nachdem die noch heiss filtrirte Lösung abgekühlt ist, füllt man sie in Glasballons. c. Hochglanzlack. In einem Glasballon werden 21/2 kg Schel lack und 21/2 kg Galliputharz mit 63/4 1 Alkohol gelöst, dazu giebt man dann 11/2 kg venetianisches Terpentinharz, welches mit 1/2 1 Alkohol dünn gerührt wird, schüttelt den Ballon einige Minuten und setzt unter fortwährendem Schütteln nach und nach 31/2 1 starken Salmiakgeistes zu. Den gutverkorkten Ballon lässt man zwei Tage stehen, füllt dann noch 10 1 destillirten Wassers hinein, schüttelt etwa 1/2 Stunde und verkorkt gut.