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Nr. 20 PAPIER-ZEITUNG 725 modernen Schriften sind die Haarstriche vielfach zu dünn, und es muss freudig begrüsst werden, dass die moderne Bewegung auch der Leserlichkeit der Schrift besondere Beachtung schenkt. Aus dem Weihnachtsheft des »Deutschen Buch- und Steindrucker« konstatirt der Vortragende, dass man von der vollständigen Stillosigkeit der Schriften schon wieder etwas zurückgekommen und bestrebt ist, moderne Formen nach den bewährten alten Grundregeln zu schaffen. Die Zukunft müsse lehren, ob sich aus der modernen Bewegung wirklich ein deutscher Stil ent wickelt. Schliesslich wendet sich der Vortragende noch gegen das ungerechtfertigte Zusammenziehen mehrerer Buchstaben zu einem Schriftzeichen, das er als durchaus unzulässig bezeichnet. Einige der hier folgenden Beispiele sind einem modernen Um schläge entnommen. Der Vortragende regt an, dass das Schriftzeichnen in der Buchdrucker-Fachschule eingeführt werden möge, und dass die Buchdrucker im Allgemeinen sich dem Studium der Schriften zuwenden möchten, damit auch unsere ornamental verzierten Drucksachen wieder jenes harmonische Ansehen und jene stilistische Berechtigung erlangen, welche die Werke früherer Jahrhunderte ausgezeichnet haben und sie noch heute mustergiltig machen. Ganz energisch wendet sich der Vortragende gegen die Nachahmung der Schriftformen des Mittelalters in der mangelhaften Form des Abdruckes, ohne die primitive Druck technik, die schlecht verriebene Farbe, das rauhe Papier und den scharfen Druck auf der Holzpresse zu berücksichtigen, welche die im Original zarten und mit grosser Künstlerschaft ausgeführten Linien der Buchstaben und Verzierungen vielfach nicht zur Geltung kommen liessen. An vielen alten Drucken, Handschriften und Nachbildungen derselben, die der Vortragende herumreichte, wies er die Richtigkeit seiner Ausführungen nach. Aus der Mitte der Versammlung wurde gefragt, ob Herr Schoppmeyer nicht die Herausgabe eines volksthümlichen billigen Werkes über die Schriftformen der verschiedenen Jahrhunderte in die Hand nehmen wolle. Ein solches Buch zu billigem Preise würde in Buchdruckerkreisen gern gekauft werden. Herr Schoppmeyer entgegnete hierauf, dass seine Schriften-Vorlagen, dem die bei dem heutigen Vortrag vorgelegten Muster entnommen seien, jetzt in zweiter Auflage zum Preise von nur 18 M. (früher 30 M.) erschienen seien, und dass er, seines mit dem Verleger abgeschlossenen Vertrages wegen, dem ausgesprochenen Wunsche leider nicht entsprechen könne. Die beiden anwesenden Gäste, die Herren Schneider und Ebert, sprechen sich ebenfalls dahin aus, dass die Errichtung einer Unterrichtsklasse für Schriftzeichnen, an welcher Buchdrucker, Lithografen, Maler und Graveure sich betheiligen könnten, eine Nothwendigkeit sei. Im Uebrigen theilen sie die in der Typographischen Gesellschaft in letzter Zeit wiederholt zum Ausdruck gekommene Ansicht, dass ein Handinhandgehen der Typographischen Gesellschaft mit der Vereinigung der Litho grafen wünschenswerth sei und beiden Gewerben nur zum Segen gereichen könne. Die Errichtung einer solchen Klasse für Schriftzeichnen an der Handwerkerschule z. B. muss umsomehr als eine Noth wendigkeit angesehen werden, als von den Theilnehmern an den Kursen im Kunstgewerbe-Museum künstlerische Vorbildung verlangt wird, die nur sehr wenige der im praktischen Leben stehenden Angehörigen der grafischen Gewerbe besitzen. Schluss der Sitzung 121/ Uhr. Buchgewerbe-Ausstellung in Gothenburg, Schweden In Verbindung mit der Jahresversammlung des Allgemeinen Schwedischen Buchdruckereibesitzervereins in Gothenburg am 31. Juli d. J. wird eine schwedische Buchgewerbe-Ausstellung stattfinden. Diese soll in grossen Zügen eine anschauliche Darstellung der Entwicklung der Buchdruckerkunst geben. Alle zur Herstellung von Büchern gehörigen Zweige der Kunst und des Kunstgewerbes sollen vertreten sein. Auf Ausstellung »seltener« Werke soll weniger Gewicht gelegt werden, wenn nicht der Druckort, die typografische Ausstattung oder der Einband dieselben beachtenswerth erscheinen lässt. Preise werden nicht vertheilt. Die Ausstellung soll umfassen: 1. Buchdruck von der ältesten bis zur gegenwärtigen Zeit. 2. Bucheinband. 3. a) Zeichnungen. b) Grafische Kunst. c) Klischee-Fabrikation. Die Ausstellung soll vom 15. Juli bis 1. September d. J. geöffnet sein. Nähere Mittheilungen sind unter der Adresse: »Svenska bokindustriutställningen i Göteborg 1900« Gothenburg (Schweden) zu erhalten. Im Berliner Kgl. Kunstgewerbe-Museum wurde am 9. d. Mts. eine Sonderausstellung aus den Beständen der Freiherrlich von Lipperheide’sehen Kostümbibliotheh eröffnet, die den ganzen Licht hof mit einer überraschenden Menge seltener und interessanter Gegenstände füllt. Freiherr von Lipperheide hat seine kostüm wissenschaftlichen Sammlungen von Gemälden, Büchern, Kupfer stichen usw., die er vor 30 Jahren begründet und mit grösster Sachkenntniss und ungewöhnlichen Mitteln ausgebaut hat, durch patriotischen Entschluss in den Besitz des preussischen Staates übergehen lassen. Aus der Bibliothek, die mit über 10000 Bänden und 30000 Einzelblättern älterer Zeit kürzlich über geben und der Verwaltung des Kunstgewerbe-Museums unter stellt worden ist, wird jetzt im Lichthof eine Auswahl von Büchern, Handschriften, Handzeichnungen, Stichen, Holz schnitten und Lithografien vorübergehend vorgeführt, die nur einen geringen Bruchtheil des ganzen Bestandes darstellt, doch sind in diesem bunten Bilde alle Epochen der Kostümgeschichte seit dem Mittelalter vertreten und die Wandlungen der Tracht in mannigfacher Form erkennbar. Mittelalter und Renaissance sind durch werthvolle Druckwerke und Einzelblätter alter Meister, das 17. und 18. Jahrhundert durch Trachtenbücher aller Art, durch Spottschriften, Almanache und kostbare Stichfolgen vertreten, vor Allem durch die glänzende Reihe Pariser Kostüm- und Sittenbilder des Moreau von 1774. Die Moden des 19. Jahr hunderts lassen sich Jahr für Jahr durch die Modekupfer der Zeitschriften verfolgen, von denen die Ausstellung gegen 500 Blatt vorführt. Weitere Gruppen sind den Kriegstrachten und Uniformen, Festlichkeiten und Volkstrachten gewidmet. Die Ausstellung verdient das besondere Interesse der buchgewerb lichen Kreise. Büchertisch Neues Adressbuch des Deutschen Buchhandels und der ver wandten Geschäftszweige. Herausgegeben von Walther Fiedler. Fünfter Jahrgang, 1900, Preis gebunden 4 M. 50 Pf. Der neue Band wird durch eine Biografie Paul Heyses eröffnet, der eine Heliogravüre mit dem Bildniss des Dichters beigefügt ist. Hinter dem nun beginnenden Nachtrag folgt das alfabetische Firmen- verzeichniss im Umfang von mehr als 400 Seiten. Die zweite Ab- theilung wird durch ein »Verzeichniss sämmtlicher Firmen in alfa- betischer Reihenfolge der Länder und Städte« eröffnet, und in dem selben sind die Berliner Buchhandlungen durch grünes, die Leipziger durch rothes Papier ausgezeichnet. Ein buchhändlerisches Orts- verzeichniss und ein Verzeichniss buchhändlerischer Vereine folgen. Die dritte Abtheilung besteht aus dem nach den hauptsächlichsten Geschäftszweigen geordneten Firmen-Verzeichniss, während die letzte Abtheilung vor den Anzeigen noch die Firmen-Inhaber zusammen stellt, deren Namen mit ihren Firmen nicht übereinstimmen. Die An gaben des etwa 700 Seiten starken Buches sind sehr genau und weit gehend, da der mit dem Werke Vertraute durch geeignete Signaturen, Zeichen und Abkürzungen eine Unmenge besonderer Mittheilungen über Geschäftsbetrieb, Gewohnheiten, Zahlungsweise usw. einer und derselben Firma erhält. Als Beilage wird dem Buche eine Verleger- Auslieferungs-Tabelle mitgegeben. Die Druckausstattung des Buches ist gut. Es wurde auf gelbliches Papier gedruckt und mit schön gepresstem Leinwandband versehen. Deutsches Arbeiterrecht von Regierungsrath A. Wengler. Verlag der Handels-Akademie Leipzig (Dr. jur. Ludwig Huberti) in Leinen gebunden Preis 2 M. 75 Pf. Mit dem »Arbeiterrecht« meint Verfasser hauptsächlich das Arbeiter-Versicherungsrecht, von welchem ein beträchtlicher Theil bereits in dem »Deutschen Gewerberecht« eingehend behandelt wurde (Vgl. Nr.87v. J. S 8420). Dies Buch bildet demgemäss die Fortsetzung des ersteren, .und der Verfasser ist mit Erfolg bemüht, dem Laien Ueber- sicht über den vielgestaltigen Gegenstand zu verschaffen. Ein alfa- betisches Sachregister ermöglicht leichtes Zurechtfinden, und die grosse deutliche Schrift, Korpus Mediaeval, machen das Lesen zum Vergnügen. Berichtigung. In Nummer 18 wurde bei Besprechung des Buches »Wie fasst man Bewerbungsbriefe ab« der Wohnort des Verfassers falsch angegeben. Herr Otto Rechenberger wohnt in Wismar.