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Buchgewerbe Buchbinderei * * *** Buchhandel *** Steindruck s. Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Mitarbeiter und Bericht erstatte! erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 16. Januar 1900, abends 9 Uhr, in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmstrasse 92/93, stattfindenden ordentlichen Generalversammlung werden die ge ehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen ergebenst eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht des Vorstands über das abgelaufene Geschäftsjahr. 8. Bericht der Kassen-Revisoren und Decharge-Ertheilung. 4. Neuwahl des Vorstandes. 6. Neuwahl der technischen Kommission. 6. Erledigung etwaiger Anträge aus dem Kreise der Mitglieder. 7. Ausstellung und Besprechung von Weihnachts- und Neujahrs drucksachen. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachschriften im Vereins-Lokale zur Benutzung aus. •e Ohne Gäste 11 •8 Die geehrten Mitglieder, welche noch Gastkarten vom Stiftungsfest abzurechnen haben, werden ersucht, dies gefälligst umgehend zu veranlassen; diejenigen aber, welche noch im Besitz von Büchern usw. aus der Bibliothek der Gesellschaft sind, wollen dieselben gefälligst in der obigen Versammlung zurückliefern. Englische Weihnachts-Nummern Von W. von Knoblauch Lange vor dem fröhlichen Weihnachtsfest verkündeten die Weihnachts-Nummern der englischen Zeitschriften die frohe Botschaft. Der Preis dieser Weihnachts-Herolde ist je ein Shilling, d. h. eine Mark die Nummer. Erstaunlich ist die Menge des Unterhaltungsstoffes und der Bilder, die für eine Mark geboten werden! Die Erzählungen rühren meist von guten Schriftstellern her, die Illustrationen sind oft lediglich für die Gelegenheit geschaffen und ihr Kunstwerth manchmal fragwürdig. Leider ist der Holzschnitt beinahe gänzlich aus den Weihnachts - Nummern verschwunden. Half tone - Bilder, d. h. Autotypien, und andere fotografische Klischees sind an ihre Stelle getreten. Jedenfalls ist der Verkauf der vielen er scheinenden Nummern verhältnissmässig beschränkt und deckt nur einen kleinen Theil der Herstellungskosten. Die Anzeigen, die jede Weihnachts-Nummer massenhaft enthält, sind es, die die Herstellungskosten und den vom Verleger mit Recht er hofften Gewinn bringen. Da die englischen Kaufleute gute Rechner sind, kann man wohl mit Recht annehmen, dass sich die alljährliche Reklame in den Weihnachts-Nummern, sowie in den Zeitschriften überhaupt, gut bezahlt macht. In Bezug auf künstlerische Druck-Ausstattung können die englischen Weihnachts-Nummern auch dieses Jahr mit denen des Kontinents keinen Vergleich aushalten. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass z. B. die des Figaro Illustr 3 Frank 50 Centimes, also 2 M. 80 Pf., kosten. Sehr auffällig ist es, dass trotz der kriegerischen Ereignisse im Transvaal das patriotische Motiv fast ganz fehlt, die einzige Weihnachts-Nummer, die einigermaassen darauf Bezug nimmt, ist die von »Black and White«. Man darf die diesjährige Fest nummer von »Black and White« als die beste aller bezeichnen. Der Umschlag ist farbenprächtig und hochmodern. Eine alle gorische. weibliche Figur (vielleicht die »Britannia«) reitet auf einer fliegenden Gans. Ich weiss zwar nicht, nehme aber an, dass dies eine Anspielung auf den Kolonisations-Drang der angelsächsischen Rasse ist, die von dem kalten Klima der britischen Insel wegzieht, um sich in wärmeren, südlicheren Gegenden anzusiedeln. Auch der allegorisch gehaltene Titel ist eine ganz moderne Schöpfung. Wie »Black and White« es fertig bringt, die drei Farbendrucke mit seinem Namen »Schwarz und Weiss« in Einklang zu bringen, ist ein Räthsel, vielleicht erlaubt die fröhliche Festzeit dem Blatte diese Freiheit. Bei dem Farbendruck auf Seite 32 »Liebeserklärung am Klavier« ist das Farbenregister nicht ganz eingehalten. Das grosse als Gratis-Beilage gegebene Farbendruck-Bild »Die Schachspieler« zeichnet sich durch gute Ausführung und harmonische Farben wirkung aus. Die Illustrated London News haben, wie gewöhnlich, auf der Vorderseite ihres Umschlags einen Frauenkopf. Dieses Jahr steckt die Schöne in winterlichem Pelze. Das Gesicht ist vielleicht etwas zu roth ausgefallen; der matte, silbergraue Ton des Pelzes ist gut wiedergegeben. Die Rückseite des Umschlags bringt selbstverständlich eine Reklame für Seife. Das im Heft enthaltene Farbenbild »Tommaso’s Fortune« ist gut gedruckt. Am wenigsten gefällt mir das grosse Farbendruckbild »Late for School«. Abgesehen von dem grotesken Gegenstand sind die Farben sehr schreiend aufgetragen und gar nicht abgetönt. Das Unangenehmste in dieser Nummer ist für den Beschauer, dass die Anzeigen mit dem Texte vermischt eingeheftet sind. Die Festnummer der Illustrated London News scheint noch nicht vom Zeitgeist angesteckt zu sein, sie macht einen alt väterischen, schwerfälligen Eindruck. Die Festnummer des Graphic erscheint in einem äusserst einfachen, aber ansprechenden Gewände. Die Vorderseite des Umschlags ist mit dem Bild einer italienischen Kirschen verkäuferin geschmückt. Die Farben sind recht gut gedruckt. Die Rückseite ist dem unvermeidlichen Reinlichkeitsmittel, der Seife, gewidmet. Das Heft ist mit guten Chromodrucken geschmückt. Graphic giebt zwei Kunstfarbenblätter als Bei lagen. Das eine zeigt den Untergang des Transport-Schiffes »Birkenhead«. Der Gesichtsausdruck der dem Untergange ge weihten Soldaten in den bekannten englischen rothen Uniformen ist gut gelungen. Auch Millais’ bekanntes Bild »Die Fluth« ist gut wiedergegeben. Die schwimmende Wiege, der schlafende Säugling und die gewaltigen Wassermengen sind in der Farben gebung entschieden gelungen. Die Festnummer der Gentlewoman scheint diesmal nur auf den Text Werth gelegt zu haben. Amerikanische Schriftsteller haben denselben verfasst. Die schwarz-weissen Bilder sind von wenig Belang. Die Vorderseite des Umschlages zeigt ein sitzendes Mädchen in alt-englischem Kostüm, das an eine angekleidete Holzpuppe erinnert. Die Rückseite ist natürlich wieder »Seife«. Die Gratis-Beilage, das Porträt der Prinzessin von Wales, ist auf Seide gedruckt und in der Farbengebung überaus zart gehalten. Zum Schluss darf ich die alljährliche Seifen-Reklame Pears Annual nicht übergehen. Der Umschlag trägt einen lächelnden, aus einer Gardine heraussehenden Mädchenkopf. Die Rückseite schmückt Pears bekannte Anzeige. Die in dem Hefte enthaltenen Bilder sind im Grossen und Ganzen recht gelungen. Der Glanzpunkt von Pears Reklame sind aber die beigegebenen drei grossen Farbendrucke. Es wird in der Fest nummer nachdrücklich betont, dass das ganze Heft und auch die Bilder in England gedruckt sind. Diese Bilder sind Wiedergaben bekannter Gemälde. Das Hauptstück ist Landseer’s Meisterwerk »Der Hufschmied«. »A Daughter of Eve«, ein traumverloren sitzender Backfisch macht einen ganz guten Eindruck. Auch das Blumenstück, blühende Geranien, ist gut in der Farbengebung, und die Bilder sind gute Leistungen des englischen Farbendrucks. Von den unzähligen anderen Festnummern dürften noch die von Sketch, Dramatic and Sporting News und St. James' Budget die Aufmerksamkeit des Lesers verdienen. Plakat-Preisausschreiben. Das Komitee für die »Rheinische Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Düsseldorf 1902 hat ein Preisausschreiben zur Erlangung eines künstlerischen Plakats erlassen. Es sind 5 Preise im Betrage von 1200 bis zu 200 M. dafür ausgesetzt. Der Einlieferungstermin ist auf 1. Februar 1900 festgesetzt. R.