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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 16. Januar 1900, abends 9 Uhr, in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmstrasse 92/93, stattfindenden ordentlichen Generalversammlung werden die ge ehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen ergebens! eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht des Vorstands über das abgelaufene Geschäftsjahr. 8. Bericht der Kassen-Revisoren und Decharge-Ertheilung. 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Neuwahl der technischen Kommission. 6. Erledigung etwaiger Anträge aus dem Kreise der Mitglieder. 7. Ausstellung und Besprechung von Weihnachts- und Neujahrs drucksachen. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachschriften im Vereins-Lokale zur Benutzung aus. Die geehrten Mitglieder, welche noch Gastkarten vom Stiftungsfest abzurechnen haben, werden ersucht, dies gefälligst umgehend zu veranlassen; diejenigen aber, welche noch im Besitz von Büchern usw. aus der Bibliothek der Gesellschaft sind, wollen dieselben gefälligst in der obigen Versammlung zurückliefern. Die dekorative Landschaft Von C. Kulbe 1s vor acht bis zehn Jahren die be ginnende Freimanier auch die bild mässigen Darstellungen in Form von Vignetten in das Schmuckbereich der Typografie einbezog, wurde die Dar stellung von landschaftlichen Motiven ein bevorzugter Sonderzweig. Den Höhepunkt ihrer künstlerischen und technischen Schönheit suchten die damaligen Landschaftsvignetten in peinlich genauer, plastischer Dar stellungsweise. Die in die Land schaft durch vielerlei sorgfältig ge zeichnete Details hineingelegte »Stim mung« galt als besonderer Reiz. Diese manchmal als wahre Meister werke des Tonholzschnittes en minia- ture zu bezeichnenden Bildchen bür gerten sich ausserordentlich schnell ein. Und diese Freude am Land schaftlich-Bildlichen ist noch heute dieselbe, freilich in anderem Sinne. Vor zehn Jahren galt die mechanisch getreue Kopie der Natur als das höchste Ziel in diesem Bildschmuck, man legte so viel Gegenständliches hinein, dass die landschaftlichen Vignetten beinahe einen Selbst zweck erhielten. Sie wurden fast zur Illustration. Aber jene Strömung, deren Parallel-Erseheinung in der Malerei als sezessionistische Richtung bezeichnet wird, hat seit Jahren bereits einer ganz anderen Auffassungsweise des Land schaftsbildes weichen müssen, und es erscheint selbstverständlich, dass das Kunstgewerbe, soweit es landschaftliche Motive ver- werthet, hiervon mit berührt wurde. Einer der ersten Künstler, welche das landschaftliche Motiv aus dem mechanisch genauen Kopiren der Natur herausbrachten, ist Arnold Böcklin. Ob gleich seine Landschaften durchaus als solche wirken, also als »Bilder« einen Selbstzweck erfüllen sollten, so lag doch vielen von ihnen eine derartige Anordnung der Farben und Flächen- Wirkung zu Grunde, dass man hier schon von einer dekorativen Auffassung sprechen konnte. Den Böcklinschen unübertroffenen landschaftlichen Farben-Akkorden gegenüber stehen die Auf ¬ fassungen der Präraphaeliten und später der Symbolisten Jene suchten ihr Ziel in einer linearen Technik sowie in der damit zum Ausdruck gebrachten ursprünglich-primitiven Auffassung des Landschaftlichen, selbstverständlich auch des Figürlichen. Die Symbolisten bauten hierauf weiter und legten noch mehr mystische Probleme in ihre landschaftlichen Dar stellungen. Eigenartige Farbentöne, oft bis zur Tollheit bunt, manchmal bis zur Oede matt und verschwommen, wurden in die Bilder hineinkomponirt. Aus den Landschaften verschwindet bei diesen Kunstrichtungen die fotografische Treue völlig, an ihre Stelle treten »geschilderte und »interpretirte« Landschafts- Charaktere. Aus diesen nur flüchtig angedeuteten Strömungen ist die dekorative Landschaft hervorgegangen, wie der Buch druck sie heute anwendet, und wie wir sie in einigen Beispielen hier vorführen. Als so eine Art landschaftliche Generalidee wird sich meine als Beispiel 1 hier abgedruckte Skizze be zeichnen lassen. Diese Flachlandschaft hält in ihrer Auffassung die Mitte zwischen einer malerischen und einer flächenartigen Auffassung. Den Vordergrund bilden links und rechts Baum stämme in Ausschnitt, den Mittelgrund deckt ein in schwarzer Fläche angelegter und sich nach der Bildtiefe zu verjüngender Buschrand. Den Hintergrund giebt eine Waldsilhouette und ein Dörfchen ab. Dem modernen Buchschmuck kam natürlich solch flächen artige Auffassung ausserordentlich gelegen, soll er selbst doch eine reine Flächenkunst sein. Das Tonige in der Darstellung, die tiefe Luftperspektive, wie sie die Landschaftsvignetten der Freimanier anstrebten, wird, von den Modernen verworfen. Die schlichte Schwarz- und Weisszeichnung hat sieh bereits mit grossem Erfolge der landschaftlichen Dekoration ange nommen. In reinen Strichlagen, in kräftigen schwarzen und breiten weissen Flächen wird Alles zu sagen versucht. Es liegt in dieser Technik zugleich begründet, dass die perspektivische Tiefe nur wenig zur Geltung kommt; umsomehr Beispiel 2 wird der allgemeine Charakter des Dargestellten hervorgehoben. Die modernen Kunst-Zeitsehriften haben in dieser Beziehung schon seit zwei, drei Jahren trotz einfacher zeichnerischer Mittel oft wahrhaft künstlerische Schmuckstücke gebracht. Auch die deutschen Schriftgiessereien haben mit dem Beginn dieser Geschmacksrichtung nicht gesäumt, mit derartigem Vignettenschmuek in reichster Weise aufzuwarten. Ein Münchener Künstler, Bernhard Pankok, der übrigens