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KWin-ElMckr UM Amtsblatt. Nr. 55. Sonnlag, den 7. März 1909. 2. Beilage. Deutscher Reichstag. Berlin, 5. März. Die Beralung des P o st e l a t s und des Entwurfs der neuen Fernsprechgebüh- ren-Ordnung wird fortgesetzt. Abg. Boehme (Wirtsch. Vg): Wir werden gem dem nattonalliberalen Anträge zustimmen, der die Wiederherstellung verschiedener neuer Beamten stellen, die die Kommission gestrichen hat, verlangt. Erfreulich ist, daß die Zahl der gehobenen Unier- beamtenstellen wieder vermehrt wird. Ebenso er freulich sind die stattgehabten Dienststunden-Ver- kürzungcn und Urlaubs-Regelung. Wir wünschen, dah auf diesem sozialen Wege fortgeschritten wird Abg. Kaempf (frets. Volksp.): Dringen! zu wünschen ist die Wiederverbilltgung des Nach- barortsportos, um so mehr, als die Erhöhung ja tatsächlich zu einer Einschränkung des Postkarten verkehrs im Orts- und Nachbarorisverkehr geführt Hai. Hoffentlich kommt es noch zu einer Ermäßig ung der jetzt bestehenden Gebührensätze beim Post- scheckveAehr. Wünschenswert ist ein Weltporto von 10 Pfennigen für einfache Briefe. In England kann man für einen Penny nach den erntfcrniesten Kolonien korrespondieren. England hat aucheinen entsprechenden Vertrag mit Amerika geschloffen; hoffentlich kommen auch wir noch dahin, für 10 Pfennige nach Amerika schreiben zu können, ohne daß den Briefen, wie das jetzt der Fall ist, die Route über deutsche Häfen vorgeschrieben ist. Möge die Poswerwaltung in ihrem Streben nicht nach lassen, wenigstens nach allen unseren Nachbarlän dern uns das billige Porto zu verschaffen, wie wir cs jetzt schon mit Oesterreich-Ungarn und Luxemburg haben. Wenn cs in dcr Begründung zum neuen Fernfprechgebühren-Entwurf heißt, dah im Laufe der Jahre dcr Anteil der Einzelgcsprächö- Bezahlung an dem Gesamt Sprechverkehr von 22 curf 1-1 Prozent gestiegen sei, so darf das kein Grund sein, um die Pauschgebühren ganz zu be seitigen. Das Richtigste bleibt daher, EinzelgeLühr und Pauschgebühr nebeneinander bestehen zu las sen. Im Jabrc 1899 erklärte die Postverwaltung, die reine Gesprächgebühr würde unter Umständen einer Versagung des Anschlusses glctchkommcn. Und das Ut jetzt nicht anders geworden. Abg. Dr. Struve (Freis. Vg.) bedauerte, daß dcr Staatssekretär nicht genügend Wohlwollen für die mittleren Beamten zeige, dabet würden die Ansprüche immer höher, Die Verwaltung lasse viel zu wünschen übrig. Weiter beschwer! sich Redner über einige Falle von Beeinflussungen Nachgeord neter Beamter bet politischen Wahlen. Staatssekretär Kraetke weist die Vorwürfe Les Vorredners entschieden zurück. Es sei unerhört, dah dieser dem Chef der Verwaltung hier vor dem Reichstage mangelndes Interesse für seine Beamten nachsagen könne. Gegen das, was der Abgeordnete über die Beförderung von Beamten gesagt, müsse er erwidern: Lebe denn Dr. Struve ganz außer- halb dcr Welt, lvisse er denn nicht, daß doch auf die Vorbildung dcr Beamten Rücksicht gcnonnnen werden müsse? Ueber diese Dinge werde sich in der Kommission weiter reden lassen. Der Herr Abgeordnete hätte hier mit seinen Darstellungen doch etwas vorsichtiger sein müssen. Abg. Werner (Rfp ) spricht sich zusttn über die neue Fernsprechgebührenordnung aus wünscht Wetter, daß noch mehr als dies jetzt ge schehe zu Lieferungen für die Verwaltung die klei nen Handwerker herangezogen würden. Abg. Duffner (Zentr.) wünscht eine Re' Vision der Gebühren beim Postzeitungs und Nach nahmewesen. Abg. Dr. Stresemann (Nail.): Bei der Errichtung von Postgebäuden sollte auf die Wünsche der einzelnen Städte mehr Rücklicht genommen werden. Die Zentralverwaltung müßte die Be hörden veranlassen, in Ausnahmefällen den Fern sprechverkehr auch über die Dienststunden hinaus zu gestatten. Zur Entlastung des Beamtenperso» nals empfehle sich eine wettere Verwendung vo Postwertzetchenautomaten zur Ausstellung auf ö feniltchen Plätzen. Man hat gestern meinen Freun Beck dahin mißverstanden, als ob er der Fern- sprechgebührenvorlage unbedingt zustimme. Das ist nicht der Fall, er hat sich zwar mit dem Prin- zig der Vorlage, einen Ausgleich zwischen Stadt und Land zu schaffen, einverstanden erklärt, aber ebenso hat cr im Auftrage der Partei auch die min destens fakultative Aufrechterhaltung eines abge- tuftcn Pauschfhstems für wünschenswert erklärt. Mit einer staffelweisen Abstufung der Gesprächsge bühren, mit der Pflicht, von einer bestimmten An zahl von Gesprächen an einen zweiten Apparat zu benutzen und zu bezahlen, hat man sich einverstan den erklärt, man hat sich aber dagegen erklärt, dah das an sich richtige Prinzip von Leistung und Gegenleistung so mechanisch, wie es in der Vorlage zum Ausdruck kommt, überspannt wird. Dem Abg. siaempf, dcr an der Spitze des Deutschen Han' delstagcs, der fast lückenlosen Vertretung von Handel und Industrie, steht, kann man nicht nach-- 'agcn, dah er die Dinge vom einseitigen Standpurrkte aus betrachte. Gerade diese Kreise tehen tm praktischen Leben. Wär« der Standpunkt )er Regierung richtig, dann hätte man niemals die Chausseegebührcn aufheben, niemals ein einheitliches Briefporto einführcn dürfen. Es ist auch durchaus nicht richtig, daß etwa der gesamte Mittelstand dcr Vorlage zustimmt. Den Ausgleich zwischen Stadt und Land wollen auch wir, wirb sind so gar dcr Meinung, daß es vielleicht sich ermöglichen lasse, wenn auch nicht direkte Bezirksnetze für die Landwirtschaft zu schaffen, so doch einen gewissen onentarif, der das Telephon auf dem Lande och mehr einbürgert als gegenwärtig. (Beifall.) Nunmehr erfolgt Vertagung. Persönlich bemerkt Abg. Struve. DerStaatS- ckretär hat eine Reth« persönlicher Angriffe gegen nich gerichtet. Der Staatssekretär meinte, ich glaubte Wohl selber nicht das, was ich sagte. Ich lege Protest ein gegen eine solche Unterstellung, die der Gepflogenheit durchaus widerspricht. Staatssekretär K r a e t k c: Ich bin mir nicht bewußt, dem Herrn Abgeordneten gesagt zu haben, daß er gegen seine Ucberzeugung spreche. Hätte ich das in dcr Hitze des Gefechts getan, so würbe ich das mit Bedauern zurücknehmen. Weiterberatung morgen 2 Uhr — Schluß der Sitzung gegen 7 Uhr. Sächsisches. HohenKeilErnftthal, 6 März 1S0S. — Zur Lage der sächsischen Wirk waren-Jndustrie schreibt man der von Theo- sor Martin herauSgegebenen „Leipziger Monatschrtfl für Textilindustrie" aus Chemnitz: Strumpf- oaren undTrtkotagen. Die Nachfrage und Kauflust des Kontinent- war tu den letzten Wochen eine recht befriedigende, aber die Mengen, üe da verlangt werden, re chen bei weitem nicht aut, "n so bedeutend vergrößerten Betrieben genügend steschäftigung zu geben. Amerika und England oer- wlten sich ganz st ll, und das gibt den Ausschlag, vat J^cqrard-System, durch welche- die großen chönen Muster in den langen durchbrochenen Hand chuhen erzeugt wurden, hat mau jetzt aus die For oetinet-Strümpfe übertragen und bringt darin Herr- iche Fußblattmuster heraut. Hoffentlich kehrt auch mld die Kauslust ein, sonst nützen auch die schö ist« Nüster nicht«. — Handschuhe liegen saft nord ostloser. Wa» an fertiger Ware abzestoßen wird, ft zu Preisen gehandelt, die aller Berechnung spotten Man will damit nur daS Stückrnlager verkleinern lnd den Stamm von Arbeitern beschäftigen, den man sich erhalten möchte. Selbst zu den allernled- ctgst gestellten Preisen sind keine Order- heranzu- mlen, und e-heißt einfach abwarten. Die anhaltende tkälte hat in AutoschalS und Sporthandschuhen noch schöne Nachbestellungen gebracht, die aber nur soweit iuSgesührt werden konnten, al« man die Ware so ort schaffen konnte. — Zur Vorsicht mit Wärmflaschen hatten vir letzthin geraten. Aber auch bei Benutzung vo, Wärmsteinen kann leicht größere« Unglück ent- tehen, wenn man ihnen nicht genügend Aufmerk mn.keit zu teil werden läßt. Auf eigearümliche Weis, st in Schönfeld bei Nnnaberg ein Brand entstanden, rurch den das Wohr.hauS der Frau verw. Osrt« -tngcäschert wurde. Man hatte einen heißen Ziegel- kein zum Erwärmen de« BetteS benützt; da« Bell >otte Feuer gefangen, da« so schnell um sich griff wß e« nicht mehr unterdrückt werden konnte. — Chemnitz, 5. März. In geheimer Satzung eS Stadtoerordneten-Kollegium» wurde beschlossen, ür die Eiw.iterung de« Elektrizitätswerk« ein ve- echnungSgeld von 300000 Mark zu bewilligen. SS t die Wahrscheinlichkeit nicht von der Hand zu veisen, daß hierbei auch eine Verschmelzung der raflstation der Straßenbahn in der Aue mit dem tleklriz täiSwerk inS Auge gefaßt ist. DaS Haupt- rugenmerk hat man darauf gerichtet, die Elektrtz-tärS abgabe wirtschaftlicher zu gestalten, welchem Z el, man mit der Verschmelzung beider Werke wieder inen beträchtlichen Schrill näherkommt. — Werdau, 5 März. Unter den hiesigen Bauarbeitern und verwandten Berufe herrscht i ckolge oer ungünstigen Witterung immer noch ArbeitSlosig- keit. Um diese etwas zu mildern, hat da« Gewerk- schafttkartell beschlossen, den Kartellvorstand zum Stadtrat zu entsenden, damit letzterer sofort Not standsarbeiten in Angriff nehmen läßt. — Bezüglich ve« vermißten Weber« Busch wird heute gemeldet, baß dieser sich nach Freiberg begeben hatte, von wo er jetzt Nachricht nach hier gelangen ließ. — Johanngeorgenstadt, 5. März. Im benachbarten Platten riß ein in der Wiege liegen ¬ de« 1'/, Jahre alte« Kind mit der Tischdecke de brennende Lampe um; hierbei erlitt e« so schwere Srandwunden, daß e« nach zwei Tagen oeistarb.— N den der in Abertham errichreten Spitzen-Klöp- oelschule sind j tzt auch in den Orten Sauersock und Frühbuß neue Spitzenklöppelschulen errichtet worden. — Leipzig, 5. März. Tödlich verunglückte -in in L. Connewitz wohnhafter, 85 Jahre alter Essenbahnbeamt-r a. D. Der Mann war in seiner Wohnung zu Falle gekommen und hatte hierbei einen kleinen Petroleumofen umgcworfen. Durch aa« au«lrufende Petroleum, da« sich entzündete, erlitt der alte Mann so schwere Brandwunden, daß er bald darauf den Geist oufgab. — Döbeln, b. März. Im Kontor der No- risch'schen Zigarrenfadrik an der Bahnhofstraße er folgte nacht« eine Gasexplosion, welche einen Ztm- merbrand zur Folge hatte. Die Bewohner hatten keine Ahnung davon, sie hielten den starken dumpfen Knall und die Erschütterung für einen Erdstoß, bis sie von einem Schutzmann geweckr wurden. DaS Feuer wurde gelölLt. Durch die Explosion haben die Hausmauern R sse erhalten, mehrere Fenster wurden hinausgedrückt und da» Kontor ist auige- orannt. Vermutlich war infolge einet RohrdefekteS m der am Hause oorbetführenden Leitung Leuchtgas in da» Kontor eingedrungen und Hal sich an den an Ofen glühenden Kohlen entzündet. — Dresden, 6. März. Im Gegensatz zu den gestern wiedergegebenen Mitteilungen schreiben Ke „Dr. N.': DaS Befinden de- StaatSminister« Dr. Grafen Hohenthal war in den letzten Tagen -echt zufriedenstellend; er empfing täglich Besuche. Obwohl die chirurgische Behandlung, die die Vcran- assung zur Aufnahme in die Klinik de« Herrn Hof- ratS Dr. von Mangoldt gegeben hatte, beendet ist, oerbleibt der Minister zunächst noch daselbst, da der ungünstigen Witterung wegen eine Uebersiedlung mch dem Ministerhotel nicht angebracht erscheint. Die Behandlung deS Kranken hat in Vertretung dcS Generalarztes Dr. Selle, der den König bekanntlich auf seiner Mittelmeerreife begleitet, Professor Dr. Päßler übernommen. Gerichtliches. ß Plauen i. V., b .März. Exemplarisch bestrafte Flegelet. Vom hsisigen Schöffen- ericht ist einer jener Flegel, die ihr- „Männlichkeit" aäufig dadurch bekunden, daß sie Frauen und Mädchen in unverschämtester Weise belästigen und e insultieren, cxemplarisch bestraft worden. Er utkte vor einiger Zett ein junge- Mädchen, daS auf der Straße an ihm vorbeigehen wollte, an und hielt e« am A'me fest. DaS Mädchen gab ihm darauf kurz entschlossen „eine hinter die Ohren", wie er sie verdient hatte, und eilte hierauf davon. Der Gohr» fetgte folgte roch-schnaubend und schlug das Mädchen mit seinem Stocke blutig. DaS Gericht kennzeichnete dies Verhalten als „unglaublich roh" und bestiafte den Patron mit 3 Monaten GisängntS! Ec wird Berufung etnlegrn. Hoffentlich ohne nennenswerten Eisolg. Unsere Frauen und Töchter müssen energisch oor Straßenrowdy« geschützt werden. Sein einziges Gut. Roman von B. C o r o n y. 20j (Nachdruck verboten.) Aber Warle — warte! Dir hab« ich längst was zugedacht. Hier sieht einer, dcr nichts mehr zu verlieren hat rmd dem Dich dcr Teufel in den Weg schickt! Immer näher kam Rainer. Er Ivar nach der nächsten Ortschaft hinübergefahren, um einen Ge treideverkauf dort abzufchlicßcn und seinerseits einige Obstplantagen zu erwerben. Das Geschäft wickelte sich viel schneller ab, als er gedacht hatte, aber im Begriff, wieder den Wagen zu bcst igcn, mußte cr die unangenehme Bemerkung machen, daß sein Pferd, welches unterwegs gestürzt war, lahmte. Er stellte es daher in den Stall eines Grundbe sitzers ein und trat, da er nicht länger verw'ilen wollte, die Heimkehr zu Fuß an. An weite Wan derungen gewöhnt und einen gewaltigen Knoten stock mit sich führend, dcr ihm zugleich als Stütze und Waffe diente, denn cr brauchte nur den mas siven Knopf abzufchraubcn, um ein zweiseitig ge schliffenes Dolchmesser in der Hand zu haben, dachte er kaum an die Möglichkeit einer drohenden Gefahr. Wie ein wildes, zum Sprunge bereites Tier, lauerte Tobias, langsam bis dicht an den Rand des Weges schleichend. Da knackte ein dürrer Ast unter seinem Fuß, und der ahnungslos Daher- schreltende blieb plötzlich stehen, blickte scharf nach dem Dickicht und machte eine Bewegung, als wollte er die schützenden Zweige auseinanderbiegen. Nun war es zu spät, noch an die Flucht zu den ken. Es galt einen Kampf arrf Leben und Tode Wild ausschreicnd stürzte sich Tobias, zwischen den Tannen hervorbrechcnd, auf seinen Feind und um klammert« dessen Hals mit beiden Händen. Ratner wollt« den Angriff abtvehren, glitt aber unterem die Arme lösten sich und der Körper des Raub- Wetter spann sich der grausige Kampf. 7. Kapitel. erlahmten — noch wenige Sekunden und er muhte streng« Ueberwachung nötig. (F- f) mit beiden Armen einen tief in den Boden «inge- rammten und feststehenden Pfahl umfaßt. Mit dem der den Lorenz erstochen hat," keuchte Rainer und rettungslos in den Abgrund hinabgertsscn werden, rief dann mit weithin schallender Stimme in die Es gab ja keine Möglichkeit, die furchtbare Bürde und fester, sodaß cr nur müh- atmcn konnte. Funken drehten Rädern vor seinen Augen, die aufgerissen hatte; wie das ferne einzige Stütze, frei ließ. Eine entfetzliche, von Mi nute zu Minute schwerer werdende Last, hing er an Rainer, sich in dessen Kleider etnbeißcnd und mit wtldrollenden, blutunterlaufenen Augen empor- tiercnd. Der Mond war jetzt wieder hervorgette- cn und beleuchtete grell den grauenhaften Vor gang. Rainer fühlte, wie die Kräfte ihn verließen, wie seine bis zum Berstcn angespannten Sehnen und drückten fester sam und röchelnd sich gleich feurigen das Entsetzen wett gewaltigen Anprall auf dem feuchten, unebenen Boden aus, und taumelte auf die Knie nieder. Der Knotenstock entfiel ihm und wurde, eh« cr ihn aufrasfen konnte, durch einen heftigen Fuhstoß des Landstreichers in die Tiefe geschleudert. Der so plötzlich Ueberfallene hörte seine einzige Waffe von Fels zu Fels anschlagen — immer dumpfer und ferner. Jetzt war er nur mehr auf seine Rie senkräfte angewiesen. Aber wie eiserne Klammern umschlossen die Finger des Gegners seine Kehle Der Morgen graute bereits, als Rainer im Dorfe anlangte und den noch fest schlafenden Ge- : abzuschütteln. -- Da verbreitete sich plötzlich selt- der same Starrheit über das von Todesangst verzerrte ! liegt wohl keinem Zweifel, daß sie ihn verborgen ! gehalten und ihm dann fortgeholfen hat. Daraus darf man ihr im Grunde keinen Vorwurf machen, weil er ihr Sohn war. Doch davon abgesehen, könnte ihr Vieles nachgewtesen werden, was nicht in Ordnung ist. Vor allem spekuliert sie auf die Leichtgläubigkeit dcr Bauern und lockt ihnen das Geld aus der Tafch«. In dieser Hinsicht wäre ein« Nacht hinein: Hilfe! Hilfe! - Mörder!" Doch da war weit und breit niemand, nun wieder einer fahlen Dämmerung. Unter den empor. Er war gerettet. In tiefen Zügen sog «r stampfenden und gleitenden Füßen lösten sich die kühle Nachtluft ein und trocknete die nasse Steine los und rollten in die Tiefe. Wie eine Stirn. Noch lag der Ausdruck des Entsetzens auf untrennbare Masse waren die beiden Männer seinem Antlitz, schwand aber bald, um der ge° förmlich in einander verschlungen, sich hin und wöhnlichcn, finsteren Entschlossenheit Platz zu herzerren', und stoßend. Plötzlich ertönte ein lau-! machen. Der soeben der gräßlichen Gefahr ent- Tpscn eines Wasserfalles klang es ihm jetz in den Ohren. Er fühlte, daß er nahe daran war, die Besinnung zu verlieren. Da packte er mit der Kraft der Verzweiflung des Mörders Ann und drehte ihn so heftig tm Gelenk, daß Tobias, einen dum pfen Schmerzensichrci ausstoßend, los ließ, aber auch das Messer aus dem Gürtel zog. Im selben Augenblick sprang Rainer empor und suchte ihm die gefährlich« Waffe zu entwinden. Nach langer Gegenwehr und nachdem er einen Sitch in die Schulter erhalten hatte, gelang es ihm auch; doch der Angreifer gab sich nicht überwunden, sondern führte vermittelst eines Brecheisens, das er bei sich trug, wütende und gewaltige Schläge, deren einer die Messerklinge traf und dicht über dem Schaft abbrach. Immer wilder und erbitterter wurde der Kampf, Brust an Brust rangen die Gegner. Eine Wolk« zog über den Mond, in dem jetzt herrschcn- >en Dunkel tönte das von Schreien der Wut und Verzweiflung unterbrochene Stampfen und Stöh nen noch schauerlicher durch den Wald. „In die Höll'! In Lie Höll'!" knirscht« To bias. „Du elentnr, nichtsnutziger Bursch«, hab ich'S doch gedacht, daß Du es warst und kein anderer, < _ .. Mit Mörders stürzte, an den Felsenriffen zerschellenden fast übermenschlicher Kraft hatte Rainer jetzt seinen die Tiefe . . . Gegner umfaßt und hinderte ihn auf diese Weise, Mühsam, wie an allen Gliedern gelähmt, klet- das Brecheisen zn gebrauchen. Die Finsternis wich fierte Rainer, sich an dem Pfahl festhaltend, wieder den Ruf gehört hätte, nur das feme Echo wie- Gesicht des Tobias, der Kopf sank schiaff zurück, Nacht hinein: „Hilfe! Hilfe! — Mörder'" Oberkörper auf dem Wege liegend, hätte er sich meindevorsteher wecken ließ. Er schilderte Wahr wohl wieder hinaufarbeiten können, aber Tobias hettsgetreu den ganzen Vorfall und beschrieb ge- war tiefer geglitten und- hielt ihn krampfhaft um- nau die Stelle, von welcher Tobias abgestürzt war, klammert, sich mit den Füßen gegen einen Felsen-chinzufügend: „Der nichtswürdige Bursche hat nichts Vorsprung stemmend. Der Elende wußte, daß er Besseres verdient, aber aus die Liese wird man verloren war, wenn er den Gegner, nun seine ! auch ein scharfes Auge haben müssen. Es unier ¬ tes Poltern und Krachen von zersplitterndem Holz, ronnene Mann wanderte nun mit raschen Schritten und ein gräßlicher doppelter Aufschrei folgte. Die dem Dorfe zu, um, ehe er noch den Edclhof be- Ringenden waren mit aller Gewalt an das morsche, traf, Anzeige von dem Geschehenen zu erstatten, halbzerbrochene Geländer angeprallt und gestürzt.! Di« empfangen« Stichwunde war unbedeutend. Er In diesem Augenblick furchtbarster Gefahr hatte! achtele ihrer kaum. Ratner unwillkürlich seinen Feind losgelassen und