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MMin-LlllWItt TWtblatt. Amtsblatt. Nr. 12S. Somtag, den 7. Juni 1SV3. 2. Beilage. M ZWÜtickM ii Am WM W MnimMaW i. MejlMWWm. Die Sozialdemokratie rühmt sich gern, eine Arbeiter partei zu sein. In gewissem Sinne ist dar richtig, in anderem aber falsch. Richtig ist es insofern, al« ihr ein großer Teil der industriellen Arbeiterschaft anhängt, und als sie nur in diesen industriellen Arbeiiermassen ihren Halt findet, während andere Berufsstände sich im eigenen wohlverstandenen Interesse ebenso wie aus sittlichen Gründen ihr fernhalten. Falsch ist eS aber, sofern die Sozialdemokratie be. kauplet, sie allein sei die berufene Vertreterin der Arbeiter gegenüber allen anderen Ständen und deren femdlichen Interessen- Ebenso falsch ist eS, wenn man etwa annehmen sollte, die Sozialdemokratie habe eine besonders große Anzahl von Arbeitern oder au» dem Arbeiterstand hervor, gegangener Personen unter ihren Führern- Auch das trifft nicht zu, weder in den Parlamenten, noch in der sonstigen Organisation. Wenn nun auch richtig ist, daß die Sozialdemokraten mit schönen Worten für die Jntereffen der Arbeiter ein- zutreten scheinen, an den Taten lasten sie es fehlen, auch da, wo ihnen Gelegenheit gegeben ist, die Lage des arbeitenden Standes bessern zu helfen. Die Arbeitersreundlichkeit der Sozialdemokratie ist eben eitel Heuchelei, die sie anwendet, um sich in den Arbeitermasten einen Rückhalt zu schaffen für den Kamps um die Macht, den sie in revolutionärer, hochverräterischer Weise plant. Sie will auch nicht die soziale Lage des arbeitenden Standes bester«, sie will keine Zufriedenheit in ihm aufkommen lasten, weil die Arbeiterschaft nur so- lange, als sie von den trügerischen Versprechungen der Sozialdemokratie etwas erhoffen kann, ihren Fahnen zu folgen bereit sein wird. Deshalb hat sich die Sozialdemokratie auch als eine Gegnerin unserer sozialen Gesetzgebung erwiesen. In validen-, Unfall-, Krankenversicherung sind gegen ihren Widerspruch entstanden. Die ungeheuren Vorteile, welche aus diesen Gesetzen der deutschen Arbeiterschaft gegen- über derjenigen aller anderen Länder erblüht sind, hat die Sozialdemokratie zu hintertreiben versucht. Lasten wir einmal die Zahlen reden: Im Jahre 1S0I waren etwa versichert in der Invalidenversicherung 12 520000 Personen, „ „ Unfallversicherung 17 367 000 „ „ „ Krankenversicherung 10500000 „ Im Jahre 1902 wurden an Renten, Entschädig, ungen u- s- w- rund pro Tag 1,16 Million auSgezahlt, m- a. W. aufs Jahr in der Invalidenversicherung 121 000000 M- „ „ Unfallversicherung 107 205 573 „ „ , Krankenversicherung 206 000 000 , Summa rund 434000000 M Die Beitragslaft stellt sich rund wie folgt; Arbeitgeber 230 800 000 M Arbeitnehmer 188 800000 „ Reichszuschuß 35700000 „ Danach haben die Arbeitnehmer mehr empfangen als beigetragen: 198 200 000 M. Auf den Kopf der Versicherten berechnet, betrüg die Gesamtleistung an Renten usw- 36,00 M. „ Beiträgen 19,50 „ mithin unmittelbarer Vorteil 16,50 M. Entschädigt worden sind im Jahre 1901: 5 310 277 Personen. WaS hat die Sozialdemokratie diesen Leistungen des von ihr geschmähten „Klassenstaates" entgegen- zusetzell?! Sie zetert zwar über die Beiträge, die der Arbeiter zahlt, sie sagt aber nichts von den Wohl taten der Berficherungsgesetze und erst recht nichts von den Beiträgen, die sie dem Arbeiter für Parteizwecke abnimmt, die dem Arbeiter doch nichts nützen, sondern höchstens den Herren Parteibeamten. Ebenso verhält eS sich mit dem Arbeiter schütz. Unsere Arbeiterschutzgesetzgebung verdankt ihre Ent wickelung aus unbedeutenden Anfängen der hochherzigen Initiative unseres Kaisers, der alsbald nach seinem Regierungsantritt die internationale Arbeiterschutzkon- fereuz nach Berlin berief, aus deren Arbeiten das Arbeiterschutzgefetz vom 1. Juni 1891 hervorging, das für die gewerblichen Arbeiter Sonntagsruhe, Schutz der Frauen und Kinder, Ladenschluß um 8 resp. 9 Uhr im HandelSgewerbe und andere Wohltaten ein- führte. An dem Ausbau dieser Gesetzgebung wird von den Regierungen und den bürgerlichen Parteien ununterbrochen und mit Erfolg gearbeitet, um das Los der arbeitenden Klassen besser und freier zu gestalten, dieselben in Bezug auf Leben, Gesundheit, Sittlichkeit und Wohlbefinden immer mehr zu schützen, während die Sozialdemokratie entweder den Arbeitern Hinder- niste zu bereiten sucht oder doch untätig beiseite steht. Bekannt ist, daß noch im März d. I. ein neues Kinderschutzgesetz geschaffen worden ist, daß die WohnungS- frage eneWsch ihrer Lösung zugesührt wird, daß man ein Reichsarbeitsamt zur Kontrolle aller die Arbeiter berührenden Fragen geschaffen hat, daß Erhebungen über weitere Einschränkung der bereits auf 11 Stun- den als Höchstmaß festgesetzten Frauenarbeit in Fabriken vom Reichskanzler betrieben werden. Die Frauenarbeit in Fabriken bietet übrigens ein klassisches Beispiel für die fozialdemokratifche „Arbeiterfürsorge". Während nämlich nach den sonstigen schönen Redensarten die Sozialdemokraten für Ausschließung, der Frauen aus der Fabrik sein müßten, schon des-! halb, um dem Mann die lohndrückende Konkurrenz von der Seite zu nehmen, haben ihre Vertreter auf dem internationalen Kongreß für Arbeiterschutzgesetz in Zürich 1897 und bei anderen Gelegenheiten den ent- gegevgesetzten Standpunkt vertreten. Warum? dar über hat sich auf jenem Kongreß einer ihrer Vertreter wie folgt ausgesprochen: „Die Austastung und das Denken der dem Kapital stöhnenden Proletarierin wird schneller und gründlicher revolutioniert, als die Auffassung und das Denken der Frau, die nicht unmittelbar in dem Bannkreis der modernen Wirtschaftslebens steht. Die berufstätige Frau wird deshalb leichter zur bewußten Klassenkämpferin wie die Nichts - als- Hausfrau." Ist das nicht eine brutale, unmenschliche Politik, die höhnisch aus diesen Worten spricht: das Wohl der Frauen und damit das Wohl ganzer Generationen ist den Herren gleichgültig, wenn nur die Partei blüht, wenn nur die Masten revolutioniert, verbittert, ver hetzt werden! . . . Doch genug, wir haben Tatsachen reden lassen. Möchte jeder, der noch selbständig urteilen kann, durch sie über die erheuchelte „Arbeitersreundlichkeit" der Sozialdemokratie sich auskläreu lassen. Sächsisches. Hoheufletn-Grostthal, 5. Juni 1903 — Die Kaiser-Manöver in diesem Jahre werden, wie wir berichten könneo, nach folgender Zeit» einteilung abgehalten: Am 30. und 31. August Parade tafel des 11. Armeekorps, bezw. Provinz asel für Hessen Nassau in Kassel, ferner am 31. August Parade des Gardckorps bei Berl n. Am 1. Septbr. trifft der Kaiser in Dresden ein, am 2. Septbr. findet Parade des 12. Armeekorps bei Zeithain statt, der Kaiser reist nach Merseburg, und am 3. Septbr. von dort nach Erfurt. An diesem Tage Parade des 6. Armeekorps bei Erfurt, darauf Rückreise nach Merseburg und dort- selbst am 4. Septbr. Parade des 10. Armeekorps. Am 5. Septbr. kommt der Kaiser nach Leipzig und wohin der Parade des 19. Armeekorps bei. Der 6. Septbr. ist Ruh.tag; Kriegsmärsche und Feldmanöser füllen die Tage vom 7. bis 11. Septbr. aus. — Beachtenswert! Der Berliner Polizei- Präsident erläßt eine Bekanntmachung über die Be deutung der Invalidenversicherung für den gewerblicher Mittelstand. Im Eingänge heißt es: „Bei der un günstigen wirtschaftlichen Lage, in der sich viele klein Gewerbetreibende und Betriebsunternehmer befinden, weil ihr ganzer LebenSur techalt und der ihrer Familie im wesentlichen aus ihrer eigenen Arbeitskraft beruht, ist eS sehr zu bedauern, daß diese Personen nur selten von der im § 14 des Jaralidenversicherungsgesetzes vorgesehenen Befugnis zur freiwilligen Versicherung Gebrauch machen." — Die am 1. Jali 1S03 'äll gen ZinSschcine der Hypoth.kenpfaudbriefe Serie II, UI und IV der Täch fische« Bodettkreditanstalt i« Dresden werden nach einer im Inseratenteil unserer vorlngendcn Nam mer befindlichen Bekanntmachung bereit-vom 15 Jam d. I. ab bei sämtlichen Pfandbrief Verkaus-stelleu kosten los eingelöst. — Glaucha«, 5. Juni. (Bezirksausschuß, sitzung.) In der am 3. Juni abgehaltenen 3. dies- jährigen Bezirksausschußsitzung fanden — meistens bedingungsweise — Genehmigung: die Schankerlaubnis- gesucht Emil Oskar Türschmann'S in Langenberg, Richard Franke'- in Mülsen St. Jacob, Hermann Otto Lorenz'S in Gesau, Emil Traugott Zierold'S in Rüs- dorf, Friedrich Otto Heinig'S in Niederlungwitz, Karl August Kunath'- in Callnberg (Kaffeeschank), Otto Richard Friedrich'- in Oberlungwitz, LouiS August Wagner's in Hohudorf, Friedrich Wilhelm Weije's in Oberlungwitz, Emil Max Grünberger'- in Rothenbach, Richard Max Röhner'- in Oberlungwitz (im bisherigen Umfange) und Paul Sturm'- in GerSdors (iür den Tarten). Dagegen wurden mangels Bedürfnisses und aus sonstigen Gründen abgelehnt: die Gesuche Karl Otto Dietel's in Oberlungwitz um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein, Friedrich Wilhelm Zesch's in Oberlung witz um Schankerlaubnis für eine sogenannte Kutscherstube Richard Max Röhner's in Oberlungwitz und Julius Heyder's in Mülsen St. Niclas um Erlaubnis zur Ver anstaltung von Singspielen, Paul Sturm'S in Gersdorf um Erlaubnis zum Beherbergen, der verehelicht n Richter geb. Ermer in Gesau um Schankerlaubnis pp. für das Gasthofsgcundsiück „Weißer Adler" in Gesau. Ferner beschloß der Bezirksausschuß, mit dem Erlasse der Ent eignungsverordnung in Sachen des von der Gemeinde Hermsdorf beantragten EnteignungSversahrenS zu Straßen- bauzwecken Einverständnis zu erklären. Im weiteren Verlauf der Sitzung macht« sich der Bezirksausschuß noch über e.ne Anzahl Gesuche um Freistellen im Frauen« und im Kindergenesungsheim des BrthlehemstifleS im Hütten, gründe, sowie in den Anlagen-RekurSsachen des Elektrizi tätswerkes zu Oberlungwitz, der Flora verehelichten Mitscherling in LangenchurSdorf, ebenso hinsichtlich der Verordnungen deS Königlichen Ministeriums des Innern Maßnahmen zur Vertilgung der Ackerdistel und Bekämpf, ung des Mißbrauchs geistiger Getränke betr-, schlüssig, erledigte auch die erforderlichen Ersatzwahlen von Sach verständigen zum Bezirksschätzungsausschuß für die staat- liche Schlachtviehversicherung und für die Viehseuchen, kommissionen und die Wahl von AuSschußpersonen für die Unterverteilung der nach A 16 des KrisgSleifiung-gesetze- etwa ouszuschreibenden Londlieferungen- — Meera«e, 4. Juni. Gegenwärtig ist man mit jden JnstallationSarbeiten der für unsere Stadl herzustellenden elektrischen Feueralarm - Anlage be- schästigt. Dieselbe, welche nach jedem Studtviertel ausgedehnt wird, uud an die eine Anzahl Feuerwehr- leute der Freiwilligen Feuerwehr angeschlossen werden, wird in nächster Zeit fertiggestellt sein, sodaß dann bei einem ausbrechenden Feuer die Alarmierung der Feuerwehr nicht mehr wie bis jetzt durch das laute Signalblasen, sondern mittels dieser elektrischen Klingel- anlage erfolgt, auch dann unsere Einwohner weniger erschreckt, ja von kleinen unbedeutenden und in anderev Stadtteilen ausbrechenden Feuern sogar wohl kaum etwas gewahr werden, oenn sobald Feuer gemeldet wird, werden von der Zentrale aus, die sich in der Nacht wache deS Rathauses bez. Stadthaus ll befindet, die angefchlossenen Feuerwehrleute alarmiert, indem die betr. Anlage durch einen Druck oder eine Drehung, wie bei dem Telephon, in Funktion gesetzt wird, worauf bei allen Feuerwehrleuten zu gleicher Zeit da- dafelbst angebrachte Läutewerk ertön». Diese Leute sind ge- hörig instruiert und wissen dann genau, wo sie hin zu eilen hrben. Nur bei größeren gefahrvollen Feuerausbrüchen wird man wohl nach wie vor bei Alarmierung der Feuerwehr die Signalhörner mit zu Hilse nehmen, da hierdurch auch dem Publikum an- gezeigt wird, daß es sich um den Ausbruch eine- g ößeren Schadenfeuers handelt. -- Oetzsch, 5 Juni. Auf der Koberger Straße zwischen Oetzsch und Gautzsch wurde heute nachmittag 4 Uhr ein Radfahrer von einem Automobilisten über fahren und lebenSzesährl'ch verletzt. Der Zusammen stoß erfolgte io dem Augenblicke, wo der Automobilist einem Steinwagen au-weichen wollte. Der Radfahrer wurde nach der Spinnerei Gautzsch transportiert, wo ihm die erste ärztliche Hilfe zu teil wurde- — Leipzig, feines der jüngsten Mitglieder der LehrcrcötuS der Lande-universität, Pros. Dr. Saxe? ist im Alter von 39 Jahren einem Gehirnabszeß er- legen, w:lchen er sich m Ausübung seiner medizinischen Funktionen als Projektor des H:rrn Geheimrat Prof. Marchand zugezozeo hatte. Der junge Gelehrte, wel- cher al« ein Opser seines Beruf» gelten darf, wirk allgemein bedauert — Am heutigen Tage begannen die Festlichkeiten aus Anlaß deS 50;ährigen Bestehens der Burschenschaft „DreSdensia". Da- Festkonzert findet am Mittwoch statt — Binnen wenigen Tagen haben sich hier auf ergangene öffentliche Aussorderuna mehr als 700 angesehene Bürger der Protestbewegung gegen ungebührlich hohe Einschätzung zur Einkommen steuer gegenüber ihrer Eigeodeklaration aogeschlossco. — E oen glatten „Reinfall" hat hier der amerikanische Kapellmeister Sousa (Komponist der „Washington- Post" usw) erlitten, der er unternahm, im Vertraue« aus sein Prestige, Lar Publikum zu zwei Konzerten im geschloffenen Raume zu laden. „Bei der Hitze!" Auf dem Pod um saßen denn auch mehr Menschen wie vor demselben! — Leipzig. Die hiesige Schutzgemeinschast für Handel und Gewerbe, jur. Person, will bn dem Deut- schen Bund für Handel und Gewerbe beantragen, daß bei der Reichspost dahin gewirkt werde, den von Ge- schäftSleuten mit der Abholung von Paketen und so weiter beauftragten Personen LegitimationSkarten aus- zustellen und die Pakete usw. nur den Inhabern dieser Karten zu verabfolgen. — Der verstorbene, früher in Leipzig wohn hafte gewesene Rechtsanwalt Reichel hat der daselbst bestehenden Bereinigung zur Fürsorge für kranke Arbeiter 50,000 Mk. letztwillig vermach». Die Sum me wurde jüngst dem Vereine vom Testamentsvoll, strccker auSgezahlt. Die Bereinigung hat in Stötteritz eine Erholungsstätte begründet, in der 40 kranke Ar- bester untergedracht sind. — Pir«a, 29. Mai. Einer alten Gewohnheit muß man hier jetzt wohl oder übel entsaget«, da aus Antrag deS Schlachthos-Tierarztes vom Rate beschlossen worden ist, die Bornahme von Hausschlachtungen im Stadtbezirke vom 1. Oktober an zu untersagen. Grund dazu ist di« heute im hiesigen „Anzeiger" gegebene amtliche Erläuterung, daß sich die Fleischbeschau bei den Hausschlachtungen wegen der gleichzeitig not wendigen Anwesenheit des Schlachthof-Tierarztes im Schlachthofe nicht mehr durchführen läßt. — Aufzulösen beabsichtigt sich die mit dem Sitze in Markneukirche« bestehende Innung der Klemp- ner, Glaser, Schlosser uud Böttcher. Mit Ende Juni d. I. hört auch die Boaenmacher-Zwangs-Jnnung zu bestehen auf. — Auerbach, 29. Mai. Ein bezeichnender Konkurs ist das Falliment der Firma C. A. Hockel u. Co. in Auerbach i. B. Die Firma, deren Schul- denstand 260,000 M. beträgt, wurde 1889 mit einem Bartapital von ca. 1000 M. gegründet. Bei einem Durchschuittsumsatz von ca. 45,000 M. haben die Firmeninhaber für sich und ihre Familie ca. 15,000 Mark verbraucht, während der Reingewinn nur ea. 6000 Mk. im Durchschnitt betrug. DaS jährliche Defizit wurde durch Kellerwechsel gedeckt, so liefen bei Ausbruch deS KonkurfeS ca. 50000 M. derartiger Wechsel, während der Warenumsatz nur ca.40—45000M. betrug. Gültige Bilanzen hat die Firma nie gezogen und ca. 1i/, Jahre überhaupt keine Bücher geführt. Die nicht bevorrechtigten Gläubiger bekommen nichts, währ nd ca. 2000 M. bevorrechtigte Gläubiger mit ca- 50 Prozent abgefunden werden. Als Unikum mag dienen, daß die Firmeninhaber, welche nun mehrfach zum Offenbarungs- eide geladen sind, noch kurz vor dem Konkurse versuchten, die Königin Carola anzuborgen, resp. durch deren Ver- Mittelung die Hofdamen anborgen wollten, und, nachdem sie nach ca. 8 Tagen auf ihr Besuch ohne Antwort blieben, dringend um Geld baten, da sie eS notwendig gebrauchten. Bei dem Borgverfuch soll eS sich um 100000 Mark gehandelt haben. Gegen Hockel-Lorenz ist von der Staatsanwaltschaft Strafuntersuchung eingeleitel. — Beterinörwese«. Aus dem amtlichen Be richt der Kommission für das Veterinärwesen über die in der Zett vom 16. bis mit 31. Mai 1903 im Königreich Sachsen konstatierten ansteckenden Tirr-Krankheiten ent nehmen wir, daß in der Amtshauptmannschaft Glauchau 1 Fall von Milzbrand, in Oberwinkel und 1 Fall von Tollwut in Glauchau vorgekommen ist. Im ganzen Kö nigreich Sachsen wurde 18 mal Milzbrand, und 2 mal Tollwut festgestellt. — Kalkenftei«, 2. Juni. An b.iden Pfingst, feiertagen kam von der Kanzel unserer Kirche ein Beschluß des Kirchenvorstandes zur Verlesung, wonach von jetzt an unsere Kirche auch während der Wochentage geöffnet ist. Ferner wurde die Bestimmung des Regulativs un serer Kirchenordnung in Erinnerung gebracht, daß bei Trauungen der Altarteppich und Traukiffen nur Jung frauen zur Verfügung stehen soll uno daß seitens der Teilnehmer an Leichenbegängnissen der nötige religiöse Takt bewahrt und nicht Anlaß zu öffentlichen Aergerniffen gegeben werde, wie dies wiederholt vorgekommen sei- Namentlich soll das Spenden von Bier seitens der An gehörigen nach der Beerdigung an Teilnehmer deS Leichen gefolges am Tage der Beerdigung unterbleiben. Leipzig, 5. Juni. (Die Kaiserliche Disziplinar kammer zu Leipzig) tagte am Freitag unter dem Lor» sitz des Landgerichtspräsidenten Dr. Hagen, um über die Dienstentlassung des in Chemnitz geborenen, zu letzt in Leipzig angestellten PostdirektorS Karl Adolf Knoblauch Beschluß zu fassen. Wie unseren Lesern noch erinnerlich sein dürste, wurde Knoblauch am 14. Februar diese-JahreS wegen Veruntreuung und Fäl- schungen im Amte vom Schwurgericht Leipzig unter Anrechnung von 10 Monaten der Untersuchungshaft zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Vertreter der Anklage, LandgerichtSdirektor Dr. Maukisch, stellte heute den Antrag, gegen Knoblauch aus Entfernung auS dem Amte durch Dienstentlassung zu erkennen. Die DiSziplinarkammer entsprach diesem Anträge, beließ Knoblauch aber zweidrittel deS gesetz mäßigen PensionSbetrageS auf die Dauer von 5 Jahren. Olbernhau Infolge Blitzschlages brannte in Blumenau die dem Tischlermeister Becher gehörige Scheune mit b.drutendenHeu-, Stroh- und Holzvorräten, owie landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten völlig nieder. — In Einsiedeleisenhammer wurde da- zum Hammer gehörige Wohnhaus ein Raub der Flammen. Klingenthal Der Speditionsarbeiter Rudolf Dotzauer ist aus dem Heimwege von Markhausen hier her in der Nacht zum 3. Juni von 2 Männern überfallen und durch zahlreiche Messerstiche lebensge fährlich verletzt worden. Dotzauer, ein kräftiger junger Mann ist dadurch wehrlos gemacht worden, daß man ihm beide Handgelenke durchschnitten hat. Der hiesige Arzt stellte 6 tiefe Messerstiche im Rücken fest. Dotzauer wurde in hoffnungslosem Zustande in da- König!. Krankenstist Zwickau geschafft. Die ruchlosen Attentäter entkamen über die Grenze. Eine neue Meldung besagt: Die Messerhelden, welche in der Nacht zum Mittwoch den Kutscher Rudolf Dotzauer von hier in bestialischer Weise mißhandelten und verletzten, sind ermittelt worden. ES sind zwei in Klingenthal beschäftig«« Timbourierer namens Os wald Langhammer und dessen Vetter Franz Lang hammer, beide auS Schwaderbach gebürtig. Der erstere war über die Grenze nach Böhmen geflüchtet; in Eibenberg ist er von der Gendarmerie verhaftet wor den. Dem anderen Täter ist man ebenfalls auf der Fährte. Die Ber etzungen deS Dotzauer sind schreck licher Art; der Bedauernswerte dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Er hat allem in den Rücken 13 Stiche erhalten, davon drang einer in die Lunge, ein anderer in den Unterleib, wobei ein Darm erheb lich verletzt wurde. — Dresde«. Das königliche Hoflager ist nun mehr im Lustschloß Pillnitz installiert- König Georg bewohnt da- sog WasserpalaiS und empfängt daselbst »emnächst den Besuch seiner Schwester, der Herzogin- Witwe von Genua. — Ein Mann, der seine Abstammung nicht ver gaß, war der in Dresde« rerstorbene Großkauf mann Moritz Hugo Teichmann. Er hat unter an derem 72 000 M. hinterlassen, wovon die Zinsen den Witwen von Steueraussehern und Gendarmen zugute kommen sollen. Der Verstorbene war nämlich selbst der Sohn eines Steueraufsehers und GendarmS. — Bei Eröffnung der vorjährigen Rebhühner jagd (im September 1902) schoß auf Irchwitz«» Revier ein unvorsichtiger Jäger den Weber Johann Martin aus Irchwitz in den Kopf. Obwohl die Schußwunden verheilten, hatte Martin doch andauernd Schmerzen zu erdulden und jetzt ist der B-dauernS« werte sogar auf dem linken Auge erblinde». Die nun in Anwendung kommenden Bestimmungen des Hast- Pflichtgesetzes dürften für den unvorsichtigen Jäger sehr empfindlich werden. — Ueberall in Thüringen wird auf eine außer ordentlich reiche Kirschenernte gerechnet, wenn nicht Un wetter den reichen Kirschenanhang zu Nichte machen. Weniger befriedigend sind die Aussichten auf Birnen und Aepfe'- Die letzteren haben übrigens in diesem Jahre