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2484 PAPIER-ZEITUNG Nr. 70 Falsche Sperrung. Es ist nicht möglich, für alle Fälle giltige Regeln für die. Sperrung von Titelzeilen zu geben, man sollte vielmehr in manchen Fällen subjektive Erwägungen anstellen, um den Aufdruck auf dem Papier in überlegter Weise anzuordnen. Ein weit verbreiteter Fehler ist es, daß man oft innerhalb zusammengehöriger Zeilengruppen größere Zwischenräume anordnet als am Rande. Dadurch wird Zu sammengehöriges auseinander gerissen. Beispiel 1 ist im Original ein mit Edellinien umschlossenes Schriftfeld. Beispiel 1 8 BUCHDRUCKEREI 1 L. HIERONYMUS 2 FRANKFURT 4 . Die erste und dritte Zeile gehören zur mittleren, die drei Zeilen bilden eine Gruppe, infolgedessen dürfen die Zwischen räume 1 und 2 auf keinen Fall grösser sein als die Räume 3 und 4; Beispiel 1 zeigt diesen Fehler. Bei Bemessung der Räume und 2 kann man die Durchschnittsgröße der Schrift bilder nehmen, in diesem Falle also etwa soviel Raum wie Korpus (im Abdruck). Da man das Fleisch der Schrift beim Abdruck nicht sieht, so wird damit nicht gerechnet, sondern man spricht lediglich von dem auf dem Abdruck sichtbaren Zwischenraum. Wenn eine Zeile am Fuße Fleisch hat, so ist also entsprechend weniger Durchschuß einzulegen: auf diese Weise kann man gleiche Zwischenräume herstellen, auch wenn das Fleisch an der Schrift ganz verschieden ist. Die Räume 3 und 4 in Beispiel 1 müssen größer sein als 1 und 2; der Raum 4 wird deshalb größer sein müssen als 3, weil die Hauptzeile über der Mittellinie stehen muß. Wenn eine solche Zeile genau in der Mitte steht, so sieht es aus, als ob der Abdruck »herunterrutschen« wolle. Beispiel 2 zeigt das erste verbessert. Beispiel 2 BUOHDRUCKEREI L. HIERONYMUS FRANKFURT Durch größeren oder geringeren Zwischenraum wird Trennen oder Verbinden bewirkt. Auf diesen Punkt wird oft zu wenig Aufmerksamkeit verwendet. Der Zusammen hang des Textes geht verloren, wenn man bei zusammen gehörigen Zeilen einen größeren Raum als den Schriftkegel oder das Bild gibt. Strebt man danach, eine flächige Wirkung zu erzielen, die von der jetzigen Geschmacksrichtung bevorzugt werden soll, so muß der Zwischenraum anders bemessen werden: man wählt dann als Durchschuß wie im Buchsatz etwa ein Drittel der Kegelstärke, das ergibt im vorliegenden Falle auf dem Papier einen Abstand von etwa Nonpareille. Beispiel 3 Beispiel 8 BUCHDRUCKEREI L. HIERONYMUS FRANKFURT soll dies verdeutlichen. Der Aufdruck erscheint nicht mehr in drei Linien, sondern als Fläche. Man sieht daraus, daß es durchaus nicht nötig ist, »viereckig« zu arbeiten, um modernen Ansprüchen zu genügen. Von den Beispielen 2 und 3 kann der Setzer nach seinem Geschmack wählen, ol. Köln und Cöln . Der »Frankf. Ztg.« wird aus Mainz geschrieben: Ein Abfertigungs beamter nahm sich allen Ernstes vor kurzem heraus, eine Güter sendung, die laut Frachtbrief nach Köln bestimmt war, schroff zurück zuweisen, Köln sei für die Eisenbahnverwaltung ein ganz unbekannter Ort; Aufträge dahin seien für sie daher unausführbar. Verblüfft, ob dieser mit so erstaunlicher Sicherheit in der Erdkunde verbundenen Schneidigkeit, legte sich der Absender, wegen des drohenden Zeit verlustes besorgt, aufs Bitten. Köln sei doch bisher der Eisenbahn verwaltung so gut bekannt gewesen, daß keine der vielen Sendungen, die er bis in die letzte Zeit dorthin gerichtet habe, wegen Unauffind barkeit dieses Ortes zurückgelangt sei. Auch habe bis vor kurzem die Schreibweise Köln bei der Eisenbahnverwaltung amtliche Geltung gehabt. Man könne von einem einfachen Bürger unmöglich verlangen, daß sein geografisches und orthografisches Lernen und Vergessen stets, mit dem der Organe der Eisenbahnverwaltung gleichen Schritt hielte. In Sachen »Kölns« wolle er sich aber von nun an bessern. Durch dieses Versprechen setzte er die Abfertigung des Gutes auf seinen Frachtbrief noch einmal durch, jedoch nicht ohne die Drohung hören zu müssen, daß es das letzte Mal gewesen sei. — Wer sich eine förmliche Austragung dieser Streitfrage gelegentlich leisten kann, der würde sich ein Verdienst um das an deutsche Schreibweise ge wöhnte Volk erwerben, wenn er den Streit auf dem Verwaltungswege und nötigenfalls vor dem Gericht auskämpfte. Eg. Abendbesuch des Kunstgewerbe-Museums zu Berlin. Vom 1. Sep tember d. Js. ab wird der Lichthof des Kunstgewerbe-Museums wieder für den Abendbesuch bei elektrischer Beleuchtung in den Stunden von 1/,8 bis 1/,10 Uhr an allen Tagen der Woche mit Ausnahme von Sonntag und Montag zugänglich sein. Die Reihe der für den be sonderen Zweck des Abendbesuches hergerichteten Ausstellungen wird mit einer Vorführung der vom Kunstgewerbe-Museum im Laufe der Jahre herausgegebenen Abbildungswerke und sonstigen Veröffent lichungen beginnen, unter denen die in vollendeten Farbendrucken dargestellte »Gewebesammlung« einen besonderen Platz behaupten wird. Mißglückte Zwangsmaaßregel der Arbeiter. In der Regierungs- Druckerei in Washington hatte sich ein Untermeister der Buchbinderei gegen die Vorschriften seiner Gewerkschaft vergangen und wurde deshalb ausgestoßen-. Dann veranlaßte die Gewerkschaft seine Ent lassung aus dem Regierungsdienst, die indessen von dem Präsidenten Roosevelt sofort rückgängig gemacht ward. Die Arbeiter drohten nunmehr, die ganze Regierungsdruckerei lahmlegen zu wollen, be sannen sich aber eines Besseren, als vom Weißen Hause eine halb amtliche Darlegung kam, nach welcher jeder Angestellte, der sich ohne zureichenden Grund von seinem Posten entferne, als entlassen anzusehen’ sei und erst nach einer neuen Prüfung wieder Anstellung finden könne. CI. Gummierte Qapiere aller Art, von grösster Klebfähigkeit liefert billigst [141864 Emil Seidel, Leipzig-Cindenau Gummier-, Lackier-, Perforier-Anstalt. « • Plakat-Belelstung A. Flaskämper finiirmaschinen-Fabrik Leipzig-Lindenau [150154 ===== Gegründet 1871 -