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Nr. 70 PAPIER-ZEITUNG 2483 wird die Gründung einiger neuer Zeitungen berichtet. Dort hat sich die Politik auch bereits der sonst so harmlosen Ansichtskarten be mächtigt, die mit Bildern aus der altpolnischen Geschichte versehen sind und zu billigen Preisen unter der Bevölkerung verbreitet werden. Der Beuthener Gerichtshof hat jedoch den Verkauf derartiger Karten wegen ihres aufreizenden Inhalts verboten. Die Breslauer Handelskammer gab kürzlich verschiedene Gutachten, die für die Papier-Industrie Bedeutung haben. Im Handel mit Braun holzpapier ist es nicht üblich, daß vom Käufer, falls nicht ausdrücklich etwas anderes vereinbart ist, mit 6 Monaten Ziel, 3 Monate offen, 3 Monate Akzept, regulirt wird. Die üblichen Zahlungsbedingungen, sind vielmehr dreimonatliches Ziel oder 2 pCt. Kassen - Skonto bei Zahlung binnen 30 Tagen. Für Buchdruck-Arbeiten kann nach den hierorts in diesem Ge schäftszweige herrschenden Verkehrs-Anschauungen ein Zahlungsziel überhaupt nur dann in Anspruch genommen werden, wenn es zwischen den Vertragsteilen besonders vereinbart ist. Dabei kommt vielfach die Bewilligung eines dreimonatlichen Zahlurgszieles vor, ohne jedoch die ausnahmslose Regel zu bilden. Sechsmonatliches Zahlungsziel dagegen ist in diesem Geschäftszweige ganz ungewöhnlich. Für die Bewilligung und Länge des Zieles macht die Art der zu liefernden Arbeiten keinen Unterschied aus, sondern eher die Art des Kunden, je nachdem es sich um ständige Abnehmer oder um Neuanknüpfung von dauernden Geschäftsverbindungen oder um einmalige Besteller handelt. Die Worte franko und frachtfrei sind im Handelsverkehre völlig gleichbedeutend. Ist Lieferung franko oder frachtfrei bedungen, so bezahlt in der Regel der Absender die Fracht. Hat dieser jedoch die Frankirung unterlassen, und ist der infolgedessen vom Empfänger zu verauslagende Betrag geringfügig im Verhältnis zum Wert der Ware und auch nicht so hoch, daß dem Empfänger durch sofortige Zahlung Schwierigkeiten oder Unbequemlichkeiten erwachsen können, so ist es allgemeiner Brauch, daß der Empfänger die Fracht verauslagt, falls er den, Kaufpreis für die Ware noch nicht bezahlt hat. Wenn einem Reisenden Vertrauensspesen bis zu einem gewissen Höchstbetrage bewilligt worden sind, so ist nach der hier herrschenden Verkehrsauffassung hierunter zu verstehen, daß die Spesen die vor geschriebene Höhe nicht überschreiten dürfen, nicht aber, daß der Reisende den ausbedungenen Höchstbetrag unter allen Umständen täglich zu beanspruchen habe. Demnach muß der Reisende, wenn Grund zum Mißtrauen gegen seine Geschäftsführung vorliegt, den Nachweis der tatsächlichen Verwendung der berechneten Spesen erbringen. Hierbei hat der Reisende jedoch nur die Fahrgelder und die Transportkosten anzuführen, wogegen er in Betreff der Ausgaben für seinen Unterhalt nur die Angemessenheit derselben zu vertreten hat. Typographische Gesellschaft zu Leipzig In der Sitzung vom 19. August wurden die Arbeiten des im vorigen Jahre gegründeten Johannisfest-Drucksachen-Austausches be sprochen. Der Gründer dieses Austausches, Herr A. Küttner, über nahm selbst die Besprechung, indem er die besseren Arbeiten einer Kritik unterzog. Die von etwa 70 Bezirksvereinen eingegangenen Drucksachen, bestehend aus Programmen und Eintrittskarten, zeigen gegenüber den vorjährigen wesentlichen Fortschritt. Die freie Richtung ist fast ganz verschwunden. Am meisten Verwendung findet die Eckmannschrift und deren Abarten, auch die magere Grotesk im Sezessionscharakter ist beliebt, während Walthari, Behrens und Siegfried sich nur vereinzelt vorfinden. Als Zierat dienen zumeist die doppelstumpffeinen Linien; die fetten Jugendlinien und auch schwere Ornamente, die zu Beginn der modernen Richtung beliebt waren, finden sich nicht mehr. Es ist hieraus geläuterter Geschmack zu erkennen, da man wieder die goldene Mittelstrasse einschlägt. Bei einem großen Teil der Arbeiten wird immer noch zu viel Wert auf Ornamentirung gelegt, in Folge dessen kommt die Schrift nicht zur Geltung. Andere sonst gute Arbeiten sind verunglückt durch falsche Farbenstimmung. Wenn auch bei den Johannisfest-Drucksachen im allgemeinen kein so strenger Maßstab angelegt werden darf, da viele von ihnen nebenbei gefertigt werden, so bieten sie doch ein Bild der gegenwärtigen Ausstattungsweise. W. F. Fotografischer Abschwächer Zu der Ausseinandersetzung auf Seite 2298 (Nr. 6b) bemerke ich, daß Ammonium-Persulfat (A.) nichts Neues, sondern seit mindestens 3 Jahren bekannt ist. Die angegebenen Anwendungsformen des A. verstehe ich nicht, jedenfalls kann kein Amateur danach arbeiten. Das Salz dem Entwickler zuzusetzen, würde wenig Zweck haben, denn ein noch nicht entwickeltes Bild kann man doch nicht ab schwächen. Es ist auch viel richtiger, das Reduziren bei Tageslicht vorzunehmen, wo man den Uebergang genau beobachten kann (also an der fixirten Platte), statt in der Dunkelkammer. Nach meiner Erfahrung verwendet man das A. wie folgt: Das ab zuschwächende Negativ wird eine Stunde eingeweicht, wenn man den Prozeß nicht an der nach dem Fixiren gut gewässerten Platte sofort vornehmen will. In eine mit Seife gut gereinigte Glas- oder Porzellan- Schale wird eine schwache Lösung von A. in gewöhnlichem Wasser getan (ich nehme etwa 1.—2 g auf 100 g Wasser). Die Platte wird in die Lösung gelegt, die durch Schaukeln der Schale öfter bewegt werden muß. Ab und zu nimmt man das Negativ heraus, um es gegen das Licht zu prüfen. Die Abschwächung geschieht erst lang sam, später ziemlich schnell, man muß also gegen das Ende des Prozesses gut aufpassen. Ist die Platte hell genug geworden, so spült man sie kurz ab, legt sie — um das sonst weiterwirkende A. zu zer stören — 10 Minuten in eine Lösung von schwefligsaurem Natron 1 : 10, wäscht eine halbe Stunde in fließendem oder in 10 mal gewechseltem Wasser und stellt sie zum Trocknen auf. A. ist in der Hand von Amateur - Fotografen ein treffliches Mittel, Entwicklungsfehler auszugleichen. Zu kurz belichtete Negative werden nach dem Fixiren, wie oben angegeben, in den harten Lichtern gemildert. Ueberbelichtete Platten, daran kenntlich, daß die Platte in schwachem Entwickler sofort grau überläuft, werden schnell in eine bereit gestellte scharfe Entwickler-Lösung gebracht, die viel Bromkali enthält. Ich verwende z. B. je nachdem 10—15 ccm Rodinal 60 ccm aqua dest. 20—25 ccm Bromkali 1 : 10 In diesem Entwickler bleibt die Platte, bis sie in der Durchsicht bei nahe ganz schwarz ist; dann spüle ich ab und lege sie in scharfes Fixirbad. Nach dem Fixiren wird die Platte meist ein gut ab gestuftes Bild zeigen, das aber sehr dicht ist und in der Sonne oft stundenlang kopiren würde. Diese Platte läßt sich durch Ammonium persulfat zu einem Negativ von normaler Dichtigkeit reduziren. Die Rezepte des Herrn Fleck haben in der Kegel den Fehler, daß sie zu viel voraussetzen, was gelegentlich Fotografirenden nicht be kannt ist, oder daß die angegebenen Lösungen nicht beschafft werden können. So war es mir unmöglich, die beschriebenen Ton- fixirbäder in Berlin aufzutreiben, weil die Chemikalien in der vor geschriebenen Form nicht im Handel erhältlich sind. Drogisten usw., die sich mit der Einzel-Anfertigung fotografischer Lösungen befassen, lehnen solche Aufträge ab, oder sie lassen die nicht zu beschaffenden Teile fort oder suchen sie durch Aehnliches zu ersetzen. Ich sage nicht, daß die Rezepte falsch sind — sicher aber sind es dann die Lösungen. Auch die Firma Hügel, die als Lieferantin der Bäder angegeben war, konnte die Lösungen damals nicht liefern. Es ist auch viel zu um ständlich, vielleicht 1/2 Liter Tonbad von München her zu beziehen, In einer fotografischen Zeitschrift wurde kürzlich eine ähnliche Klage erhoben. Leuten, die nicht ganz in der fotografischen Praxis stehen, und die schon Mißerfolge genug haben, sollte man nicht weiter Verdrieß lichkeiten durch unklare Vorschriften bereiten, die nur Geld kosten und geeignet sind, die Freude am Fotografiren zu vermindern. H. Selbsttätiger Anlege-Apparat für Tiegeldruckpressen In der Berliner Filiale der Johannisberger Maschinenfabrik, bei Herrn Josef Klein, Waldemarstr. 44, ist gegenwärtig der selbsttätige Anlege-Apparat Agrafia, an einer Phoenixpresse arbeitend, ausgestellt. Der Apparat stellt einen von der Tiegeldruckpresse vollständig un abhängigen stabil gebauten selbständigen Mechanismus dar, der mit der Tiegeldruckpresse durch zwei seitlich angebrachte eiserne Schienen verbunden und im Bedarfsfälle leicht zu entfernen ist. Zwischen zwei kräftigen, die Tiegeldruckpresse überragenden Seitenteilen befindet sich in Brusthöhe die Tischfläche für den Papierstoß. Von hier aus wird der Bogen durch messingene Saugröhren angesaugt und durch ein kurzes Ueberschlagen dieser Sauger auf den dicht daranstossenden geöffneten Tiegel gelegt. Bevor sich der Tiegel vollständig schließt, legt sich ein anderer Saugapparat in Form eines schmalen Lineals, welcher durch zwei am oberen Ende des Gestelles befestigte Arme geführt wird, zwischen Tiegel und Druckform in der Weise, daß der verstellbare Sauger stets auf der oberen Kante des Papierbogens ruht. Nach dem Druck öffnet sich der Tiegel, der noch in Tätigkeit be findliche Sauger hält den Bogen fest, während die Arme sich nach oben bewegen und den Bogen auf eine erhöht gelagerte schräge Tischfläche führen, wo ihn der Saugei - fallen läßt. Durch federnde Stahlbügel wird der Papierstoß, sobald die Saugröhren einen Bogen abgehoben haben, stets wieder zurechtgestoßen, sodaß das Papier stets einen glatt geordneten Haufen bildet. Auf dem Tiegel wird der angelegte Bogen durch seitliche Schieber in die richtige Lage gebracht. Sobald ein Bogen die Vordermarken nicht gleichmäßig berührt, ertönt ein Glockensignal; die Summe dieser Glockensignale zeigt an, wie viel schief angelegte Bogen sich in der Auflage befinden, wenn man dieselben nicht während des Druckes entfernen will. Der Apparat legt sowohl leichtes Postpapier als auch Postkartenkarton mit Sicher heit an. Durch Anbringung von Trennungsstücken auf dem Anlege tisch können zwei oder selbst drei Briefumschläge gleichzeitig gedruckt werden. Bei einer Besichtigung des Apparates durch Sachverständige arbeitete der Apparat zufriedenstellend mit einer Geschwindigkeit von 1350 Druck in der Stunde. B. Stiftung. Der Herausgeber der »New York World«, Pulitzer, über wies der Columbia-Universität 2 Millionen Dollar zur Errichtung einer Schule, in der Journalisten ausgebildet werden sollen. Die Schule soll mit der Universität verbunden werden. Pulitzer hat die Anregung zu seiner Stiftung aus England erhalten. Die Londoner Journalisten-Schule hat ein Stipendium von 400 Pfund Sterling zu vergeben, welches dem Journalisten-Schüler zuerkannt werden soll, der am Ende des Kursus die meisten Fähigkeiten zeigt. Für den Betrag der Stiftung soll er eine Reise ins Ausland unternehmen und sich dort Weltkenntnis an eignen. L.