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2408 PAPIER-ZEITUNG Nr. 68 länglich rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht wird, die ohnehin nur langsam sich bewegende Kurbel nicht weiter zu drehen.) Der Druck, bei welchem das Papier zerreisst, also das Zerreiss gewicht, entspricht g . sin a, wobei g das Gewicht bedeutet, welches das Papier zerreisst, und a den Winkel, um welchen das Gewicht gedreht wurde. Bei dem abgebildeten Apparate beträgt das Gewicht 3 kg, weshalb in einem Falle, in welchem der Zeiger auf dem Grad bogen den Winkel von 25° angibt, das Zerreissgewicht: 3000 X 0.42262 (Sinus des Ausschlagwinkels) = 1267.86 g beträgt. Aus dem Zerreissgewichte ergibt sich dann die Reisslänge, wie zahlreiche Versuche ergaben, durch Einführung des Radius der vernickelten Kugel als Breite des Papierstreifens in die Formel von Hoyer. (Der Apparat ist derart gebaut, dass die Enden der Zeiger und der Mittelpunkt der Kugel gleich weit entfernt sind vom Mittel punkt der Radachse) Z. B. wenn der Radius 3.7 mm beträgt und das Gewicht von 1 m 2 Papier 85.45 g entspricht, der Wert von: —1267.86— _ 85.45 X 8-7 Die Dehnung des Papiers lässt sich ermitteln aus dem Abstande In Millimetern, den die beiden Zeiger auf dem Kreisbogen angeben und aus dem Radius der Papierkreisfläche des eingeklemmten Papier blattes. Diese werden als die zwei Katheten eines Dreiecks an gesehen, dessen Hypothenuse durch die Seite gegeben ist, welche das eben zerreissende Papier bildet; die Differenz aus letzterer und dem Radius ergibt die Dehnung des Papiers in Millimetern nach der Gleichung: X = V a—bä — a, in welcher x : die Dehnung; b : den Abstand zwischen den beiden Zeigern und a : den Radius der Papierkreisfläche bedeutet. In einem besonderen Falle, wenn a mm; b mm ist: x = V 900 — 49 — 30 = 0.8 mm. Das Probeblatt dehnt eich demnach bei einer Länge von 30 mm um 0.8 mm aus, mithin entspricht seine Dehnung 2.7 pCt. Wien, Chemisches Laboratorium der Wiener Handels-Akademie, im März 1903 Berliner Papier- und Schreibwaren-Neuheiten Eigenbericht. Nachdruck verboten Aehnlich den »Panorama-Postkarten« sind auch die Karten mit einem »automatischen Bierzähler«. Man sieht unten links eine Bierhaus-Szene und rechts, hinter einem Ausschnitt eine Vorrichtung, um eine oberhalb angebrachte Scheibe zu drehen, auf welcher neben einem Vers wie z. B.: »Erstes Glas, das merke fein, feuchtet nur die Kehle ein«, die Zahl der Seidel angegeben ist, die sich ein Zecher gestatten darf. Diese Karten bestehen aus zwei feinen zusammengeklebten Karton blättern, damit die Adressenseite glatt bleibt. Ebenfalls doppelt sind die Karten »Worte aus dem Herzen«. Inmitten von Rosen und Vergissmeinnicht ist eine Herzform ausgeschnitten, hinter welcher sich eine Scheibe mit dem Bild Capidos vorüberführen lässt, indem der freie Raum neben ihm dazu bestimmt ist, von dem Absender ausgefüllt zu werden. Zu dieser leichten Gattung in Doppelblättern gehören auch die Reliefkarten, auf welchen die Figuren von einem farbigen Lichtschein getroffen er scheinen. Es sind Sommerlandschaften: kleine Dorfhäuser, am Wasser gelegen, und an den Seiten von wilden Rosen oder Stiefmütterchen begrenzt; Winterlandschaften, die am Rand der Karte herum von Eiszapfen umgeben sind oder Bilder zu ver schiedenen Dichtungen, wie die Balkonszene aus »Romeo und Julia«, eine der beliebten Szenen ans dem »Trompeter von Säckingen« und andere mehr. Sehr drollig sind die Bilder auf einer Reihe von Karten, auf welchen die Pilze im Walde vermenschlicht wurden. Der Steinpilz stellt sich als eine sehr ehrbare Bürgerfamilie dar. Die braunen Hüte, welche die aus dem fleischigen Stiel hervortretenden Gesichter beschatten, er füllen durchaus den Zweck einer Kopfbedeckung, während sich in den rundlichen unteren Formen der Pilze sehr gut die soliden Verhältnisse erkennen lassen, in welchen die Pilz familie lebt. Der rote Fliegenpilz ist als Glücksgöttin dar gestellt, wenn diese Göttin auch einen etwas hexenartigen Ein druck macht. Sie hat einen Becher in der Hand und schüttet vor einem Gnom die Würfel aus. Unter dem gewölbten Hute eines weissen Pilzes hat eine Sylphe im blauen Kleide vor dem Regen Schutz gesucht. Sie ist so niedlich, dass selbst der alte Pilz bei ihrem Anblick ein menschliches Empfinden ver spürt und sie zu küssen sucht. — Ein Blick auf die »Gravures anciennes« macht die »alte Zeit« wieder vor uns lebendig. »The chorus« zeigt uns einige alte Herren in hellen Kniehosen und farbigen Fräcken, rot, gelb und blau, die, aus langen weissen Tonpfeifen rauchend, bei einer Bowle sitzen und angeheitert ein Quartett singen. In »a quiet game of nap« versuchen vier andere alte Herren im ähnlichen Kostüm vor dem Schlafen gehen noch ein harmloses Spielchen. Die würdigen Lebens gefährtinnen dieser Herren in bauschigen Kleidern und grossen Hauben vertreiben sich nach immer gleicher Mode die Zeit mit »scandal and tea« und der Ausdruck in den Gesichtern lässt deutlich erkennen, dass das angeschnittene Thema die Gemüter stark erregt, während auf der Karte: »The beauty! The Image of bis father«, die Grossmama voll Stolz ihren ersten Enkel präsentirt. — In »The hunting party, d’aprs les Estampes an ciennes du 18. Siecle« sind eine Reihe englischer Jagdszenen dargestellt. Die Zeichnungen sind sehr lebensvoll und von frischem Kolorit. — Eine andere Folge von Ansichtskarten führt uns in die klassische Zeit Griechenlands zurück. Es sind Kentaurenbilder von sehr reicher, künstlerischer Ausführung, nur wenig kolorirt. Wir sehen da eine junge blonde Kentaurin als Hirtin unter einer Herde Schafe. Sie trägt ein hellblaues Gewand, das über den ganzen Pferderüeken reicht, während an ihrem Halse eine Feldflasche hängt. Ein Kentaurenpaar, von einem Füllen begleitet, ergeht sich im Freien. Die Frau lauscht den Klängen der Mandoline, die von dem Manne ge spielt wird. Andere Szenen zeigen die Kentauren im Wasser und am Brunnen. Ein Widerspruch scheint jedoch in dem Bilde zu liegen, auf welchem eine Damengesellschaft, die sich auf einer Veranda versammelt hat, in modernen Kleidern dar gestellt ist, während ein männlicher Kentaur, zum höchsten Schrecken der Versammelten von ausserhalb in ihre Gruppe hineinsprengt. — In welcher Weise die Grossstädter die Sommer frische geniessen, darüber belehrt uns eine zoologische Bilder reihe »humoristischer Kraxler-Typen«. Diese Kraxler haben ihre städtische Tracht alle mit dem Aelplerkostüm vertauscht. Der »Turmfalke«, ein sehr hagerer Mann, mit einem Falken gesicht, klettert mit Hilfe eines Seiles an einem steilen Felsen hinauf. Das »Murmeltier«, das von etwas vollen Körperformen ist, hat sich bequem ins Gras gelegt und schnarcht mit offenem Munde. Der »Steinadler, vulgo Adlerstein«, erscheint in Aelpler- tracht besonders interessant. Mit dem Monokel bewaffnet, hat er kühn einen der Bergriesen erklommen und geniesst von seiner Höhe die Fernsicht. In ähnlicher Weise ist die Alpen zoologie noch durch verschiedene Exemplare dargestellt. Zu den Neuheiten zur Erhöhung der Heiterkeit bei Land partien gehören verschiedene Flöten aus Pappe. Man kann die schmalen von der Seite blasen, die trichterförmigen von der Spitze. Sie sind mit verschiedenen Sprüchen bedruckt, wie: »Schön ist sie, Sonntags früh, die Landpartie,« oder man hat diese Form auch mit drei aufgerollten Papierbärten besetzt, und bläst man dann in die Flöte hinein, dann schnellen die Bartspitzen auseinander. An den mit Goldpapier beklebten Trompeten hängt auch wohl ein blaues Banner aus Papier mit Goldfransen herab, auf dem der Weckruf steht: »Auf, auf nun Ihr Brüder!« Der Humor kommt noch besser zur Geltung, wenn sich die Teilnehmer der Landpartie mit Papiermützen versorgen, 'die in den mannigfachsten Formen erhältlich sind. Äusser den Jockeymützen in allen möglichen Farben und den flachen Mützen in Form der studentischen Zereviskäppchen, mit jeder Art Sportemblemen verziert, sind die Zylinderhüte in schottischen Farben von sehr guter Wirkung? Ausserdem stehen Kopfbedeckungen zur Verfügung in Gestalt von Enten und Hühnern, sowie in Form von chinesischen Pagoden und Schiffen, die sogar mit chinesischen Figuren ausgestattet sind. Auch Papierfächer sind hier immer am Platze. In den Rad formen dieser sind einzelne grosse Blumen oder Schmetterlinge naturgetreu dargestellt. In anderen sind Federfächer nach geahmt, indem federartig bedruckte und ausgefranste Papier blätter auf die Rippen des Fächers geklebt wurden. In ähn licher Weise ist es auch mit einzelnen Blumen gehalten, die aber ausserdem noch, namentlich im Kelch, mit Metallflittern besetzt sind. Diese Verzierung ist auch in Form kleiner Blumen oder Schleifen, die mittels Perlen befestigt sind, auf den platten, mit Blumen bedruckten Papierblättern angebracht, die gleich mässig über die Rippen gespannt sind. — Die neusten Laternen haben die Form von Enten und Hühnern, indem aber nur der Rumpf durch das eingesetzte Licht erleuchtet wird, während Kopf, Schwanz und Beine nur aus glattem, buntbedrucktem Papier ausgestanzt und dann angeklebt sind. Hübscher wäre es freilich, wenn auch diese Teile hohl wären, damit sie eben falls durchleuchtet werden können, wie dies bei den Schmetter lingslaternen der Fall ist. Bei diesen Laternen, die so flach sind, dass nur gerade das Licht ohne Gefahr darin, eingestellt werden kann, dringt der Schein in alle Winkel hinein. Die beiden glatten Seitenteile, die in Form und Farbe verschiedenen