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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter Erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Die Typen für die neue Rechtschreibung In Nr. 35 der Papier - Zeitung wurden die Beschlüsse ver öffentlicht, welche die aus deutschen Buchdruckerei- und Schriftgiesserei-Besitzern zusammengesetzte Kommission betreffs der Typen für die neue Rechtschreibung gefasst hat. In zwischen ist auch im Verlage des Bibliographischen Instituts in Leipzig die »Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache« erschienen, welche Dr. Konrad Duden auf Anregung und unter Mitwirkung des deutschen Buchdrucker-Vereins usw. verfasst hat, und so ist denn eine Grundlage für Einheitlichkeit in Schrift und Druck der deutschen Sprache geschaffen. Es kommt nun darauf an, dass sich alle Beteiligten darauf stellen. Schwer wird es selbst denen fallen, welche das Erreichte nicht für praktisch ansehen, sich aber trotzdem damit befreunden, weil es wenigstens einheitlich gehandhabt werden soll. So wird es z. B. sehr schwer sein, für die fetten Auszeichnungs schriften dem Sulzbacher Eszet eine Form zu geben, welche leicht erkennbar ist. Und wie man dem Beschlusse nach kommen soll, »die Schriften in Zukunft auf einen etwas grösseren Kegel zu giessen oder das Schriftbild kleiner zu halten, damit die Umlaute A Ö Ü noch auf den Kegel ge bracht werden können«, das ist auch nicht so einfach. Die technischen Bedenken, die von Anfang an gegen diese Be stimmungen der Ministerial-Behörde erhoben wurden, sind ge blieben und können trotz bestem Willen nicht wegbeschlossen werden. Sie sind ja selbst von Staatsbehörden nicht berück sichtigt worden. So z. B. sind im Reichs - Kursbuch, Aus gabe Nr. 5 vom Juli 1903, die Versal - Umlaute wie früher behandelt; im Register wie in den Fahrplänen ist nach wie vor zu lesen: Aerschot, Oebisfelde, Uelzen. Auch in den mir zu Gesicht gekommenen Kurszetteln der Zeitungen kann man fortgesetzt lesen: Oesterr. Goldrente. Ich weiss auch nicht, wie dies geändert werden soll, ohne gegen die geltend ge machten augen-hygienischen Bedenken zu verstossen. Aber selbst mit dem Sulzbacher Eszet lassen es die Behörden an sich kommen. Auf der Strecke Berlin-Lichterfelde-Ost der elektrischen Vollbahn sind seit dem 15. Juli ganz neue Wagen eingestellt, deren jede Tür die Warnung enthält: »Tür schliessen«. Im ersten Wort ist man bis zur neuen Rechtschreibung vor- gedrungen, im zweiten ist man bei der alten geblieben. Aber nicht bloss in Deutschland, sondern auch in Oester reich sind die Behörden mit der Einführung der neuen Recht schreibung noch im Rückstände. Wenigstens berichtet die »Oesterr. Fakt.-Ztg.«, dass Wiens Buchdrucker beschwerde führend an das Unterrichts - Ministerium herangetreten sind, weil die neue Rechtschreibung in den amtlichen Drucksachen nicht zur Anwendung gekommen ist. Sie fehlt z. B. in sämt lichen Drucksachen der Post, des Postsparkassenamtes, im Verzeichnis der Telefon-Abonnenten. Selbst die neuen Tausend- Kronen-Noten, welche die neue Rechtschreibung im Allgemeinen aufweisen, haben das Oe statt des vorgeschriebenen Ö. Es wird aber dort wie bei uns nicht am guten Willen, sondern an der Unmöglichkeit liegen, den von der Ministerial- Behörde ohne Zuziehung technischen Beirats getroffenen Be stimmungen nachzukommen. Mit Recht schrieb schon ein Herr R. R. in L. vor einem Jahre im »Allg. Anz. f. Druckereien«: »Neben den wissenschaftlichen Fragen, über welche die Ge lehrten immerhin ganz unbeeinflusst entscheiden mochten, gibt es doch auch eine Reihe rein praktischer Fragen, zu deren Lösung der Buchdrucker herangezogen werden sollte und übrigens auch allein berufen ist. Und dass dieser nicht zur geeigneten Zeit vernommen wurde, dürfte sich als ein grosser Nachteil für die baldige allgemeine Einführung der neuen Recht schreibung erweisen.« Hoffentlich werden für die Folge nicht wieder derartige Vorschriften erlassen ohne Zuziehung von Sachverständigen unseres Gewerbes. Hermann Smcdian Der Buchdruckerei-Kontorist. — Schleuderkonkurrenz Vom Main Mit Interesse habe ich den in Nr. 64 erschienenen Artikel »Der Buchdruckerei-Kontorist« gelesen. Derartige Abhandlungen sind ge eignet, besonders bei den jüngeren Herrn unseres Faches aufklärend und belehrend zu wirken, und tragen dadurch zur Gesundung des Geschäftszweiges ihren Teil bei. Nebenbei bemerkt, hat sich der geschätzte Autor des besagten Artikels in der Papiermenge für 1000 Zirkulare von Postquartformat insofern verrechnet, als hierfür nicht 180 sondern etwa 255 Bogen gebraucht werden, somit erhöht sich die Summe der berechneten Kosten entsprechend. Bei dieser Gelegenheit widme ich einige Worte dem Thema »Schleuder- oder Schmutzkonkurrenz«, das in der Papier-Zeitung öfter schon eingehend behandelt wurde. Frug da kürzlich bei mir ein Mühlenbesitzer, dem ich schon lieferte, um den Preis für 10 000 Rech nungen an, Format 1/16 Post, einseitiger Druck, Papier holzfrei Post, 22 kg die 1C00 Bogen, je 100 Rechnungen zu Blöcken vereinigt mit Lochreihen zum Abreissen. Ich verlangte hierfür den gewiss mässigen Preis von 28 M. 50 Pf., musste mich aber überzeugen, dass ein Buch druckereibesitzer X. in einem Nachbarort diese Rechnungen seither zu 18 M. geliefert hat. Der Besteller erklärte mir nachher, dass Herr X. den neuen Auftrag zum alten Preise von 18 M. »mit Kuss hand« wieder übernommen hätte. Mit meinem Preis für gleichzeitig angefragte 5000 Lieferscheine, Format 1/, mit Kupon (perforirt), Aus führung und Papier wie bei den Rechnungen, war ich ebenfalls viel zu hoch, und Besteller will solche gleichfalls zum Preise von 18 M. vom gleichen Drucker erhalten haben. Beide Sachen wurden früher nicht auf einmal bestellt, um nicht etwa die Annahme zu erwecken, als ob diese zwei Drucksachen zusammen hätten gedruckt werden können. Ob dieser »billige Mann« überhaupt rechnet? Solche Preis-Unter bietungen sind doch unerhört und im vorliegenden Falle umsomehr zu bedauern, als es sich hier nicht um einen Anfänger handelt, der mangels Beschäftigung mal eine kurze Zeit zu jedem Preis arbeitet. Ich schlage die Tätigkeit des Buchdrucker-Verbandes nicht gering an und erkenne die vom Verband erzielten Erfolge, namentlich die zu Wege gebrachte Tarifgemeinschaft rückhaltlos an. Es ist aber doch auch, wenn ich über die Ziele und Zwecke des Verbandes richtig unterrichtet bin, Sache der Verbandsleitung, den Kampf gegen solche Schmutzkonkurrenz energisch aufzunehmen und namentlich auch dafür zu sorgen, dass in den dem Verbände angehörenden Druckereien die von demselben aufgestellten Mindestpreise für Druck sachen auch eingehalten werden. Die erwähnte Druckerei gehört dem Verbände an. Mein hiesiger Konkurrent ist ebenfalls im Verband, was ihn nicht abhält in Fällen, wo Konkurrenz im Spiele ist, die Preise zu unterbieten, und wenn es unter dem Selbstkostenpreis sein muss. Allgemein ist doch die Meinung vorherrschend, dass die dem Verbände angehörenden Druckereien gewissermaassen die Elite der Kollegen seien, was sich so allgemein gewiss nicht mit Recht sagen lässt. Ich bekenne, dass ich, obwohl ich den Zielen des Verbandes sehr sympathisch gegenübetstehe, ihm noch nicht angehöre. Obwohl mein Geschäft auch noch sehr jung ist (ich bin im zweiten Jahre etablirt), so kann ich doch mit gutem Gewissen versichern, dass ich noch nie, mögen die Verhältnisse liegen wie sie wollen, einen Preis gestellt habe, der nicht die Selbstkosten deckte. Ich entlohne mein Personal tarifmässig, habe mich aber gerade deshalb noch nicht zur Anerkennung des Tarifs bereit finden können, weil ich so häufig die Erfahrung machen muss, wie sehr auch dem Verbände angehörende Kollegen die Preise verderben, häufig ohne jeden vernünftigen Grund. H Kunstdruckpapier Die »Graphische Vereinigung« in Offenbach a. M. ersucht uns, folgende in ihrer letzten Sitzung aufgeworfene Fragen zur Aussprache zu bringen: 1. Wie entfernt man auf Kunstdruckpapier mitgedruckte Spiesse innerhalb kompressen Nonpareille Satzes? 2. Welchen Einfluss übt Witterungswechsel auf Kunstdruckpapier aus, und wie gross kann die Ausdehnung bei einem 60X90 cm grossen Bogen sein? Wir wären erfahrenen Lesern für Mitteilung von Rat schlägen und Erfahrungen sehr dankbar. Schriftleüung