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Nr. 62 PAPIER ZEITUNG 2189 wird. Auch der Bogenanleger »Dux« der Firma König & Bauer ist nach dem Ausstreichsystem gebaut. Er vermeidet jedoch die Zuhilfenahme elektrischer Vorrichtungen. Beim Anlegen mit der Hand schiebt bekanntlich der Anleger erst die Bogen mit einem Falzbein vor, sodass der oberste Bogen über die übrigen vorsteht. Dann hebt er die ihm zunächst liegende Ecke dieses Bogens, sodass Luft darunter kommt und trennt ihn so von den übrigen Bogen. Diese Bewegung wird bei dem Dux’schen Apparat in folgender Weise ausgeführt: Die Ausstreichscheibe, ein Holzrad von etwa 7 cm Durchmesser, mit teils rechts, teils links und teils in der Mitte des Rad kranzes sitzenden flachen Zähnen von der halben Breite des Radkranzes, schiebt die Bogen staffelförmig vor, wobei sie sich zuerst infolge ihrer eigenen Schwere nach unten senken, dann aber auf ihrem Wege über eine nach oben gebogene Platte geführt werden, auf welche sie hinaufgleiten. Hat der oberste Bogen den höchsten Punkt der Platte erreicht, so wird er von einer Kautschukscheibe erfasst, welche sich mit grösserer Geschwindigkeit als die Ausstreichscheibe bewegt. Der Bogen, welcher vorher gebogen war, streckt sich nun und unter ihn eindringende Luft hebt ihn vollständig von den übrigen Bogen ab. Die periodische Begrenzung des Aus streichens, das der Handanleger mit Hilfe des Gesichts und Gefühls bewerkstelligt, wird bei dem Apparat durch eine eigen artige Auslösung bewirkt, welche auch beim dünnsten Papier das Ausstreichen periodisch unterbricht. Die Auslösung be steht aus zwei Kautschukscheiben, welche gegen eine rotirende Metallwalze gepresst werden. Zwischen diesen Scheiben geht in einer in der Walze befindlichen Nute ein Anschlagfinger her unter, welcher so leicht beweglich ist, dass er durch das mittels der Scheiben straff gehaltene Papier in die Höhe gehoben und aus- gelöst wird. Hat der Bogen in seiner ganzen Fläche den An sohlagefinger passirt, so fällt letzterer wieder in die Nute, die Kaut- sohukscheibe hebt sich in die Höhe, und der ganze Ausstreich mechanismus steht solange still, bis ein folgender Bogen vor zuschieben ist, während der erste Bogen durch zwei in dem Tempo der Maschine arbeitende Gummischeiben weiter trans- portirt wird. Die weiteren ausgestrichenen Bogen werden durch eine eigenartige Pressvorrichtung mit aus Metall ge bildeten leicht beweglichen Füssen festgebalten. Der zuerst zum Druck gelangende Bogen gleitet auf einem Bänder-System über den Anlegetisch zu den Anlegemarken, wobei zwei kleine Holzrädohen das zu starke Hinunterschiessen des Bogens ver hindern. Genaue Seitenstellung wird dadurch erreicht, dass der Bogen selbst nach der einen Seite gestossen und dann durch eine Klemmvorrichtung von der anderen Seite her in die richtige Lage gezogen wird. Der zur Besichtigung vorgeführte Apparat mit feststehen dem Anlegetisch gestattet etwa 1500 Bogen vorzuschlagen, in dessen werden weitere Apparate derart eingerichtet werden, dass 3 bis 4000 Bogen vorgeschlagen werden können. Geht der Papierstoss zu Ende, so macht ein Glockenzeichen hierauf aufmerksam und ist auch der letzte Bogen verdruckt oder bringt der Apparat aus irgend welchem Grunde keinen Bog-n an die Greifer, so wird die Maschine auf mechanischem Wege zum sofortigen Stillstand gebracht. Das geschieht in folgender Weise: In der Mitte der Vorderkante des Anlagebretts befindet sich ein Einschnitt und über diesem Einschnitt ein leicht be weglicher Finger, welcher auf dem Papierbogen ruht. Ist in dem Augenblick, wo der Druckzylinder sich in Bewegung setzen will, kein Bogen vorhanden, so fällt der Finger in den Einschnitt hinein und löst durch Hebelübersetzung die Aus rückvorrichtung aus, sodass die Maschine zum Stillstand kommt. Das hölzerne Ausstreichrad, welches über dem Papier lagert, ist an einem Arm befestigt, dessen vorstehendes Ende ein Gegengewicht trägt. Dieses Gewicht ist auf der hindurch gehenden Achse verschiebbar und hierdurch lässt sich der Druck des Ausstreichrades, je nach Stärke und Glätte des Papiers, regeln. Der Apparat arbeitet zur Zeit an einer Maschine im Format von 78 X 118 cm und hat ohne Schwierigkeiten Papiere ver schiedener Stärke verarbeitet. Die Konstruktion ist sehr ein fach, sodass die Bedienung keinerlei besondere technische Fähigkeiten voraussetzt. Der Preis eines »Dux«-Bogenanlegers stellt sich auf etwa 1600 M. Bis auf weiteres ist derselbe täglich in der Handelsstätte Belle-Alliance im Betriebe zu be sichtigen. B. Typographische Gesellschaft zu Leipzig Die Sitzung vom 22. Juli bot Gelegenheit, den neuen Farben verteiler »Aerograph« kennen zu lernen. Der Vertreter der »The Aerograph Co., Ltd «, Herr Bahrte, erklärte diesen sogenannten Luft pinsel. Das in Länge und Form einem zugespitzten Bleistift ähnliche Instrument wird mit der rechten Hand gehalten und geführt; der Beginn und das Aufhören der Arbeit sowie das zur Verteilung kommende Quantum Farbe werden durch Druck auf einen Knopf oder Vor- und Rückwärtsbewegung desselben mit dem Zeigefinger bewirkt. Ein hinter dem Knopf befindlicher Ring gestattet, das Instrument auf eine stets gleichbleibende Farbeabgabe einzustellen. Vor dem Knopf ist ein Behälter angebracht, welcher mit der durch Spiritus oder Wasser verdünnten Farbe angefüllt wird. Indem man nun auf den Knopf drückt und die Spitze des Instrumentes dem Zeichenpapier ganz nahe hält, sprüht die Farbe in feiner Linie auf das Papier; entfernt man sie von dem Papier, so vergrössert sich der Streukegel, d. h. die gleiche Farbmenge wird auf einen grösseren Raum sehr gleichmässig und fein verteilt. Ver schiedene ausgestellte Arbeiten liessen die praktische Verwendbarkeit erkennen. Der Vortrag für den Abend lautete: »Ueber Akzentbuchstaben, deren Bedeutung im Sprachgebiete und für den Buchdruck« Der Referent, Herr Hellwig, führte etwa Folgendes aus: Die Akzentuirung in fremden Sprachen bietet für den Setzer viel Zeit verlust und Unannehmlichkeiten, da bei undeutlichem Manuskript vielfach Verwechslungen der Akzente vorkommen, die wiederum Korrekturen verursachen. Obgleich man versucht hat, in der neuen Rechtschreibung die Akzente so viel als möglich auszumerzen, so bleiben dieselben für fremde Sprachen vielfach nötig, da manche Worte durch den Akzent eine ganz andere Bedeutung erhalten. Der ursprüngliche Zweck der Akzentuirung, die Betonung zu kennzeichnen, hat sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte wesentlich geändert. Von den Schriftgiessereien werden folgende Akzente zu Brot- Schriften geliefert: i &6i6ü a äöü ÄÖÜÄÄ E E E 9 Q ^1 CE se oe. Mit diesen Akzenten ist es möglich, Französisch, Englisch, Lateinisch, Italienisch und Holländisch zu setzen, soweit Fussnoten und Anmerkungen in Frage kommen. Zum Setzen der jeweiligen Sprachen sind teilweise noch einige Akzente notwendig. Um möglichst fehlerfrei zu akzentuiren, ist es nötig zu wissen, welche Akzente in der jeweilig zu setzenden Sprache vorkommen. Dies sind in Französisch: ä 6 ü 6 a16ü rü, Spanisch: ä 6 I 6 ü h Ä E IO U N, im Portugiesischen kommen noch dazu: SöäöEÖÄÖ, Schwedisch äö A Ä ö, Italienisch: l A E, Englisch kat keine Akzente, nur Ligaturen se oe JE ffi, im Ungarischen sind charakteristisch 6 ü Ö Ü. W. J. Bund deutscher Buchbinder-Innungen Der 24. Verbandstag fand in Kassel vom 25. zum 28. Juli statt. Hierzu waren gegen 100 Delegierte aus allen Teilen des Reichs ein- getroffen. Der Verbandsvorsitzende Slaby, Berlin, führte in seiner Er öffnungsansprache u. a. aus, es sei Sache der Handwerker, dass sie die Rechte, welche ihnen das neue Gesetz verliehen, sich nutzbar machten. Man könne nicht alles von oben erwarten. Hiernach gedachte er mit warmen Worten des verstorbenen zweiten Vorsitzenden des Verbandes, Pietsch, Berlin, zu dessen Ehren eich die Delegirten von ihren Plätzen erhoben. Der erste Schriftführer Papajewsky, Berlin, erstattete den Geschäftsbericht für das Jahr 1902j03. Nach diesem ist die Petition an die Reichsregierung, bei etwaiger Aenderung der Gewerbeordnung das Wort »Zwangs« vor Innung durch das Wort »Pflicht« zu ersetzen, bis jetzt unbeantwortet geblieben. Von dem preussischen Kultusminister ist auf die Einzabe des Verbandsvorstandes, die Bestimmung über die Einführxing der neuen Orthografie in den Schulen dahin zu regeln, dass neben der neuen Auflage die früheren erst aufeebraucht, und die alten von den Lehrern nicht zurückzuweisen sind, folgender Bescheid ergangen: Neu er scheinende Schulbücher dürfen nur in der neuen Rechtschreibung ge druckt werden. Für die im Gebrauch befindlichen Ausgaben von Schulbüchern ist, sofern diese nicht zu der oben bezeichneten Gattung gehören, eine Uebergangszeit von fünf Jahren (bis zum Schiusse des Schuljahres 1907/08 zu gewähren. Eine Antwort in demselben Sinne ist dem Obermeister Unrasch-Dresden von dem sächsischen Kultus minister auf die ebenso lautende Eingabe des Verbandsvorstandes ge worden. Auf die wiederholten Darstellungen und Eingaben über den Handel der Lehrer mit Lehrmitteln bat der preussische Kultusminister unter dem 27. September v. Js. einen Erlass veröffentlicht, der dem Missbrauche beim Ankauf von Schreib- und Zeichenheften usw. seitens der Lehrer und Schulangestellten ein Ende machen soll. Trotzdem sind dem Vorstande neuerdings wieder einige Klagen unter breitet, und darauf sofort Beschwerde an den betr. Schulleiter mit Hinweis auf die Erlasse des Herrn Ministers abgegeben worden. Auf Anregung der Innung Leipzig erliess im März d. Js. der Vorstand eine Petition gegen den österreichischen Zolltarifentwurf, wonach der Zollsatz für gebundene Bücher auf 120 Kronen die 100 kg ver-