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2082 PAPIER-ZEITUNG Nr. 59 Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft über Handel und Industrie von Berlin im Jahre 1902 Dem eben erschienenen zweiten Teil des Berichts der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft entnehmen wir Fol gendes: (In Nr. 22 Seite 772 wurde ein Auszug aus dem ersten Teil ab gedruckt.) Lumpenhandel. Das Jahr 1902 ist leider nicht erheblich besser gewesen als das voraufgegangene. Die Resultate bei den Händlern waren schlecht; infolgedessen mussten einige ihren Betrieb ein stellen. Erfreulich war die am 1. April v. Js. eingetretene Detarifirung der weissen Lumpen auf den deutschen Eisenbahnen. Bis dahin zahlten weisse Lumpen eine höhere Fracht. Da aber der Begriff weiss bei Stoffen, die in allen Farbtönen schillern und deren Sauberkeit in erheblichem Grade fast bei jedem Ballen abweicht, schwer festzustellen ist, hatte man bis dahin über den Missstand zu klagen, dass hie und da Lumpen, welche im Handel als weiss galten, von einigen Versendern als nicht-weiss deklarirt wurden und zur billigeren Fracht durchgingen, während andere Händler bei wirk lichen nicht-weissen Lumpen sich deswegen mit den Güter- Expeditionen nicht selten auseinandersetzen mussten. Diesem un sicheren Zustande ist durch die Detarifirung der weissen Lumpen ein Ende gemacht. Desinfektions- und Gesundheitszeugnisse werden, obwohl man in Wissenschaft und Praxis über die Ungefährlichkeit der Lumpen einig ist, nach wie vor von einigen Ländern verlangt Ebenso be stehen Beschränkungen bei den russischen Papierfabriken für die Einfuhr deutscher Lumpen, und das Geschäft dorthin hat unter den Verordnungen noch immer zu leiden. Der Verbrauch der Baumwoll- und Leinenlumpen bei den Papier fabriken ist nicht gestiegen. Das Geschäft war das ganze Jahr hin durch schleppend; die Preise waren so niedrig, dass die geringste Unregelmässkeit beim Transport den Nutzen verschlang. Fabrikation und Handel von Papier und Pappe. Die Lage des Papiermarktes hat sich gebessert. Die Fabriken wurden Ende 1902 durch Frost in der Beschaffung von Holzschliff behindert. Infolge dessen trat Verminderung der Erzeugung ein, und die Fabriken mussten, als die Aufträge, um die geräumten Läger zu ergänzen, häufiger und in grösserem Maasse einliefen, mit verstärkten Kräften arbeiten. Der Schluss des Jahres brachte langsame Preissteigerung, namentlich für Zeitungspapiere und für billige Packpapiere. Wenn aber weitere günstige Lage des Papiermarktes herbeigeführt werden soll, dann müssen die Zollsätze, die für Holzschliff und Zell stoff sowie für die verschiedenen Papiersorten in dem neuen deut schen Zolltarife aufgestellt worden sind und nur schädigend für die ganze Papier-Industrie wirken, beseitigt oder umgestaltet werden; durch diesen Tarif würde nicht allein der Bezug verschiedener Sonderwaren sehr erschwert, sondern die Papier-Industrie würde leicht auch einer Ringbildung ausgesetzt. Es muss daher dahin ge wirkt werden, dass die neuen Zollsätze durch Handelsverträge er mässigt werden. Die Ausfuhr ist grösser geworden, und es machte sich lebhaftere Nachfrage geltend. Tapetenfabrikation und Handel. Von einer, dem Ring der Tapeten fabrikanten nicht angehörenden Berliner Fabrik wird berichtet: Die Verschlechterung der allgemeinen Lage machte sich auch im Tapetenfach fühlbar. Die Verbrauchsfähigkeit der Händler ist zu rückgegangen, und die Fabriken mussten infolgedessen ihre Erzeugung herabsetzen. Der Tapetenring hat verschiedene Mi.tel versucht, die Erzeugung seiner Mitglieder zu heben und den Nicht-Ringfabrikanten Abbruch zu tun. Bisher hatte der Ring zahlreiche Händler deshalb gesperrt, weil sie von Nicht-Ringfabrikanten Ware bezogen, d. h. der Ring verbot seinen Mitgliedern, dem betreffenden Händler Ware zu liefern. Dieses Vorgehen gehört zu den Hauptwaffen des Ringes, obwohl es nur in wenigen Fällen angewendet wird. Der Ring hat fast sämt liche Sperren aufgehoben und dadurch seinen Mitgliedern das Ab satzfeld wieder vergrössert. Der zweite Weg ist der, die Ringpreise bei den billigen Tapeten herabzusetzen und zu gleicher Zeit die Händler zu zwingen, einen enorm billigen Verkaufspreis für diese Tapeten zu bestimmen. Trotzdem sind die Ringfabrikanten heute nicht mehr so be schäftigt wie früher, da sich die Händler, welche bisher von den Nicht-Ringfabrikanten gekauft haben, nicht veranlasst fühlten, wieder zum Ring zurück zu kehren. War schon früher in dem Tapeten- Geschäft ein Kredit von 9 und 12 Monaten üblich, so ist er durch das Schlechterwerden des Geschäfts und durch die vielen Verluste, die der Tapetenhandel beim Baugeschäft erlitten hat, noch aus gedehnter geworden. Die Preise für Tapetenpapier sind etwas billiger geworden; bei allen anderen Rohstoffen sind dagegen die Preise unverändert geblieben, ebenso die Löhne. In der Ver sammlung des Fabrikanten-Vereins im Januar 1903 wurden die Preise für die Zwei- und Dreidrucktapeten wesentlich herabgesetzt, obwohl der Papierpreis seit vorigem Jahr nur um den Bruchteil eines Pfennigs für die Rolle Tapeten zurückgegangen ist. Dadurch jedoch, dass dem Tapetenhändler nunmehr eine ausserordentliche Fülle ganz billiger Tapeten angeboten wird, geht der Verbrauch der besseren Ware zurück. Buchhandel. Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang hat sich im Buchhandel nicht so fühlbar gemacht wie in anderen Handels zweigen. Trotzdem muss auch im Berliner Buchhandel ein Rück gang der Geschäfte verzeichnet werden. Aus dem Berichte der Korporation der Berliner Buchhändler über die Zeit vom 1. Oktober 1901 bis 80. September 1902 werden die folgenden Zahlen mitgeteilt, welche ein Bild über die Ent wicklung der Bestellanstalt der Korporation geben: I. Die Paketausfuhr am hiesigen Platze betrug . . 1 184 243 kg das Vorjahr wies eine Gewichtsmenge von . . . . . 1 107 187 „ auf, sodass eine Zunahme von 27 061 kg zu verzeichnen ist. II. Das Inkasso der Bar-Pakete betrug . . . 1205 071 M. 51 Pf. im Vorjahre 1 185 873 „ 04 ,, ergiebt mithin eine Zunahme von 19 198 M. 47 Pf. Die für die Bestellanstalt selbst eingezogenen Vierteljahre- und Spesenbeiträge sowie die eingezogenen Beiträge für den Unter stützungsverein und andere Vereine sind in obiger Summe nicht mit- enthalten. III. Die Versendungen nach Leipzig erreichten 197 600 kg (gegen das Vorjahr 2995 kg weniger). IV. Durch den Leipziger Kommissionär trafen hier ein: Fuhr- Sendungen und täglicher Express verkehr 114 918 kg, 8343 kg weniger als im Vorjahr. V. Im direkten Verkehr gingen hier ein 840170 kg, 88 996 kg mehr als im Vorjahr. VI. Der direkte Verkehr mit Hamburg-Altonaer Firmen wies für die Monate Oktober 1901 bis September 1902 ein Gesamtgewicht von 42 058 kg (mehr 1682 kg), darunter Barpakete im Betrage von 62 727 M. 77 Pf. (mehr 994 M. 78 Pf.) auf. Für diese Leistung er heben wir eine jährliche Abfindungssumme von 9 r 0 M. bei einem Meistgewicht von 80 000 kg; für Uebergewicht werden 21/2 Pf. für das Kilogramm nachträglich in Ansatz gebracht, dagegen kommen weitere Spesen nicht in Anrechnung. Aus diesen Zusammenstellungen ergibt sich, dass auf der Bestell- anstalt insgesamt 1 446 766 kg gegen 1 426 048 kg im Vorjahre, also im Durchschnitt — bei 800 Arbeitstagen — täglich 4822 kg mit einem täglichen Durchschnitts-Inkasso von 4264 M. zu bewältigen waren. Bopp & Reuther, Mannheim Maschinen- und Armaturen-Fabrik. Brunnenbau. Tiefbohrungen nach Wasser, Rohrbrunnen Für Leistungen bis 120 Sek. Ltr. ausgeführt u. v. a. für die Städte: [147188 Frankfurt a. M., Darmstadt, Düsseldorf, Duisburg, Mainz, Mannheim, Offenbach, Für die Kgl. Baler. Pfalz. Eisenbahnen, Grossh. Bad.Staats-Eisenb., Grossb.Bad. Oberdirektion f. Wasser- u. Strassenban, Kais. Fortifikatlon Strassburg i. E. etc. Für Brauereien, Industrien, Private. 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