Volltext Seite (XML)
Nr. 53 PAPIER-ZEITUNG 1863 mit der Hand. Im Laufe der Verhandlungen wurde auch der Monotype gedacht. Im allgemeinen war man der Ansicht, dass es sich hierbei wohl zunächst um eine Verblüffung durch grosse Zahlen gehandelt habe, denn wenn man sich die Sache in der Praxis vergegenwärtige, so biete sie soviel Schwierig keiten, dass lür die Handsetzer durchaus keine Veranlassung vorliege, diese Maschine bereits als eine grosse Gefahr zu be trachten. Dafür spreche schon der Umstand, dass sie inner halb der 10 Jahre ihrer Existenz sich noch nicht eingeführt habe. Man müsse sich zunächst vergegenwärtigen, wie störend es sei, dass das wirkliche Setzen eines Artikels oder einer an deren Arbeit erst auf einen Papierstreifen abgetastet werden müsse, und der eigentliche Satz dann von hinten beginne, dass also auch die Korrektur nicht eher gelesen und ausgeführt werden könne, als bis die Arbeit fertig sei. Ferner müsse man berücksichtigen, dass die Maschine durch einen Guss mund in der Stunde 60 000 Buchstaben liefern solle, während die Komplett-Giessmaschinen deren in der Regel nur 3000 liefern; es sei deshalb sehr zu bezweifeln, dass in solch kurzer Zeit alle Buchstaben gut ausgegossen werden können. Tat sache sei es doch, dass man über alle jene Maschinen, die mit losen Buchstaben arbeiten, bereits vielfach zur Tages ordnung übergegangen sei. Herr Könitzer wies zum Schluss noch darauf hin, wie notwendig es in unserer Zeit sei, dass der Setzer sich viel seitiger ausbilde und zu vervollkommnen suche, denn in der Zukunft würde für den mangelhaft ausgebildeten Setzer, wie dies Herr Feiz bereits betonte, kein Platz mehr sein. Der Vorsitzende verlas ein Schreiben des Herrn Fritz Dengler, worin derselbe mitteilt, dass er auf die ihm zugefallenen drei Preise für die Mitgliedskarte verzichtet. Die Versammlung nahm hiervon dankend Kenntnis und erledigte den Wettbewerb hierauf in folgender Weise: Bei dem Briefkopf und der Post karte gelangen die ausgesetzten drei Preise zur Auszahlung, beim Briefumschlag, bei welchem der erste Preis nicht ver geben wurde, wählt der Vorstand unabhängig von der Preis verteilung aus den vorhandenen Entwürfen einen derselben zum Druck aus, und dieser wird, sofern er nicht bereits preis gekrönt war, von der Gesellschaft angekauft. Inbezug auf die Mitgliedskarte beschliesst die Versammlung einstimmig, den bereits in der vorigen Sitzung besprochenen Entwarf des Herrn Spezinger anzukaufen und auszuführen. De dem Fragekasten entnommene Frage: »Worin besteht die Tätigkeit des Noten stechers?« wurde dahin beantwortet, dass der Notenstecher die Notenzeichen mit Stahlstempeln in die Zinkplatte einschlägt, und von dieser Platte dann der Druck bewirkt wird, oder Um drucke für die Uebertragung auf den Stein genommen werden können. Eine zweite Frage in Betreff der Pearl-Presse konnte ans der Mitte der Versammlung nicht beantwortet werden. In Betreff eines in der Ferienzeit abzuhaltenden Sommervergnügens wird das Erforderliche dem Vorstand überlassen. Hierauf schliesst Herr Erler diese letzte Versammlung vor den Ferien, welche er während der zweiten Hälfte des Abends geleitet hatte, mit dem Wunsche, dass die Mitglieder sich an dem Sommer vergnügen zahlreich beteiligen und in der nächsten Sitzung vollzählig wieder zusammenfinden möchten. Schluss der Sitzung 12’/« Uhr. Falsche Bogenzählung 153. Schiedspruch Wir rufen Ihren Schiedspruch, dem sich beide Parteien be dingungslos unterwerfen, in folgender Angelegenheit an. Wir unter breiten Ihnen beiliegend eine Reklamation unseres Kunden A. in B., welche wir auch der Papierfabrik X. in Abschrift eingesandt haben, und deren Antworten darauf. Während unser Kunde einen Nachlass von 150 M. verlangt, will die Papierfabrik nur einen solchen von 50 M. gewähren, ohne dass es zu einer Einigung kommen kann. Infolge dessen haben wir uns dahin verständigt, die von Ihnen zu fällende Entscheidung anzuerkennen. Es handelt sich um eine Doppelladung von etwa 10 000 kg Druckpapier, welche zum Kilopreise gekauft und auch verkauft wurde. Papier-Grosshandlung Der Zeitungsverleger A. land beim Verdrucken einer Tagesauflage, dass sich 1300 Bogen mehr ergaben, als rechnungsmässig daraus hervorgehen sollten. Er verlangt Entschädigung für die beim Verdrucken derjenigen Wagen ladung Papier, der diese Auflage entstammte, unnütz auf- gewandte Farbe, Arbeit usw. und dafür, dass das Papier durchweg zu leicht war. Der Verleger hatte zweifellos Anspruch auf richtig gear beitetes und gezähltes Papier, muss aber die Unvollkommen heiten ertragen, die erfahrungsmässig bei der Herstellurg von Papier unvermeidlich smd. Nach den Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten dürfen Abweichungen im Gewicht bis 2’/i pCt. auf und ab nicht beanstandet werden. 20 Ries zu 500 Bogen d. h. 10 000 Bogen wurden vom Ver leger als Stichprobe nachgezäh t, und diese können als maass- gebend für die Lieferung gelten. Die Riese schwankten von 496—513 Bogen und ergaben 10 034 oder 34 Bogen zuviel, d. i. etwa */, pCt. Da die Gesamtlieferung das vorgeschriebene Gewicht halte, so geht aus der Zählung hervor, dass das Ge wicht des gelieferten Papiers sich innerhalb der zulässigen Grenzen bewegte. Der Anspruch auf Entschädigung bleibt daher auf die Mühe und Kosten beschränkt, welche d irch Be drucken der bei einer Auflage überschiessenden 1300 Bogen ent standen sind. Der Verleger hätte aber das Bedrucken dieser über- schiessenden Bogen vermeiden können, wenn seine Druckpressen mit Zählvorrichtung versehen waren, oder wenn die bedruckten Bogen irgendwie gezählt worden wären. Den Schaden des Druckers halten wir durch die vom Lieferanten angebotenen 50 M. für reichlich gedeckt und entscheiden, dass der Verleger sich damit begnügen muss. Hamburger Brief Ende Juni Der Geschäftsgang im grafischen Gewerbe ist recht still. Die durch die Reichstagswahlen und unsere Kaiserfeier am 20. Juni ein getretene kleine Aufbesserung hat leider wieder einer grösseren Abschwächung Platz gemacht. Ueberdies rückt die »Gurkenzeit« immer näher, sodass durchgreifende Aenderung im hamburgischen Druckgewerbe vorläufig wohl kaum zu erwarten ist. Mehr denn 100 Setzer und Maschinenmeister sind gegenwärtig in die Arb its- losen-Liste des paritätischen Arbeitsnachweises eingetragen. Dabei scheint der Höchststand der diesjährigen Konditionslosenziffer noch nicht erreicht zu sein Als Kuriosum möge mitgeteilt werden, dass auf dem Arbeitsnachweis annähernd 200 junge Mädchen eingeschrieben sind, die Lehrstellen als Anlegerinnen usw. suchen. Gewiss auch ein Zeichen der Zeit. Ihr 50jähriges Berufejubelfest feierten unlängst die Buchdruckerei- besitzer R. W. G. Gräfius, in F irma Gräfius & Möller, und Herm Ferd. Thiele, in Firma Schultz & Thiele. Beide Jubilare hatten sich vieler Aufmerksamkeiten aus Fach- ur.d Freundeskreisen zu erfreuen. Die Bucydrucker-(Zwanqs-)lnnung bewilligte in ihrer letzten Mit glieder-Versammlung der hiesiuen Typografischen Gesellschaft auf deren Ansuchen einen Jahresbeitrag von 50 M. und überwies ihr ferner das von einer früheren Typografischen Vereinigung herstammende Sparkassenbuch über 75 M. Eingetreten ist neuerdings Buchdruckerei besitzer Nienstedt; ausgetreten sind die Mitglieder Johannsen und Brandenburg. J. A. L. Bauer hat seine beiden Söhne Heinrich und Louis als Teilhaber in sein Geschäft aufgenommen. Der Hamburg-Altonaer Buchdruckerverein f ierte sein diesjähriges Johannisfest am Sonntag, 28. Juni, im »Velodrom«; den arbeitslosen Mitgliedern wurde aulässlich dieser Feier eine Sonder-Unterstützung von je 8 M. bewilligt. Die Romreise des deutschen Kaisers hat dem Papst eine gross artige Leistung deutschen Kunstgewerbes vorgeführt. Bekanntlich hat der Kaiser dem Papst als besondere Aufmerksamkeit eine grosse Fotografie von dem soeben vollendeten neuen Portal des Metzer Domes anfertigen lassen. Für diese fertigte Georg Halbe eine Mappe an, die eine Höhe von 2 m 2 cm, eine Breite von 1 m 52 cm und mit ihrem Behälter ein Gewicht von 262 kg hatte. Dieser Koloss dürfte wohl das umfangreichste und schwerste Ehrengeschenk sein, das jemals in Form einer Mappe überreicht worden ist Die Aus führung der Mappe war vom Kaiser persönlich bis in die Einzelheiten vorgeschrieben und wurde bereits in den Tageszeitungen geschildert. Ein kaiserliches Kabinetschreiben spricht der Firma dafür besonderen Dank und Anerkennung aus. Bei dem vom Schiller verband Deutscher Frauen und der Gesell- schatt Hamburgischer Kunstfreunde ausgeschriebenen Wettbewerb für die Rückwand eines Schilierkalenders hat die Jury den ersten Preis dem Ei twurf von Frau Lulu Bohlen zuerkan t, den zweiten Frau Fanny Pfennig und den dritten Herrn Herm. Eggers. Die Entwürfe sind im Lesezimmer der Kunsthalle ausgestellt. In der letzten Versammlung der Buchdrucker-Innung führte Herr Faktor Koch vom »Hamb. Fremdenblatt« seine neue Erfindung, Blech leisten für Steckschriftkästen, vor. Die Blechieisten sollen anstelle der bisher üblichen Holzleisten treten. Sie haben ausgestanzte und ab gebogene Lappen in Abständen von 1 Konkordanz, zwischen welche die Schrift gestellt wird; die Leisten sind glatt und elastisch, sodass die Schrift leicht herauszuziehen und auch wieder einzustecken ist. Man braucht für alle Keeel von Korpus bis Doppelmittel nur eine Sorte, doch muss die Länge der Leisten bei Bestellung genau angegeben werden. Die Schrift kann selbst bei sehr nachlässiger Behandlung überhaupt nicht Umfallen. Obendrein ka. n man tür Spatien, Einfassungen und gegossene Akzente mit Hille dieser Leisten