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Nr, 49 PAPIER-ZEITUNG 1923 der Glaube erweckt werden, daß das Klischee von der Beklagten und nicht von der Klägerin stammt. Daß die Fortlassung des Namens der Klägerin in der Verkleinerung nicht versehentlich er folgt ist, wie die Beklagten behaupten, sondern vorsätzlich, er gibt sich aus dem von der Klägerin überreichten Schreiben der Beklagten vom 6. 12. 07, dort heißt es: »Wir haben doch nicht nötig, für Ihre Firma Reklame zu machen! Aus diesem Grunde haben wir Ihren Namen herausgelassen.< Daß der Klägerin aus dem Verfahren der Beklagten ein Schaden entstanden ist, ist als erwiesen anzusehen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Klägerin Aufträge auf Klischees entgangen sind, weil die Leser des »Confectionair« auf Grund ■des Vermerks unter dem verkleinerten Klischee annehmen mußten, daß die Beklagte und nicht die Klägerin die Ver- fertigerin des Klischees sei. Auch bezüglich der Höhe des Schadens bedurfte das Gericht keiner Beweiserhebung, da es unter Würdigung aller Umstände die von der Klägerin angegebene Höhe für angemessen hält.« Flecke in aufgeklebten Tapeten In Nr. 42 S. 1653/54 wird der Grund zur Fleckenbildung in Tapeten nach dem Tapezieren entweder in der sauren oder al kalischen Eigenschaft des Papiers oder des zum Tapezieren ver wandten Klebstoffes gesucht. Fast alle Tapetenpapiere enthalten einen meist geringen Ueberschuß an freiem Alkali. Vollständig neutrale Tapeten papiere herzustellen, ist wohl kaum möglich und auch für den Zweck ihrer Verwendung belanglos. Tapetenpapiere mit sauerer Reaktion werden wenig angetroffen, sauere Reaktion tritt nur bei nicht gleichmäßig verarbeiteter, fehlerhafter Ware auf. Hauptanlaß zur Fleckenbildung ist die Saugfähigkeit des Holzschliffpapiers, die bei mangelhafter Leimung und un geeigneter Auswahl des Füllstoffes besonders bemerkbar ist. Hinzu kommt oft das unzweckmäßige Klebeverfahren vieler Tapezierer. Selbst regelrecht hergestellte Tapetenpapiere halten nämlich das Durchweichen oder »Anziehen« nach dem Ein kleistern oft nicht aus. Richtig ist es, jedesmal nur eine Bahn einzukleistern und sofort mit einem Tuche gleichmäßig auf die Wand anzudrficken. Rasches Trocknen bei guter Lüftung ist dabei erforderlich. Durch das sofortige Aufziehen der an gekleisterten Bahn wird der Feuchtigkeitsüberschuß des Kleisters von der Wand, der Makulatur oder der älteren Tapeten schicht aufgesaugt, also die Tapete nicht übermäßig durchnäßt. Das Andrücken der feuchten Tapete mit einer Bürste ist stets zu verwerfen, da hierdurch leicht kleine Löcher entstehen, aus denen der Kleister hervorquillt und Flecke bilden kann. Die Fleckenbildung kann auch durch den Farbstoff, der zum Färben des Papierstoffs im Holländer gedient hat, begünstigt werden. Verändert sich der Ton des unbedruckten Papiers schon beim Lagern unter Abschluß von Licht und Feuchtigkeit, so ist das Papier fast immer fehlerhaft beschaffen. Ist der zum Papier stoffärben verwandte Teerfarbstoff nicht wasserunlöslich an die Faser gebunden, so entstehen an befeuchteten Stellen der Tapete nach dem Austrocknen helle Flecke, indem ein Teil des lös lichen Farbstoffes in die hinter der Tapete liegende Papier schicht oder in die Wand dringt. Zuweilen zieht sich ein Teil des gelösten Farostoffes nach dem Rand des helleren Fleckes und bildet dort dunkle Stellen. Da das Tapetenpapier in den meisten Fällen schwach alkalisch ist, verändern freie Alkalien in geringerer Menge seinen Farbton kaum wesentlich. Anders verhält es sich mit der Einwirkung des Aetzkalks, die doch gerade bei Tapeten außerordentlich häufig vorkommt. Es wäre sehr einfach, die schädliche Einwirkung des Aetzkalks auf Papier und Farben zu verhüten. Der Tapetenfabrikant oder -Händler predigt — meist tauben Ohren —; »klebt Makulatur und tapeziert nicht auf frische Wände«! Im Mörtel neuer oder frisch ausgebesserter Wände ist aber oft Aetzkalk in größerer Menge vorhanden, selbst wenn die Wände sich trocken anfühlen. Da sollte man nun nicht eher Makulatur kleben, bis sich wenigstens in den äußeren Schichten der wasserlösliche Aetzkalk in wasserunlös lichen kohlensauren Kalk verwandelt hat. Diese Umwandlung wird durch die in der Luft enthaltene Kohlensäure bewirkt und durch das Verbrennen von Koks in den zum Austrocknen der Räume benutzten Koksöfen wesentlich unterstützt. Bei Einwirkung größerer Mengen freien Alkalis ist Lösen der Farbstoffe möglich, die als Farblacke mit Leim aufgedruckt •sind, auch kann sich dadurch der Ton des Farblackes wesentlich verändern. Die zum Tapetendruck verwandten Farblacke aus Teerfarbstoffen (vereinzelt auch noch aus Pflanzenfarbstoffen) sind infolge ihrer chemischen Bindung meist viel widerstands fähiger gegen die Einwirkung freien Alkalis oder organischer Säuren als viele Mineralfarben. Berliner Blau wird z. B. allein oder — bei grünen Farb tönen — in Mischung mit Chromgelb durch freies Alkali und Aetzkalk gebräunt, wie überhaupt aus allen derartigen eisen haltigen Farben das Eisen durch die erwähnten Reagentien in braunes Eisenhydroxyd umgewandelt wird.' Schon gegen or ganische Säuren ist das sonst vorzügliche Ultramarin äußerst empfindlich und wird durch diese unter Schwefelwasserstoff entwickelung zerlegt. (Als organische Säuren kommen hier die Zersetzungsprodukte in Betracht, die bei der Gärung des Kleisters entstehen.) Zielbewußte Tapetenfabrikanten treffen auch unter den Lack-, Erd- und Mineralfarben sorgfältige Auswahl und verwenden nur solche, die bei sonst guten Eigenschaften möglichst säure-, alkaii- und kalkecht sind. Daher kommt es, daß gestrichene Papiere, wie die Fondtapeten, meist viel unempfindlicher als Natur-Tapeten sind und auch auf ätzkalkhaltigen Wänden weniger zur Veränderung neigen. Farben, die unter Verwen dung mangelhafter oder ungeeigneter Klebstoffe hergestellt sind, z. B. des so beliebten und leider so hygroskopischen Chlorcalciumleimes, können aber auch diesen Tapeten gefährlich werden. Häufig werden Räume in kurzer Zeit neu tapeziert, womit oft eine Ausbesserung der Wände einhergeht. Dieses geschieht durch Kalkmörtel, also ein Gemenge von Sand und Aetzkalk, oder durch Gips oder durch Vermischen beider Mörtelarten. Wird über diese neu verputzten Stellen Makulatur geklebt, so dringt der wasserlösliche Aetzkalk durch diese und teilt sich der Tapete mit. Es wäre ein gewaltiger Fortschritt der deutschen Papier industrie, wenn sie nur solche Papierfarbstoffe verwendete, die möglichst unempfindlich gegen schwache Säuren und Aetzkalk sind. In vielen Fällen ist es bereits gelungen, derartige Farb stoffe in die Praxis einzuführen. Verwenden die Papiermacher ungeeignete Farben, so vereiteln sie das Bemühen der Tapeten fabrikanten, die zum Färben der Tapeten nur säure- und kalk feste Farblacke anwenden. Aus der Art der Fleckenbildung beurteilen zu wollen, ob die Flecke durch alkalische oder saure Einwirkung entstanden sind, wie es der Verfasser des Aufsatzes in Nr. 42 tut, erscheint mir aus den oben gegebenen Erwägungen zu gewagt. Am Schlüsse des besprochenen Aufsatzes wird die Ver wendung von Aetz-Natron (wohl kaum Soda) seitens der Tape zierer zum Aufschließen der Stärke als allgemein üblich an genommen. Diese Kleisterbereitung mag wohl hin und wieder vorgekommen sein, aber heute verwenden die Tapezierer in folge großer Mißerfolge derartiger Versuche mit kochendem Wasser verkleistertes Roggenmehl oder — für Fondtapeten und bessere Fabrikate — Weizenstärke, für billigere Tapeten zu weilen auch fertig hergestellte Tapetenkleister. Diese letzt genannten sind teils dextrinartige Präparate, teils aus Abfällen oder Nebenprodukten hergestellte aufgeschlossene kleber- und stärkemehlhaltige Körper, die oft haltbarmachende Zusätze, zu weilen auch Oele zum Geschmeidigmachen, enthalten. Mit manchen Stoffen dieser Art haben die Tapezierer recht schieche Erfahrungen gemacht. K. H. N. ♦ • , * Die Ansicht des Herrn Einsenders deckt sich nicht mit der Wirklichkeit. Derartige Flecke entstehen vornehmlich in zart gefärbten Papieren, besonders die unter Zuhilfenahme von Gelb und Grün gefärbten Modetöne leiden darunter, desgleichen schöne hellblaue Töne. Dunkle Farbtöne, sattrot gefärbte Stoffe und solche, in denen sich viel Erdfarbe befindet, sind der Flecken bildung nicht so stark unterworfen. Dies beweist, daß Papiere, die unter Verwendung geringer Mengen Anilinfarben recht feurig gefärbt wurden, der Flecken bildung leichter zugänglich sind als Papiere, denen unter Ver wendung einer ziemlichen Menge Erdfarben und Anilinfarben satte Färbung gegeben wurde. Die Fleckenbildung dürfte in dessen äußerst selten auf Säure zurückzuführen sein, denn die zur Verwendung gelangenden Anilinfarben reagieren sauer, also kann ihnen Säure kaum etwas anhaben. Erfahrungsgemäß leiden aber gerade die sauer reagierenden Farben am meisten unter der Fleckenbildung. Genau derselbe Vorgang spielt sich auch schon während der Herstellung des Papiers ab. Würden die Anilinfarben gegen Säure so empfindlich sein, wie allgemein angenommen wird, so dürften sie bei einigem Ueberschuß an schwefelsaurer Tonerde, der bei der Papierherstellung in den seltensten Fällen zu vermeiden ist, den Rohpapieren so häß liche Färbung geben, daß sich diese garnicht zu Tapeten ver arbeiten ließen. (Nebenbei gesagt, wird die saure Reaktion des frisch geleimten Papierstoffs durch die Abwässer und das Trocknen der Papierbahnen im wesentlichen neutralisiert.) Ein schlimmerer Feind als alle Säuren und Alkalien, die hier zur Verwendung gelangen, ist die Feuchtigkeit. Durch diese verändern Papiere, die in oben beschriebener Art gefärbt sind, sofort ihre schöne Farbe, z. B. bilden sich in laubgrün ge färbtem Papier sofort Flecke, die einen Teil des Papiers als nur mit Metanilgelb oder Papiergelb gefärbt erscheinen lassen, während die andere Partie Flecke aufweist, die in reinem Diamantgrünton gehalten sind. Ursache dieses Vorkommnisses ist die leichte Löslichkeit der Anilinfarben. Diese werden durch die Feuchtigkeit gelöst und beginnen zu wandeln, ohne daß dabei irgend ein chemischer Vorgang mitwirkte. Die Auf-