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ja für alle Fälle gedeckt zu sein. Keinesfalls dürften diese Einquartierungsansagen als bestimmt anzusehen sein. — Für Diejenigen, denen es ihre Zeit erlaubt, sich als Zuschauer hinaus aufs Manöverfelv zu be geben, dürsten folgende informirende Notizen will kommen sein. Im Laufe eines Manövers sieht man oftmals einzelne Posten mit einer sogen. „Markir- flagge- plötzlich austreten. Diese Maggen werden dazu verwendet, das Austauchen bez. Anrücken eines Truppentheiles anzudeuten, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist, also nur „markirt" wird. Das Empor halten einer weißen Markirflagge oder Scheibe bedeutet Anrücken von Kavallerie, eine rothe Flagge bedeutet Infanterie, eine gelbe Flagge Artillerie. Eine gelbe Flagge mit schwarzen Kreuzstrichen kommt zur Ver wendung, sobald angedeutet werden soll, daß die inne gehaltene Stellung erschüttert ist. Die Bedeutung dieser Markirflagge» zu kennen, ist für das Verständ- niß eines Manövers erforderlich, obschon es einen befremdlichen Anblick gewährt, wenn vielleicht ein ganzes Regiment in gedeckte Stellung zurückgeht, so bald von einem einzelnen Markirposten eine unheil drohende Markirflagge emporgehalten wird. — Zur Einquartierung. Wie bekannt, wird gegenwärtig unsere Stadt mit Einquartierung belegt. Aus diesem Anlaß dürfte es geboten erscheinen, auf etwas aufmerksam zu machen, das den Ankommenden sicher angenehm sein und ihnen zugleich wohlthun wird. Jeder Quartiergeber möge den Soldaten mög lichst ausgiebige Wafchgelegenheit bereit halten, sodaß sie sich möglichst schnell von dem Staube, dem Schmutz und Schweiß der Manöverstrapazen befreien können. Noch auf anderes wollen wir hinweifen: Im Quartier angekommen wird der Soldat oft mit den fchädlichsten Getränken empfangen, viele Quartiergeber glauben ihr Möglichstes damit gethan zu haben, indem sie geistige Getränke im Ueberfluß verabreichen. Vor allem ist da kräftiges Essen am Platze, dem Körper muß die richtige Nahrung zugeführt werden. Die Erfahrung lehrt, daß gerade diejenigen Leute, welche durch Ruhe ihre Kräfte wieder zu erlangen bestrebt sind, am anderen Tage gekräftigt aufstehen und den Einflüssen der Witterung am längsten zu widerstehen vermögen. Wir wollen gewiß nicht sagen, daß überhaupt keine alkoholischen Getränke genossen werden sollen: Einige Glas Bier werden unsere Vaterlandsvertheidiger gut vertragen können. Unsere Ermahnung geht aber nur dahin, dem übermäßigen, schädlichen Genuß des Alkohols möglichst zu steuern. — Erleuchtetdie Haus- und Treppenflure Es ist die Zeit gekommen, daß das Innere der Häuser nach Eintritt der Dämmerung bis zum Schließen der Hausthüren erleuchtet sein muß. Für Unfälle, die infolge mangelhafter Beleuchtung entstehen, sind die Hausbesitzer verantwortlich. — Nach der Einführung des Dreiklassenwahl systems für die Landtagswahlen in Sachsen hatten die Genossen des Leipziger und ZwickauerKreises beschlossen, sich in Zukunft jeder Theilnahme an den Landtags wahlen zu enthalten, und diesen Beschluß auch im Widerspruch zu der gegentheiligen Stellungnahme des sächsischen Parteitages aufrecht erhalten. Das führte zu sehr heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei und trug den Leipziger Secessionisten den im „Vorwärts" wiederholt erhobenen Vorwurf der Dis- ciplinlosigkeit und der Obstruktion gegen den Partei willen ein. Jetzt endlich, nach Verlauf von zwei Jahren, zeigt sich die Widerstandskraft der Leipziger Parteileitung gebrochen. Am Schluß eines Artikels, der nochmals die Gründe für Wahlenthaltung darlegt, schreibt die „Leipz. Volksztg.", das Organ des Reichs tagsabgeordneten Dr. Schönlank: „Die höchste Instanz für die Frage der Landtagswahlbetheiligung ist der diesjährige Parteitag in Mainz, der sich, wenn nicht alle Anzeichen trügen, mit erheblicher Mehrheit für die Betheiligung aussprechen wird und dessen Ent scheidung für die Leipziger Parteigenossen maßgebend sein wird, ohne Vorbehalt und ohne Klausel." Nach dieser taktischen Schwenkung des radikalen Leipziger Flügels dürfte auch der Zwickauer Kreis seinen Wider spruch aufgeben und dürsten die nächsten Landtags wahlen wieder die gesammte sächsische Sozialdemokratie an der Urne sehen. — Wie die„Zw. N. N." aus Zwickatt berichten, steht in nächster Ze t eine Erhöhung der Kohlenpreise für den Winter bevor. — Eine steigende Tendenz der Lebensmittclpreise ist im Monat August eingetreten. Die Preise der wichtigsten Nahrungsmittel im Kleinhandel sind nach offiziellen Markt hallenberichten allenthalben gestiegen. Fleisch und Butter, aber auch Brot, stehen vielfach höher als im Vormonat Allgemein ist Zucker, etwa 6 Pfennig pro Kilogramm, theurer geworden. In sämmtlichen Städte» sind infolge der Preissteigerung die Kosten des Fam lienbedarfs theil weise recht erheblich in die Höhe gegangen. — Kunsttischler Bauer in Wilkau wurde vorige Woche beim Aufhalten zweier scheu gewordener Pferde so schwer verletzt, daß er jetzt diesen Verletzungen er legen ist. — Waldenburg. Die Anmeldungen zu der vom 9. bis 16. d. stattfindenden Ausstellung von Alterthümern und alterthümlichen Gegenständen sind in den letzten Tagen so zah-rcich eingegangen, daß die Zahl der Aus steller gegen 200 beträgt. Die Ausstellung selbst ist da durch außerordentlich reichhaltig und vielseitig geworden; neben dem Tetzelschen Ablaßbrief ist auch der aus dem Jahre 1300 stammende Ablaßbrief der Kirche zu Callen berg ausgestellt, der somit die älteste Urkunde bilden dürfte, welche sich in der Ausstellung befindet. Colditz, 4. Septbr. Die heute hier anberaumte Schöffensitzung hatte eine größere Anzahl Zuhörer herangezogen. Es handelte sich um einen Hexen- Prozeß. Der Gutsbesitzer Gr. im nahen Hausdorf hatte unter seinem Viehbestände mehrfach Unglück ge habt und war auf den Gedanken gekommen, daß sein Vieh verhext würde. Das mehrfach als Schwarzseher aufgesuchte „Männchen aus Reinsdorf bei Zwickau hatte, nachdem es die Gastfreundschaft und den Geld- beutel des abergläubischen Gutsbesitzers genügend aus genützt, endlich einen benachbarten Gutsbesitzer als Denjenigen bezeichnet, welcher das Vieh verhext habe. Die öffentlich gegen den betreffenden Gutsbesitzer aus gesprochenen Verleumdungen als „Hexer" brachten den Gr. heute vor das Schöffengericht, welches den Letzteren zu einer namhaften Buße und in die Kosten des Verfahrens verurthe'lte. — Döbeln, 7. September. Ein Militärarzt des hiesigen Infanterie-Regiments fiel beim Aus rücken in's Manöver so unglücklich vom Pferde, daß er mittels Siechkorbes in's Garnifonlazareth gebracht werden mußte. — Einen plötzlichen Tod hat der Hausbesitzer und Handarbeiter Ernst Petzhold in Döbeln ge fanden. Beim Mittagessen blieb ihm ein Stück Fleisch in der Kehle stecken und es trat in Folge Erstickens der Tod ein. — Der verdienstvolle Vorsitzende der deutschen Turnerschaft, Herr Dr. Ferdinand Goetz in Leipzig, erhielt von dem deutschen Kaiser den preußischen Adlerorden 4. Klasse. — Reichenbach, 8. Sep. Ein schweres Brand unglück hat sich gestern Abend im benachbarten Friesen ereignet. Dortselbst ging ein viertel neun Uhr die Scheune des Gemeindevorsteher und Pferdehändler Reyher'schen Gutes in Flammen auf. Der Brand griff auch auf das anstoßende Wohngebäude über und legte auch dieses in Asche, während das gegenüber stehende massive Slallgebäude unter Mithilfe der auf dem Brandplatz erschienenen auswärtigen Feuerwehren erhalten blieb. Das Vieh, darunter 19 Pferde, gelang es nach dem Rittergutshof in Sicherheit zu bringen. Als aber Herr Hermann Reyher, der Besitzer des Anwesens, im Begriffe stand, seine Werthpapiere aus dem brennenden Gebäude nach dem nahen Dorfgasthof zu bringen und nochmals in das in Flammen stehende Gut zurückzukehren, erfaßte ihn ein plötzliches Unwohl sein, infolgedessen er alsbald zusammensank und eine Leiche war. Ein Herzschlag hatte dem rüstigen, that- kräftigen Mann das Leben geendet. Die hochbetagten Eltern Reyher's, seine Gatlin, welche in gesegneten Umständen ist, und vier Kinder trauern an der Bahre des so jäh dahingerafften Mannes. Ueber die Ent stehungsursache des Brandes verlautet nichts Be stimmtes. Nachtrag. Berlin, 7. September. Der „Reichsanzeiger" meldet: In der gestrigen Sitzung des Staats ministeriums wurde beschlossen, in Anbetracht der Schwierigkeit der Kohlenversorgung die Zufuhr aus ländischer Kohlen dadurch zu erleichtern, daß der Rohstofftarif für die Zeit des Weiterbestehens der jetzigen Verhältnisse, mindestens aber für 2 Jahre, allgemein eingeführr wird. Die preußischen Staats bahnen sind mit der sofortigen Ausführung der Maß regel im eigenen Bezirk und, soweit erforderlich, zur Verhandlung mit den betheiligten Bahnen beauftragt. Kiel, 8. Septbr. Die aus China zurückgekehrten erkrankten resp. verwundeten Mannschaften sind hier eingetroffen und wurden am Bahnhof von dem Musik korps abgeholt und in die Kaserne geleitet. Die Leute haben sich während der Fahrt vollständig erholt. München, 6. September. Heute Morgen 6^ Uhr wurde in den Jsaranlagen der 19jährige Sattler gehilfe Heidegger entkleidet und mit dem Kopfe ab wärts an einen Baum gebunden aufgefunden. Die Kleider und Werthfachen lagen nebenan auf dem Ge büsch. Der junge Mann, der in das Krankenhaus gebracht werden mußte, giebt an, er sei gestern abend 9 Uhr auf einem Spaziergange in den Anlagen von drei aus dem Gebüsch kommenden jungen Bnrschen überfallen worden, mit den Worten: „Das ist er!" zu Boden geworfen, entkleidets und an den Baum gebunden worden. Der junge Mann, dessen Füße wahrscheinlich für immer gelähmt bleiben werden, da die Zehen schon brandig sind, glaubt das Opfer einer Verwechslung zu fein. London, 7. Sept. Eine Depesche aus Manchester berichtet: Eine heute stattgehabte Versammlung der Konsumenten von Baumwolle beschloß nahezu ein stimmig, während des Monats September keine amerikanische Loko-Baumwolle zu kaufen. Dieser Beschluß dürfte die Schließung zahlreicher Spinnereien auf mehrere Wochen herbeiführen. 4 Fünftel der Interessenten waren in der Versammlung vertreten. China. Petersburg, 8. September. Der „Regierungs- bote" meldet: Nach der Einnahme des Tschingan-Passes erreichte das Detachement des Generals Orloff Dscha bundu, wo ein Rasttag gemacht wurde. Beim weiteren Vorrücken gegen Tsitsika am 30. v. M. erschienen Par lamentäre des General-Gouverneurs von Tsitsika und baten um Frieden. General Orloff schickte die Parla mentäre zurück, empfahl der Bevölkerung, die Waffen auszuliefern und versicherte, daß jeder auf seinem Platze bleiben könne. Die Kavallerie Orloffs und die reitende Batterie gewannen Fühlung mit dem Detachement des General Nennenkampf und besserte mit Hilfe von In genieuren die von den Chinesen zerstörte Brücke über den Nonni-Fluß aus, an welchem das Detachement am 2. September einzutreffen gedachte. Ein Telegramm des Ingenieurs Hirschmann aus Tschifu vom 4. d. Mts. meldet: An der Hiautong- Bucht ist ein regelmäßiger Bahnverkehr bis Jn-kan hergestellt. In 10 Tagen ist die Bahnlinie bis Hai-tschen fertig. Nach den letzten Nachrichten be findet sich der Ingenieur Werchowki in Liaojau in Gefangenschaft. Den Chinesen wurde ein Lösegeld angeboten, doch ist wenig Aussicht auf Rettung vor handen. Von den Begleitern des Ingenieurs Wal- cowski kehrten 9 Mann über Korea zurück. Dieselben hatten 2 Mann ihrer Schutzmannschaft und eine Telegraphistin verloren. Berlin, 8. Septbr. „Wollfs Telegr. Bureau meldet aus Shanghai vom 7. ds. M.ts: Von dem deutschen Gesandtschaftsarzt Dr. Velde wurde als Todesurfache im Falle der Ermordung des Gesandten v. Ketteler Schuß in den Hals festgestellt, der un mittelbar den Tod herbeigeführt haben muß. Der Mord wurde gegen 9 Uhr Vormittags ausgeführt. Die Gesandten hatten für 9 Uhr um eine Unterredung im Tsung-li-Iamen nachgesucht, um gegen die, von der chinesischen Regierung über das diplomatische Corps verhängte Ausweisung Widerspruch zu erheben, bekamen aber auf das Audienzgesuch keinen Bescheid und unterließen lediglich deshalb, nicht aus Besorgniß vor einen, aus den Umständen nicht zu vermuthenden Angriff, den Besuch. Sie hätten auch v. Ketteler nicht gewarnt, als dieser in Folge anderweitiger Verabredung das Tsttngli-Iamen allein aufsuchen wollte. Bei der Be stattung des deutschen Gesandten fungirte als Geist ¬ licher der Generalvikar Tarlins. Der amerikanische Gesandte hielt eine ergreifende Ansprache an das diplomatische Korps. Die fremden Detachements waren vollzählig anwesend. Prinz Tschings Truppen kämpften anfänglich gegen die Boxer. Aunglus Haltung war zweideutig, seine Truppen kämpften gegen die Gesandt- chasten. Petersburg, 8. Sept. In ihrem gestrigen Leit artikel über die Chinafrage führt die „Russija" aus, daß Rußlands militärische Operationen in der Mand- schurei nicht als Hilfe betrachtet werden könnten, die der chinesischen Regierung im Kampfe mit den Aufrührern erwiesen sei, sondern die chinesische Regie rung habe mit Rußland Krieg geführt. Das Blatt verlangt energisch, daß Rußland das Protektorat über die Mandschurei übernehmen solle und daß die chi nesischen Truppen, die gegen Rußland gekämpft haben, als Aufrührer nach Kriegsrecht streng bestraft werden und an allen wichtigen Orten der Mandschurei starke russische Garnisonen zurückbleiben. London, 8. September. Dem „Standard" wird aus Tientsin vom 30. August gemeldet: De« Einzug der verbündeten Truppen in die verbotene Stadt erfolgte durch verschiedene Thore. Die Ruffen und Franzosen zogen zusammen ein, ebenso die Deutschen und Ameri kaner. Die Engländer, wie auch die Japaner zogen für sich allein ein. Die englische Schiffsbrigade, sowie die bisherige Schutzwache der englischen Gesandtschaft haben Peking verlassen. London, 7. September. Die hiesige Handels kammer hat von der Handelskammer in Hongkong ein Telegramm erhalten, in welchem das Verbleiben der ver bündeten Truppen in Peking befürwortet wird und zwar bis eine ordentliche Regierung eingesetzt ist. Dieses Tele gramm ist Lord Salisbury übermittelt worden. Transvaal. London, 8. Septbr. Der Correspondent der „Daily Mail" im Haag hatte eine Unterredung mit der Burengesandtschaft, die ihm mittheilte, daß die Präsidenten Krüger und Steijn sich nicht gefangen nehmen lassen würden, sondern eventuell nach Kumasi poort flüchten würden. London, 8. September. „Daily News" erfahren, es soll beschlossen worden sein, das Parlament in der letzten Woche des September aufzulösen, vorausgesetzt, daß in der Zwischenzeit entscheidende Nachrichten aus Südafrika eintreffen. Derartige Nachrichten werden augen scheinlich in hohen Kreisen erwartet. London, 8. September. Wie dem „Daily Ex preß" aus Lissabon gemeldet wird, hätten 1000 Mann, welche nach Lorenzo-Marquez gesandt sind, den Auftrag erhalten, die Grenze von Transvaal zu beobachten. London, 8. September. Einem Telegramm der „Daily Mail" aus Pietermaritzburg von gestern zufolge wurde dort am letzten Mittwoch von Utrecht her lebhaftes G-wehrfeuer gehört. Prätoria, 5. September. (Meldung desReuter- schen Bureaus.) Es wird gemeldet, De Wet habe sich mit Theron in der Nähe von Johannesburg vereinigt. Sie hätten zusammen 1800 Mann und hielten die hohen Hügel im Süden der Stadt besetzt. Eine beträchtliche englische Streitmacht hätte sich zu ihrer Verfolgung auf gemacht; die Buren sollen keine Geschütze haben. London, 8. September. Der „Standard" meldet aus Durban vom 7. September: Einem unbestätigten Gerücht aus Lorenzo-Marquez zufolge sollen die Engländer Lydenburg gestern besetzt haben. Telegramme vom Mslff'fcho« Knrea« Stettin, 8. September. In der gestrigen Rede des Kaisers auf die Ansprache des Bürgermeisters lautete der Schluß, authentischer Text: „Ich habe gar keine Besorgnisse für die Zukunft, denn mit uns ist Gott, der wird uns durchhelfen." Stettin, 7. September. Am Abend nahmen die Majestäten nebst Gefolge an der von der Stadt Stettin angebotenen Festfahrt auf der Oder auf dem Dampfer „Freya" Theil, dem viele Dampfer folgten. Die Ufer waren mit bengalischem Feuer sowie elektrischem Licht beleuchtet. Aller Orten wurde Feuerwerk abgebrannt. Gegen 11 Uhr erfolgte die Rückfahrt zur Oderbcücke, von wo das Kaiscrpaar unter stürmischen Huldigungen des Publikums ins Schloß fuhr. Stettin, 8. September. Se. Majestät der Kaiser begab sich um 8 Uhr 45 Min. an der Spitze der Fahnen und Standarten vom Schloß aus zu Pferde nach dem Exerzierplatz bei Krekow. Um 9 Uhr 15 Min. folgte die Kaiserin in einem vierspännigen Wagen, eskortirt von Königin-Kürassiren. Um 10 Uhr begann die Parade des 2. Armeekorps. Konitz, 8. September. Unter großem Andrange des Publikums begann heute Vormittag der Prozeß Jsraelski. Der Angeklagte bestreitet jede Schuld. Rom, 7. S ptembcr. Der Ministerpräsident über mittelte dem Herzog der Abruzzen telegraphisch die Glück wünsche der Negierung. Paris, 8. September. „Figaro" zufolge trifft der Oheim des Kaisers von Rußland, Großfürst Alexis, heute in Paris ein. Eingesandt. Den Ladenschluß betr. In einigen Wochen tritt die neueste Novelle zur Gewerbeordnung in Kraft und damit der obligatorische Neunuhrladenschluß. Außerdem bietet dieselbe die Handhabe zur Einführung eines Achtuhrladenschlusses, wenn sich 2/g der betheiligten Geschäftsinhaber dafür erklären. Dieser letztere Punkt hat in der Presse, wie in den betheiligten kaufmännischen Vereinen, bereits lebhafte Erörterungen gefunden, und dabei sind die verschiedensten Ansichten über die Auslegung dieser Bestimmung (8 139 oc) laut geworden. Der Bundes- rath, der die Ansführungsbestimmungen geben soll, läßt nichts von sich hören, es ist deshalb anzunehmen, daß derselbe erst dann Ausführungsbestimmungen er lassen wird, wenn an ihn betreffs einer Entscheidung herangetreten wird. Der strittigste Punkt ist ohne Frage der, ob auf Antrag der Geschäftsinhaber sämmtliche Geschäftsinhaber schließen müssen, oder ob die 2/, Mehrheit immer innerhalb einer Branche sein muß. Mir erscheint das Erstere als das unbedingt richtigere, weil sonst vorher eine genaue besondere Branchentheilung durchgeführt werden muß, da mancher Geschäftsinhaber zwei und mehr Branchen in einem Verkaufsräume vereinigt hat. Ich halte diefe Ansicht auch im Interesse der Geschäftsinhaber und des Publikums für die zweckmäßigste. Ein einheitlicher Schluß muß ausbedungen werden, dann gewöhnt sich das kaufende Publikum leichter daran, als wenn für jede Branche Ausnahmebestimmungen gelten, die doch keine: auswendig lernt. Dieser einheitliche Schluß könnte ja nun freilich auch um 9 Uhr sein, es giebt aber eine Reihe weiterer Umstände, welche einen Acht uhrschluß als bedeutend geeigneter erscheinen lassen. Abgesehen davon, daß ein Arbeitstag bis Abends 8 Uhr reichlich lang genug ist für Prinzipal wie für Handlungsgehilfen, abgesehen davon, daß ein Spazier gang an schönen Sommerabenden dem Kaufmann ebensogut dienlich und bekömmlich ist, wie allen anderen Erwerbszweigen, möchte ich auf die Bestimmung des 8 139 c, Abs. 2, Hinweisen, der den Geschäften mit mindestens zwei Angestellten anbefiehlt, denselben eine elfstündige Ruhepause zu gewähren. Diese Ruhepause würde, wenn das Geschäft um 9 Uhr geschlossen wird, um 8 Uhr Morgens endigen. Dieser elfstündigen Ruhepause sind aber die Geschäfte ohne bezw. mit einem Angestellten nicht unterworfen, diese können und werden also um 7 Uhr morgens ihr Geschäft öffnen. Der Konkurrenz halber wird das mit 2 und mehr Angestellten arbeitende Geschäft ebenfalls um 7 Uhr öffnen müssen und entweder muß der Prinzipal von 7—8 Uhr sein Geschäft allein besorgen, oder einen Schichtwechsel unter dem Personal einführen. Letzteres ist das wahrscheinlichste, aber auch das bedenklichste. Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, die ein Schicht wechsel für den Geschäftsinhaber mit sich bringt, wird sehr häufig auch der Fall eintreten, daß ein Gehilfe, der nur bis 8 Uhr arbeiten darf, weil um 7 Uhr angefangen ist, länger arbeiten wird. So nebensächlich dieser Umstand auch ist, wenn ein solcher Gehilfe einmal eine Differenz mit dem Chef bekommt, wird er diese Thatsache ausnutzen und dadurch eine Denunziation schaffen, die im Interesse des guten Ver hältnisses zwischen Prinzipal und Angestellten unbedingt vermieden werden muß. Durch einen einheitlichen Schluß der Läden um 8 Uhr fällt diese Besorgniß fort. Ich möchte außerdem noch auf die Erfahrung Hin weisen, die wir mit den buntscheckigen Bestimmungen der Sonntagsruhe gemacht haben. Soviel Branchen in einer Stadt und soviel Städte in einem Bezirk, soviele Ausnahmebestimmungen sind auch da und ich möchte behaupten, keine Hausfrau kennt dieselben ge nau. Daß unter solchen Umständen der Werth der Ausnahme ein eingebildeter ist, unterliegt keinem Zweifel und genau dasselbe wird sich ergeben, wenn nicht alle betheiligten Kreise vor Inkrafttreten dieser neuen Bestimmungen eine Einigung erzielen. Eben falls dasselbe gilt von der Bestimmung der Ausnahme tage. Unerklärlich ist es mir, warum der Reichstag an 3V Tagen eine verlängerte Verkaufszeit zuläßt, an 40 Tagen aber eine verlängerte Arbeitszeit. Die daraus sich ergebenden unangenehmen Zwischenfälle sind einfach unübersehbar. Die gesummten Geschäftsinhaber sollten da den weiteren Blick zeigen und einfach 30 Ausnahmetage mit verlängerter Arbeits und Geschäftszeit festlegen. Aber einheitlich, diese Mahnung möchte ich nochmals wiederholen. Verschiedene Polizeibehörden haben bereits erklärt, wenn eine Einigung über diese Ausnahmetage nicht erzielt wird, werden Ausnahmetage überhaupt nicht freigegeben. Das ist eine ernste Warnung. Alles zusammengefaßt möchte ich allen betheiligten kaufmännischen Vereinen zurufen: Tretet sofort und ernstlich zur Berathung über die Bestimmung der Novelle zur Gewerbe-Ordnung zusammen, damit ein heitliche Forderungen der Behörde vorgelegt werden können und nicht durch Sonderbestrebungen Einzelner der gesammten Kaufmannschaft das Recht der Selbst bestimmung genommen wird. Mögen diese Berathungen allenthalben zu einem Achtuhrladenschluß führen, zum Segen des ganzen Kaufmannsstandes. — s. HMdel Md ZUWMe. WoUr. Antwerpt«, 7. September. Lermtnnonrunzen. ton- cr>--t 8 ua-Plata-Kammzug. September 3,71° FccS., October 3,77^ Frcs., November 3,80 FrcS., December 3,85 Fres, Ja nuar 3,85 Frc<, Februar 3,85 FrcS. Umsatz: 320,000 Kx. Dttmmung: Ruhig Liverpool, 7 September. Umsatz: 8iwo B. davon su sprculation und Export LOO B. verkauft. Amerikaner fest, 3/16 höher, ostindische fest. Middling amerikanische Lieieiungen: Leptember-October 5.34 64 Käufer, November-December o.6 64 Käufer, Januar-Februar 4.63 64 Käufer, März-April 4.60/64 1 Werth. Breme«, 7. September Baumwolle unregelmäßig. Up- land mldd im 58 Äg. Aew-Nork, 6 September. Erster Bericht. Der Markt aus Lieferung eröffnete fest. September 0,36 (voriger Schluß. 0.71t, October 9,28 (9,04), December 9,12 (8,85), März 9,05 (8,82). — /Zweiter Bericht. Amerikanische auf Lieferung Sep tember 9,35, October 9,22, December 9,06, März 9,00 — Lie heutigen Ankünfte von Baumwoü- in allen inäsen werden aus 8000 Ballen geschätzt. — Dritter Bericht. Stetig. Sep tember 9,35, October 9,23, December 9 04, März 8,99. L-rffrr. Hambarq 7. September, 3 Uhr. Septembei 40,25, Lc- tober 40,25, November 40,50, December 40,50, Januar 40,75, Februar 41,00, März 41,25, April 41,50, Na-. 41,75, Juni 42,00, Jult 42,00, Augun 42,25. Behauptet. Breme», 7. September Kaffee fester. RetS stetig. ZK-Ker. Wagvebarg, 7. September. Preise für greifbare Roi- zucke: ^Ausschließlich Berbruuchssteuer) Ohne Sack ab Sta tionen. Kornzucker, ohne Sack 81" Rendement notizloS, Nach- vroduct« ohne Sack 75« Rendement 9,65-10,10 M. Tendenz: Stetig. Wochenumsatz 16,000 Centner. Melasse: 42—43 BL (alte Grade) resp. 80-8.« Brix ohne Tonne 2,80 M. Prelle fü: greifbare Wau re und Waare auf kurze Lieferung. (Ein schließlich BerbrauchSftcuer). Krystallzncker ! mit Sack 28,80 M., Brodraffmade I ohne Faß 28,80 M„ do. 11 ohne Faß 28,67'/,M., Würfelzucker I mit Kiste 31,57», M., do. n mit Kiste 30,20 M., gemahlene Brodraffinade mit Sack 30,82'/r M., do. Rajanas mit Sack 28,80 M., gemadlcu« MeliS I mit Sack 28 30 M., Farin mit Sack 24,20-27,2 M. — Forder- ung der Raffinerien. poiixols««' , Breme», 7. September. RaffinirteS Petroleum. Faß zoll frei Loco 7,45 7-,. Grtxn-r»e «.rv L«ttermittel. Pekt, 7. September. Weizen loco behauptet, October 7,62 G., 7,63 B., April 8,02 G., 8,03 B. — Roggen October 7,07 G., 7,08 B-, April 7,39 G., 7,41 B. - Hafer October 5,27 G., 5,28 B, April 5,57 G., 5,58 B. MM September 6,27 G., 6,28 B., Mat 1901 4,93 G., 4,94 B. Petersburg, 7. September. Weizen loco 9,50. — Rog gen loco 6,40. — Hafer loco 3,b0—3,70. — Leinsaat loco 17,00 Pew-Kork, 7. September. (Anfang). Weizen December 80«/b, stetig. — Mair De'cmb-r 40'/,, stetig. Chicago, 7. Septem - . umfang). Wetzen October 73»/,. Mair — October 38. — -uMalz October 6,70.