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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190009093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000909
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-09
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.09.1900
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HchkiW-EliWIn Amtsblatt Sonntag, den 9. September 1900 1. Beilage. Nr. 209 .(1 Meinen innigsten Dank, ebenso den Ihrer Majestät wobei es sich freilich nur um die Auflösung des nahm, (Fortsetzung folgt.) wunderbaren Stück Papier, dem man mit Nachhülfe die Form eines Herzens geben wenig konnte, langer an Uns gerichtet haben. Ich bin Zeuge gewesen vieler Empfänge, die Meinem seligen Großvater und Meinem Vater hier in Stettin bereitet worden sind. Wohl entsinne Ich Mich noch des Abends, wo Ihr von Meinem hochseligen Großvater so gern gesehener Vater von ihn« angeredet wurde. Auf Schritt und Tritt entstehen vor Meinem geistigen Auge in Stettin Bilder der Vergangenheit, die Mich nur mit Freude und Dankbarkeit erfüllen. Ich hege die feste und unver- gmg jedes Thür werk machen. Otto Dücker war durch einen Zufall zu de. Stellung in Lapritz bei Herrn Gothe gekommen. Er war der älwste Sohn eines Landpfarrers mit schmalem Einkommen und vielen Kindern im benachbarten Kreise. Da er von klein an ein ernstes, stilles Kind gewesen war, das kein unnöthiges Aufheben in der Familie machte, sich stets allein ans der Klemme half, sich überhaupt regelrecht benahm, war eS von vornherein für ihn ausgemacht, daß er Theologie studieren sollte. Sein Vater, ein thätiger, robuster Mann, der seines Amtes mit wenig Wärme und Begeisterung waltete, hatte eine eiserne Hand in der Kindererziehung. Er hielt cs für selbstverständlich, daß Otto, ebenso seine andern Kinder gut einschlugen. Es war den jungen Dückers in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie sich vor jeder an eine Extra vaganz streifenden Handlung wie vor einer Sünde zu hüten und sparsam, ernsthaft und arbeitsam zu sein hatten. Seine Mutter, klein und gedrungen von Gestalt, harte sich, da sie von Herzen sehr religiös mar, in den Gedanken vollkommen eingelebt, den Otto als Pfarrer zu sehen; ihr bereitete er den größten Kummer, als er nach bestandenem Aoiturientenexamen nach Hause kam und kurz und bündig erklärte, daß er Landwirth und nicht Theologe zu werden gedächte. Frau Dücker hätte sich weder über den Entschluß ihres Sohnes, noch über die Beharrlichkeit, mit der er daran festhielt, zu wundern brauchen, denn beides war eine Vererbung ihres Mannes. Dieser war selbst ein tüchtiger Landwirth, und sein Eisenkopf ließ nichts zu wünschen übrig. Da sie aber zu sehr gekränkt war, um klar denken zu können, vergoß sie viele nutz lose Thränen, kam in die schlechteste Laune und ver darb ihrer ganzen Familie das wenige ehagen, was in dem ärmlichen Pfarrhause noch irgend gedieh. Der jüngere Eisenkopf behielt gegen den älteren recht. Ottos Begabung zum Landwirth lag auch zu klar aui der Hand, ebenso wie der gänzliche Mangel an geeigneten geistlichen Eigenschaften. Nachdem er einige Jahre lang gelernt und dann schlecht besoldete zweite Inspektor stellen angenommen hatte, bewarb er sich um eine vortyeilhaste und begehrte Verwalterstelle bei einem Rittergutsbesitzer im benachbarten Kreise. Mit seinem Ruf als tüchtiger und energischer Land wirth mit guten Zeugnissen hatte er einige Aussicht, die Stelle zu bekommen. In der Familie wurde dieser günstige Fall viel fach besprochen. Die Mutter, die trotz ihrer festen Zuversicht auf die Vatcrhand, die alles zum Besten lenkt, es doch nicht lassen konnte, sich schrecklich viele Sorgen um jedes einzelne Glied ihrer Familie zu machen, drängte Otto, als es sich um persönliche Vorstellungen handelte, zu höchster Eile. „Möchtest Du doch, ach ich will garnichts sagen, mir keine Hoffnungen machen," sagte sie beim Abschied, ihr versorgtes, verblühtes Gesicht von ihrer Arbeit — sie schälte Aepfel — erhebend. Otto ergriff i,re Hand, die das Messer hielt, küßte sie und sagte ge lassen: „Mütterchen, es wird ja schon werden!" Sein ernstes Gesicht verrieth nichts davon, daß er Reichsraths handelt, die dem Kabinet Körber als der Weisheit letzter Schluß erscheint, um einen Aus weg aus dem Labyrint der politischen Wirren in Oesterreich zu finden. Allzu tiefgründig ist diese Weisheit freilich nicht und ob die Losung der Auf lösung eine Lösung des politischen Problems in Oesterreich zu bringen vermag, das eben ist die Frage. abgeneigt, diese gegen Deutschland und dessen China- Programm gerichtete Politik zu unterstützen, aber bei etlichen Mächten überwog doch allgemach ein gewisses Mißtrauen gegen die russische Politik und die Furcht, den eigenen Einfluß auf die Gestaltung der chinesi- schen Angelegenheiten zu schwächen. Angesichts dieser Sachlage bemühte sich Rußland, seinen Vorstoß gegen die deutsche Politik ein wenig abzuschwächen, aber die Situation ist noch immer gespannt genug, um die ernstesten Besorgnisse über die weitere Entwicklung der chinesischen Angelegenheiten zu rechtfertigen. Diese Sorge muß um so größer sein, als noch immer etliche Mächte und etliche Politiker beflissen sind, das chinesische Problem durch einen ungezügelten und offen an den Tag gelegten Anneltionseifer zu kompliziren. Aber das chinesische Riesenreich an- nektirt sich nicht so leicht als die kleine Transvaal- Republik und sogar die Rosen dieser Annektion sind, wie Lord Roberts und die Engländer jetzt erfahren, nicht ohne Dornen. Die Engländer haben zwar die Transvaal - Republik annektirt, aber diese Annektion steht lediglich auf dem Papier, das ja bekanntlich ge duldig ist. Die Engländer hätten füglich das Beispiel der Nürnberger befolgen sollen, die keinen hängten, es sei denn, daß sie ihn hätten. Die von Lord Roberts verfügte Annektion Transvaals ist nicht nur völker rechtswidrig, da man nur ein Land annektiren kann, das man erobert hat, sondern sie ist auch ein lächer licher Akt, denn thatsächlich ist noch nicht ein Viertel der Transvaal-Republik in den Händen der Engländer. Wir wollen hoffen, daß die Buren weiter das Ihre thun, um die Engländer nicht leichten Kaufes in den Genuß ihrer Aktion gelangen zu lassen. Vielleicht gehören auch die „Theilung Chinas" und die „Pazifizirung Südafrikas" zu den Problemen, die, wie das Schicksal des „k r a n k e n M a n n e s" in der Türkei, als permanente Ladenhüter der Geschichte figuriren. Der „kranke Mann", der schon vor längeren Jahren totgesagt wurde, erfreut sich wie alle Totgesagten eines zähen Lebens. Und als soeben der Sultan der Türkei sein sünfundzwanzig- jähriges Regierungsjubiläum beging, zeigte die Haltung aller Mächte, daß der Glaube an die allmähliche Auflösung des osmanischen Reiches zu den überwundenen Vorurtheilen der europäischen Politik gehört. einzelne Fenster musternd, klinkte dann die erste in dem langen Wirthschaftsgebäude von Fach festen, etwas pedantischen Handschrift: Sie ist mir von Gott beschieden. Sonderbar, unter dem hohen reinen Julihimmel mit seinen hinschmelzenden Wolken, zwischen den reifenden Getreidefeldern mit ihren bunten Blumenkanten, in der sonnigen großen Natur draußen war ihm dies nicht eingefallen, er hatte sich bedrückt und muthlos gefühlt; dazu mußte er in seine enge verschattete Stube kommen, um die tröstliche Gewißheit zu er langen, daß eine gütige Vorsehung ihm das Kleinod d.stimmt hatte, wonach er strebte! Er wunderre sich darüber — und wie es schwarz auf weiß vor ihm stand, was in seiner Seele ruhte; seine Hand hatte eine höhere Macht geführt, dieselbe Macht, die ihm das Mädchen bestimmt! Er preßte seine schmalen Lippen fest zusammen und starrte auf einen Tintenklex auf der Platte, gerade über dem s Schritt durchmessend, in seine niedrige kühle Stube ein. Stock und Mütze, eine weiße Mütze mit einem breiten Schirm, hängte er an einen dazu bestimmten Nagel neben dem veilchenfarbcnen Kachelofen, der, wie es schien aus Versehen eine so schöne Farbe hatte, denn sonst war alles dürftig und prosaisch in dem kleinen Raume, dasür aber von peinlichster Sauberkeit. Kein Teppich unter dem gelben runden Sofatisch, das Sofa hart und schäbig, der Spiegel über der plumpen kleinen Kommode voller Rostflecke; als Ersatz für den Mangel an Bequemlichkeit und Eleganz wehte eine reine, durch keinen Tabakqualm v-rdorbene Luft in dieser Jnspektorstube. Ein Strauß von frisch geschnittenen Flatterrosen in einem grauen Thonkruge verbreitete Sommerdusi und Poesie bis in jeden Winkel. Der junge Inspektor, ein mittelgroßer, unschein barer Mann, zog seinen Rock aus und legte ihn' sorg fältig auf die Lehne des Sofas, während seine Blicke a> dem Rosensträuße hingen, st urd eine Weile in Gedanken davor und ließ dann die Platte eines alten wurmstichigen Sekretärs herab, was ein ausdringliches, knarrendes Geräusch verursachte. Das Innere des Sekretärs war von wahren Tintenströmcn überfluthet — seine Vorgänger mußten mit dein edlen Safte sehr verschwenderisch umgegangen sein; aus den drei durch kleine Säulchen von einander getrennten Fächern waren sie hervorqebrochen, schwarze Straßen hinter; lassend, auch die Fläche der Platte war nicht verschont- dort hatten ihre Ausläufer wunderbare Klcxe und Arabesken gebildet. Auf der Kante eines RohrstuhleS sitzend, schrieb er wie im Traume etwas mit Bleistift auf ein kleines sklckchen weißes Papier, wobei sc in farbloses, von Schweiß feuchtes Gesicht einen feierlichen Ausdruck annahm. Als er genau hinsah, stand da in seiner eines Herzens, das durchbohrt war, ein Spritzer zog schräg durch den Klex. Woher er nur die Hoffnungsfreudigkeit den Math, sich in der Zukunft das hohe Hlück aüs- zudenken, wo sie so launisch, so kalt war, so über müthig — was die verwünschte E bschast noch schü te! Er drehte sich mit halber Wendung langsam nach dem Tisch um und sah nachdenklich aus die Rosen. Die hatte sie ihm hingestellt, also hüte sie doch an ihn gedacht Glücklicherweise raffte er sich noch zur rechten Zeit aus f-iner Versunkenheit auf, als seine Hand zufällig die kalte stählerne Uhrkette auf seiner Weste streifte. Es war Zeit zum Klingeln, die Leute mußten voin Felde kommen, um Mittag zu Tagesgeschichte. Deirtfch*» Mrich. Wir haben bereits gestern mitgetheilt, daß das Kaiferpaar zu den Manöver« in Stettin eingetroffen ist. Bei dem Empfange hielt Oberbürgermeister Geheim- rath Haken folgende Ansprache: „Eure Kaiserlichen und Königlichen Majestäten grüßen wir in ehrfurchts voller Huldigung. Das Kaiserwort von Stettin, das Eure Majestät dem hiesigen Freibezirk zum ehrenden Gedächtniß vorgeschrieben: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser!", wie bald ist es vor aller Welt zur flammenden Wahrheit geworden! Auf weiter Meeresfahrt, von den besten Wünschen des Vaterlandes begleitet, sind unsere Heere hinausgezogen zur Sühnung schnöder Schuld an deutschem Gut und Blut. Nah bei ein ander liegen Krieg und Frieden. Was aber auch die dunkle Zukunft bringen mag, unwandelbar — das wollen wir auch heute in ernster Stunde geloben! — in fester Treue und Zuversicht blicken wir auf zu dem Hüter des Reiches, der zielbewußt mit seiner Willens kraft die Schutzwehren des Krieges für uns geschaffen, um segnend die Werke des Friedens zu fördern. Das § walte Gott!" Auf diese Ansprache erwiderte der Kaiser etwa Folgendes: „Mein lieber Herr Ober- § bürgermeister! Ich danke Ihnen in Meinem und der , Kaiserin Namen herzlich für die freundliche Begrüßung > und den Empfang, den Ich immer hier gesunden habe. > Es ist ja nicht das erste Mal, daß Wir Stettin be suchen und bei jeder Wieder kehr hat Meine Freude über den herzlichen Empfang sich gesteigert. Weiß Ich doch, daß Stettin die Wege, die Ich wandele, als richtigen erkannt hat. Sie haben, Herr Oberbürger meister, unserer Brüder gedacht, die sür unsere Inter essen nach dem fernen Osten gegangen sind; ich habe die feste Ueberzeugung, daß es ihnen gelingen wird, dort feste und geordnete Verhältnisse zu schaffen, unter denen der deutsche Kaufmann, der drüben lebt und wirkt, ein für allemal vor Unbeil bewahrt bleiben und ohne Störung und Gefahr Handel treiben kann. Ich habe gar keine Besorgnisse sür die Zukunst. Ich bin überzeugt, daß Mein Plan gelingen wird, da» wird auch zum Besten Stettins, der Provinz Pommern und des ganzen Vaterlandes dienen; das walte Gott!" Bei dem Festmahl der Provinz erwiderte der Kaiser aus eine Ansprache des Vorsitzenden des Provinziallandtages, v. Koeller: Ich spreche Ihnen auf, das die eine Seite des Hofes flankierte, und trat, den kleinen gepflasterten Vorflur mit einem Tie Erbschaft. Eine Erzäblung vom Lande von E. Siewert. (Nachdruck verboten.) Er kam vom Felde bestaubt und erhitzt. Den Weg an dem langgestreckten, einstöckigen Wohnhause ' - er langsam und mit spähenden Augen herab, die einzige Aktiengesellschaft unter den Privatpost anstalten, entsallen davon allein 2700000 Mark. Die Fordetungcn der Anstalten sind bis jetzt bis auf zwölf erledigt. Gegen den „ K o hl en w u ch e r ", wie er von dem Händlerring im Verein mit den Grubenbesitzern betrieben wird, wenden sich in scharfer Weise auch neuerdings die „Kreuzztg." und die „Köln. Volksztg.". Die „Kreuzztg." schreibt: „So lange freilich, wie die Frage, ob und wie viel beim Kohlenbergbau „gewonnen" werden kann, ausschließlich im Vordergründe steht, wird man nie zu einer befriedigenden Lösung gelangen." Und die Köln. Volksztg." meint: „Wenn die privaten Kohleng.ubenbesitzer fortfahren, das gesamte Volk in eer rücksichtslosen Weise auszunutzen, so wird der Veistaatlichungsgedanke immer mehr Anhänger ge winnen." Oesterreich Ungarn. Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein äiserliches Patent vom 7. September, wodurch das änderliche Zuversicht, daß die Provinz Pommem nach wie vor in Treue an Unser Haus durchhalten wird. ! Ich verbinde aber auch damit den Wunsch, daß der ! Provinz in ihrem Vorwärtsschreiten, insbesondere auf dem Gebiete der Landwirthschaft, der Segen nicht fehlen möge. Gerade auf diesem Gebiete ist die Provinz mit ihren Bestrebungen und Einrichtungen - mustergültig geworden. Mit den besten Wünschen für > das Wohlergehen der Provinz erhebe Ich Mein Gla» ' und trinke auf das Wohl der Provinz Pommers Hurrah! hurrah! hurrah! Die Königin Victoria von England gedenkt An fang nächsten Monats nach Deutschland zu kommen, um die Kaiserin Friedrich in Friedrichhof zu besuchen, wo bereits die nöthigen Vorbereitungen für den Empfang getroffen werden. Die Königin Victoria beabsichtigt 2 bis 3 Wochen bei ihrer Tochter zu ver bringen und dann einen kurzen Besuch in Koburg zu machen, um daselbst die Grabstätte ihres verstorbenen Sohnes, des Herzogs Alfred, zu besuchen. Die Reise wird nur unterbleiben, wenn das Befinden der Kaiserin Fried.ich sich derart bessert, daß die Königin Victoria keine Besorgniß mehr zu hegen braucht. Major von Wißmann, der sich wieder auf seinem I Gute Weißenbach in Steiermark aushält, ist jetzt mit I einer interessanten Arbeit sür unsere Schutzgebiete in ( * Afrika befchästigt. Er arbeitet nämlich auf besonderen Auftrag des Reichskanzlers Jagdgesetze sür unsere fämmtlichen ascikanifchen Schutzgebiete aus. Die Summe der Entschädigungen, welche die. Rcichspostoerwaltung an die ehemaligen Privatbrief-/ lesörderungsanstalten und deren Angestellten zu zahlens hat, wird, soweit sich dies bis jetzt übersehen läßt auf etwa acht Millionen Mark geschätzt. Davon enf j fallen auf die Angestellten, die nicht in den dienst übernommen worden sind, etwa and^/^W^ Millionen Mark, auf die Gesellschaften oder Gefcya,.^^ inhaber 6—7 Millionen Mark Entschädigung für den entgangenen Gewinn. Auf die Berliner Packetsahrt, auch seinerseits gespannt und erregt war. Seine drei Schwestern, alle kleine breitgebaute Mädchen mit aus geprägten, aber nicht regelmäßigen Zügen und großen Händen, sahen auch von ihrer Arbeit auf. Zwei von ihnen halfen beim Apfelschälen und die dritte nähte mit großem Eiser ans der Nähmaschine. Dies war Emma, die älteste von den dreien, die vermöge ihrer Willensstärke, Thatkraft und realistischen Lebensauf fassung in dem Kreise der Psarrersleute einen ge wissen Ruf hatte. Sie sah den Bruder mit ihren harten, vollkommen illusionslosen Augen an: „Es wäre ein großes Glück, wenn gerade Du die Stelle bekämst. Laß es Dir gut gehen, Otto!" sagte sie mit viel Fassung, worauf er sie küßte. Sogleich nahm sie wieder ihre Arbeit auf. Das Rattern der Nähmaschine dröhnte durch die Stube, die AbschiedS- worie der andern Schwestern übertönend. Mit der Ausregung eines armen Menschen, dem es sein Schicksal bedeutet, ob er eine Stellung erlangt oder nicht, trat Otto seine Reise zu dem Ritterguts besitzer an; als er heimwärts fuhr, hatte er die er sehnte Stelle so gut wie in der Tasche. Sein schlich tes, bescheidenes, dabei energisches Auftreten hatte auf den eleganten reichen Herrn einen sehr vortheilhaften Eindruck gemacht. Zum 1. September sollte er vor aussichtlich schon in seinen neuen Wirkungskreis ein treten. Das Gehalt von 900 Mark bei freier Station erschien ihm wie eine Unsumme. Mit ernster Miene, doch in behaglichster Stimmung fuhr ec rech nend und überlegend in einer offenen Britschke der Bahnstation zu. Er plante, einen Theil seines Geldes zur Erhaltung seines jüngeren Bruders ans dem Gymnasium anzuwenden. Seine Eltern erschwangen die Pensionskosten nur mühsam; der Gedanke beglückte ihn, sie zu entlasten, nicht weniger entzückte ihn die Aussicht auf seine Thätigkeit. Seine runden sesten Muskeln dehnten sich, wenn er an die Strapazen lachte, die ihm bevorstanden. Er sollte zwei Pferde >ur Verfügung haben — er ritt gern und gut —, )aS Vorwerk inspizieren, die Bücher führen, alles liebe Beschäftigungen — er wußte nicht, was ihm zu seinem Glücke noch fehlte. Politische Wochenschau. Die Situation in China ist von einer Klärung noch immer sehr weit entfernt. Ließ die Einigkeit im Konzert der Mächte schon von vornherein recht viel zu wünschen übrig, so ist diese Uneinigkeit, mit der freilich jeder vorsichtige Politiker von vornherein als einem durchaus natürlichen Faktor rechnen mußte, in dem jetzigen Stadium der chinesischen Wirren derart schroff hervorgetreten, daß die Frage, wie die Machte mit den Chinesen fertig werden, an Bedeutung wert zurückgetreten ist hinter der anderen Frage: wie werden die Mächte unter einander fertig werden? Um die Rolle des „Hechtes im Karpfen teich" hat ein förmlicher Wettbewerb unter den Nationen stattgefunden. Zuerst war es England, welches die unverkennbare Neigung an den Tag legte, das Konzert der Mächte zu fprengen, denn England hatte angesichts der Ereignisse in Südafrika überhaupt keine Neigung, das Vorhandensein einer chinesischen. Frage anzuerkennen. Die Engländer, gewöhnt ihre Kastanien von Anderen aus dem Feuer holen zu lassen, schickten die Japaner vor und veranlaßten diese, die führende Rolle in dem antichmesischen Konzert und das entsprechende Honorar zu fordern. Die Japaner, deren Kopf sich die Engländer mit so viel Eifer zerbrochen hatten, zeigten sich jedoch alsbald vernünftigen Erwägungen zugänglich und mit einiger Mühe wurde auch diese Störung des Konzertes der Mächte beseitigt. Als den nächstfolgenden Störenfried spielten sich die Vereinigten Staaten von Amerika auf, welche die Aktion gegen China überhaupt nur der Noth gehorchend, nicht dem eignen Triebe mit- machten und eb.nso wie die Engländer auch heute noch fehr widerwillig an dieser Aktion Mitwirken. Ein» weitere Schwierigkeit entstand dann bei der Frage des gemeinsamen Oberkommandos, wobei F ankreich die jenige Macht war, bei der „der Widerspänstigen Zähmung" die größten Schwierigkeiten bereitete. Nachdem alle diese Schwierigkeiten überwunden und auch die Eirnahme von Peking und die Befreiung der dort Eingeschlossenen über Erwarten rasch und glücklich von statten gegangen waren, tauchte urplötz lich ein neues schweres Hindermß in der Abwicklung der chinesischen Angelegenheit auf und diesmal war es Rußland, welches die Rolle des Hechtes im Karpfenteich für sich in Anspruch nahm. Wie ein Blitz aus heitrem Himmel wirkte der unerwartete Vorschlag Rußlands, der nichts Anderes bezweckte als die Räumung der nach schweren Kämpfen von den Verbündeten eroberten Hauptstadt des chinesischen Reiches. Da der Vorschlag der Räumung Pekings aus irgend welchen militärischen Gesichts punkten heraus überhaupt unverständlich bleiben mußte, war die Erklärung für diesen Vorschlag nur in politi schen Motiven zu suchen. Und diese Motive waren nicht allzu versteckt. Es log auf der Hand, daß die Spitze dieses Vorschlags sich gegen Deutschland richtete. Die meisten anderen Mächte zeigten sich zuerst nicht Im Zeichen der Auflösung steht zur Zeit auch - ' c. n» cm die Politik in unserem Nachbarlande Oesterrei ch, i ^ Kaiserin aus für die warmen und schonen Worte, ------- welche Sie im Namen der Provinz Pommern so. den
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