Volltext Seite (XML)
— Mühlberg a. E., 19. September. Das 6jährige Töchterchen eines Arbeiters kam heute der im Betriebe befindlichen Dreschmaschine des Gutsbesitzers Löwe in Wengendorf zu nahe und wurde so schwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. — Geithai«. Der ledige Arbeiter Kahle in NarSdorf verunglückte am Freitag tödtlich. Er war im Innern der Dampfesfe der Kretzschmarfchen Ziegelei in die Höhe gestiegen, wobei er infolge eines Fehl trittes abstürzte. Mit zerschmetterten Gliedern wurde er todt in der Flugasche in der Este aufgefunden. — Hainichen, 23. September. In einer hiesigen Webfabrik ereignete sich Freitag kurz vor Mittag ein Unglücksfall, der verhältnißmäßig noch gut ablief. Der daselbst beschäftigte Appreturmeister G. wurde beim Auflegen eines Riemens von der TranS- missionswelle erfaßt und um dieselbe herumgeschleudert. G., dem die Kleider buchstäblich vom Leibe gerissen wurden, deren Fetzen an der Welle hingen, hat, außer bedeutenden Quetschungen an der linken Brustseite, weiter keinen Schaden davon. — Lommatzfch. Der hiesige Stadtrath hat be schlossen, gleich wie in Roßwein, Frankenberg re. rm Jahre 1902 auch in Lommatzsch ein Heimathssest zu veranstalten. — Plaue« i. B. Ein schweres Unglück er- eignete sich am Sonntag Morgens gegen 8 Uhr ans dem unteren abschüssigen Theile der Rähnisstraße. Wahrscheinlich infolge Versagens des Schleifzeuges kam ein vollbeladener großer Möbeltransportwagen in übermäßig schnelle Gangart. Der Geschirrführer Blechschmidt, seit über 20 Jahren im Möbeltransport geschäft von H. Baum thätig, wurde erfaßt, eine Strecke geschleift und überfahren, so daß der Tod so fort eintrat. — Frohburg. Am Donnerstag brach in dem Schrammschen Gute in Greifenhain Feuer aus und zerstörte die Scheune und das Stallgebäude, außerdem kamen vier Schweine und Geflügel in den Flammen um. Bodenbach, 22. Sept. Gestern Abend fuhr der von Tetschen über die Nordwestbahnbrücke nach Sachsen verkehrende Güterzug Nr. 4796, unmittelbar, nachdem die Maschine mit den nachfolgenden Wagen die vorgenannte Brücke passirt hatte, auf einem falschen Gleise in unsere Station ein, auf welchem eine Anzahl Güterwagen stand. Nachdem das Personal des Güterzuges erkannte, daß eine Katastrophe nicht mehr zu vermeiden sei (bei der Kürze der Entfernung bis zu den stehenden Güterwagen), rettete sich das selbe, nachdem alle Bremsvorrichtungen in Thätigkeit gesetzt waren, durch Abspringen. Unmittelbar danach erfolgte der Zusammenstoß, bei welchem die Lokomotive zunächst auf 2 Kohlenlowrys auffuhr, diese zertrümmernd. Wunderbarerweise blieben 6 gleich hinter der Maschine befindliche, mit Rindvieh beladene Wagen unverletzt In der Mitte des Zuges jedoch fuhr infolge des ge waltigen Rückpralls ein mit Getreide beladener Kasten wagen nebst den hinter ihm folgenden auf einen leeren Kastenwagen auf und thürmten sich, die Seitenwände und Decke desselben glatt abrasirend, in die Höhe. Im Ganzen wurden 8 Wagen zertrümmert. Zur Be seitigung der Verkehrssperrung — der 7 Uhr von Tetschen nach Dresden abgehende Personenzug mußte ganz unterbleiben — wurden zwei Rettungszüge von Bodenbach bezw. Dresden requirirt, deren Mann schaften bis nachts halb 2 Uhr angestrengt arbeiten mußten, bevor die Strecke wieder frei war. Der Un fall soll durch falsche Weichenstellung verursacht worden sein. TsHesHeschichte. Die Enthüllung des Lnisen-Drnkmals i« Tiistt. Der Kaiser traf zu den Feierlichkeiten, welche der Enthüllung des Luisendenkmals galten, Sonnabend Nachmittag in Tilsit ein. Unter lebhaften Ovationen des Volkes ritt er unmittelbar nach der Ankunft zum Denlmalsplatze in den Park von Jacobsruhe. Am Denkmalsplatze waren vier Tribünen errichtet, welche ein reicher Damenflor zierte. Regierungspräsident Hegel hielt eine Ansprache, welche mit dem Wunsche schloß, daß es dem Vaterlande niemals an Töchtern fehlen möge vom Sinne der Königin Luise. Auf einen Wink des Kaisers fiel sodann die Hülle. Nach einem Schlußgesang erfolgte darauf die Niederlegung vieler Kränze, namentlich durch Frauenvereine, worauf Oberpräsident Graf Bismarck ein Hoch auf den Kaiser ausbrachte. An die Feier schloß sich ein Parade marsch des 41. Infanterie-Regiments und des 1. Dragoner-Regiments, worauf der Kaiser sich zum Stadthause begab. Dort wurde dem Kaiser ein Ehrentrunk geboten. Auf die Ansprache des Ersten Bürgermeisters erwiderte der Kaiser mit folgender Rede; Ich trinke diesen Pokal auf das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerschaft. Ich trinke ihn dankend zunächst als Landesherr und König für den treuen, zu Herzen gehenden Empfang der Stadt Tilsit. Ich trinke ihn zum andern als Urenkel der hohen Frau, deren Standbild Sie heute enthüllt haben, dankend dafür, daß Sie das Andenken der schwer geprüften, nie verzagenden Königin in so schöner Weise in Ihrer Stadt fortleben lassen. Ich trinke zum dritten als Enkel, denn der heutige Tag wäre einer gewesen, der recht von Herzen dem Wunsche Meines hochseligen Herrn Großvaters entsprochen hätte. Mögen der Stadt Tilsit und unserem Lande stets Frauen und Mädchen erstehen, die ungeminderte und nie versagende Zuversicht auf Gott und seine Hilfe bei unserer Generation, bei ihren Männern und Söhnen pflegen bis in die entferntesten Zeiten. Das ist Mein Wunsch für Tilsit und diese Provinz und unser Land! El« Riesenmahl. 22000 Mann auf einem Brett zu gleicher Zeit abspeisen, ist eine Leistung, die alle Achtung verdient, selbst wenn der Speisezettel nur Erbsensuppe, Sauer kraut und Bratwurst, angefeuchtet mit bayerischem Biere, aufwiese, wie viel mehr aber, wenn er folgen dermaßen lautet: Verschiedene Vorspeisen: Oliven, Gurken, Wurst, Butter. Gerichte: Kalte Salmschnitte nach Pariser Art. Rindslende mit Gemüse bekränzt. Junge Rouener Enten. Gebratene Masthühnchen aus Brest. Fasanenklöße St. Hubertus. Salat Potel. EiS „sucoös". Käse. Nachtisch: Eis-Zuckergebäck und anderes Backwerk. Fruchtkörbe nach der Jahreszeit: Pfirsiche, Feigen, Trauben, Birnen, Aepfel, Physalis. Weine: Preignac in Caraffen. St. Emilion in Caraffen. Haut-Sauternes. Margaux 1887. Champagner auf Eis. Kaffee, Liköre, Fine-Champagner. DaS nämlich war die Tischkarte des genau 22294 Gedecke umfassenden Mahles, wozu auf Sonnabend Mittag die französische Regierung — „im Namen des Präsidenten der Republik", besagt die Einladung — sämmtliche Gemeindevorsteher des Landes aus Anlaß der Weltausstellung geladen hatte und diese in obiger Zahl ihr Erscheinen zugesagt hatten. Das Speisehaus Potel L Chabot aber hat die in der Geschichte der Eßkunst vielleicht einzig dastehende Aufgabe übernom men, sie tadellos und in einer des Rufes der franzö sischen Küche würdigen Weise nach obigem „Fahrplan" abzuspeisen. Einige Zahlen mögen diese Riesenaus gabe illustriren. Für die Vorspeisen des Mahles ist ie verhältnißmäßig noch ein Kinderspiel. Einige Zässer Oliven und Gurken, einige hundert Meter seiner Wurst und ebenso viele Pfund Butter sind bald als solche vorbereitet und auf die 606 Tische vertheilt, die unter zwei mächtigen, je einen halben Kilometer langen Riesenzelten für das Mahl im Tuileriengarten aufgestellt sind, bedeckt mit Tafeltuch in einer Ge- sammtlänge von 8 Kilometer. Schlimmer schon ist es mit dem Salm, dessen es 2000 Kilogramm bedarf, die wieder 1200 Liter Mayonnaise erfordern. Die Bestellung auf den Fang war bereits vor zehn Tagen ergangen und hatten sofort den Marktpreis des Salms um einen Franken das Pfund gesteigert. Am Mittwoch waren die 2000 Kilogramm bereits gekocht, standen auf Eis und warteten nur mehr der Ehre, in den französischen Bürgermeistermagen zu verschwinden. Für den Rindslendenbraten hat eine Herde von 250 Ochsen ihr Leben lassen müssen, die 500 Lendenstücke von 2400 Kilogramm Gewicht lieferten. Auch die 1800 Rouener Enten, an Größe und Zartheit des Fleisches die ausgezeichnetsten ihrer Gattung, die man je mit einer Ente auf 12 Bürger meister genügend an Zahl erachtet hat, hatten bereits vor mehreren Tagen ihr Leben gelassen und in 1200 kupfernen Töpfen das erste Feuer erhalten, während 2500 Masthühnchen aus Brest zu allerletzt aus die Herde gefetzt wurden. An Fasanen sind für das Mahl 2430 abgeschossen. Den Salat lieferten: 2500 Liter grüne Bohnen, Kartoffeln und einige Hundert Selleries. Ein Faß von 250 Liter Oel und Essig ist aufgefahren. Das „Luccas" würde, wenn auf- einandergethürmt, die Höhe der Thürine des Trocadero erreichen und in geschmolzenem Zustande einen Teich nlden, der ungefähr dem gleich kommen dürfte, den ne am Schluffe des Mahles servirten Hektoliter Kaffee darstellten. An Früchten hoffte man mit 1000 Kilogramm Trauben, 10000 Pfirsichen, 4000 Feigen, 6000 Birnen, 4000 Aepfel, 20000 Pflaumen und 20000 Physalis auszukommen. Da die Regierung die An weisung gegeben hatte, mit dem Wein nicht zu „knacken", sondern flott einzuschenken, so wurden ;0 000 Flaschen in verschiedenen Batterien aufgestellt. Bei dem Festmahle hielt Präsident Loubet eine Rede, keineswegs eine sogenannte Tischrede, sondern eine der großen Veranstaltung voll entsprechende republikanische Programmrede, der die Pointe gegen das Gebühren des Pariser Gemeinderaths nicht fehlte. Er erinnerte zunächst an die Ereignisse von 1792, in deren Er innerung das Fest stattfindet. Gegenüber der andern mißlungenen Veranstaltung des Pariser Gemeinde- rathes trage dieses Bankett einen reinen nationalen Charakter. Auch die erste Republik organisirte zu gleich mit der Demokratie die Vertheidigung des Vaterlandes. Das Ideal bleibe heute das gleiche: Einigkeit, sozialer Friede und die Ehre des französi schen Namens. An den demokratischen Institutionen müsse festgehalten werden. Die Regierung verfolge eine Politik der Beruhigung und der Einigung aller Franzosen unter dem Banner der Republik. „Wenn Sie wieder in Ihre Gemeinden heimkehren, so ver künden Sie dort, daß wir dem Geiste der Revolution treu bleiben, denn unsere Vaterlandsliebe ist eben so groß wie unsere Anhänglichkeit an die Republik. Wir wollen ein freies, starkes und ruhmreiches Frank reich, geeint im Innern unter der Herrschaft von Gesetz und Recht, und draußen geachtet wegen seiner geistigen Begabung, der Macht seiner Waffen und seiner aufrichtigen Friedensliebe. Wir werden ohne Zögern und Zagen bis zum Ende des uns anver trauten Amtes walten. Wir hegen gegen niemanden Haß oder Groll, und es ist unser heißester Wunsch, alle Franzosen in gleicher Liebe zum Vaterland und zur Republik vereint zu sehen." Die Rede Loubets wurde häufig durch Beifallsbezeuaungen unterbrochen. Die Feier endete mit einer lebhaften Huldigung für Loubet. Die Rufe: „Es lebe Loubet!" „Es lebe der Präsident!" „Es lebe die Republik!" hallten und pflanzten sich bis zum Elysöe fort. Im Elysee empfing Loubet einen Theil der Bürgermeister, während die übrigen einem Feste der Ausstellung beiwohnten. Paris, 23. Sept. Die Morgenblätter erklären, das gestern zu Ehren der Maires gegebene Fest sei ein Ruhmestag für Frankreich gewesen. Es habe ge zeigt, daß das Land durchaus einig sei und habe die reaktionären Hoffnungen zerstört. Sie nennen das Fest eine Apotheose der Republik. Paris, 24. September. Der Kriegsminister unter breitete dem Präsidenten Loubet den Antrag, die Städte Paris und Bazeilles wegen ihrer Haltung im Jahre 1870 zu ermächtigen, in ihren Wappen das Kreuz der Ehren legion zu führen. Nachtrag. Belgrad, 23. September. Anläßlich des mor- gigen Geburtstages der Königin sind sämmtliche im Attentatsprozeß Berurtheilte, ausgenommen der Kron zeuge Krasowitsch, begnadigt worden. Berti«, 24. September. Die Börse zeigte heute starke Verstauung; die Kurse gingen namentlich am Bank, und Montanaktienmarkt prozentweise zurück. Der Kaffa- markt war zeitweilig geradezu deroutirt. Die Lage in China wird in ungünstigem Sinne erörtert; man fürchtet, daß das Konzert der Mächte gefährdet ist in Folge des Verhaltens Amerikas und Rußlands. Loudon, 25. Sept. „Daily Mail" meldet aus Lorenzo-Marquez: Aus zuverlässiger Quelle wird versichert, daß die Buren 7—9000 Mann noch unter den Waffen haben, die vom Präsidenten Steijn und dem Staatssekretär Reitz befehligt würden. Sie sollen beschlossen haben, die englischen Verbindungslinien zu zerstören und sich von Zeit zu Zeit nach dem Norden ins hohe Veld zu flüchten, wo Fourage in genügender Menge vorhanden ist. Friedrichshafen, 24. Septbr. Es verlautet bestimmt, daß am nächsten Dienstag die Füllung des Luftschiffes des Grafen Zeppelin vorgenommen wird und am nächsten Mittwoch ein neuer Aufstieg statt findet. La«dsberg a. W., 22. Sept. Ein Schurken, streich sondergleichen wurde in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend auf dem großen Friedhöfe an der Landsberg-Friedeberger Chaussee verübt. Die Erb begräbnisse des Dr. I. E. Nürnberger und des Kauf- manns C. W. Krause sind von ruchloser Hand auf gebrochen worden. Man hat offenbar, da alle Särge geöffnet waren, die Leichen bestohlen und sodann, um ne Spur zu verwischen, die Erbbegräbnisse in Brand gesteckt. Mächtige Rauchwolken machten vorüber- zehende Landleute auf den Brand aufmerksam, die )em Friedhofsinspektor v. Albedyll sofort Mittheilung von dem Geschehenen machten. Den Feuerwehrleuten gelang es nur mit Noth, das Feuer zu dämpfen. Im Krauseschen Erbbegräbniß befanden sich neun Särge, die, durch Zinkblech geschützt, nicht ganz ver brannten. Dagegen verbrannten die Särge des Dr. Nürnbergerschen Erbbegräbnisses fast ganz. Von den Thätern fehlt jede Spur. Telegramme Berlin, 25. Sept. Vice-Admiral Hoffmann ist durch Kabinetsordre vom 23. d. Mts. von der Stellung als Chef des 1. Kreuzergeschwaders enthoben und Se. König!. Hoheit Vice-Admiral Prinz Heinrich zum Chef des Geschwaders ernannt worden. Hongkong, 24. September. Einem Telegramm aus Canton zufolge wurde eine Barke, in welcher sich eingeborene Christinnen befanden, bei Kunkfuk am West flusse beschossen, alsdann wurden die Frauen ans Ufer geschleppt und niedergemetzelt. Die eingeborenen Christen flüchteten nach Canton. Die Stadt ist ruhig. Ruhe störer treiben sich in Schaaren umher, haben aber keinen Führer. Washington, 24. September. DaS Staats- departement beschäftigte sich heute damit, die In struktionen für den Gefandten Conger festzustellen, welcher sich mit Lihung-Tschang und dem Prinzen Tsching über einen Ort einigen wird, an welchem dieselben mit den Vertretern der übrigen Mächte Zu sammentreffen sollen, um die ersten Verhandlungs punkte zu erledigen und gewisse große Gesichtspunkte für die Konferenz aufzustellen. Das Programm soll den Mächten zur Genehmigung unterbreitet werden. Berlin, 25. Septbr. Die deutsche Linienschiffs division ist heute von Shanghai nach Taku in See gegangen. Drei deutsche Torpedoboote sind am 24. d. M. in Hongkong eingetroffen. Taku, 24. Sept. Das Expeditionskorps wird am 29. d. M. nach Paotingfu aufbrechen. Schanghai, 24. Sept. Ei e Schwadron indischer Kavallerie wurde heute hier gelandet. London, 25. Sept. Die „Äorning Post" meldet aus Schanghai vom 24. d. M.: Die Regierung ist vollständig in den Händen des Prinzen Tuan; Kangyi, sowie die Generale in der Provinz Nanking sind nur Werkzeuge des Prinzen. Die geheime Ge sellschaft Kolatwai wird die Quelle großer Gefahr; der Einfluß dieser Gesellschaft ist größer, als derjenige der Boxer. Sendlinge Tuans arbeiten energisch m der Hoffnung, den Bizekönig von Nanking, der gegen die Fremden wohlgesinnt bleibt, zu beseitigen. Die Lage im Iangtsegebiet ist thatsächlich kritisch. Petersburg, 25. September. Der „Nowoja Wremja" wird aus Odessa gemeldet, dort sei eine Ver fügung angelangt, nach welcher alle Freiwilligen, die in Odessa emgetroffen sind, um sich nach Ostasien zu begeben, heimzukehren haben. Brieftasten. Stammtisch Altdeutsche Trinkstube. 2 Stammtisch gäste streiten über den Orden pour Io morito, der eine sagt, daß betreffender Orden für Kunst und Wissenschaft verliehen wird, der andere, nur für hervorragende Leist ungen im Kriege. Was ist richtig? Es haben beide nicht Unrecht. Der preußische Orden pour Io morito zerfällt in 2 Abtheilungen, für Militär und Zivil. Anfangs wurde der Orden, den König Friedrich II 1740 gestiftet, ohne Unterschied ver liehen, bis 1810, in welchem Jahre ihn der König nur für hervorragende Verdienste im Kampfe bestimmte. Im Jahre 1842 wurde die andere Abtheilung für Wissenschaft und Künste gestiftet: die Zahl dieser Ordensritter ist auf 30 beschränkt. «irchliche «»»richte« Bou Oberlungwitz. Freitag, den 28. September findet Vormittag 10 Uhr Wocheneommunion in der Hauptkirche statt. Anmeldung von '/,1V Uhr an in der Sacrtstei. von Wüsteubraub. Freitag, den 28. September 1900, Vormittags 10 Uhr Wocheueommnuia«. Bon LavgevchurSSors. Donnerstag, den 27. September 1800, Bormittag 10 Uhr Woche»comm«uiv« in der Kapelle zu Falken. Freitag, den 28. September 1900, Vormittag 1V Uhr Woche«commnvto« in der Kirche zu Langenchursdors. von Bernsdorf. Donnerstag, den 27. September, Vormittag 9 Uhr Wache«» Vermischtes. Dux, 24. September. Der Gmbenbrand dauert noch immer in ungeschwächter Weise fort. Alle Versuche, die noch im Schacht befindlichen Bergleute zu retten, sind bisher vergeblich gewesen. Dux, 24. Sept. Die obertägigen Zugänge zum „Frisch-Glück"-Schachte werden möglichst luftdicht ab gesperrt; in die Röhren wird Kohlensäure eingeleitet, um nicht die brennbaren Gase zu vermehren und so den Brand zu ersticken. Der bei dem Unglück ver letzte Bergverwalter Dyk ist heute gestorben. In Arbeiterkreisen kommt das Gerücht nicht zur Ruhe, daß bei der Duxer Grubenkatastrophe mehr Opfer waren, als angegeben wird Die Wiener Arbeiterzeitung behauptet, daß die von Anfang an genannte Zahl von 85 Eingefahrenen unrichtig sei. — Das ganze Personal der Frisch Glück-Zeche beträgt 170 Mann, wovon nur wenige Nachtarbeit verrichten. Man könne nicht annehmen, daß nur die Hälfte der Leute eingefahren sei. Gewiß eien es 123 Mann, von denen sich 29 retteten, während acht Brandwunden erlitten. Es habe also 86 Opfer ge geben, während nur 43 Leichen zu Tage gefördert wurden. — Die Geretteten behaupten, einen intensiven Gasgeruch gespürt und die Ausfahrt verlangt zu haben. Zimmerbauer Venclovsky und Streckenmeister Freml hätten ihnen befohlen, sofort zur Arbeit zu gehen, was sie nur unwillig thaten. Eine halbe Stunde später er folgte die Explosion. Arbeiter behaupten, das Feuer im abgesperrten Raum habe zehn Jahre hindurch gebrannt, wegen Kohlentheuerung habe man es jetzt gelöscht und vorher den Gang erneuert Ueber die am Sonnabend stattgefundenen Massen- beerdigungen der beim Grubenunglück in Dux verunglückten Bergarbeiter berichtet man: Um 10 Uhr Vormittags nahmen die Beerdigungsfeierlichkeiten der in der Frisch-Glückzeche Verunglückten ihren Anfang. Vor der Schachtanlage hatten die Vereine von Dux und Umgebung mit Fahnen und Musik Aufstellung genommen. Vom Schachthause und den übugen dazu gehörigen Gebäuden wehten schwarze Flaggen. Das Schachthaus selbst war mit schwarzem Tuch aus geschlagen. In der Mitte des Schachthofes nahmen die offiziellen Persönlichkeiten Ausstellung. An der Front des Schachthauses war ein Altar errichtet. Lautlose Stille herrschte trotz des enormen Menschen- andrangeS. Um 10 Uhr erschienen die katholische Geistlichkeit von Dux und Ossegg und die Pastoren von Teplitz und Kartzitz. Man brachte aus der Zechenstube den ersten Sarg, da entsteht plötzlich Be wegung unter den Anwesenden. Ein lautes Schluchzen der hinter dem Sarge schreitenden Angehörigen wird vernehmbar. Es folgt ein zweiter, dritter, zehnter, zwanzigster, dreißigster, vierzigster und noch kein Ende. Immer vernehmbarer wird der Jammer, das Schluchzen und Wehklagen der Trauernden. Endlich waren 43 Särge auf die Bahren gestellt. An dem Fußende eines jeden Sarges war auf einem Zettel der Name des betreffenden Bergarbeiters angehängt. Aus jedem Sarg lag ein Kranz mit der Widmung: „Glück auf zur letzten Grubenfahrt!", welche von der Brüxer Bergbaugesellschaft gestiftet waren. Auch von den Hinterbliebenen waren die Särge mit Kränzengeschmückt. Ein Hornsignal ließ das Wehklagen verstummen und wieder herrschte tiefe Stille. Der Dechant von Dux, ?. Josef Friedland, celebrirt eine heilige Messe, nach der ein Choral gesungen wird. Hierauf hält der Dechant eine Ansprache an die Versammelten, die in den letzten Ruf ausklang: „Glück auf! Glück auf!" Tausendfach wiederholt sich der Zuruf auS der Menge. Nach einem weiteren Signal setzten sich die Anwesenden in Bewegung. Sie bildeten drei Kondukte, von denen einer auf den Duxer, der andere auf den Liptitzer und der dritte auf den Ossegger Friedhof pilgerten. An der Spitze des größten Zuges, und zwar an dem nach Dux schritten die Kreuz- und Lanzenträger, dann folgte eine Musikkapelle, eine Abtheilung uniformirter Bergknappen, die Arbeiterinnen, die uniformirten Vereine und Korporationen mit Fahnen und Musik und dann die einzelnen Särge, die von ie 6 Bergknappen getragen wurden, an deren Seite ; andere Bergknappen, Mitglieder des Veteranen vereins und der Feuerwehr einherschritten. Hinter edem Sarge folgten die Angehörigen der Verunglückten, )ann wieder ein Zug Bergknappen nnd hinter diesen gingen die offiziellen Persönlichkeiten. Um ^11 Uhr etzte sich der Zug vom Schachthause aus in Bewegung und um i/z 1 Uhr Nachmittags langten die ersten Särge auf dem Friedhöfe in Dux an. Nach der An kunft auf dem Friedhöfe kam der wildeste Schmerz zum Ausdruck. Gendarmerie, Polizei und Feuerwehr hatten zu thun, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Scenen, die sich hier abspielten, lassen sich nicht schildern; es war ein herzbrechender Anblick, die nach Tausenden zählende Menschenmenge zu sehen, Alle von einem einzigen gemeinsamen Schmerz erfaßt. Nun standen sie alle am Massengrab: die 27 Ab theilungen desselben waren innen mit Tannenreisig und Blumen geschmückt. Jetzt folgte die Einsegnung der Särge, Choräle wurden gesungen und die Musik kapellen begleiteten diese, worauf ein „Vaterunser" gebetet wurde. Sodann wurde die Einsegnung eines verunglückten protestantischen Arbeiters durch einen evangelischen Pastor vorgenommen. Als der erste Sarg zur Grube fuhr, hatte sich der wilde Schmerz der Angehörigen zur Hellen Verzweiflung entfacht. Die Frauen umklammerten die Särge und wollten nicht von ihnen lassen. Viele Frauen sanken ohn mächtig nieder. Mit Gewalt mußten die Frauen von den Särgen weggeschleppt werden. Man schätzt die Zahl der bei der Leichenfeier anwesenden Personen auf 40000. Aehnliche Scenen wie auf dem Duxer Friedhöfe spielten sich auch auf den beiden anderen Friedhöfen ab. * Was ein Mensch auShalteu kann, zeigt ein Fall, der jüngst in einem Berliner Krankenhause zur Beobachtung kam. Durch einen Unglücksfall waren einem Patienten mehrere Rippen, ein Schlüsselbein und ein Oberarm gebrochen worden; aus dem Brust fellraum wurden 2500 Kubikcentimeter (gleich 2'/, Liter) Blut ausgepumpt, ebenso befand sich im Herz beutel eine Menge Blut, das entfernt werden mußte und schließlich war durch einen Riß im Zwerchfelle eine Verbindung zwischen Brust- und Leibeshöhle her gestellt, so daß Lust in den Bauchraum eingetreten war. Trotz alledem gelang es, den Patienten am Leben zu erhalten; er wurde vor einiger Zeit der