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Nr, 79 PAPIER-ZEITUNG 3464 Zellstoffbleiche Auf der 79. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Dresden hielt Dr. C. G. Schwalbe von der tech nischen Hochschule in Darmstadt einen Vortrag, von welchem die »Zeitschrift für angewandte Chemie« folgenden Auszug bringt: Weder alkalische noch saure Bleiche von Sulfitzellstoff führt zu irgendwie erheblichen Mengen chlorierter Produkte. Die Chlormenge im fertigen Stoff erfährt nur geringfügige Ver mehrung. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß ungebleichter Sulfitzellstoff, vielleicht infolge seiner kolloidalen Natur, dem Wasser kleine Chlormengen zu entziehen vermag. Die Chlor kalkbleiche verursacht relativ starke Beladung der Faser mit Salzen, bei saurer Bleiche ist die Zunahme geringer, wie die Kontrolle des Aschengehaltes beweist. Saure Bleiche soll für Sulfitzellstoff schädlich sein. In der Tat zeigt derartig gebleichter Stoff eine beträchtliche Zunahme seines Reduktionsvermögens, ein Anzeichen dafür, daß Hydro- oder Oxyzellulosen gebildet worden sind. Säurespuren können durch Auswaschen kaum entfernt werden; sie verursachen beim Trocknen die Bildung brüchiger Hydrozellulose. Das Zurück gehen gewisser Zellstoffarten ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf Bildung von Oxyzellulosen zurückzuführen. Diese gilben bei langem Liegen allmählich, rasch beim Trocknen bei 100°. Die Bestimmung des Reduktionsvermögens nach der vom Redner ausgearbeiteten Methode gestattet eine Kontrolle des Bleichvorganges. Heiße Bleiche des Sulfitzellstoffes ist un bedenklich, solange Ueberschuß an Bleichmittel vermieden wird. Die Chloratbildung verläuft sehr viel langsamer als die Bleichung des Zellstoffs. Der Salzgehalt der Bleichlösungen ist von Ein fluß auf die Bleichgeschwindigkeit. Bei zunehmendem Salz gehalt wird die Diffusionsgeschwindigkeit stark verringert. Die Tatsache, daß elektrolytische Bleichflüssigkeiten schneller als Chlorkalk- und Natriumhypochloritlaugen (aus flüssigem Chlor und Natronlauge) bleichen, ist durch den geringen Alkaligehalt der elektrolytischen Bleichflüssigkeit zu erklären. Die An wendung von Natriumhypochlorit erscheint daher wenig rationell. Herstellung von gereinigtem Natronstoff aus Nadelholz Diesem Verfahren, für welches William H. Sharp in Philadelphia, Staat Pennsylvania, das amerikanische Patent Nr. 841 190 erhielt, sollen die verschiedenen in Amerika wachsenden Nadelholzarten, insbesondere die kurznadelige Spruce-pine, Lobdolly-pine, Foxtail-pine, langnadelige Kiefer = Old-field-pine, Jack-pine und Nigger-pine unterworfen werden. Bisher zeigte sich bei der Behandlung dieser Nadelholzarten mittels des sogen. Natron-Verfahrens, daß verschiedene Bestandteile des gekochten Holzes den Bleich mitteln widerstanden und den Stoff mißfarbig machten. Um diesen Mangel zu beseitigen, verfährt der Patentinhaber in folgender Weise: Das in üblicher Weise zerkleinerte Nadelholz wird zunächst etwa 10 Stunden mit einer Lösung von kaustischem Natron von 12—13° Be bei einem Druck von 8—9 Atmosphären gekocht. Der Stoff wird dann gründlich mit Wasser gewaschen und darauf mit Chlorkalk- Pulver behandelt, und zwar werden etwa 20 kg Chlorkalk auf je 100 kg des gewaschenen Stoffs verwendet. Nachdem die Wirkung des Bleichmittels nahezu beendet ist, werden auf je 1000 kg des Stoffs etwa 21/ kg eines Permanganat salzes, insbesondere übermangansaures Kali oder Natron, hinzugesetzt. Die Masse wird gründlich umgerührt, und sobald die Farbe anzeigt, daß die gewünschten Reaktionen beendet sind, mit einer verdünnten Lösung von schwefliger Säure gewaschen, bis alle löslichen Spuren der Mangan verbindungen entfernt sind. Der Stoff ist jetzt für den gewöhnlichen Gebrauch fertig. Streichpapier Zwei Buntpapierfabriken, welche große Mengen gewöhn licher Streichpapiere 45 und 50 g von uns beziehen, machen Anstände. Fabrik 1 sendet uns weiß gestrichenes Papier zurück, welches sowohl an der Oberfläche als namentlich in der Durch sicht Streifen, von der Streichfarbe herrührend, zeigt. Der Ab nehmer behauptet, diese Streifen kämen daher, daß die Rollen am Rande loser gewickelt seien als in der Mitte. Das Gramm- gewicht ist in der Mitte der Rolle aber niedriger als am Rand. Fabrik 2 (Muster a, grün gestrichen) beanstandet die Un reinheit des Papiers, während nach unserer Ansicht der größte Teil der schwarzen Punkte auf schlecht gelöste Farbe zurück zuführen ist. Bei Muster b soll die Leimung schlecht sein. Eine Probe des Rohpapiers c legen wir bei. Wir führen das Durchschlagen der gelben Farbe nicht auf schlechte Leimung, sondern auf die Farbe zurück. Wir bitten um Ihre Ansicht. Papierfabrik Antwort eines Fachmannes: 1. Die schräg verlaufenden Streifen des weißen Papiers entstehen, wenn das Papier an den Rändern länger ist als nach der Mitte zu. Die Ur sache liegt gewöhnlich daran, daß die Rollen von den Enden Feuchtigkeit anziehen, wodurch sich die Ränder strecken, was sehr leicht möglich ist, wenn Rohstoffrollen auf feuchten Fußboden gestellt werden. Stellt man solche feucht gewordenen Rollen, welche beim Streichen diese Streifen bekommen, eine Zeitlang auf die warme Täflung eines Dampfkessels, so ziehen sich die Ränder wieder auf ihre ursprüngliche Länge zusammen, und das Papier streicht sich dann ganz gut. 2. Das grüne Papier ist mit dunklen Markierungen übersät, daran ist die ungleiche Stoffmischung und die für solche Papiere ungeeignete Zusammenstellung der Streich farbe schuld, welche freien Anilinfarbstoff enthält. Wäre das Weiß mit Teigfarbe angefärbt, würden solche Mar kierungen nicht entstanden sein. Alle, selbst die kleinsten Holzstoffäsercben saugen vom freien Anilin Farbstoff mehr auf als der darum liegende feiner gemahlene Stoff. 3. Der Rohstoff, auf den das Gelb gestrichen wurde, ist allerdings wenig geleimt, aber die gelbe Anilinlösung würde durch besseren Rohstoff hindurchdringen; denn das Stück zweiseitig gestrichenen Kunstdruckpapiers K, welches ich feuchtete und auf das gelbe Papier preßte, hat die Hälfte der gelben Farbe vom Muster aufgesaugt, und selbst durch Papier K ist noch Gelb gedrungen. Wenn man Papier mit Anilinlösungen streicht, und die Farbe dringt durch, so braucht man dieser nur eine entsprechende Menge Kapillar-Sirup zuzusetzen A. W. Papiermarkt in Schweden Eigenbericht Ende September 1907 Das dritte Vierteljahr schließt zwar mit weniger günstigen Wasserverhältnissen, aber nichtsdestoweniger günstig für den Papiermarkt. Gerade das Zurückgehen des Wasserstandes gibt der preissteigernden Taktik der Papier- wie Papierstoft fabrikanten, namentlich der Holzschleifer, einen gewissen Rück halt, und so allein war es möglich, daß wir in neuerer Zeit wiederholt höhere Preise für Papier erzielten. In Anbetracht der hohen Schliff- und Zellstoffpreise und sonstiger Fabrikations mehrkosten muß der Fabrikant, welcher seinen Stoff kauft, die Preise hochhalten, da schon die den Papierstoff selbst be reitenden Fabriken trotz der jüngsten Preiserhöhungen kaum einen Nutzen erübrigen. Als günstige Begleiterscheinung dieser Lage muß man die entgegenkommende Haltung des Londoner wie Hamburger Marktes ansehen, da man dort zurzeit den Hauptwert auf rasche Lieferung legt. Durch das lange Hinhalten in der letzten Zeit wurde nämlich den Abnehmern recht großer Schaden und viel Unangenehmes zugefügt. Der In- und Aus landmarkt hat sich in der letzten Woche durch große Leb haftigkeit sowohl für Papier wie Papierstoff ausgezeichnet, und da sich zur Trockenheit bereits Frost gesellt hat, kann man au guten Preisstand mindestens bis Weihnachten rechnen. Das ist wohl von allen Weihnachtsgeschenken das unserer Industrie willkommenste, da diese recht viel durchzumachen hatte, und noch mehr ihrer harren dürfte. R. Mahnwesen Zu Nr. 77 S. 3376 Auch ich mache meine Mahnungen in der angegebenen Art, allerdings nicht um langsame und faule Kunden an die Zahlung zu erinnern, sondern um Porto zu ersparen. Ich werde aucl in dieser Weise fortfahren. Mir wurde zwar von verschiedenen Seiten gesagt, daß sie in diesem Verfahren eine Beleidigung erblicken, doch nimmt der größte Teil der Kundschaft an dieser Art der Benachrichtigung keinen Anstoß und bezahlt darau umgehend. Dieses Verfahren hat sich bei mir sehr gut be währt, und ich habe dadurch nicht unerhebliche Portoersparnis! dies kommt bei mir umsomehr in Betracht, da ich fast aus schließlich mit dem Ausland arbeite. In der Bemerkung im Mahnbrief, daß nötigenfalls die Angelegenheit einer Auskünfte' zum Einziehen übergeben wird, erblicke ich keine Beleidigung, auch keine Erpressung, da die gemahnte Firma wirklich den Betrag schuldet. Auch glaube ich kaum, daß ein Staatsanwalt hierin eine Erspressung finden wird. Ich würde mich freuen, wenn auch andere Firmen ihre Er fahrungen in dieser Beziehung zur Kenntnis brächten. X, Fabrikant