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PAPIER-ZEITUNG 3463 Nr. 79 so erscheint der mehr als einmalige Umsatz des Anlage kapitals sehr günstig. Nach dem letzten Geschäftsbericht der Gesellschaft haben die maßgebenden Fabriken Oesterreichs miteinander Fühlung genommen, um den verderblichen Kampf um den Absatz zu mildern, und die Verwaltung erhofft viel von dieser Annäherung. Durch Angliederung der Pittener Fabrik seien große Ersparnisse in der Regie und andere Vorteile erzielt worden. Unter diesen Umständen ist es verständlich, daß die Gesellschaft neuerdings auch die Papierfabriken der Gebr. Fialkowski in Bielitz, Biala und Czaniec in Oesterr.-Schlesien und Galizien erworben hat. Wenn das Papier im Wert von etwa 6 Millionen Kr., welches die Gesellschaft 1906 an das Ausland lieferte, zum Feil im Lande geblieben wäre, so hätten alle Fabriken erheb lichen Schaden davon gehabt. Je mächtiger aber die Ge sellschaft ist, desto mehr kann sie zur Regelung der Preise beitragen. C. H. Amerikanische Papierprüfung. — Der „Mullen"- Durchdrücker Von Dr. Hans Hofmann Erie, Pa., August 1907 In sehr vielen amerikanischen Fabriken wird zur Papierprüfung der »Mullen« verwendet, der anzeigt, wie- viel Pfund Druck auf den Quadratzoll ein Papier aus- halten kann, ehe es durchgedrückt wird (s. Bild, vergl. auch Nr. 42 von 1904 S. 1540) Die Handhabung des Apparates ist sehr einfach: Ein Blatt Papier beliebiger größe wird zwischen den Ringscheiben 1 und 2 mit Hand- ad 6 und Schraube 7 eingespannt. Durch Drehung der Kurbel des Handrades 4 wird in der Oeffnung 3 eine pummimembran halbkugelförmig aufgetrieben, welche das Rapier schließlich sprengt. Der hierzu erforderliche Druck Kann auf Skala s abgelesen werden. Die Gummimembran wird aufgetrieben durch Glyzerin, welches im Rohr 8 ein- ^schlossen ist und durch eine Scheibe zusammengedrückt wird, die Rohr 8 abschließt und am Ende einer Schraube tzt, welche in ein Gewinde des Rohres 9 greift und durch Gas Handrad 4 gedreht wird. Der Druck des Glyzerins wird auf den Zeiger der Skala 5 durch eine Feder über- sagen, die im Rohr 10 in einer dicken zylindrischen cheibe endet, welche Rohr 10 dicht abschließt und auf "slche das Glyzerin unmittelbar wirkt. Die Gummimembran pkizze a) ist zwischen zwei mit Gewinde versehenen *Dgen geklemmt, die in das Muttergewinde des Ringes 12 uV 0 ’ der in den Ansatz II des Rohres 8 geschraubt ist. °cher an diesem Ansatz dienen zum Ansetzen eines Schraubenziehers, wenn der Apparat auseinander genommen werden soll. und 14 sind die Ringe, zwischen denen die Membran eingespannt ist. Das sehr einfache Gerät hat den Nachteil, daß man da mit nur Papiere von gleichem Gewicht auf ihre Durchdruck- Festigkeit prüfen kann, während auf unseren Festigkeits prüfern die von Hartig eingeführte Reißlänge ermittelt wird, d. h. die Länge eines Streifens, dessen Gewicht den selben zum Reißen bringt. Die vom Gewicht unabhängige Reißlänge ist daher eine Zahl, die es möglich macht, die Festigkeit ungleich schwerer Papiere zu vergleichen. Die Handhabung unserer Festigkeitsprüfer ist jedoch schwierig und zeitraubend und für den Handelsverkehr, bei dem rasche Ermittlung der Eigenschaften des Papiers nötig ist, wenig geeignet. Unsere Festigkeitsprüfer haben sich deshalb in Amerika nicht eingeführt, während der Mullen’sche Durchdrücker in allen Fabriken und größeren Geschäften zur Hand ist. Man kann damit in wenig Minuten die Zahl ermitteln, bei welcher ein eingespanntes Papierstück durchgedrückt wird und weiß genau, wie sich seine Festigkeit zu der von ebenso geprüften anderen Papieren gleichen Gewichts verhält. Mit häufigem Durch drücken vieler Papiere wird auch solche Uebung erlangt, daß man nach den Drückzahlen in Verbindung mit dem bekannten Gewicht die Festigkeit von Papieren ver schiedener Schwere beurteilen kann. In den meisten Fällen ist genaue Ermittlung der Zerreißfestigkeit garnicht erforderlich und die rasch ermittelte Durchdrückzahl völlig ausreichend. Besonders wertvoll ist der Durchdrücker für den Maschinenführer, weil er damit rasch ermitteln kann, wie fest das auf der Maschine laufende Papier ist, und ob es den gestellten Anforderungen genügt. Durchdrücken des Papiers gibt vielleicht auch richtigere Beurteilung der Festigkeit als Zerreißen. Torfpapier und kein Ende Trotz der vielen Verluste, welche Unternehmer seit hundert Jahren bei der Herstellung von Papier aus Torf erlitten haben, und obgleich noch nie ein Unternehmen dieser Art dauernden Erfolg hatte, werden doch von Zeit zu Zeit neue Versuche gemacht. So schreibt man uns: Eine schwedisch-englische Torfpapiergesellschaft ist nach einer Mitteilung der »Gothenburger Handelsztg.« aus Stockholm in Bildung begriffen. Ein englisches Konsortium mit Mr. John Noreen an der Spitze hat kürzlich große Torfmoorgebiete zu 20 Kronen die Tonne (/2 ha) innerhalb der Kirchspiele Akers, Säfsjö und Kulltorp angekauft, welche den westlichen und den nördlichen Teil des Großen Moores längs der Eisenbahn Boras- Alfvesta umfassen. Vorbereitende Arbeiten für die Erzeugung von Karton- und Kraftpapier aus Torf sind bereits in Angriff genommen. Die Gesellschaft, die mit einem Kapital von 225000 Lstr. beginnen wird, und hinter welcher mehrere hervor ragende schwedische Geschäftsleute in London stehen, hat ein amerikanisches Patent für die Erzeugung von Karton- und Kraft papier aus Torf gekauft. Die Erfindung ist bereits praktisch in einer großen Fabrik in der Nähe von New York geprüft worden. Die Erzeugungskosten hatten sich dort auf 15 Dollar für 1 Tonne (909 kg) gestellt, während der Preis solcher Papiere jetzt 30 Dollar die Tonne ist. Man nimmt indessen an, daß die Er zeugung in Schweden sich noch billiger stellen wird, da der schwedische Rohstoff noch für besser als der amerikanische an gesehen wird. Die Verwandlung des Torfes zu Papier erfordert nur 2 Stunden Zeit. Man erwartet, daß die Erzeugung bereits im nächsten Jahre beginnen kann. Wie von anderer Seite berichtet wird, plant dieses Kon sortium den Zusammenschluß aller am erwähnten Torfmoor Be teiligten zu einer Gesellschaft. Diese Gesellschaft wird auf verschiedene Millionen Kronen gegründet, und die Fabriken sollen bei den Bahnstationen Hillerstorp und Hädinge gebaut werden, fi. Wir verweisen auf unsere früheren Ausführungen über Torfpapier und empfehlen den Maschinenfabriken Vorsicht bei Abschlüssen. Industrie-Förderung in Brasilien. Die Staatsregierung von Rio de Janeiro gewährt, nach dem Junibericht des österreichisch ungarischen Generalkonsulates daselbst, durch vier Jahre eine jährliche Subvention von 30 Contos de Reis dem ersten Unter nehmen, welches binnen zwei Jahren im Territorium des ge nannten Staates für Fabrikation von Papier aus Pflanzenfasern gegründet wird und ausschließlich inländischen Rohstoff ver arbeitet. Die Unterstützung wird sofort ausbezahlt, sobald die Fabrik in Uebereinstimmung mit den von der Regierung noch zu er lassenden Vorschriften regelmäßig zu arbeiten begonnen hat.