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3474 PAPIER-ZEITUNG Nr. 79 Autochrom Reichsgerichts-Entscheidung. Nachdruck verboten Der Streit um das Wort »Autochrom« beschäftigte vor kurzem zum zweiten Male das Reichsgericht. (Ueber die erste Reichs gerichts-Verhandlung wurde in Nr. 82 von 1906 berichtet.) Nach dem das Reichsgericht ein früheres Urteil des Landgerichts Leipzig aufgehoben hatte, hat letzteres am 7. Januar 1907 den Geschäftsführer der Firma Dr. Trenckler & Co., den Kaufmann Jährig, wegen Vergehens gegen das Warenschutzgesetz zu 400 M. Geldstrafe und einer an den Nebenkläger Louis Glaser in Leipzig zu zahlenden Buße von 500 M. verurteilt. Dem Nebenkläger ist ein Warenzeichen geschützt, welches aus einer Palette mit dem Worte »Autochrom« besteht. Später wurde auch noch dieses Wort für sich allein als Waren zeichen eingetragen. Der Nebenkläger verwendet seine Zeichen hauptsächlich für Ansichtspostkarten. Die Firma Dr. Trenckler & Co. stellt ebenfalls farbige Ansichtskarten her und bezeichnete in einer Preisliste, die der Angeklagte 1901 ver sandte, eine Art als »Autochromie«. Eine Verwechslungsgefahr besteht infolge der Aehnlichkeit des Klanges. Trotz Warnung durch Glaser verwendete der Angeklagte das Wort weiter. Nach Ansicht des Gerichts hätte er schreiben müssen: »Post karten nach Art von Glaser’s Autochromkarten«. In dem Fach blatte »Der Photograph« in Bunzlau hat die Firma des An geklagten 1901 und 1902 Autochromie Karten empfohlen. Dieses Vergehen ist durch Verbreitung von Schriften begangen. Das Landgericht hat deshalb angenommen, daß Verjährung vorliege und das Verfahren insoweit eingestellt. Freisprechung erfolgte wegen der Preislisten, in denen von »Autochromotypie-Post karten« (Autochromie) und von »Postkarten mit A« die Rede war, wobei das A in einer Anmerkung als »Autoch.« erläutert wurde. Das Wort »Autochr.« bietet nach Ansicht des Gerichts keine Verwechslungsgefabr. Das Reichsgericht verwarf dieser Tage die Revision des An geklagten gegen seine Verurteilung und die des Nebenklägers gegen die teilweise Freisprechung des Angeklagten. Dagegen hob es auf die Revision Glasers das Urteil insoweit auf, als das Verfahren wegen angeblicher Verjährung eingestellt worden ist. Die Preßverjährung sei hier nicht anwendbar. Die Ver breitung der Geschäftspapiere komme überhaupt nicht in Be tracht, denn die Strafbarkeit trete in dem Augenblick ein, wo die Preisliste mit dem Warenzeichen hergestellt wird. Lohntag in einer Geschäftsbücherfabrik. Der Sonnabend ist für den Arbeiter der liebste Tag. Alle sind pünktlich, und schnell geht es an den Arbeitsplatz. Die Zeit verfliegt im Um sehen, hat doch jeder reichlich zu tun. Es ist bereits Nach mittag geworden. Mit fieberhafter Tätigkeit beginnt nunmehr die Aufräumung der Arbeitsplätze. Die Maschinen werden zum Teil auseinander geschraubt, um frisches Oel zu erhalten. Die Mädchen scheuern die Tische, andere kehren die großen Säle aus. Alles ist auf das beste geordnet. Kurz vor Schluß kommen die. beauftragten Lohnzahler mit ihren Geldkästen. Jeder hat seine bestimmten Säle. Das Geld ist im Laufe des Tages in Lohnbeutel sorgsam eingezählt worden. Die Leute haben sich inzwischen in Gruppen aufgestellt. Die Lohnzahlung beginnt mit Aufruf der Namen, und in 10 Minuten sind 1000 Personen gelöhnt worden. —e. Ausstellung von Bucheinbänden in Straßburg. In Straßburg i. E. wird am 6. Oktober eine Ausstellung von Bucheinbänden in den Räumen des Erdgeschosses des alten Schlosses eröffnet werden, die nach den bisher eingegangenen Ausstellungs gegenständen außerordentlich reichhaltig zu werden verspricht. Aus allen Teilen Elsaß-Lothringens sind von Stadtverwaltungen, Bibliotheken, Sammlern und Bücherfreunden dem Ausstellungs komitee eine Fülle kulturgeschichtlich interessanter, sowie kunstgewerblich bemerkenswerter Bucheinbände zur Verfügung gestellt worden, welche einen umfassenden Ueberblick über die Entwicklung dieses Zweiges des Kunsthandwerks im Lande bieten und den Buchbindern sowie den Bücherfreunden mannig fache Anregung gewähren werden. Eine wertvolle Ergänzung hat die Ausstellung durch die Zuweisung besonders bemerkens werter älterer aus Elsaß-Lothringen stammender Bucheinbände erfahren, welche von auswärtigen Bibliotheken wie Bern, Hamburg, Berlin u. a. in dankenswerter Weise angeboten wurden. Auch wird von mehreren Bücherfreunden des Landes im Verein mit verschiedenen Buchhändlern eine wertvolle Sammlung modern gebundener Bücher zur Ausstellung ge langen, welche ein anschauliches Bild darüber gewähren wird, was die Bucheinbandkunst des In- und Auslandes gegenwärtig zu leisten vermag. Die Ausstellung der Bucheinbände wird eine interessante Ergänzung durch eine umfassende Zusammenstellung von sogenannten Vorsatzpapieren erhalten, wie sie von den Buchbindern zur Bekleidung der Innenseite des Buchdeckels verwendet werden. Wegen des geschichtlichen und künst lerischen Interesses, welches die Ausstellung beanspruchen darf, wird ein zahlreicher Besuch nicht nur aus dem Lande selbst, sondern auch aus den benachbarten Bundesstaaten er wartet werden dürfen. Im Anschluß an die Ausstellung wird Professor Dr. Loubier von der Bibliothek des Kunstgewerbe museums in Berlin, ein Spezialist auf dem Gebiete der Ge schichte und der Technik des Bucheinbandes, eine Reihe von 5 Vorträgen mit Lichtbildvorführungen über den Bucheinband und seine Geschichte insbesondere im Hinblick auf die in Straßburg ausgestellten Büchereinbände halten. Die Vorträge finden in der Universität an den Abenden des 10, n., 14., 15. und 17. Oktober statt. Eintrittskarten zum Preise von 2 M. für die ganze Vortragsreihe werden in der Bucheinbandausstellung im alten Schloß sowie beim Pförtner der Universität erhältlich sein. (Post, Straßburg) Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht Die Elektrizität als Licht- und Kraftquellen von Dr. P. Eversheim in Bonn. IVissenschaft und Bildung, Einzel darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. Band 13 Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig. Geh. i M. In Leinenband i M. 25 Pf. Das etwa 120 Seiten starke Oktavbuch bietet dem Leser ohne die Voraussetzung einer Vorbildung eine Erläuterung der vielen elektrischen Vorgänge, denen man fast überall begegnet. Der Inhalt ist in solcher Weise geordnet, daß er etwa dem Kursus an einer Volkshochschule entsprechen würde. Von dem Wesen des elektrischen Stroms ausgehend, schildert Ver fasser die Wechselbeziehungen zwischen Elektrizität und Magnetismus, Dynamomaschine, Elektromotor, elektrisches Licht, Telegraphie, Fernübertragung der elektrischen Telegraphie ohne Draht. Durch zahlreiche schematische Skizzen ist der Text ver deutlicht. Die Ausstattung des Buches ist gut, der Originalbana gefällig. Bakterien und ihre Bedeutung im praktischen Leben von Dr. H. Miehe. Wissenschaft und Bildung, Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens. Band 12. Verlag .von Quelle 6• Meyer in Leipzig. Geh. 1 M. In Originalleinen band 1 M. 25 Pf. Das beinahe rein wissenschaftliche Feld der Bakterien forschung greift infolge der Tätigkeit dieser kleinen Lebewesen so stark in das tägliche Leben ein, daß jedem einige Kenntnis dieser kleinen Feinde der Menschheit zu wünschen wäre. Pie Buch gibt in einer auch dem Unkundigen verständlichen Aus drucksweise auf etwa 140 Seiten eine Ziemlich genaue b6n Schreibung mit Abbildungen und Einteilung der verschiedene Arten. Den Bakterien als Krankheitserreger ist ein besondere Abschnitt gewidmet, ebenso dem Kampf mit ihnen, der au Schutzimpfung und Desinfektion besteht Literaturnachweise, Anmerkungen und Sachregister bilden den Schluß des gut aus gestatteten kleinen Büchleins. Gesundheits-Kalender 1908, redigiert von Dr. Boelch Dr. Prager und Dr. Landsmann. Ettlinger’sehe Verlag' buchhandlung (IVilhelm Ott) in IMürzburg. Preis gehefte 50 Pf. Dieser wohlfeile Kalender bietet auf 128 Quartseiten > n allgemein verständlicher Form ärztliche Ratschläge zur Gesuner heitspflege und Krankenbehandlung, die auf der Grundlage ein vernünftigen Leibeszucht und Pflege zur Hebung der Voises gesundheit sehr geeignet sind. Trotz des niedrigen Pre1sn umfaßt der Kalender neben zahlreichen Bildern zur Erläuteru K des Textes auch vier farbige Beilagen, auf denen die Anatomne des Menschen, die Folgen des Alkohols, die Wasserbehandiunr und Heilkräuter dargestellt sind. Die Bilder im Text sind zw nicht von Künstlerhand, aber sie zeigen stets deutlich, worm. es im einzelnen Falle ankommt. Ein gefälliges buntes “ schlagbild und eine beitragsfreie Unfallversicherung erhol die Verkäuflichkeit des nützlichen Buches. Spielbücher. 1. Schach. Leicht faßliche Anleitung zur Erlernung des Schachspiels von Caesar Mitis. Verlag V° Otto Maier in Ravensburg. Preis geheftet 80 Pf. Diese Anleitung zum Schachspiel bietet in leicht ver stündlicher Form dem Schüler Anleitung, Uebungsparuten praktische Winke, Spieleröffnungen, Endspiele, Meisterpart und Schachaufgaben. Die Sprache ist klar und einfach, Schüler werden durch Beispiele Vorzüge und Nachteile selbständigen Beurteilung vorgelegt. Die Schachaufgaben Schluß des Buches sind gut ausgewählt und bieten auch ei 5 bekannte Schachscherze.