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4478 Nr. ioi PAPIER-ZEITUNG Papiermarkt in Deutschland Die ungewöhnliche Trockenheit der verflossenen Monate hat nicht nur Holzschleifer und Papierfabrikanten, sondern auch den Handel und die Papier verarbeitende Industrie in überaus schlimme Lage gebracht. Alles, wozu Wasser nötig ist, von der Rohstoffbereitung bis zur Abfuhr der fertigen Ware, stockt, und der Schaden, der unserer Industrie daraus erwächst, ist sehr groß. Die zeitweiligen Niederschläge der letzten Zeit waren Tropfen auf einen beißen Stein; dazu steht der Winter vor der Tür. Was wird daraus werden? Einen wenn auch sehr schwachen Trost gewährt den Papier fabrikanten ein Blick auf die nordischen Leidensgenossen, die noch die Nachwirkungen der voraufgegangenen Arbeiterausstände zu verwinden haben. Die Lieferungsrückstände sowie die Un möglichkeit auf seifen der Käufer, die von den nordischen Fabriken verlangten Lieferzeiten von 4—6 Monaten, außer der Dauer der Wasserreise oder den Mehrkosten der etwa nötigen Bahnfracht, zu bewilligen, sichern die heimische Industrie aller dings vor dem nordischen Wettbewerb. Was bleibt aber den Verbrauchern von Papier und Pappen für ein Trost? Abschlüsse stehen nur auf dem Papier, denn die Nichterfüllung von Lieferungsvereinbarungen wird in den meisten Fällen, wo Holzschliff, Wasserkraft und Schiffahrt in Frage kommen, durch nachweisbare mittelbare oder unmittelbare Behinderung infolge »höherer Gewalt« verursacht sein. Die Verbraucher vorwiegend holzhaltiger Papiere, d. s. Zeitungs- und Werkdruck-, Affichen-, Streich- und Tapetenpapiere, Hanf und Esparto-, Braunholz- und alle mittleren Packpapiere, sowie die Abnehmer schwedischer Fabrikate werden nunmehr auf die Vorsorglichkeit und den guten Willen ihrer Lieferanten an gewiesen sein, wobei vielleicht manche unnötige Schärfe oder »handelsgebräuchliche« Maßreglung quittiert werden dürfte. Wohl demjenigen, der jetzt über willfährige Fabrikanten ver fügt, soweit es überhaupt in deren Möglichkeit liegt, Rat zu schaffen. In Anbetracht der sich zuspitzenden Lage dürfte mindestens von der beliebten Neigung abzuraten sein, aus über seeischen Börsenmanövern, aus- und inländischen Konjunktur schwankungen oder Diskontschrauben Schlüsse auf abwärts neigende Papierpreise zu ziehen und spekulationshalber mit bald fälligen Aufträgen zurückzuhalten. Die Enttäuschung und deren Folgen wären größer als die Kleinigkeit wert ist, die der Papierfabrikant im Notfälle für seine Mehrkosten bei der er schwerten Rohstoffbeschaffung als Preisaufschlag fordert. Die gegenwärtige Lage ist durch unbeugsame Gewalten erzeugt und hängt nicht mit Spekulationsgelüsten der selbst am schwersten leidenden Erzeuger zusammen. Die Wirkung des Uebels abzuschwächen ist nun die Haupt aufgabe aller Beteiligten. Auch die amerikanischen Zeitschriften und Zeitungen haben kürzlich erst wieder ihre Preise wegen andauernden Papiermangels bedeutend erhöht; die europäischen Zeitungsverleger werden diesem Beispiel wohl über kurz oder lang — hoffentlich aber In mäßigeren Grenzen — folgen müssen. Geschieht dies, dann merkt selbst der kleinste Mann, der sonst dem Papiermarkt ganz fernsteht, am eigenen Geldbeutel, daß die Papierpreise gestiegen sind. So sehr es vom Bildungs-Stand punkt zu bedauern ist, wenn zu hohe Preise die Verbreitung von Zeitschriften und Tagesblättern hemmen, so nützlich wirkt diese Verteurung auf den allgemeinen Papiermarkt. Zu solcher Zeit müssen Papiergroßhändler und Papierwarenfabrikanten mit ihren Unterhändlern zielbewußt durch Preiserhöhungen ein greifen. Das Feld dafür ist dann vorbereitet, weil die Zeitungen in der geschilderten Weise vorgearbeitet haben. Ebenso bereit willig aber, wie für die Zeitung der verschwindende Mehrpreis bewilligt wird, werden auch mäßige Preisaufbesserungen im Kleinhandel hingenommen. Der Kleinhändler und Buchdrucker kann sodann dem Großhändler und Papierwarenfabrikanten die zeitgemäße Preiserhöhung zubilligen, und diese wieder können ihren Lieferern das notwendige Mehr zugestehen. Es liegt in jedermanns Interesse, die Lage zur rechten Zeit für sich und für die Allgemeinheit auszunutzen und nicht zu warten, bis Syndikatsgedanken und Preisversammlungen zur Aussaat kommen; eine Ernte dieser Zukunftsidyllen wird unsere Generation ja doch nicht erleben. X. Verkaufsbedingungen — Handelsgebräuche? Die am 4. November im Papierhaus abgehaltene, vom Papier-Industrie-Verein einberufene Versammlung, der die Auf gabe zufiel, die Kluft zwischen Verkaufsbedingungen und Handelsgebräuchen zu überbrücken, hat dieses Ziel nicht er reicht. Das Endergebnis der sachlich begonnenen Verhandlungen ist eine einseitige Vorlage für die Berliner Handelskammer! Diese soll die bisherigen »Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten« nach Beseitigung aller Unbequem lichkeiten und mit für die Papierfabrikanten »kostbaren« Er gänzungen sowie mit der Utberschrift »Handelsgebräuche für alle Geschäfte in Papier« versehen anerkennen, und man hofft, daß dann diese »Gebräuche« allmählich für das ganze Deutsche Reich giltig werden. Es fällt schwer, sachlich zu bleiben bei Beurteilung solcher Eigenmächtigkeit der Handelskreise. Schon daraus, daß die Versammlung den Wortlaut der Verkaufs- bedingongen des V. D. P. zum größten Teil zu demjenigen der »neugeborenen« Handelsgebräuche gemacht hat, geht nämlich hervor, daß auch sie die Verkaufsbedi gungen des V. D. P. als bisher alleinige Grundlage für den Papierhandel betrachtet hat. Die Aenderungen und Ergänzungen können nicht »Handels gebräuche« genannt werden, denn sie waren bisher am Papier markt nicht allgemein üblich, sind vielmehr neu ausgeklügelt, es fehlt ihnen somit die erste Vorbedingung eines Handels brauches. Bestätigung dieser »Gebräuche« seitens einer unparteiischen Behörde erscheint ausgeschlossen. Jetzt steht die Frage so: Sind Verkaufsbedingungen Handels gebräuche, oder Handelsgebräache Verkaufsbedingungen? mit anderen Worten, wir sind auf dem alten Standpunkt des Zwiespalts. Die einzige Möglichkeit, diese vielumstrittenen uferlosen Fragen zu lösen, liegt in strenger Sachlichkeit und Achtung gegenseitiger Rechte. Hier Käufer — da Verkäufer. Glauben die Käufer, mit den Bedingungen der Verkäufer nicht auszu kommen, dann dürfte die zweckmäßigste Gegenwehr die Auf stellung von Einkaufsbedingungen sein, die sich aber nur auf Fragen des Handels beziehen können, nicht auf die Fabrikations möglichkeiten der Verkäufer. In letztere werden sich die Papierfabrikanten nie eingreifen lassen, können es auch nicht und am allerwenigsten, wenn unverständig Unmögliches oder mindestens schwere Selbstschädigungen von ihnen verlangt werden. Unter Unparteiischen hat man vielfach das Gefühl, daß gerade die Eingriffe der Käufer in die Fabrikationsangelegen helten der Papiermacher es so schwer machen, sich in Punkten rein kaufmännischer Natur näher zu kommen. Warum sollte das aber nicht möglich sein, wenn beiderseitig guter Wille vor handen ist, woran doch nicht gezweifelt werden sollte. Solange sich Einkaufs- und Verkaufsbedingungen unvermittelt gegenüber stehen, kann von »Handelsgebräuchen« keine Rede sein, jedoch wären zunächst zwei Ufer geschaffen, und es ließe sich ent weder durch beiderseitiges Nachgeben in den Grundsätzen oder durch Vereinbarung von Aufpreisen für die Ueberschreitung der Grenzen eine Brücke bauen, die sodann den Handelsbrauch darstellen würde. Aber, wie gesagt, es sollen Handelsgebräuche, nicht Fabrikationsgebräuche geschaffen werden; in letzteren muß jeder Fabrikant sein eigener Herr bleiben können, und der Käufer hat doch die Auswahl unter so vielen. Y. Papier-Benennung Zu Nr. 99 S. 4391 Die aufgeworfene Frage betrifft ohne Zweifel unser Er zeugnis. Wir stellen Papiere aus einer Mischung von Alfa- (Esparto) Halbstoff und andern Papierfasern unter dem Namen Alfapapier, zum Teil mit unserm eingetragenen Wasserzeichen Aya her. Davon haben wir drei Sorten unter der Bezeichnung Altadruck 1, 2, 3 auf den Markt gebracht. Der Alfastoffzusatz entspricht der Preislage und beträgt bei dem billigsten Papier, Qualität 3, etwa 15 v. H. Daß wir berechtigt sind, unsere Er zeugnisse mit den uns passend erscheinenden Namen zu be legen, dürfte einwandfrei feststehen. Auch ist es verkehrs üblich, daß Name und Beschaffenheit einer Ware sich nicht überall vollinhaltlich decken. So weiß jeder Fachmann, daß Tauenpapiere jetzt fast nie mehr aus Tauen, sondern aus Zell stoff hergestellt sind, daß zu den Hanf-(Kuvert)-Papieren kein Hanf verarbeitet wird, ja es gibt sogar Papiere mit dem Wasser zeichen Alfa Mill Fine, die außer dem Namen nichts mit Alfa- stoff zu tun haben. Nach der Meinung des Fragestellers dürften Leinenpost-Papiere nichts anderes als Leinen enthalten, und die sogenannten holzfrei Schreib- und Druck-Papiere trügen ihre Namen zu Unrecht, da sie doch überwiegend aus Zellstoff, also Holz, hergestellt sind. Für die Beurteilung der Sache sind nicht der Name und die Stoffzusammensetzung allein maßgebend, sondern die Herstellungsweise, der tatsächliche Wert des Papiers, vor allem aber der Umstand, daß der Fragesteller Alfa- druck 3 in Beschaffenheit eines ihm vorgelegten Musters kaufte und genau das erhalten hat, was er bestellte. Als Hersteller glauben wir selbst ein richtiges Urteil über die Benennung und Bewertung unserer Erzeugnisse zu haben. Wir beschränken uns auf diese Darlegung und werden auf etwaige Aeußerungen nicht öffentlich antworten. Papierjäbrik Köslin Aktiengesellschajt gez. Sieber Zusammenschluß schwedischer Feinpapierfabriken. (S. Nr. 67, Titelseite.) Die Papierfabriken Grycksbo, Klippan und Lessebo, welche hauptsächlich feinere Papiere erzeugen, haben sich zu sammengeschlossen und in Stockholm eine Schwedische Fein papierfabrik-Verkaufs-Aktiengesellschaft gebildet, welche ihre Tätigkeit am 1. Januar beginnt. Die Fabriken wollen dadurch besser als bisher dem ausländischen Wettbewerb begegnen. (Hamb. Fremdenbi.)