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Dienstag, den 29. Dezember 1936 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 302 Seite 6 Grotzseuer beim Nürnberger Nordbahnhof Große Mehlvorräte vernichtet Nürnberg, 29. Dezember. Am Montag abend ent stand in der gro ßen La de Hal le der Firma Transport- nnd Handelsgesellschaft beim Nordbahnhof ein Feuer, bas sich so schnell ausbreitete, daß binnen kurzer Zeil die ganze aus Holz errichtete Halle ,in Hellen Flammen stand. Die Feuerwehr erhielt um 21.45 Uhr die erste Brandmeldung. Kurze Zeit darauf wurde Großfeueralarm gegeben, sodaß fast sämtliche Feuerwehren von Nürnberg ausrücken mußten. Die Bekämpfung des Brandes wurde dadurch erschwert, daß die Schlauchleitungen über eine Entfernung von über 500 Meter gelegt werden mußten. Drei Eisenbahnwagen, die mit Mehl beladen vor der Halle standen und bereits Feuer gefangen hatten, konnten noch rechtzeitig rangiert werden. Einig« in unmittelbarer Nähe Ler Halle lagernde Benzinfässer konnten ebenfalls im letzten Augenblick beiseite geschafft werden. Durch den Brand sowie durch die ungeheueren Wasfer- massen dürfte der größte Teil der in der Halle lagernden Mehlvorrät« vernichtet sein. Neben der Lagerhalle, in der sich auch die Büroräumlichkeiten befanden, fielen dem Brande ein kleiner Lagerschuppen sowie zwei Autoeinstell^- räume zum Opfer. Die Löscharbeiten waren gegen Mitter nacht beendet. Nichtige Ernährung In diesen Tagen sind Richtlinien für die Verbrauchs lenkung auf dem Gebiete der Ernährung herausgekom men, die in weiten Kreisen unseres Volkes Beachtung ge funden haben oder sie bestimmt noch finden werden. Denn diese neuen Richtlinien bedeuten nicht mehr oder nicht weniger als die a k t i v e M i t a r b e it eines jeden V e r b r a u ch e r s an der Sicherung unserer Ernährungs grundlage. Jeder weiß heute, daß die Landwirtschaft in der Erzeugungsschlacht mit sichtbarem Erfolg den Kampf zur Sicherung unserer Ernährungsgrundlage ausgenom men hat. Der Verbraucher ist in der Aktion „Kampf dem Verderb" ebenfalls zur Mithilfe an dieser Sicherung der Ernährung aufgerufen worden. Als drittes Mittel tritt nun die Lenkung desVerbrauches hinzu und for dert jeden, vor allem aber die Hausfrau auf, mit zuarbeiten. In den herausgegebenen Richtlinien er kennt sie, ob der Verzehr bestimmter Erzeugnisse volkswirt schaftlich erwünscht ist oder ob der Verzehr herabgemindert oder verstärkt werden soll. Die Ernährung hat sich während der letzten Jahr zehnte so verändert, daß man von einem völligen Wandel heute sprechen kann. In immer stärkerem Maße sind die Menschen zu einer fettreicheren Ernährung übergegangen. Im allgemeinen ist der Fettverzehr um 23 v. H. gegenüber der Vorkriegszeit gestiegen. Nun weiß aber jeder, der sich mit Ernährungsfragen beschäftigt hat, daß zur Erzeugung einer gleichen Menge von Wärmeeinheiten bei Fett eine viel größere Landfläche benötigt wird als für die bei uns besonders wichtigen pflanzlichen Erzeug nisse, wie Kartoffeln, Gemüse, Kohl usw. Wir können also Land ersparen, wenn wir die zu fettreiche Ernährung durch eine mehr pflanzliche ersetzen. Nun werden die Leute kommen, die immer besonders klug sein wollen, und werden behaupten, daß all diese modernen Ernährungsmethoden, die man heute versucht an das Volk heranzubringen, nur ein Ablenken von bestehen den Versorgungsschwierigkeiten bedeuten. Die so etwas be haupten, sind in den meisten Fällen auch immer diejenigen, die all ihr Wissen über die „Hintergründe" der deutschen Politik aus dem Ausland beziehen und an diese „Weis heit" Wie an ein Evangelium glauben. Also kann man diese auch nur mit den gleichen Waffen schlagen, um zu beweisen, daß die von uns erstrebte Aenderung unserer Ernährung leine Not Maßnahme, sondern eine durch gewisse Verknappungserscheinungen besonders beschleunigte Be sinnung auf neue, in vielen Fällen aber durchaus alte, wohlerprobte Ernährungsgrundsätze bedeutet. Ein Kron zeuge dafür soll uns der Bericht des Völkerbun des sein, den er über das Ernährungsproblem in der Welt angestellt hat. Hier kann ja Wohl nun keiner behaup ten, daß er im Hinblick auf gewisse Verknappungserschei nungen in Deutschland abgefaßt ist. In diesem Bericht wird nicht «lehr und nicht weniger kestaestellt. als daß mangelhafte Ernährung in weiten Krei sen der Bevölkerung nicht auf Länder oder Gegenden be schränkt ist, die besonders unter Wirtschaftskrisen leiden, sondern daß mangelhafte Ernährung in weiten Kreisen der Bevölkerung sogar in wohlhabenden Ländern zu finden ist. Diese mangelnde Ernährung führt der Völkerbund vor allem auf das Fehlen an wichtigen Nahrungsstoffen zurück, was ein allgemeines Kennzeichen der modernen Kost sei. Hierbei unterscheidet der Völkerbund „schützend e" Nah rungsmittel und „ e u e r g i e s ch a f f e n d e" Nahrungs mittel. Unter schützenden Nahrungsmitteln, denen er eine besondere Bedeutung in der neuen Ernährung zuweist, werden solche Nahrungsmittel verstanden, die reich sind an Mineralien und Vitaminen, welche den Körper vor be stimmten Krankheiten bewahren. Und bei der Aufzählung der Erzeugnisse, in denen diese Elemente vor allem enthal ten sind, finden wir in erster Linie die Arten, die wir heute in Deutschland im Rahmen der neuen Versorgungsricht linien besonders von der Hausfrau bevorzugt wissen wollen. Das sind vor allem G e m ü s e, O b st und Kar toffeln, Milch und Käse. Besonders die oft so miß achtete Kartoffel erfährt im Bericht eine Ehrenrettung und wird neben dem Gemüse noch einmal besonders her vorgehoben, weil sie reich an Kalorien und Stärke und ge eignet ist, in der modernen europäischen Ernährungsweise die Getreideerzeugnisse zu ersetzen und weil sie auch nach dem Kochen einen großen Teil des stark vorhandenen Vitamins 0 behält. Durch eine solche „schützende" Ernäh rungsweise wird — nach dem Bericht des Völkerbundes — Krankheiten wie der Englischen Krankheit, Beri-Beri, Zahnfäulnis, Skorbut und sogar der Tuberkulose usw. vor gebeugt. Besonders wachsendeKinder brauchen diese schützenden Nahrungsmittel, vor allem den Seefisch, der die einzige natürliche reiche Quelle an I o d darstellt. Ver gleichen wir damit den „Fahrplan", den die Richtlinien für jede Hausfrau darstellen, so finden wir also fast dieselben Erzeugnisse, die vom Bericht zu verstärktem Gebrauch empfohlen werden, wie Kartoffeln, Marmelade, Quark, Graupen, Kunsthonig, Käse, einheimische Gemüse, Fische usw. Also nicht irgendeine Notmaßnahme ist hierbei aus schlaggebend gewesen, sondern die moderne Ernährungs- erkenntnis. H- D. Lettspruch für 30. Dezember Unsere Menschenordnung beruht aus zwei Säulen: ehrliches Wollen und kräftiges Tun. Darauf sollst Du die Ehrfurcht Deiner Kinder bauen; und sie mutz gedeihen, denn Eltern sein, heitzt nichts als den Weg bereiten und Pfosten und Pfeiler gründen, dar auf der Nachfahren Bau wachsen soll. E. G. Kolbenhcyer. Vermischtes 1f. Mysteriöses Skelett. Die Kriminalbehörden von New Jersey bemühen sich vergeblich, ein Mordrätsel zu lösen, dessen Spuren erst vor wenigen Tagen entdeckt wurden. Man fand in ein großes blaues Tuch eingehüllt das halbverkohlte Skelett einer Frau. Das Skelett wurde in der Nähe eines Friedhofes entdeckt. Die einzigen Fin gerzeige, die man bisher ausfindig machen konnte, sind ein dünner, silberner Ehering und zwei Ohrringe. tf. Uniformschwindel lein Scheidungsgrund. Ein junger Franzose, der bei einem Zuavenregiment als ein facher Soldat Dienst tat, hatte sich vor dem Militärgericht von Oran wegen Tragens einer ihm nicht zustehenden Unteroffiziersuniform zu verantworten. Der junge Mann hatte sich die Rangabzeichen aufgenäht, um auf diese Weise während seines Urlaubs in Tours das Herz eines jungen Mädchens leichter zu erobern. Diese Berechnung stimmte auch. Die Heirat fand statt, aber die Gerichts behörden bekamen von dieser außerordentlichen Beförde rung Wind. Als gar die junge Frau erfuhr, daß sie einen einfachen Soldaten geheiratet hatte, machte sie vor Ge richt Scheidungsansprüche geltend. Das Militärgericht in Oran verurteilte den beförderungsbedürftigen Zuaven wegen unberechtigten Tragens einer ihm nicht zustehen den Uniform zwar zu zwei Monaten Gefängnis, wollte aber die Ehe deswegen nickst für ungültig erklären, son Se SM rWM k? o m s n von tt e I I m u t k K s p s e r Copyright by: Romanverlag Greiser Rastatt lBadenj 4« „Mir scheint, der Herr König weiß von diese« Zahlungs aufforderungen überhaupt nichts." „Woher weißt denn das?" fragte eine neugierige Stimme. „Ich treffe den König fast täglich. Ihr wißt doch, daß er bei seinen Spaziergängen öfters hier vorbei kommt, nnd da hat er mir noch niemals was von meinen Schulden gesagt. Im Gegenteil ..." „Na, was denn?" „Im Gegenteil, er grüßt stets höstich, was doch sonst Leute, die ihr Geld von mir haben wollen und es vergeblich einzutreiben versuchen, erfahrungsgemäß nicht gerade zu tun Liegen." „Vielleicht ist der Herr König zu fein dazu?" „Ach wo! Unser Wilhelm? Ne, ich bleibe dabei, er weiß gar nichts davon!" Bedächtig schüttelten die Bürger die Köpfe. Mancher «ahm sich im Stillen vor, der Sache mal auf den Grund zu gehen, denn schließlich, was der Appeltoni konnte, das konnte man auch! Und es zeigte sich, daß der Wirt vom Buchhorner Hof Recht hatte. Der König ging an der Gaststube vorbei, der Appeltoni stano vor der Tür und grüßte und der König erwiderte den Gruß leutselig, wie er immer die Bürger des Städtle zu grüßen pflegte. Er wechselte sogar ein paar Worte mit ihm, bevor er seinen Gang zu einem Schöppe!« mit dem Grafen Zeppelin unten im „Deutschen Haus" fortsstzte. Als sie leeren Postanweisungen sich häuften, griffen die Krallen der Verzweiflung nach des Grafen Brust. In dieser Nacht empörte sich auch der See. Weit und breit lag der See öde und verlasten da. Heftig peitschte der Stvrm das Master, und sein Heulen klang gespenstisch durch die Nacht. Kein Mondesstrahl durchdrang die Finsternis, und oer Säntis hatte schaudernd sein Haupt verhüllt. Der See zischte und brandete, und die ^Wellen spähten gierig nach einem Opfer umher. In weiter Ferne rang ein einsames Boot mit dem Sturm. Es war oer Fischer Krumme, oer sich auf einer Schmuggcl- fahrl verspätet hatte und nun unter Anspannung all seiner Kräfte heimwärts strebte. Ihn beseelte nur der eine Wunsch: das rettende Gestade lebend zu erreichen. Wie ein Toller ruderte er, was seine Kräfte nur Hergaben. Balo mußte oas Unwetter seinen Höhepunkt erreichen, und dann war jedes Lebewesen das sich auf dem gefährlichen Wasser befand, rettungslos verloreu. Unaufhörlich ourchzuckte» grelle Lichtflimmer den engen Naum zwischen Wasser und dunklen Wolken. Kaum erlaubte die elektrische Spannung dem Fischer einen vollen Atemzug. Kalte Schweißtropfen traten auf seiner Stirn. „Wenn ich jetzt so ein lenkbares Luftschiff hätte, wäre ich bald an Land und in Sicherheit", dachte der einsame Fischer. Zur gleichen Zeit stand der Graf Zeppelin auf dem Bal kon des „Deutschen Hauses" und schaute hinaus in das Toben der Elemente auf dem See. Und es kam ihm vor, als sei das da draußen das getreue Abbild seiner mit Füßen getretenen Hoffnungen, seiner Ideale. Dabei ahnte er nicht, daß draußen auf dem brodelnden See eiu Mann um sein Leben kämpfte, der den Glauben an sein Luftschiff unverbrüchlich durchgehalten hatte nnd der gewiß war, daß es doch einmal kommen würoe. Die beide» Mamiar, sie hatte« einen Gedanken . . . einen Glauben.. . . der Graf und dec Mscher und Schmuggler Krumme . . . dern schloß sich der Auffassung des Verteidigers an, der dafür eintrat, daß man doch dem jungen Soldaten Zeit lassen möge, bis er wirklich zum Unteroffizier befördert werde, nm sich auf diese Weise in den Augen seiner Frau zu rechtfertigen. Küchenzettel der Woche Mittwoch: erstes Frühstück: Gräupchermppe mit Milch. Mittags: Pannfisch. Abends: Streichwurstschnit ten, roter Rübensalat. — Gräupchensuppe mit Milch: 60 Gramm Gräuvchen in anderthalb Liter Magermilch oder halb Wasser und halb Vollmilch aufquellen, mit Salz, Zucker und nach Belieben mit Himbeersaft ab schmecken. — Pannfisch: Zwiebelwürsel in Fett oder Speck rösten, gekochten zerpflückten Fisch und gekochte Kartofselscheiben sowie Salz und etwas Brühe zugeben, gut durchdünsten lassen und mit etwas angerührtem Senf abschmecken. Donnerstag: mittags: Wickelklöße und Schweine fleischtunke. Abends: Silvestersalat, Käse. — Wickelklötze: Aus einem Kilo gekochten, geriebenen Kartoffeln, 125 Gramm Grietz, 125 Gramm Mehl, einem Ei, Salz, Mus kat einen Teig zubereiten, diesen auf bemehltem Brett ausrollen, mit gerösteter geriebener Semmel bestreuen, zusammenrollen, in zehn Zentimeter lange Stücke schnei den, diese an den Schnittseiten zusammendrücken und im Salzwasser zehn bis fünfzehn Minuten offen langsam kochen. — Schweinefleischtunke: 60 Gramm gewiegtes Schweinefleisch andünsten, 30 Gramm Mehl überständen, mit Brühe auffüllen, zehn Minuten kochen lassen, mit Salz und gewiegtem Majoran abschmecken. — Silvester salat: 1 Kilo Kartoffeln dämpfen, abziehen, in Würfel oder in Scheiben schneiden, mit einem achtel Liier scharf abgeschmecktem Essigwasser überbrühen und znqedeckt ziehen lassen. Jnzwtt^en zwei gewässerte Salzheringe säubern, häuten, entgräten und in Würfel schneiden, zwei bis drei Aepfel schälen, hacken, eine Zwiebel fein schneiden, eine saure Gurke in Scheiben schneiden, einen Teelöffel Senf mit etwas Heringsmilch, Oel und Mayon naise verrühren und alle Zutaten unter die gebrühten Kartoffelwürfel geben, vorsichtig mengen und gut ab schmecken. Freitag: Wittags: Geröstete Grietzsuppe, Reh- rttcken und Kartoffeln, Schokoladenflammeri und Man delmilch. Abends: Gefüllter Wiegebraten, Schwarzwur zelsalat. — Geröstete Grietzsuppe: Grietz in Fett anrö sten, mit Brühe auffüllen, zwölf Minuten ausquellen lassen und mit Salz, abgeriebener Muskatnuß und ge-i wiegter Petersilie abschmecken. — Rehrücken: Gehäuteter, gespickter und gesalzener Rehrücken wird in eine heiße Pfanne gelegt, mit heißem Fett übergossen und mit wenig Wasser, einigen Wachholderbeeren, Gewürzdosis und Brotrinde in anderthalb bis zwei Stunden gar gebraten. Die Tunke wird mit Mehl gebunden und mit saurer Milch oder Buttermilch abgeschmeckt. — Gefüllter Wiege braten: Aus roh gewiegtem Rind- und Schweinefleisch, Ei, feingeschnittener Zwiebel, gewiegter Sardelle, einge weichtem Brötchen und Salz wird ein Wiegebratenteig zubereitet, dieser mit gekochten Eiern gefüllt, glatt und gleichmäßig geformt, in geriebener Semmel gewälzt. Irr heißem Fett von allen Seiten anbraten und mit wenig Wasser garbraten. — Schwarzwurzelsalat: Schwarzwur zeln waschen, schaben, in kochendem, mit Salz und Essig abgeschmecktem Wasser garkochen (aber nicht allzuweichf lassen, herausnehmen, in eine Schüssel geben und mit einer Salattunke aus Essig, Oel und Kochbrühe übergie ßen. Sonnabend: mittags: Linsen mit rohem Sauer kraut. Abends: Gekochte Kartoffelsuppe mit Brühwurst. — Linsen mit rohem Sauerkraut: Linsen einweichen, mit dem Einweichwasser am Kochtag garkochen, mit einer mittleren Mehlschwitze binden, mit Salz und 125 Gramm rohgewiegtem Sauerkraut abschmecken. — Gekochte Kar toffelsuppe mit Brühwurst: Kartoffeln mit der Schale dämpfen, abziehen, durchpressen, Wurzelwerk in Salz wasser garkochen, ebenfalls durchpressen und die durchge preßten Kartoffeln sowie das durchgestrichene Wurzel werk und das Gemüsewasser miteinander vermengen, mit einer hellgelben Mehlschwitze binden. Die Brühwurst in der fertigen Suppe ziehen lassen, zuletzt mit Salz und gewiegter Petersilie und gewiegtem Selleriegrün ab schmecken. Als oer Graf so sinnend stand, ging der Spektakel erst richtig los. Mit Zischen nnd Pfeife» raste der Storni heran Der Mast, Vesten Segel der Fischer längst eingezogen harre, ächzte wie ein Schwerkranker unter dem Drang des Windes. In den aufgeregten Mastern arbeitete stöhnend der Fischerkahn. „Ein Föhn! Anch das noch! Das kann ja gut werdens" murmelte der Fischer vor sich hin. Rudern konnte er nicht mehr. Alles, was er machen konnte, um sein nacktes Leben zn retten, war, daß er sich damit begnügte, den Kahn an den Wind zu halten. Die Köpfe der wirr durcheinanöerlanfenden Wellen brachen darüber hin. Das Gewölk jagte in wilder Hast über die brüllenden Wogen. Der Sturm heulte, als seien alle Teufel der Hölls losgelasten und die Teufelsgroßmutter mit ihrem Hofstaat dazu. Der Regen schien ans Eimern aus den Wolken gegossen . . . Krumme kämpfte wie ein Held. „Ich will noch nicht ersanfen. Ich will das lenkbar« Luftschiff des Grafen Zeppelin noch erleben!" knirschte er zwischen den zusammengebisiencn Zähnen hervor. Und neben ihm tobte der Tod. Eine Stunde später war oer Föhnsturm vorüber. Am Himmel stand ein leuchtender Vollmond, standen die Sterne. Die Wasser beruhigten sich allmählich. Graf Zeppelin weilte immer noch auf dem BaKon seines Zimmers und starrte über den See. „So, wie dieser furchtbare Sturm vorüberging, so wird auch der Sturm meiner Sorgen vorübergehen", dachte er. Der Ausdruck einer eisernen Willenskraft legte sich auf sein Gesicht. „Gebaut wird das lenkborc Luftschiff doch!" Zu genau derselben Z.'b s .mkelte ein arg zerzaustes Boot dem Strande zu. Fischer Krumme dachte, seine zerschundens» Glieder streckend, still vor sich hin: „Ich werde das lenkbare Luftschiff also doch noch erleben!"