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Für Hof stellt H. Warg gleichfalls für die Frühzeit des 12. Jahrhunderts dörf lichen Charakter fest. Noch 1398 ist die Altstadt Hof aus dem Weichbild der Stadt ausgeschlossen und untersteht dem Landrecht 82 ). Für das 11. Jahrhun dert fehlen alle Hinweise. Für eine Straße der Frühzeit spricht der slawische Ortsname Ullitz, den man auf diese Zeitspanne des 11. und 12. Jahrhunderts projizieren könnte, freilich ohne sichere Anhaltspunkte. Dabei steht aber fest, daß diese Verbindung in eine Zeit gehört, die im Vogtland noch kein aus gebildetes Städtewesen besaß 83 ). Der wirtschaftliche Entwicklungsstand und demzufolge auch das Bild der Straße hebt sich also in dieser Frühzeit stark von den Verhältnissen des 13. Jahrhunderts ab. Diese Zeit der Gründung der Städte und auch Burgen liegt aber wiederum vor der wirklichen Ausbildung des Geleitswesens 84 ), das ja vorhanden sein muß, wenn man von Geleits burgen spricht. Darüber Ausführungen zu machen, führte zu weit ab. Jeden falls steht fest, daß die Datierung der Straße Hof—Plauen, die Feststellung des darauf rollenden Güterverkehrs und die Rolle von Türbel und Wieders- berg als Geleitsburgen, wie sie Bachmann schildert, einer sicheren historischen Verankerung entbehren 843 ). Den Beweis hierfür liefert eine freilich spätere, 82) H. Warg, Der ehemalige Vogtei- und Hochgerichtsbezirk Regnitzland und das spätere Amt Höf bis zum Jahre 1502, in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen i. V. 21, 1911, S. 25 ff. 83) E. Pietsch, Die Entstehung der Städte des sächsischen Vogtlandes, in: Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte und Altertumskunde zu Plauen 1. V. 32, 1922, S. 51, 62, 68, 74, 76, 79, 84, 119 ff. 84) Man muß zwischen dem juristischen Geleitsrecht, das früh anzusetzen ist, und der prakti schen Wirksamkeit des Geleitswesens, die ohne voll ausgebildete städtische Marktwirtschaft undenkbar ist, unterscheiden. 84a) Damit stehen wir auch im Widerspruch zu W. Emmerich, Das Hauptwegenetz in den oberen Mainlanden und seine Grundlagen in karolingischer Zeit, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 15, 1955. Es ist im hier gegebenen Rahmen unmöglich, eine lückenlose fun dierte Begründung zu geben, einige Bemerkungen sollen die gegensätzliche Meinung moti vieren. Bei aller Anerkennung der vergleichbaren Situation der Kleingaue um das Fichtel gebirge (vgl. Jahrbuch des Kreismuseums Hohenleuben — Reichenfels 6, 1957, S. 7 f.) bestehen gerade in der Erschließung solche Unterschiede, die es nahelegen, Plauen nicht in eine Reihe mit Eger, Saalfeld, Zwickau und Rochlitz zu stellen. Auch für Hof ergeben sich sicherlich Einschränkungen. Die Kolonisation des Vogtlandes liegt rund 100 Jahre später als die im Orlagau und mindestens 50 Jahre später als die im Egerland (vgl. J. Leipoldt, Die Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, in: Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte und Altertumskunde zu Plauen 1. V. 36, 1928 — W. Schlesinger, Vogtland, Egerland, Pleißenland, in: Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens, Dresden 1937). Plauen ist im Unterschied zu Zwickau, Saalfeld, Altenburg und Chemnitz keine Reichsstadt, sondern eine Gründung der Vögte. Es besteht kein Hinweis auf ein Tafelgut, einen frühen königlichen Markt, auf einen königlichen Jagd- oder Forsthof, auf eine Ansiedlung von Fernkaufleuten, keine vergleichbare Vielfalt der kirchlichen Verhältnisse (vgl. W. Schlesinger, Die Anfänge der Stadt Chemnitz, Weimar 1952). So ist die Annahme eines leiterartigen Straßennetzes, das wie folgt charakterisiert wird: „Saalfeld - Kronach - Creußen im W, mit Velden, Altdorf und Nürnberg als südliche Fortsetzung, Plauen - Hof und Eger im Osten mit den südlich anschlie ßenden Räumen Nabburg und Cham, zwei parallel laufende Züge, mit Quersprossen, wie auch untereinander verbunden und zu einem größeren Ganzen zusammengefügt“ (S. 276), nicht ohne Bedenken in die Gebiete nördlich des Erz- und Elstergebirges hineinzukon- struleren. Die sorgfältige Untersuchung von Löscher - Voigt über die böhmischen Steige ergab lediglich NW - so laufende Paßlinien ohne Querverbindungen (Löscher-Voigt, Heimat geschichte der Pflege Stollberg i. E., Stollberg o. J., S. 67 ff.). Auch W. Schlesinger setzt die Entstehung der Querverbindung in die Zelt nach der Gründung der Städte Zwickau, Chemnitz, Freiberg und Dresden um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert (W. Schlesinger, Die An fänge der Stadt Chemnitz, Weimar 1952. S. ff., auch E. Mülle, Die Möglichkeiten des Bestehens der Frankenstraße in vorkolonisatorischer Zeit, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 63, 1942). So ergeben sich durchaus Anhaltspunkte, Saalfeld, Eger, Altenburg und Rochlitz für das 11. Jahrhundert als „Endstationen“ und nicht als „Durchgangsstationen“ aufzufassen (vgl. G. Billig, Mittelalterliche Wehranlagen im alten Reichsland in: Aus Ur- und Frühgeschichte.