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DER ZITTAUER WEG UND SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE BESIEDLUNG NORDOSTBÖHMENS IN DER ZEIT DER LAUSITZER URNENFELDER Von Even Plesl Eine eingehendere Bearbeitung der einzelnen Zeitabschnitte der Vorgeschichte in räumlich beschränkten Landeskomplexen gibt auch über die wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Land teile gewichtigen Aufschluß. Auf diese Weise las sen sich die einzelnen Kontaktgebiete zusammenstellen, welche die gemeinsamen Beziehungen zwischen den kleineren Landstrichen vermittelten. Zu ihnen gehört auch der in letzter Zeit immer deutlicher belegte Zittauer Weg, der über den Lückendorfer Paß die Oberlausitz mit Nordostböhmen verbindet 1 ). E. Sprock hoff 2 ) war vielleicht der erste, der auf seine Bedeutung hinwies. Belege für seine einstige Benutzung finden sich bereits in der älteren Bronzezeit 3 ), doch zeigt sich seine volle Bedeutung erst im Zeitabschnitt der Lausitzer Urnen felder, denn hier ist einer der Wege, auf dem das Lausitzer Ethnikum, wenn auch nur in beschränktem Maße, in den böhmischen Kessel gelangte. Nach den bisherigen Funden kann er jedoch nicht in die älteste Periode der Lausitzer Kultur datiert werden. Zeitlich älteren Datums sind die aus Schlesien einge drungenen Ströme, die (über den Nachoder Paß) zur Besiedlung Nordostböh mens geführt haben, sowie der nordböhmische Strom, der nach den Funden mit der gleichzeitigen Besiedlung in Sachsen eng verbunden war. Die ersten Belege für die Benutzung des Zittauer Weges durch das Lausitzer Ethnikum können wir offenbar in die jüngere Entwicklungsstufe der Lausitzer Kultur in Nordostböhmen ansetzen, d. i. in die Stufe Reinecke Ha A. ') E. Plesl, Luick kultura v severozäpadnfeh Cechäch (Die Lausitzer Kultur in Nordwestböhmen), Praha 1961, S. 44, Anin. 137; W. Coblenz, Böhmisch-sächsische Kontakte während der Lausitzer Kultur, in: Pamtky archeologick LII, 1961, S. 365 ff. 2 ) E. Sprock hoff, Zur Handelsgeschichte der germanischen Bronzezeit, Berlin 1930, S. 146. Weitere Hinweise auf den Zittauer Weg: J. Böhm, Zaklady hallstattsk periody v Cechäch (Die Grundlagen der Hallstattperiode in Böhmen), Praha 1937, S. 66, 77; der»., Kronika objevenho vku, Praha 1941, S. 290; J. Filip, Djinn potky eskho rje (The Historie Beginnings of the Bohemian Paradise), Praha 1947, S. 37, 250; ders., Pravk eskoslovensko (La Tchcoslovaquie pr6historique), Praha 1948, S. 200. 3) Eine Gesamt Übersicht gab W. Coblenz in: Pamtky archeologick LII, 1961, S. 366. Die Möglich keit einer Verwertung des Zittauer Weges in der Aunjetitzer Kulturperiode erwägt auch I. Pleine- rovä, Zur Frage der Beziehungen zwischen dem sächsischen Elbgebiet und dem böhmischen Erzgebirgsvorland während der Aunjetitzer Kultur, in diesem Band, S. 60.