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körper, eines auf dem Knauf. Die beiden unteren Bohrlöcher treffen in das poröse Griffmetall. Bei dem Bohrloch auf dem Knauf ist dies nicht so sicher. Zwar erfaßt die Bohrung hier ganz sicher die stark ausgedünnte Partie des Griffmaterials, doch ist nicht auszuschließen, daß sie vielleicht auch Bronze des obersten Nachgusses mit erfaßte. Wir sahen am Oxid, daß mit einiger Wahrscheinlichkeit die Bronze der Nachgüsse eine andere Zusammensetzung hat als die Grifflegierung. Wären die von unbekannter Hand entnommenen Bohrproben analysiert worden, so hätte dabei durch Miterfassung der Nach gußlegierung ein Fehler in das Analysenergebnis gelangen können, da die Ver arbeitung der Analysen sich wesentlich auf die Spurenelemente stützt. Es wäre aber gerade wichtig, Griffmetall und Nachgußmetall in getrennten Analysen kennenzulernen. Beide Legierungen unterscheiden sich schon optisch leicht voneinander. Sie müssen aber in der gleichen Werkstatt, die den Griff und die Flickgüsse herstellte, verfügbar gewesen sein. Nach dem oben Gesagten haben wir in den Nachgüssen keine spätere Ausbesserung während des Gebrauches, sondern eine in der gleichen Werkstatt unmittelbar nach dem Fehlguß ausgeführte Reparatur vor uns. Abgesehen von den beiden Legierun gen des Griffes sollte natürlich die Legierung der Klinge analysiert werden, da diese nach Metall- und Oxidfarbe von beiden Griffmetallen stark abweicht. Sollte das Metall der Klinge einer anderen Metallgruppe angehören als das Metall des Griffes, so fiele dies für den Versuch einer Lokalisierung der Dolch werkstatt nicht so erheblich ins Gewicht, da ja die verzierte Klinge als Fertig fabrikat durch die Gießerwerkstatt erworben worden sein könnte. Das Metall des Griffes und das für die Flickgüsse muß aber in der Werkstatt vorhanden gewesen sein. Gerade für einen Vergleich der Bronze der Klinge mit den Bron zen des Griffes und seiner Nachgüsse ist das Fehlen der Analysen besonders schmerzlich. Typologisch gehört unser Dolch zu O.Uenzes Oder-Elbe-Typ, Variante 25). Er darf als das Erzeugnis einer Gießerei der Aunjetitzer Kultur betrachtet werden, wobei ich Aunjetitzer Kultur hier nicht in ihrem böhmischen Zentrum, sondern in ihrer der Periode A 2 angehörenden jüngeren Ausweitung nach Nordwesten verstanden wissen möchte. Die Klinge unseres Dolches hat gute Entsprechungen in den heute grifflosen Klingen von Beitzsch 8 ), Swiatkowo 5 6 7 ) und vor allem Dettum 8 ). Bei der Klinge von Beitzsch fehlt die Fischgratschraffur zwischen den drei Linien im Heft bogen, auch zeigt die Oberkante Ausbuchtungen für nur sieben Nieten. Die 5) 0. Uenze, a. a. 0; S. 83. 6) 0. Uenze, a. a. 0; Taf. 39, 97. 7 ) 0. Uenze, a. a. 0; Taf. 37, 96. 8 ) 0. Uenze, a. a. 0; Taf. 36, 91b, falsche Zeichnung.