Volltext Seite (XML)
In das Jahr 1383 wird die Prägung von neuen Hellern gelegt, die ein gekröntes Haupt von vorn zeigen („sub signo et caractere capitis coronati“), die Um schrift heißt nur REX BOEMIE, ohne einen Königsnamen zu nennen. Wir verbinden diese Nachricht mit Hellern der Art wie Abbildung 36; 12 Heller sollten auf einen Groschen gehen. Die Münzen der Abbildung 36 haben bei einem Durchschnittsgewicht von etwa 0,437 g und Feingehalt von 0,364 g einen Silbergehalt von 0,1486 g, was für 12 Stück rund 1,783 g Silber ergibt. Dies ist jedenfalls weniger, als der gleichzeitige Groschen enthielt, so daß als sicher angenommen werden kann, daß auch die Heller Abb. 36 trotz der aus drücklichen gegenteiligen Vorschrift nicht nur zu 12 Stück auf den Groschen gerechnet wurden, da ja der Groschen zu jener Zeit unzweifelhaft mehr Silber als nur 1,783 g (d. i. der Silbergehalt von 12 Hellern) enthielt. 1383 wurde also nochmals ein Versuch unternommen, durch die Ausgabe neuer Heller das Ver hältnis 1:1/12 zwischen Groschen und Heller aufrechtzuerhalten, doch war auch dieser Versuch zum Scheitern verurteilt. Es blieb dabei, daß der Groschen zu 13 bis 14 Hellern gerechnet wurde; die Lösung des Kleinmünzenproblems in Böhmen kam von anderer Seite, und zwar vom Ausland. Sie war so zweck mäßig, daß sie in Böhmen über 160 Jahre in Geltung blieb. Seit etwa 1360, nach der Münzregelung Rudolfs IV. in Österreich, drangen die neuen „Wiener Pfennige“ zusammen mit Passauer Pfennigen nach Böhmen (vor allem natürlich nach Südböhmen) und Mähren. Sie waren der Gegenwert für Holz- und Getreidelieferungen, wurden zu 61/2 bis 7 Stück auf den Gro schen gerechnet und ersetzten die zu wenig und schlecht ausgegebenen einhei mischen Kleinmünzen. Der Wert des Wiener Pfennigs als 1/7 Groschen stabi lisierte sich allmählich, und zur Zeit Wenzels IV. rechnen auch die Rechnungs bücher des Dombaues zu St. Stefan in Wien (1404 bis 1428) 7 Wiener Pfennige auf einen Prager Groschen. Nach dem zeitgenössischen österreichischen Dich ter Peter Suchenwirt war damals der Wiener Pfennig so beliebt, daß er „tzu Olumutz und tze Gelatschawn, tzer Neizz und auch tze Toppoltschan, Lewt- mueschl, Newnbruch und tze Prag“ galt. Die Wiener Pfennige als 1/7 des Prager Groschens fügten sich also sehr gut in das in der Praxis bereits lange bestehende Verhältnis 1 Groschen = 14 Heller ein; der Wiener Pfennig entsprach zwei böhmischen Hellern. 1384 kam es nun, wie ich an anderer Stelle zeigte, in Böhmen zu einer — sehr einfachen — Münz reform: es wurde eine böhmische Kleinmünze im Werte eines 1/7 Groschens eingeführt; nunmehr prägte auch Kuttenberg außer Hellern Siebentel des Groschens, welche die unerwünschten fremden Pfennige ersetzen sollten. Der Wert der Heller wurde gleichzeitig offiziell auf 1/14 Groschen festgesetzt, ganz wie seit Jahren die Nürnberger Heller. In einem Schreiben König Wenzels IV. vom 27. II. 1384 werden diese neuen Kleinmünzen zum ersten Male genannt und beschrieben: „. .. .der größeren