Volltext Seite (XML)
Die Abbildungen 5 und 6 zeigen den Prager Groschen Wenzels II. Er trägt um die böhmische Königskrone, die später von Johann von Luxemburg verpfän det oder verkauft wurde, in zwei Zeilen die Umschrift WENCEZLAVS SE- CVNDVS und DEI GRATIA REX BOEMIE. Auf der Rückseite ist der böh mische, zweischwänzige Löwe, umgeben von der Umschrift GROSSI PRA- GENSES. In diesen Umschriften ändert sich bei den folgenden Herrschern nur der Name, ansonst bleiben Bild und Aufschrift bis unter Ferdinand I. unverändert. Der Prager Groschen, ein schöner Repräsentant der Münzprä gung in gotischer Zeit, war mit seinem Gewicht und hohen Feingehalt eine der wertvollsten Silbermünzen seiner Zeit. Neben der schweren Prager Mark von 253,14 g (Skalsky und Homan) mit 64 Groschen wurden in Kuttenberg noch andere, leichtere Markgewichte ver wendet: die königliche oder leichte Mark zu 56 Groschen sowie die Bergwerks mark zu 48 Groschen, die etwa 188 g wog, und bei der wir Verbindungen zur Lausitz und nach Schlesien voraussetzen müssen. Der Prager Groschen wurde in 12 kleine Denare, Parvi, geteilt (Abb. 7). Er trägt so wie der Groschen die Krone mit der Umschrift W II R BOEM, auf der Rückseite den böhmischen Löwen mit PRAG PARVI und könnte wertmäßig dem früheren Denar entsprochen haben. Wie alle Kleinsilbermünzen unterlag er später einer viel schnelleren Verschlechterung als die Groschen. Seit ihrer Ausgabe begannen sich die Prager Groschen sehr rasch auch im Aus lande zu verbreiten. Schon in den ersten Jahren gelangten sie in größeren Mengen nach Österreich, wo sie auch das aus der ersten Hälfte (1321) des 14. Jahrhunderts stammende bekannte Handelsbuch „La pratica della merca- tura“ von Pegolotti kennt. ZumTeil hängt ihre Verbreitung auch mit der „Drang nach Osten"-Politik Wenzels II. zusammen. Er sah sich auf einmal im Besitz großer Geldsummen, die eine Eroberungspolitik gegen Polen finanzierten. Es gelang ihm, Krakau zu erobern, wo sechs bis acht Jahre böhmische Verwalter herrschten; einer der ältesten Groschenfunde ist gerade ein Fund aus Krakau. II. König Wenzel II. war es nach der Entdeckung des Kuttenberger Silbers nicht vergönnt, seine Regierung lange weiterzuführen. Er starb 1305, und ihm folgte sein junger Sohn Wenzel HL, der schon 1306 in Olmütz ermordet wurde. Er wurde nicht gekrönt und wird deshalb in der Reihe der gekrönten Könige Böhmens nicht mitgezählt. Dadurch kommt es, daß der Sohn Karls IV. (L), der eigentlich Wenzel IV. war, auf seinen Groschen offiziell als WENCEZ LAVS III. bezeichnet wird, was manchmal zu Irrtümern führt. Nach dem Tode Wenzels III. kam es in Böhmen zu einem Interregnum, währenddessen sich verschiedene Anwärter um den böhmischen Thron bewarben, Rudolf von Habsburg und Heinrich von Kärnten, der Schwager Wenzels II. Weder dem einen noch dem anderen können wir Münzen zuschreiben. Keiner von beiden