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FRANZ ZAPF 1903-1966 Als am 9. Juli 1966 Franz Zapf während der Leitung einer historischen Stadt führung im 63. Lehensjahr plötzlich vom Tod ereilt wurde, war ein Leben zu Ende gegangen, das noch weit vor der Ernte der selbst eingebrachten, so viel fältigen Saat, ja sogar vor seinem eigentlichen Höhepunkt stand. Der Dresde ner Stadt- und Kulturgeschichte sowie der sächsischen Numismatik war ein kaum ersetzbarer Verlust zugefügt worden. Die innere Begeisterung, mit der er seinen Dienst an der Heimatforschung leistete und die zähe, in jeder Beziehung optimistische Verbissenheit, mit der er seine Aufgaben erfüllte, zogen viele in seinen Bann und gaben auch ihren Arbeiten tieferen Inhalt, ihrem Tun aber mehr Schwung und Freude. Den zu früh Verstorbenen zeichnete eine beispiel hafte Heimatliebe sowie hohes wissenschaftliches und menschliches Verant wortungsbewußtsein aus, ohne die bleibende Leistungen nicht zu vollbringen sind. Reinhold Franz Zapf wurde am 26. Oktober 1903 in Dresden geboren. Als Sohn unbegüterter Eltern war es ihm nicht vergönnt, seinen Bildungshunger an einer höheren Schule zu stillen. Trotzdem hat er seinem inneren Drange folgend schon von Kindheit an jede freie Minute dazu benutzt, sich die Heimat geschichte in Büchern, auf Wanderungen zu Fuß und mit dem Fahrrad anzu eignen, besonders auch durch das Kennenlernen möglichst vieler Geschichts denkmale. Sein Wunsch, Lehrer zu werden, konnte ebenfalls aus sozialen Gründen nicht in Erfüllung gehen, und so erlernte Franz Zapf zunächst das Klempnerhandwerk. Daneben trieb er seine Selbststudien weiter, begann sich mit dem ersten selbstverdienten Geld eine Heimatbibliothek aufzubauen und nach Abschluß der Lehre auch die Numismatik in sein Interessengebiet einzu beziehen. Er tat dies nicht aus irgendwelcher Sammlerleidenschaft, sondern weil er bald erkannt hatte, wie außerordentlich wichtig gerade die Wirtschafts geschichte zur Erkenntnis der historischen Zusammenhänge ist. Von allem Anfang an legte Franz Zapf Wert auf das Kennenlernen der Originalquellen und machte sich schnell von den gebotenen fremden Interpretationen frei. Auf der Suche nach historischer Wahrheit hatte er bald erkannt, wie abhängig die verschiedensten Interpreten von der Zeit waren, in der sie lebten, vor allem aber damit von der gesellschaftlichen Ordnung, der sie bewußt oder unbewußt unterworfen waren. Bald waren nicht mehr nur Bücher seine Studienmittel,