Volltext Seite (XML)
hältnisse vor. Ob es sich hier um einen angeborenen oder einen — etwa infolge eines Traumas — erworbenen Schiefhals handelt, dürfte nicht ohne weiteres zu entscheiden sein. An dem jugendlichen Schädel Sobrigau 1 (8 spätjuvenil) ist ebenfalls eine Asymmetrie des Gesichtsschädels vorhanden, die allerdings wesentlich schwä cher ausgeprägt ist. Die linke Gesichtshälfte ist etwas kleiner dimensioniert; besonders deutlich weicht aber die Mediansagittalebene in der Norma basilaris im Gesichtsbereich nach links ab. Das gleiche ist im Stirnbereich der Norma verticalis zu beobachten, woran allerdings eine schwache postmortale Defor mation des Schädels durch eine linksseitige Lagerung nicht ganz unbeteiligt sein dürfte. Wie bei dem vorher beschriebenen Schädel hat sich auch hier am Hinterrand des Foramen magnum eine Abflachung gebildet, die wahrschein lich ebenfalls eine dritte Gelenkfläche darstellt. Der Asymmetrie des Gesichts entsprechend, ist der Knochen im linken Bereich dieser Fläche auch etwas verdickt. Leider fehlen die obersten Halswirbel, so daß über diese nichts aus gesagt werden kann. Doch handelt es sich hier offenbar ebenfalls um einen Schiefhals, wenn auch — im Vergleich zu dem Schädel aus Altlommatzsch — mit entgegengesetztem Drehsinn und, zumindest hinsichtlich der Knochen manifestationen, auch in gemilderter Form. Mit zunehmendem Alter hätten sich aber wahrscheinlich auch in diesem Falle die Veränderungen am Schädel' stärker ausgeprägt. Da die zwei Schädel von verschiedenen Fundorten stam men, kann eine familiäre Bedingtheit der Erscheinung nicht ohne weiteres angenommen werden, zumal die beiden Fundorte rund 50 km auseinander liegen. Eine Fraktur hat sich nur an einer Tibia des Skeletts Al. 30 (8 adult) feststellen lassen. Der Bruch hat zwar zu einer Dislokation und einer dadurch bedingten Verkürzung der Tibia um etwa 25 mm geführt, doch ist eine vollständige Ver heilung erfolgt. Knochendefekte mit rillenartigen Rändern, wie sie beim Skelett AL 51 (8 adult) an der Schädelbasis und am Unterrand des Unterkieferkörpers beschrie- ben wurden, sind in ähnlicher Form auch an der Schädelbasis anderer Schädel beobachtet worden (GIESELER 1938, GERHARDT 1951, BACH 1965). Inzwischen haben wir bei mehreren neuzeitlichen Schädeln aus dem Ossuarium von Magdala gleichartige Erweiterungen des Hinterhauptsloches und bei einem slawischen Skelett aus Espenfeld große Defekte an einem Femur und den Tibiae gefunden, die ebenfalls riefenartige Ränder aufweisen. Es dürfte nun wohl kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich bei diesen Verletzungen tatsäch lich um Fraßspuren von Nagetieren handelt und daß ein künstlicher Eingriff des Menschen nicht in Betracht kommt, wie das GERHARDT bei den von ihm veröffentlichten Schädeln noch vermutete. Die Zähne weisen im Verhältnis zum Verknöcherungsgrad der Schädeldach-