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II. Anthropologische Bearbeitung Beitrag zur Anthropologie der Slawen* Von Herbert Bach und Adelheid Bach Der anthropologischen Untersuchung des spätslawischen Gräberfeldes von Altlommatzsch liegen die Skelettreste von insgesamt 52 Individuen zugrunde. Außerdem wurden die anläßlich älterer Grabungen geborgenen — aber etwa zeitgleichen und aus dem gleichen Raume stammenden — Skelettreste von Sobrigau, Kr. Freital (1 Individuum), Gauernitz, Kr. Meißen (5 Individuen), und Nerchau, Kr. Grimma (2 Individuen), in die Untersuchung einbezogen. Der relativ schlechte Erhaltungszustand des Materials erlaubt jedoch nur bei wenigen Individuen eine ausführliche metrische und morphologische Analyse, so daß es leider nicht möglich ist, eine begründete Aussage über die anthro pologische Situation der Gesamtpopulation von Altlommatzsch zu machen. Aus dem gleichen Grund erscheint es nicht sehr sinnvoll, umfangreichere Ver gleiche mit anderen Slawenserien anzustellen. Dennoch hielten wir die Vorlage des Materials für angebracht, zumal zu hoffen ist, daß in Zukunft weitere Ske lette aus der spätslawischen Zeit im sächsischen Raume geborgen werden, und unsere anthropologischen Kenntnisse von der damaligen Bevölkerung dann eine tragfähigere Grundlage erhalten. 1 ) Im einzelnen wurden folgende Skelettreste anthropologisch untersucht: Skelett 1: vermutlich weiblich; adult. Wenige kleine Bruchstücke vom Schädel (verwittert) und grazile Femora- fragmente. Zahnbefund: 12 isolierte Zähne, davon zwei kariös, Abkauungsgrad 2—3. Skelett 2: männlich; spätmatur. Sehr defekte, relativ dünnwandige, stark korrodierte Calva. Die Obliteration der Schädeldachnähte ist weit fortgeschritten. Die sehr kräftigen Knochen des postkranialen Skeletts sind sehr schlecht erhalten. * Herrn Professor Dr. Gotthard Neumann zum 65. Geburtstag gewidmet. ') Auch stellt bisher die anthropologische Bearbeitung des Gräberfeldes von Liebon-Zscharnitz, Kr. Bautzen, noch aus (OBERHOFER 1957).