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Form wurde bei der Reproduktion in den Werkstätten Böhmens und Südwest deutschlands schwer und plump und geriet bald wieder in Vergessenheit. Die bodenständige Keramik, die zum Formengut des Elbgebietes gehörte, wurde nun auf neue Art angefertigt. Sorgfältig wurde zu ihrer Herstellung der Ton geschlämmt und vorgerichtet, die Tonscherbe dünn ausgearbeitet und die Ober fläche geglättet. In Böhmen, das an der Grenze des Attilareiches lag und in engem Kontakt mit den Gebieten und Nachbargebieten der ehemaligen Westprovinzen stand, häufte sich neuer Reichtum an. Mit dem Besitz wuchsen die Ansprüche der Bevölkerung. Uns sind aus dieser Zeit Schmuck aus Edelmetall und Geschmeide bekannt geworden, die mit Edelsteinen oder buntfarbigem Glas inkrustiert sind. In den Grabinventaren erscheint Glasgeschirr so zahlreich und häufig wie nie zuvor. Die aus freier Hand geformte Keramik wurde sorgfältig hergestellt und bearbeitet und spricht für eine hohe Kultur des Töpferhandwerks. Den Nachklang dieser Entwicklung können wir sogar im Norden Europas verfolgen, wie H. Dörges zeigte 122 ). Ähnliche Verhältnisse finden wir in Mähren und in der Slowakei vor. Selbst verständlich konnte sich hier die Keramik (Abb. 16), die aus elbgermanischen Wurzeln emporwuchs oder aus den Westprovinzen stammte, gegen den donau ländischen Einfluß nicht behaupten. Hier gab man begreiflicherweise der schwarzen Keramik mit eingeglätteten Mustern den Vorzug, die in den pan- nonischen Werkstätten hergestellt wurde. Wir begegnen diesem Tongeschirr auch im Westen, denn es verbreitete sich auch donauaufwärts. Einige Fibel formen und der eigenartige Tonkrug aus Edingen bei Mannheim gehören eben falls zu dieser Strömung. Solche Erscheinungen lassen sich wohl mit dem Bestreben, aus dem von Hunnen besetzten Gebiet zu entweichen, erklären. In einer Privatsammlung wurde zusammen mit dem Kruge, der durch seine Form und Verzierung deutlich an die donauländischen Krüge anknüpft, eine Schale aufbewahrt, an der man einen Ansatz zu einem ausgezackten Kragen beobachten kann 123 ). 122) H. Dörges, a. a. 0., S. 185 f. 123) Das zeigt z. B. das schwarze Gefäß mit ausgezacktem Kragen unter dem steilen, schwach ausladen den Zylinderhals. Es wurde aus einem leider schon zerstörten Grabe gehoben, das Gräberfeld, zu dem das Grab gehört, lieferte jedoch durch das reiche Grab XXXII schon zahlreiche Belege für das Verharren bei altüberlieferten Traditionen in spätrömerzeitlichen Werkstätten. B. S v o b o d a, perky z XXXVII. hrobu ve Smoline (Die Schmuckstücke aus dem XXXII Grab in Smolin) in: Pamätky archeologick XXXXVIII, 1957, S. 46 ff., 487, Abb. 16. Allem Anschein nach bringt das Fundmaterial der neuen Grabungen in der Ostslowakei (V. Budinsky-Kricka) Belege, daß der Einfluß der Vinaricer Stufe sich noch in diesem Gebiete bemerkbar macht: Archeologie ve sbirce Krajsk6ho muzeum a pamiatky mesta Presova 1958, S. 52, wo auch Hinweise auf die anderen Funde vorliegen. Zu diesen Denkmälern, die unter dem Einfluß westlicher Zivilisation entstanden, gehört offenbar auch ein schwarzes Miniaturgefäß mit einer waagerechten Rille über dem Um bruch und doppelkonischem Körperbau, das zusammen mit Scherben eines gläsernen Rüsselbechers