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wenigen hier gefundenen Kleinigkeiten, die wir schon erwähnten, dürften als Geschenk oder Beute ins Land gekommen sein oder wurden als eine modische Sitte eingeführt. Wir brachten in Kürze und manchmal nur in Andeutungen die Hauptmerk male und Gegebenheiten, die für Böhmen und seine Nachbargebiete in der Zeitspanne von der späten römischen Kaiserzeit bis zum Ende des 5. Jahr hunderts kennzeichnend und bedeutsam sind. Nach J. Werner entwickelte sich der östliche Formenkreis der merowingischen Kultur nach der besprochenen Periode zu voller Blüte. Wie wir beobachten konnten, kam es während der ganzen Zeit zu keiner bedeutenderen Verschiebung der Bevölkerung: es wan derten weder irgendwelche größeren Völkergruppen ab, noch wanderten andere zu. Der Grabbrauch änderte sich zumindest im mittleren und nördlichen Teil des Landes: den Brandritus löste die Körperbestattung ab. Wie wir schon erwähnten, behielten die Beigaben bei beiden Bestattungsformen denselben Charakter. Das spricht in Böhmen und Sachsen nur für eine Wandlung der religiösen Vorstellungen der Bevölkerung, eventuell für eine Differenzierung der Gesellschaft, deutet aber nicht auf die Existenz eines neuen Volksstammes in diesem Raume hin. Vom alten Grabbrauch ließen gerade jene Schichten ab, die auch alle übrigen Neuigkeiten bereitwillig akzeptierten, die sich bemühten, ihren Lebenskreis durch neue Keramik, Geräte und Schmuckformen prunkvoll zu gestalten. In jener Zeit hörte der Bestattungsbrauch auf, das Kennzeichen einer ethnischen Gruppe zu sein und wurde zum Merkmal einer bestimmten Gesellschaftsschicht, die, soweit es ihr Besitz erlaubte, die Grabausstattung pompös und reich haben wollte. Ein Ted der Bevölkerung lehnte jedoch die Änderung des althergebrachten Grabritus ab, wie uns das ausgedehnte Brand gräberfeld in Prest v ovice zeigt 113 ). In Böhmen handelt es sich demnach lediglich um kulturelle Wandlungen, um die Beeinflussung durch die Zivilisationen aus näherer oder weiterer Nachbar schaft. Diesen gelang es zwar, auf die heimischen Traditionen einzuwirken und sie umzugestalten, nicht aber, sie im wesentlichen zu verändern. Das sahen wir schon bei der Schale von Praha-Bubenec. Auch die Töpfe von Praha- Michle und die Schalen von Praha-Bubenec zeigen das deutlich 114 ). Die histo rische Situation — das Entstehen reicher Herrenhöfe entlang der Grenzen des verfallenden Imperiums in der zweiten Hälfte des 3 .Jahrhunderts — spiegelt sich auch im Fundgut Böhmens wider. Nach den bisher bekannten Funden jedoch kam der Reichtum der Großen in Böhmen dem der Herrensippen in Mitteldeutschland, in Schlesien und in der Slowakei nach Aussage der Grab- 113) B. Svoboda, K problmm potk vinaickho stupn, in: Referäty Liblice za r. 1958 I 1959, S. 104. nl ) J. L. Pic, Starozitnosti zem esk 111 1, S. 59, Taf. IV,21. B. Svoboda, Imperium, S. 222, Taf. XXIV,2.