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Muster verschwinden ebenso wie die Stütze für den Finger am Halse 106 ). Auf dem gleichen Wege, über Mähren, kamen auch andere Keramiksorten aus dem Donaugebiet nach Böhmen und Mitteldeutschland: schön gearbeitete schwarze Drehschalen mit eingeglätteten Ornamenten 107 ). In Böhmen blieb diese er lesene schwarze Ware freilich nur eine große Ausnahme. Trotz des großen Inter esses, welches diese Keramik hervorrief, gelang es den Forschern bisher nicht, alle Probleme, die mit ihrer Entstehung und Zweckbestimmung verbunden sind, zu lösen. Man stellte fest, daß diese Tonware in den römischen Nieder lassungen und Kastellen während der letzten Phase der Römerherrschaft in Danubien hergestellt wurde und daß sie nicht als hunnisch, sondern als hunnen zeitlich anzusprechen ist. Kein Forscher aber wagte es bisher, ihre ethnische Zugehörigkeit zu bestimmen und sie einem der Völker zuzusprechen, die da mals Pannonien vorübergehend in Besitz nahmen 108 ). Dank der Formenana lyse J. Werners können wir heute ziemlich genau unterscheiden, was zum Kulturgut der Hunnen und was zu dem der reiternomadischen Elemente ge hört, die gemeinsam mit den Hunnen Pannonien besetzten 109 ). Die Ausstrah lungen der Nomadenkultur werden noch in Mähren faßbar 110 111 ) (z. B. kleine Ohrringe mit zugespitztem Ende, Spiegel und Spiegelscherben, Bestandteile komplizierter Bögen, Metallbeschläge von Nagaikas u. a. m.). Solche Gegen stände wurden bisher in Böhmen nicht gefunden, hierher gelangten nur etliche hunnische Gepflogenheiten, so die „Schwertanhänger“, die frei von der Schwertscheide herabhingen und als Amulette getragen wurden, und später die Sitte der künstlichen Schädeldeformation. Das reiche Grab von Bza111), dessen Ausstattung sicher nur zum Teil gerettet werden konnte (Abb. 15), kommt an prunkvollen Beigaben den Bestattungen der Großen seiner Zeit nicht gleich und ist viel bescheidener ausgestattet als das Grab von Blucina (Mähren), von Altlußheim in Nordbaden, Wolfsheim in Rheinhessen, Höck- richt in Schlesien und Nagyszeksos in Ungarn 112 ). Reiternomadische Denk mäler, die mit der hunnischen Herrschaft in Pannonien in Verbindung gebracht werden können, sind uns aus Böhmen eigentlich nicht bekannt geworden. Die 106) Vgl. auch B. Svoboda, in: Sbornik NM I, 1938—39 A, S. 174 f., Taf. X. Der Krug aus Edingen bei Mannheim dürfte auch so eine Nachahmung sein. Siehe Anm. 78 (S. 9, Abb. 9,6). 107) Das deutet der neue Fund aus Oberwerschen, Kr. Hohenmölsen, an. Für diese Auskunft bin ich meinem lieben Freunde B. Schmidt zu Dank verpflichtet. 108) Nach A. Alföl di auch K. Sz. Pczy in: Intercisa II (Dunapentele). Geschichte der Stadt in der Römerzeit (Archaeologia Hungarica XXXVI), Budapest 1957, S. 97 f. und S. 80. ,0 °) J. Werner, Beiträge zur Archäologie des Attila-Reiches, München 1956, S. 90 f., 15 f., 32 f., 82. ,l °) Blucina: K. Tihelka, Knlzeci hrob z doby sthovn nrod u Bluciny, okr. Brno-venkov (Das Fürstengrab aus der Völkerwanderungszeit bei Blucina, Bez. Brno-Land), in: Pamätky archeolo- gick LIV, 1963, S. 467-198. 111) .1. L. P, Staroitnosti zem esk III 1, Abb. 25. 112) J. Werner, Beitrüge zur Archäologie des Attila-Reiches, S. 31 und 33 ff. Zu diesen Gräbern ebd. S. 82 ff.