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bekannt ist, existiert in Böhmen kein bedeutenderer Beleg, daß in der späten römischen Kaiserzeit oder vorher irgendwelche Handelsbeziehungen zu den Provinzen bestanden oder kriegerische Unternehmungen die Einwohnerschaft in diese Gebiete verschlug. Es wurden auch keine antiken Denkmäler gefun den, wie sie aus dem nördlichen Nachbargebiet, dem heutigen Sachsen, vor liegen. Bei den Münzfunden stellte Zdenka Nemeskalovä-Jiroudkovä fest, daß es sich um kleine Kollektionen von geringem Geldwert handelte 30 ). Die bisher ergrabenen Funde in Böhmen belegen eine starke und lebendige heimische Tradition. Neben der Art der Beigaben, Keramiktypen und Fibelformen beweist die Kraft der Zivilisation im Elbgebiet das Festhalten am Brandritus, wenn auch einige Geschirrarten und Beigaben, die neben den unverbrannten Knochen in die Urnen gelegt wurden, den Einfluß der Grabinventare der mitteldeutschen Körpergräber nicht verleugnen können 31 ). Die merkliche Beeinflussung durch den bodenständigen Lebenskreis können wir auch an der Einfuhrware feststcllen, die gerade damals aus Mitteldeutschland nach Böh men gelangte. Hier wurde sie dem einheimischen Geschmack entsprechend umgearbeitet und unter Umständen mit einheimischen Mitteln verziert. Wir können das häufige Benützen von vergoldetem Preßblech beobachten, das an beiden Bügelenden mit Hilfe von Drahtrauten befestigt wurde. Das Anpassen an den hiesigen Geschmack können wir bei den beliebten Faltenbechern gut verfolgen. Die Falten bzw. Dellen verlieren nun ihre Gestalt, die stets harmo nisch den Proportionen des Gefäßes entsprach, und werden zu engen Furchen bzw. Kehlen oder sie verbreitern sich im Gegenteil so, daß sie zu beinahe recht- eckigen Feldern werden. Solche Abweichungen und Wandlungen konnten wir be reits in Mitteldeutschland feststellen (Weißenfels, Aschersleben) 32 ). In Böhmen finden wir diese Falten, die gewöhnlich oval gestaltet und über den Gefäß körper symmetrisch verteilt waren, als Halsornament verwendet (Abb. 1). Der Umbruch einer interessanten Faltenbechervariation aus Hostka bei Lito- z. B. lieferte Grab 2 tonnenförmige und halbkugelige Fußgefäße, die durch Armbrustfibeln vom Typus Matthes, Gruppe VI 2, Serie 2,5, datiert werden. Einer dieser Töpfe ist mit einer Schicht Tonschlamm überzogen und zeigt gerauhte Streifen mit strich- oder bogenförmiger Verzierung. Ein Gegenstück zu diesem Gefäß linden wir im Grab 12 von Haßleben (W. Schulz, Haßleben, S. 16, 39: Taf. 15,11). Aus demselben Grab stammt ein schwarzer, nur 105 mm hoher Fußhecher (16,Taf. 14,10), der durch zwei schräggerillte Wülste an der Schulterpartie des scharfgegliederten doppelkonischen Körpers an den Becher aus dem Grab von Üherce erinnert. Vgl. Anm. 6. B. Svoboda, Kprobl- müm potku vinaickho stupn (Zu den Problemen der Anfänge der Vinaricer Gruppe) in: Refe- räty o pracovnich vysledcich cs. archcologü za rok 1958 I, Liblice 1959, S. 108. 30) Zd..1 iroudkova-Nemeskalovä, K soucasnym ükolüm numismatiky doby fimske (Zu den gegen wärtigen Aufgaben der Numismatik der römischen Kaiserzeit), in: Pamätky archeologick6 LII, 1961 (Festschrift .1. Böhm 2), S. 436 ff. 31 ) Vgl. z. B. die Miniaturwaffenkollektion aus dem Brandgrab in Litomefice, wo man auch eine Fuß- schale mit gewölbter Wandung u. a. m. fand. Siehe Anm. 27. 32) Weißenfels: W. Schulz, Haßleben, S. 39, mit Hinweisen auf ältere Literatur, Taf. 24,3,4. Aschers leben: W. Schulz, Haßleben, Taf. 24,8. Zu den Beispielen aus Böhmen vgl. B. Svoboda, echy v dobe sthovn narodu, S. 76, Abb. 17,3.